Grenzen testen, dabei selber traurig

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Grenzen testen, dabei selber traurig

Beitragvon schwammkopf » 21.03.2010, 09:53

Liebe Kathrin
Leider benötige ich wieder mal Deinen Rat.
Mein Sohn, Einzelkind 4.5 Jahre alt, kommt dieses Jahr in den Kindergarten. Das schreibe ich mal, weil ich denke, dass es ihm gut tun wird und es an der Zeit wird, dass er nicht nur von zu Hause "erzogen" wird. Denn das was seine Eltern sagen, ist langsam langweilig und findet kein Gehör.
Im Moment sind es bei uns ganz viele Sachen ich hoffe ich kann alles widergeben ohne, dass es zu wirr geschrieben ist. Sonst Frage bitte nach.

Bis vor ein paar Monaten, fragte mein Sohn immer als erstes seit klein auf, Mami was machen wir heute, ich möchte raus ich brauche frische Luft. Nun ist das umgekehrte eingetreten, ich bringe ihn fast nicht mehr aus dem Haus. Manchmal möchte er lieber zu Hause bleiben und ich schnell alleine in den Laden was einkaufen. Das mache ich ungern. Auch auf den Spielplatz oder in den Wald möchte er nicht, er möcht lieber zu Hause sein. Zudem sitzt er zu Hause oft rum, ist müde und hört Kassetten und es langweilt ihn.

Er war schon immer jemand, der seine Spielsachen austestete was sie aushalten und vieles ist kaputt. Ihm ist das auch egal, wenn er es wegschmeisen muss. Nun macht er das aber unterdessen auch überall. Wir gehen in einen Laden, dann schiebt er die Stange so lange bis sie fast bricht. Drückt die Früchte bis sie platzen. Ich kann sagen höre auf, Du musst jetzt dann vor dem Laden warten, auch wenn ich es umsetze macht er es das nächste Mal wieder.
Er hat auch die Wohnungstüre mit einem Stein kaputt getrümmert.
Wenn mein Mann nach Hause kommt, dann geht er auf ihn los und schlägt ihn. Mein Mann findet dies nicht schlimm, er empfindet es so, dass unser Sohn mit ihm kämpfen möchte, ich sehe aber, dass er ihn austestet und wartet bis mein Mann sagt, das mache ihm weh, aber er macht dann unbeirrt weiter. Am Schluss ist es meist so, mein Sohn muss in sein Zimmer und heult, einfach weil er nicht hört.

Gestern war ich mit meinem Sohn auf dem Spielplatz, da kam mein Mann auch noch, ich ging kurz weg und als ich wieder kam hiess es wir gehen wieder nach Hause, der Kleine habe eine Scherbe vom Boden genommen und meinen Mann im Gesicht versucht damit zu verletzen.

Zuvor war ich auch auf dem Spielplatz, da wollte er zuerst wieder einmal nicht spielen und nur auf der Bank sitzen, da sagte ich komm geh doch bitte, da trottete er mal los und fing an andere Kinder zu plagen.

Mein Mann und ich könnnen fast kein Wort miteinander reden, wenn unser Sohn auf ist, er redet immer rein oder erkämpft sich auf jede Weise die Aufmerksamkeit.

Er hat auch wieder angefangen in ein Raum zu treten und das Licht anzulöschen. Er hat eine richtige Zerstörungswut in seinem Bauch. Ich komme nicht an ihn ran, er ist völlig verschlossen. Er kommt mir manchmal vor wie ein pubertierender Teenager und zwischendurch eher wie ein 2 Jahre alter Junge.

Andererseit, gibt es aber auch immer wieder schöne Momente mit ihm er ist hilfsbereit, wissbegierig und plaudert und erzählt richtig fröhlich. Und dann wechelt dies urplötzlich und er weiss alles besser und ist auf konfrontation.

