2.5-jähriger macht nur Mist

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

2.5-jähriger macht nur Mist

Beitragvon clematis » 29.10.2009, 16:00

Ich weiss langsam echt nicht mehr weiter. Ich habe zwei Jungs, der Ältere 2.5-jährig, der Jüngere gerade mal ein Jahr alt.

Seit etwa einem Monat macht mein "Grosser" ständig nur Mist, sobald er unbeobachtet ist. Und zwar immer solche Sachen, von denen ich das Gefühl habe, dass er ganz genau weiss, dass er mir eine riesige Arbeit generiert. Seine Lieblingstaten:

- Den Altpapierständer ausräumen und alles zerfetzen und einzeln die Treppe herunter schmeissen
- Im Bad überall hochklettern und Shampoos, Cremen und Zahnpasta klauen, um sie dann z.B. am Zimmerboden oder an den Wänden zu verschmieren
- Das Bad unter Wasser setzen, indem er einen Becher füllt und den Boden damit nass fleddert

Ich versuche ständig, ihm einfach nicht die Gelegenheit zu geben, irgend einen Mist anzustellen. Das heisst, den Altpapierständer habe ich so verräumt, dass er nicht dran kommt. Die Shampoos sind noch weiter oben in den Regalen gelandet. Das Bad schliesse ich mittlerweile sogar ab.

Nun kam heute der neuste Clou: Er hat ein Glas Konfitüre aus dem Kühlschrank genommen und seinem Bruder ins Gesicht geschmiert - und den Rest auf das Bett seines Vaters (wir haben die Trennung hinter uns) sowie an den Schrank seines Vaters.

Er findet einfach immer wieder etwas, um mich zu ärgern. Als Strafe hab ich ihn nun einfach mal in seinem Zimmer sitzen lassen. (Nicht eingesperrt, sondern einfach die Tür zu.) Aber wie kann ich das in Zukunft verhindern? Ich kann echt nicht immer zuschauen, was meine beiden Jungs machen, da ich nebenbei noch von zu Hause aus arbeite.

Woher kommt dieses (saublöde - sorry!) Terroristenverhalten?? Wäre euch echt dankbar....
clematis
 
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Re: 2.5-jähriger macht nur Mist

Beitragvon Kathrin Buholzer » 02.11.2009, 00:05

Ich weiss langsam echt nicht mehr weiter. Ich habe zwei Jungs, der Ältere 2.5-jährig, der Jüngere gerade mal ein Jahr alt.

