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frecher 5-Jähriger

BeitragVerfasst: 25.04.2008, 22:35
von anbothe
Meine Freundin teilte mir mit, dass mein Sohn (5 1/2) ihren Mann beschimpft habe und ihm die Zunge rausgestreckt habe. Leider hat sie mir das erst eine Woche später gesagt. Sie möchte jetzt nicht mehr, dass mein Sohn sich mit ihrem Sohn trifft oder zu ihnen nach Hause kommt.
Mein Sohn ist sehr lebhaft und hat auch schonmal Phasen, in denen er so aufdreht, dass er nur mit sehr deutlichem Eingreifen wieder ruhiger wird.
Ich fürchte jetzt, dass er sich anderen Erwachsenen und Kindern gegenüber öfter so verhält und das möchte ich natürlich auf keinen Fall. Uns Eltern beschimpft er aber nicht, in manchen Situationen (wenn er so aufgedreht ist) lacht er uns schonmal aus, wenn wir ihn ermahnen.
Ist so ein Verhalten "normal", also vielleicht entwicklungstypisch und wie kann ich die Situation retten und für die Zukunft "vorsorgen"?

BeitragVerfasst: 25.04.2008, 23:55
von Kathrin Buholzer
Hallo Anbothe! Herzlich willkommen hier im Forum, schön, dass du hier dabei bist.

Meine Freundin teilte mir mit, dass mein Sohn (5 1/2) ihren Mann beschimpft habe und ihm die Zunge rausgestreckt habe. Leider hat sie mir das erst eine Woche später gesagt. Sie möchte jetzt nicht mehr, dass mein Sohn sich mit ihrem Sohn trifft oder zu ihnen nach Hause kommt.

ich muss da doch noch etwas nachfragen. Also dein Sohn hat dem Mann deiner Freundin die Zunge rausgestreckt und deshalb möchte sie, dass dein Sohn nicht mehr mit ihrem Sohn spielt? Das versteh ich jetzt nicht ganz! Jedes Kind ist mal wütend, sauer oder findets einfach nur lustig die Zunge rauszustrecken. Da muss wohl noch etwas anderes vorgefallen sein.
Klar, ist es nicht in Ordnung, wenn er dem Mann deiner Freundin die Zunge rausstreckt, aber grad ein Grund die Freundschaft zu künden, ist es auch nicht. Man müsst da wohl schon noch etwas genauer hinschauen. Was läuft ab, wenn er dort ist? Fühlt er sich dort wohl? Fühlt er sich vielleicht missverstanden?Zunge rausstrecken kann versch. Gründe haben:
- einfach so, zum provozieren, zum Schauen, was der Andere tut.

- es kann sein "Ausdruck" sein zu sagen: Hey, ich bin mit etwas nicht einverstanden

- er will damit Aufmerksamkeit erreichen

Wenn das Mal passiert, würde ich das einfach ignorieren. Je mehr man dazu sagt, darauf "rumreitet" umso interessanter wird es für ihn. Besprechen würde ich das nur, wenn es wirklich dauernd passiert oder wenn er dazu noch Schimpfwörter braucht, oder einen Wutanfall hat.

Wichtig ist auch, dass du genau hin hörst. Sprich mal mit ihm, hör ihm zu, nicht gleich Vorwürfe machen und predigen.

Frag doch auch deine Freundin, was genau sie denn gestört hat und was sie von deinem Sohn erwartet. Was hat sie denn so wütend gemacht?

Wenn du weisst, dass es auswärts immer wieder vorkommt, dann kannst du versuchen gut vorauszuplanen und ihm vorher zu sagen, WAS genau du von ihm erwartest.

Dieses Vorausplanen könnte so aussehen:

1. Gute Vorbereitung
Sag ihm genau wo ihr hingeht, was passiert, wie lange usw. Mach mit ihm zusammen eine Einkaufsliste. Schaut was ihr alles braucht und schreibt es auf einen Zettel. Er darf ja vielleicht auch einen machen, er kann auch einen zeichnen. Sag ihm, dass ihr nur das kauft was auf dem Zettel steht.

2. Regeln festlegen
Besprich mit ihm die Regeln. Sag ihm was du genau von ihm erwartest. Positiv formulieren "Ich möchte, dass du dich bei Thomas und Claudia anständig aufführst. Du darfst hier schon aufzählen, was er nicht tun darf. Aber versuch ihm immer auch zu sagen, WAS du von ihm erwartest. Du kannst ihm auch sagen, wovor du Angst hast, oder was dich selber stört. "Wenn du dem Thomas die Zunge rausstreckst, dann habe ich Angst, dass sie dich/uns plötzlich nicht mehr zu sich einladen. Oder: dass sie dich plötzlich nicht mehr mögen.

