Vater und Sohn verstehen sich nicht

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Vater und Sohn verstehen sich nicht

Beitragvon Chaosmom » 10.04.2008, 11:01

Hallo, mein 3 Jähriger Sohn, (Sandwichskind) hat überhaupt keinen Bezug zu seinem Vater. Noch soviel, mein Mann arbeitet sehr viel und ist oft nicht zu Hause. Der ältere Sohn freut sich jedesmal, wenn er nach Hause kommt und der mittlere begrüsst ihn nicht mal. Jeden Donnerstag Morgen, gehe ich mit dem ältesten Schwimmen und mein Mann schaut zu den anderen beiden. Es ist aber jedesmal ein Drama, bevor ich aus dem Haus gehe, und ich hasse es wieder nach Hause zu kommen. Ich finde ein heulendes Kind vor und einen wütenden Vater, mit dem Komentar:" Er hasst mich!" Ich habe schon mal vorgeschlagen, dass nur der Vater mit dem mittleren Kind was unternimmt, aber mein Sohn stellt auf stur und mein Mann will dann auch nicht mehr etwas mit ihm machen. Ich stehe immer dazwischen und weiss nicht wie reagieren. Ich muss mir dann vorwürfe anhören, dass ich ihn verwöhne etc. Was soll ich tun? In solchen Situationen, verwandelt sich mein Mann auch in ein Kind und "trötzlet" umher. Muss ich ihn den auch wie ein Kind behandeln?

Ach ja, ich gehe auch mit dem mittleren Sohn schwimmen, es ist also nicht so, dass er wütend ist, weil er nicht mit mir schwimmen gehen kann.
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 10.04.2008, 15:10

Hallo Chaosmom

das ist ein sehr schwierige Thema das du hier ansprichst. Kannst du dir erklären, woher das kommt? War das von Anfang an so, oder hat sich das so entwickelt?
Wenn die Beziehung zwischen Eltern und Kind mal so schlecht ist, man sich ein einer "Negativspirale" befindet, dann braucht es besonders viel Energie und vorallem positive Aufmerksamkeit, um raus zu kommen.
Wichtig ist, dass dein Mann versucht den Fokus aufs Positive zu richten. Also macht euer Sohn etwas, dass toll ist, dann soll er ihn dafür loben. Also genau sagen, WAS ihm gefallen hat. "Toll, dass du mir grad geholfen hast. "oder "Super, dass du grad gekommen bist, als ich dich gerufen habe." Dein Sohn hasst sicherlich nicht deinen Mann, vielleicht eher sein Verhalten. Dieser "Hass" ist bei Kindern häufig nur ein Ausdruck für irgend etwas. Vielleicht fühlt er sich von seinem Vater zurückgewiesen. Vielleicht ist er eifersüchtig auf den grösseren Bruder. Vielleicht möchte er einfach nur, dass sein Vater mehr auf ihn eingeht, mehr Zeit mit ihm verbringt, ihn ernst nimmt, mehr mit ihm spricht. Vielleicht fühlt er sich auch etwas allein gelassen.

Wie sieht denn das "Nach Hause" kommen aus? Evt. müsste er sich auch ganz speziell dem Mittleren zuwenden. Zu ihm hingehen und ihm sagen, dass er sich gefreut hat nach Hause zu kommen und dass er jetzt Zeit hat für ihn.
Vielleicht freut er sich ja nicht, weil er denkt: "Der Papa freut sich ja eh nicht auf mich, sondern nur auf meinen Bruder."

So wie du schreibst, habt ihr noch ein 3. Kind, oder? Auch das ist für das kleinere Geschwister oft schwierig. Lange war er der Kleine, das Nesthäckchen und jetzt ist da auf einmal noch jemand.

Also, dein Mann soll versuchen den Fokus vermehrt aufs Positive zu richten und dann soll er mal nur in kleinen Schritten versuchen wieder eine Beziehung aufzubauen. Also nicht gleich einen ganzen Tag mit ihm verbringen, sondern vielleicht lieber mit etwas Kleinem beginnen. z.B am Abend ihm die Gutenachtgeschichte erzählen. Am Wochenende zusammen die Zeitung holen, beim kochen helfen, zusammen das Zimmer aufräumen, ein Spiel zusammen machen, mit den Legos spielen, draussen etwas spielen usw. So kann euer Sohn auch wieder Vertrauen fassen und er merkt, dass es Spass machen kann mit dem Papa etwas zu machen. Er soll auch versuchen im Alltag viel "wertvolle" Zeit mit ihm zu verbringen. Also immer, wenn euer Sohn kommt und etwas fragen oder zeigen möchte, dann soll er ihm Aufmerksamkeit schenken. (Da reichen häufig schon ein paar Sekunden bis ein paar Minuten). Im Alltag ist es leider häufig so, dass wir uns oft nicht die Zeit nehmen und die Kinder immer wieder auf später vertrösten. "Ich kann jetzt grad nicht, ich muss noch schnell..." "Ich komme dann später, ich muss jetzt zuerst...." Meistens ist es sehr gut möglich, die Arbeit kurz zu unterbrechen, schnell zuzuhören, zu schauen, zu helfen, zu erklären.

Was auch noch hilfreich ist: Versuchen nicht immer grad selber die Antwort zu geben. Also wenn euer Sohn kommt und etwas fragt: Interesse zeigen und dann nicht immer gleich selber die Antwort geben, sondern viel mehr nachfragen. z.B "Was denkst du denn?" oder "Wie könntest du jetzt das machen?". oder "Was würde passieren wenn es so oder so wäre?". Gerade auch bei "Warum-Fragen" die manchmal schon etwas nerven können, ist das eine gute Möglichkeit. "Warum hat das Auto 4 Räder?" - " Was denkst du würde passieren, wenn es nur 2 Räder hat?" - "Es könnte gar nicht richtig fahren." - "Genau, da hast du recht. Wieviele Räder hat denn ein Fahrrad? Nachfragen und den Kindern dabei helfen selber die Lösung zu finden, hat auch den Vorteil, dass man in ein spannendes Gespräch kommt und sich so auch wieder die Möglichkeit ergibt eine positive Beziehung zueinander zu entwickeln.
Vielleicht zeigst du das was ich hier geschrieben habe mal deinem Mann. Evt. will er ja seine Sicht der Dinge auch mal aufschreiben, dann kann ich das Ganze noch etwas besser verstehen.
Damit sich die Situation bessert muss er als Erwachsener den ersten Schritt machen.
Vielleicht kannst du auch mal mit deinem Sohn zusammen sitzen und ihm sagen, dass es dich traurig macht, wenn du aus dem Haus gehst und es jedes Mal ein Drama gibt. Sag ihm auch, dass du dann gar nicht mehr gerne nach Hause kommst. Vielleicht kannst du mit ihm zusammen ja mal ergründen, warum es ein Theater gibt. Was er dann brauchen würde, damit es besser klappt. Was denn Papa oder du tun könnten, damit es besser läuft. Versuch ihm zuzuhören und überschütte ihn auch nicht mit Vorwürfen, frage nach wenn du etwas nicht genau verstanden hast und versuch mit ihm zusammen ein paar Alternativen auszudenken.

Also melde dich einfach wieder, bei Fragen und mit Feedback, ok?

liebe Grüsse
Kathrin
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