Jeden Tag sage ich mir, bleibe ruhig, wenn er so provoziert. Dann geht es wieder ein paar Tage, aber dann schreie ich ihn doch wieder an. Es macht mir so angst, diese Aggression. Manchmal fühle ich mich sehr unwohl mit ihm wohin zu gehen, da ich angst habe, er macht was kaputt und langsam geht es um Sachen die uns teuer zu stehen kommen könnten.

Ich bin ein sehr konsequentes Mami, aber im Moment dünkt es mich, ob ich konsequent bin nützt es nichts. Den umgekehrten Weg habe ich auch schon probiert und erreiche das Gleiche. Wenn ich was sage macht er einfach unbeirrt weiter.
schwammkopf
 
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Re: Grenzen testen, dabei selber traurig

Beitragvon Kathrin Buholzer » 24.03.2010, 00:31

Liebe Kathrin
Leider benötige ich wieder mal Deinen Rat.
Mein Sohn, Einzelkind 4.5 Jahre alt, kommt dieses Jahr in den Kindergarten. Das schreibe ich mal, weil ich denke, dass es ihm gut tun wird und es an der Zeit wird, dass er nicht nur von zu Hause "erzogen" wird. Denn das was seine Eltern sagen, ist langsam langweilig und findet kein Gehör.
Im Moment sind es bei uns ganz viele Sachen ich hoffe ich kann alles widergeben ohne, dass es zu wirr geschrieben ist. Sonst Frage bitte nach.

Bis vor ein paar Monaten, fragte mein Sohn immer als erstes seit klein auf, Mami was machen wir heute, ich möchte raus ich brauche frische Luft. Nun ist das umgekehrte eingetreten, ich bringe ihn fast nicht mehr aus dem Haus. Manchmal möchte er lieber zu Hause bleiben und ich schnell alleine in den Laden was einkaufen. Das mache ich ungern. Auch auf den Spielplatz oder in den Wald möchte er nicht, er möcht lieber zu Hause sein. Zudem sitzt er zu Hause oft rum, ist müde und hört Kassetten und es langweilt ihn.

Ich denke, da musst du dir nicht zu viel Sorgen machen. Das kommt immer wieder vor, dass Kinder, manchmal aktiver sind und manchmal lieber zu Hause bleiben. Wenn jetzt dann die Sonne kommt, der Frühling wird sich das sicherlich auch wieder ändern. Ich würde ihn da nicht allzu sehr unter Druck setzen. Wenn ihr ein Programm habt, also irgendwo hingehen müsst, dann sag es ihm immer früh genug. Für Kinder ist es wichtig, dass sie immer genau wissen, was jetzt dann passiert. Plane immer gut voraus. Du kannst es dir vorstellen wie "laut denken". Sag ihm immer, was als nächstes passiert.
Du kannst ihm ja auch gut spannende Beschäftigungen anbieten für zu Hause. Schau mal hier:

http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... spass.html

Du kannst ihn ja auch mal fragen, was man denn draussen alles machen könnte. Sammelt Ideen und schaut, welche ihr vielleicht mal ausprobieren könntet.


Er war schon immer jemand, der seine Spielsachen austestete was sie aushalten und vieles ist kaputt. Ihm ist das auch egal, wenn er es wegschmeisen muss.

Versuch ihm immer wieder mal Spielmöglichkeiten anzubieten, die nix mit "Spielsachen" zu tun haben. Habe mal ein Video dazu gemacht, schau mal hier:
http://www.youtube.com/watch?v=jETQWq7ZgSQ


Nun macht er das aber unterdessen auch überall. Wir gehen in einen Laden, dann schiebt er die Stange so lange bis sie fast bricht. Drückt die Früchte bis sie platzen. Ich kann sagen höre auf, Du musst jetzt dann vor dem Laden warten, auch wenn ich es umsetze macht er es das nächste Mal wieder.

Besprich das immer vorher mit ihm. Frag ihn, was wichtig ist. Oft bringt es mehr, wenn die Kinder selber die Antwort geben. Sprecht über Regeln, damit er weiss, was du von ihm erwartest. Bevor ihr dann in den Laden reingeht, wiederholt die Regeln noch einmal. Du kannst mit ihm auch eine kleine Belohnung abmachen, wenn er sich an die Regeln hält.