3. Belohnungen abmachen
Besprecht zusammen, was passiert, wenn er sich gut an die Abmachungen hält. z.B zusammen etwas trinken gehen, auf den Spielplatz, ein Dessert nach dem Mittagessen, ein Büechli schauen usw.

4. Konsequenzen einsetzen
Wenn es nicht klappt, sei bereit logische Konsequenzen einzusetzen. Also z.B keine Belohnung oder das kleine Einkaufswägeli zurück bringen, einen Moment in den Wagen sitzen, einen Moment mit ihm rausgehen und auf die Treppe sitzen. Sag ihm dann immer warum du es tust. "Du bist jetzt grad davon gelaufen, obwohl wir abgemacht haben, dass du bei mir bleibst, deshalb gehen wir jetzt kurz raus, oder deshalb gehen wir nach dem einkaufen nicht mehr auf den Spielplatz.

5. Nachbesprechen
Sag ihm was gut war, lobe ihn dafür und sage ihm auch , was er evt. das nächste Mal noch besser machen könnte.


Mein Sohn ist sehr lebhaft und hat auch schonmal Phasen, in denen er so aufdreht, dass er nur mit sehr deutlichem Eingreifen wieder ruhiger wird.
Ich fürchte jetzt, dass er sich anderen Erwachsenen und Kindern gegenüber öfter so verhält und das möchte ich natürlich auf keinen Fall. Uns Eltern beschimpft er aber nicht, in manchen Situationen (wenn er so aufgedreht ist) lacht er uns schonmal aus, wenn wir ihn ermahnen.
Ist so ein Verhalten "normal", also vielleicht entwicklungstypisch und wie kann ich die Situation retten und für die Zukunft "vorsorgen"?

Das Kinder sich nicht immer so verhalten, wie wir das gerne hätten ist ganz normal. Wichtig ist einfach, wie wir damit umgehen und auch wie wir selber mit unseren Kindern kommunizieren.

WIE du die Anweisungen gibst ist wichtig. Ich kann dir hier ein paar Tipps dazu geben:

Wichtig ist auch, dass du nicht alles x-mal sagst.
Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann probier mal diesen Schritten zu folgen:
Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen
sprich ihn mit Namen an und sag ihm genau was er tun soll: „bitte häb dini Füess abe, gang bitte ga Zähnputze, due bitte normal rede, …“ (auch hier, immer sagen, was er tun soll, was du von ihm möchtest).
Achtung: KEINE Frageform. "Würdest du jetzt bitte aufhören? Kommst du bitte? Lässt du das jetzt bitte sein?" Du gibst ihm eine ANWEISUNG und keine Frage. Er kann nicht auswählen, ober er es tun will oder nicht.
Versuch nicht zu drohen! Also nicht: "Wenn du jetzt nicht aufhörst, dann..." oder "Ich sage es jetzt nicht nochmal." oder "Ich zähle jetzt auf 3..." Die Kinder lernen so, dass sie erst gehorchen müssen, wenn du laut wirst oder drohst.
Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen. Bleib in der Nähe und beobachte ihn.
Wenn er macht, was du gesagt hast, dann lobe ihn.
Wenn nicht dann gib ihm die Anweisung noch einmal. (Bei Problemverhalten, also wenn er mit etwas aufhören soll, dann gib die Anweisung nur 1 Mal und lasse dann gleich eine Konsequenz folgen).
Wenn er wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Ihn aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihm immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihm immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihm dann wieder.

Ich bräuchte da schon noch ein paar Infos mehr, damit ich dir noch mehr und konkretere Tipps geben kann.
Also melde dich einfach wieder mit Feedback und mehr Beispielen.
liebe Grüsse
Kathrin

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BeitragVerfasst: 27.04.2008, 10:21
von anbothe
Hallo Kathrin,
danke für deine schnelle Rückmeldung. Das hat mir schonmal geholfen, die Situation besser einzuordnen und bei meiner Freundin nochmal nachzufragen.
Ich werde deine Tipps mit dem genauen Besprechen vorher auch ausprobieren, mein Sohn ist da in der Regel auch einsichtig und arbeitet gut mit. Probleme gibt es eben, wenn er in so einer Alberphase ist oder sich vor anderen beweisen will, was auch in dem beschriebenen Fall so war. Da war er bei einer Nachbarin auf einem Kindergeburtstag, auf dem er der jüngste war. Die Kinder haben draußen im Hof gespielt, als der Mann meiner Freundin (der gleichzeitig ja der Vater von Julians Freund ist) vorbeikam.
Ich werde mal rumhören bei anderen Müttern, ob das schonmal vorgekommen ist.
Nochmal danke und liebe Grüße!