Auch wenn wir Eltern oft das Gefühl haben, dass es grundlos passiert, steckt oft etwas dahinter. Manchmal ist es nur die Neugier zu schauen, was das bei der anderen Person auslöst oder wie Mama und Papa darauf reagieren.
Gerade wenn kleine Geschwister älter werden, mobiler und ins eigene Territorium einbrechen, Dinge wegnehmen, dann ist das für ältere Geschwister immer sehr schwierig. Aber ich kann dir sagen: Es IST normal. Bis jetzt war dein kleiner Sohn noch keine so grosse Gefahr für deinen Jungen. Doch jetzt wo er mobiler und ein aktiver Teil der Familie wird, bricht er in sein Territorium ein und diese Eifersucht ist eine Folge davon. Er will auch viele Dinge tun, die er vielleicht noch nicht so gut kann, macht vielleicht auch mal etwas kaputt und das ärgert ihn dann.
Schau einmal genau hin und achte dich, wann und in welchen Situationen es passiert. Oft sind ja die Kleinen auch nicht immer ganz unschuldig, doch meistens werden dann die Grossen bestraft. "Jetzt lass ihn doch mal, er ist ja noch klein, sei doch vernünftig, du bist schon gross und er ist noch so klein..." usw.
Zeig deinem Sohn immer wieder (auch vor anderen) wie stolz du auf ihn bist. Lobe und ermutige ihn. Sag ihm wie stolz du auf sein Können, seine Hilfbereitschaft und Selbstständigkeit bist. Lass ihn auch immer wieder Sachen tun, die ältere Kinder schon tun dürfen. z.B am Abend länger aufbleiben, einmal alleine mit Mama oder Papa oder dem Götii etwas unternehmen. Dann hat er nicht das Gefühl, er sei immer im Nachteil. Wenn er sich nämlich genügend bestätigt fühlt, dass er der Grössere und Stärkere ist, dann hat er es weniger nötig, dies seiner kleinen Schwester gegenüber immer unter Beweis zu stellen.
Schau auch, dass er genügend "Rückzugsmöglichkeiten" hat. Es ist durchaus normal, dass er auch einmal etwas ohne das Dabeisein seines kleinen Bruders machen will. Schaff ihm eine Spielecke in seinem Zimmer. Du kannst auch jedem Kind seine eigene Spielkiste zusammenstellen. Dort packst du die Spielsachen rein, die nur für deinen Sohn bestimmt sind. Du kannst diese zusammen mit ihm raussuchen. Dann könnt ihr zum Beispiel noch eine Kiste machen, die für beide bestimmt ist. Alle Spielsachen in dieser Kiste dürfen dann beide brauchen.
Versuch auch immer wieder Zeiten zu schaffen, wo du ausschliesslich Zeit für ihn hast. z.B am Mittag, wenn die Kleine schläft, oder zusammen mit ihm in einen Schwimmkurs gehen, ins turnen usw. Denk auch daran, dass er mit seinen 3 Jahren noch nicht so gut gelernt hat Rücksicht zu nehmen. Zeig ihm wie das geht und hilf ihm dabei. Wie alle Kleinkinder, ist er ein kleiner Egoist, das ist normal, wenn auch nervig! :-)


Seit etwa einem Monat macht mein "Grosser" ständig nur Mist, sobald er unbeobachtet ist. Und zwar immer solche Sachen, von denen ich das Gefühl habe, dass er ganz genau weiss, dass er mir eine riesige Arbeit generiert. Seine Lieblingstaten:

Denk auch daran, dass dein älterer Sohn mitten in der Trotzphase steckt.
In der Trotzphase, so ab 2 Jahren (manchmal auch schon etwas früher) erwacht der eigene Wille des Kindes und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Kind in erster Linie gegen seine Eltern wendet, sondern vielmehr, dass das Kind leidet, dass es seine Wünsche nicht selber erfüllen kann.
D.h., es ist in dieser Phase nicht mehr in der Lage die Situation zu überblicken oder zu kontrollieren und gerät darum völlig aus den Fugen.
Dein Sohn versucht immer mehr seine eigenen Wege zu gehen und stösst dabei natürlich und immer wieder an"natürliche" Grenzen. Und er merkt auch, dass du nicht alles so machst und sagst, wie er das gerne möchten.

(Hier noch ein paar Erläuterungen aus dem familienhandbuch.de)
>>Diese ersten Erfahrungen mit dem eigenen Willen und den damit verbundenen aggressiven Gefühlen und Konfliktsituationen bzw. der Umgang damit, werden zu Grunderfahrungen, die das weitere Leben des Kindes er- oder entmutigend prägen werden. Die Kinder erlernen im Idealfall, dass:

... es ist gut, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erproben, und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen.
... Konfliktsituationen nichts wirklich Bedrohliches sind und zum Leben dazugehören und Lösungen gefunden werden können.
... Konfliktsituationen innere und äußere Spannungen erzeugen. Diese Spannungen sind aber auszuhalten und müssen nicht durch andere Tätigkeiten (z.B. Essen) abreagiert oder sogar verdrängt werden.
... es seine Gefühle äußern und zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern halten das aus, bewerten sie nicht, sondern helfen ihm dabei, sie zunehmend in Worte zu fassen und auszudrücken. "Auch wenn ich um mich schlage, schreie und tobe, werde ich von meinen Eltern gemocht."
... bewältigte Konflikte Ereignisse sind, auf die man gemeinsam zurückblicken kann und welche die Beziehung vertiefen.
... es macht Spaß, eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn manchmal Schmerz und Enttäuschung mit dabei sind. Das Kind verzweifelt nicht, da es von seinen Eltern unterstützt wird, es immer wieder neu zu versuchen. >>