Er hat auch die Wohnungstüre mit einem Stein kaputt getrümmert.
Wenn mein Mann nach Hause kommt, dann geht er auf ihn los und schlägt ihn. Mein Mann findet dies nicht schlimm, er empfindet es so, dass unser Sohn mit ihm kämpfen möchte, ich sehe aber, dass er ihn austestet und wartet bis mein Mann sagt, das mache ihm weh, aber er macht dann unbeirrt weiter. Am Schluss ist es meist so, mein Sohn muss in sein Zimmer und heult, einfach weil er nicht hört.

Vielleicht könnt ihr auch hier, Abmachungen treffen. Wann und zu welcher Zeit ist kämpfen mit dem Papa ok. Einigt euch z.B, dass er zuerst nach Hause kommt, seine Schuhe und Jacken auszieht und er ihn begrüsst. Besprecht auch, wo er kämpfen darf und vielleicht auch eine "Anfangsschlachtruf" und ein Kommando, wenn jemand nicht mehr kämpfen möchte. Lobt und ermutigt ihn, wenn er sich daran hält.
Wenn er gerne kämpft und tobt, könnt ihr euch ja mal überlegen, ob es eine entsprechende Freizeitbeschäftigung für ihn gibt. Pfadi kann ich dir sehr empfehlen. Das hat unserer Tochter sehr, sehr gut getan und tut ihr immer noch gut. Evt. wäre auch Judo was für ihn.


Gestern war ich mit meinem Sohn auf dem Spielplatz, da kam mein Mann auch noch, ich ging kurz weg und als ich wieder kam hiess es wir gehen wieder nach Hause, der Kleine habe eine Scherbe vom Boden genommen und meinen Mann im Gesicht versucht damit zu verletzen.

Das kann ich mir jetzt grad nicht so vorstellen. Dein Sohn ist ja wahrscheinlich so einen Meter gross, dein Mann 1.75. Wie kann er ihn da am Gesicht verletzen?
Achte dich einmal, warum er so etwas tut? Ich denke nicht, dass er ihn damit wirklich verletzen will. Ist er auf der Suchen nach Aufmerksamkeit? Hat er das Kämpfen, einfach als Spiel für sich entdeckt? Ist ihm Langweilig?
Wenn er so was tut, dann ist es ok, wenn du eine Konsequenz einsetzt. Wenn ihr aber grad den Spielplatz verlässt, dann hat er gar keine Chance mehr, das "richtige "Verhalten zu üben. Wenn er so etwas tut, sagt ihm, dass er damit aufhören soll und was passieren kann. Ihr könnt euch ja auch darüber unterhalten, woher die Scherbe kommt. Wer die wohl auf den Boden geschmissen hat, was da alles passieren könnte, wo man die Scherbe hinlegen könnte damit niemandem etwas passiert.
Ich würde nicht einfach nach Hause gehen, sondern ihm die Scherbe wegnehmen oder den Spielplatz nur einen Moment verlassen und dann wieder zurück gehen und ihn dann nochmals an die Regeln erinnern. Bei log. Konsequenzen ist es wichtig, dass er die Gelegenheit bekommt, das "richtige" Verhalten noch einmal zu üben.


Zuvor war ich auch auf dem Spielplatz, da wollte er zuerst wieder einmal nicht spielen und nur auf der Bank sitzen, da sagte ich komm geh doch bitte, da trottete er mal los und fing an andere Kinder zu plagen.

Pass auf, dass du nicht zu nah an ihm dran bist. Wenn es ihm grad wohl ist auf der Bank zu sitzen, dann lass ihn. Es ja auch ok, wenn er grad keine Lust zum Spielen hat. Vielleicht kannst du ihm eine kleine Anregung geben. Vielleicht ist er ja ein Pirat, der auf Schatzsuche geht. Vielleicht sucht ihr zusammen schöne Steine. Vielleicht könnt ihr Zutaten wie Zweige, Blätter suchen, um dann eine Suppe zu kochen... usw. Reg ihn zum Spielen an, gib ihm ein paar Ideen, Anregungen, damit sich daraus dann ein Spiel entwickeln kann. Auch wenn er dann halt alleine spielt.