Verhindern kannst du solche Trotzanfälle nicht. Es gibt allerdings ein paar Sachen die du tun kannst, damit es vielleicht nicht gar so häufig vorkommt.
- Lass ihm genügend Freiraum, renn nicht ständig hinter ihm her und versuch ihn nicht mit Anweisungen zu zutexten. Normalerweise geben wir immer viel zu viele Anweisungen. Stell Regeln auf, aber nicht zu viele und sei konsequent, wenn diese nicht beachtet werden. Achte darauf, dass du ihm nicht alles abnimmst und ihm ann deine Hilfe anbietest, wenn er nicht weiterkommt. Ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun."

- Oft ist es auch möglich in gewissen Dingen zu verhandeln. D.h du kannst ihm eine Auswahl geben und er kann selber entscheiden, was er möchte. ("Soll ich dir die Hand geben, oder willst du alleine raufgehen?" " Möchtest du die blaue oder die grüne Hose anziehen." usw. Einen Kompromiss eingehen, verhandeln, aber nur dort wo es auch wirklich Sinn macht.

- In Situationen in denen er sich ärgert, nützt es oft auch, wenn du versuchst ihn abzulenken. Manchmal merkst du auch schon vorher, dass es bald zu einem Trotzanfall kommt, dann kannst du mit dem Ablenkungsmanöver schon etwas früher anfangen.
Vorausplanen. Sag ihm immer früh genug, was als nächstes passiert, so dass er sich schon frühzeitig darauf einstellen kann.
Versuche dem Wutanfall möglichst wenig Beachtung zu schenken.


Versuch während des Tages ihm genügend interessante Beschäftigungen anzubieten. Schau auch, dass du immer gut vorausplanst. Sag ihm, was als nächstes passiert, damit er nicht von deinen Ankündigungen überrascht wird. Sag ihm auch immer was du von ihm erwartest. Formuliere positiv, sag ihm also was du von ihm möchtest und nicht, was er NICHT tun soll.

- Den Altpapierständer ausräumen und alles zerfetzen und einzeln die Treppe herunter schmeissen

Sag ihm nicht einfach, dass er das nicht tun soll und schimpfe auch nicht einfach mit ihm. Gib ihm eine Alternative und zeig ihm, was er stattdessen tun könnte.
Du kannst ihm eine Kiste machen mit Zeitungen die er brauchen darf, zerfetzen, zerknittern, "Bälle" daraus formen und dann z.b versuchen in Kochtöpfe zu treffen. Falte Hüte und Schiffe mit ihm, dann kann er mit diesen spielen. Du kannst ihm auch eine "Krimskramskiste" machen. Mit vielen versch. Bastelsachen drin, wertlosem Material mit dem er spielen und basteln kann.


- Im Bad überall hochklettern und Shampoos, Cremen und Zahnpasta klauen, um sie dann z.B. am Zimmerboden oder an den Wänden zu verschmieren.
Gib ihm leere Flaschen Tuben, mit denen er spielen kann, die er mit Wasser füllen, verzieren kann usw.
Lass ihn auch im Haushalt mithelfen. Gib ihm einen Lappen, einen Schwamm, lass ihn Türen abwischen, abstauben, Spiegel putzen usw.


- Das Bad unter Wasser setzen, indem er einen Becher füllt und den Boden damit nass fleddert
Gib ihm ein Becken, ein paar Töpfe und kleine Becher und zeig ihm wie er damit spielen kann.

Ich versuche ständig, ihm einfach nicht die Gelegenheit zu geben, irgend einen Mist anzustellen. Das heisst, den Altpapierständer habe ich so verräumt, dass er nicht dran kommt. Die Shampoos sind noch weiter oben in den Regalen gelandet. Das Bad schliesse ich mittlerweile sogar ab.