Mein Mann und ich könnnen fast kein Wort miteinander reden, wenn unser Sohn auf ist, er redet immer rein oder erkämpft sich auf jede Weise die Aufmerksamkeit.

Besprecht auch hier mal zusammen Regeln. Was braucht es, damit sich alle wohl fühlen? Manchmal hat es auch damit zu tun, dass man den Kinder zu lange immer die volle Aufmerksamkeit zugestanden hat. Sie haben gelernt, dass man immer grad auf sie eingeht. Das passiert bei Einzelkindern oft, das passiert nicht einfach so von heute auf morgen, sondern schleichend. Wichtig ist, das ihr hier ganz klar kommuniziert, Regeln aufstellt und dann auch log. Konsequenzen einsetzt. Entweder ignoriert ihr ihn dann einfach oder er muss dann einen Moment eine kurze Auszeit machen.
Wichtig ist es, dass er Gesprächsregeln lernt, also dass ihr ihm das auch immer wieder erklärt, vorlebt und ihn dann auch lobt, wenn es klappt.


Er hat auch wieder angefangen in ein Raum zu treten und das Licht anzulöschen. Er hat eine richtige Zerstörungswut in seinem Bauch. Ich komme nicht an ihn ran, er ist völlig verschlossen. Er kommt mir manchmal vor wie ein pubertierender Teenager und zwischendurch eher wie ein 2 Jahre alter Junge.

Achte dich auch hier einmal, in welchen Situationen das passiert. Ist er vielleicht zu Hause unterfordert? Ist ihm Langweilig? Hat er sonst irgendwelche Sorgen? Hat er Hunger? Unsere ältere Tochter hatte das früher ganz extrem. Wenn ihr Blutzuckerspiegel gesunken ist, wurde sie zu einer richtigen Furie und war nicht wieder zu erkennen. Sie stand völlig neben sich und fand selber nicht mehr aus dieser Situation raus. Ich kenne jetzt mittlerweile die Anzeichen und kann frühzeitig darauf reagieren und ihr etwas zu Essen (Traubenzucker und Co.) geben.

Andererseit, gibt es aber auch immer wieder schöne Momente mit ihm er ist hilfsbereit, wissbegierig und plaudert und erzählt richtig fröhlich. Und dann wechelt dies urplötzlich und er weiss alles besser und ist auf konfrontation.
Versuch den Fokus aufs Positive zu richten. Lobe und ermutige ihn, wenn etwas gut gelaufen ist und sag ihm genau, WAS dir gefallen hat.

Jeden Tag sage ich mir, bleibe ruhig, wenn er so provoziert. Dann geht es wieder ein paar Tage, aber dann schreie ich ihn doch wieder an. Es macht mir so angst, diese Aggression. Manchmal fühle ich mich sehr unwohl mit ihm wohin zu gehen, da ich angst habe, er macht was kaputt und langsam geht es um Sachen die uns teuer zu stehen kommen könnten.

Ich bin ein sehr konsequentes Mami, aber im Moment dünkt es mich, ob ich konsequent bin nützt es nichts. Den umgekehrten Weg habe ich auch schon probiert und erreiche das Gleiche. Wenn ich was sage macht er einfach unbeirrt weiter.
Hier noch die Links zu den Videos zum Thema: Erziehungfallen. Wenn du sie noch nicht gesehen hast, schau sie dir doch mal in Ruhe an:
Teil 1:
http://www.youtube.com/watch?v=OtVDllE2Q3k

Teil 2:
http://www.youtube.com/watch?v=oSgl_lCJ7TI

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, mit mehr Fragen, Beispielen oder Feedback, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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