Ich kann dich gut verstehen. Trotzdem nützt es auf die Dauer nichts, wenn du ihm alles wegräumst. Lass ihn lieber beim Bündeln mithelfen, sag ihm was er im Bad darf. Geh mit ihm hin, zeig ihm, wie er sich die Hände waschen kann usw.
Wenn du die Türe abschliesst, dann mach das nur einen Moment und öffne sie dann wieder, sonst kann er gar nichts daraus lernen.


Nun kam heute der neuste Clou: Er hat ein Glas Konfitüre aus dem Kühlschrank genommen und seinem Bruder ins Gesicht geschmiert - und den Rest auf das Bett seines Vaters (wir haben die Trennung hinter uns) sowie an den Schrank seines Vaters.

Wenn sich Eltern trennen dann zeigen häufig vorallem jüngere Kinder ein anklammerndes Verhalten. Sie fühlen sich nicht nur vom Papa verlassen, sondern haben natürlich auch Angst, dass die Mama sie verlässt.

Viele Kinder werden dann verhaltensauffällig. Sie wollen die Aufmerksamkeit ihrer Mütter auf sich lenken und deren Liebe testen. Viele werden dann in der Trennungsphase der Mutter (oder auch anderen Personen) gegenüber aggressiv. So können sie ihre Wut auf den Papa, der ja nicht mehr da ist ausdrücken. Oft ist es auch einfach Unsicherheit und Angst, dass die Mama plötzlich auch noch weg geht. Sie benehmen sich dann oft daneben und nehmen dabei auch negative Reaktionen in Kauf. Sozusagen als Beweis, dass sich die Mama noch um sie kümmert.

Damit du das Ganze vielleicht etwas besser verstehen und einordnen kannst, habe ich dir ein paar wichtige Punkte aus einem Artikel des Familienhandbuches zum Thema "Trennung" (http://www.familienhandbuch.de) kopiert:

Kinder erleben eine Trennung anders als Erwachsene. Sie sehen sie nicht als Chance für einen Neubeginn, sondern als Verlust eines Elternteils, als Verlust an Liebe, Zuneigung, Hilfe und Zugehörigkeit. Da die meisten Kinder zum Zeitpunkt der Trennung noch recht jung sind, fällt diese in die für ihre Entwicklung wichtigsten Jahre und prägt dementsprechend ihr Verhalten und Erleben, ihr Selbstbild und ihre Einstellungen. Sie wirkt aber auch stark auf Jugendliche und bereits erwachsene Kinder. Generell sind die Reaktionen von Kindern von ihrem Geschlecht, ihrem Alter, ihrem Verhältnis zu beiden Elternteilen, deren Verhalten, der Qualität der Beziehung zwischen den früheren Ehegatten, den Rahmenbedingungen der Trennung (ob sie zum Beispiel plötzlich oder nach langem Streit erfolgte) und äußeren Faktoren (wie Wohnort- oder Schulwechsel, Anmeldung im Hort oder starkes Absinken des Lebensstandards) abhängig. Auch ist von Bedeutung, wie andere Bezugspersonen der Kinder auf die Trennung reagieren (ob sie diese zum Beispiel als normalen Vorgang oder als Katastrophe für die Betroffenen bezeichnen) und inwieweit sie negative Folgen derselben kompensieren.

Für viele Kinder ist die Trennung ihrer Eltern eine verwirrende und verunsichernde Situation. Zum einen ist sie für diejenigen ein großer Schock, die nur wenige Ehekonflikte miterlebt oder die Beziehung ihrer Eltern als stabil eingeschätzt haben. Zum anderen werden viele Kinder nicht über die Hintergründe und Ursachen der Trennung aufgeklärt und erhalten kaum Informationen über die zu erwartenden Veränderungen in ihrem Leben. Selbst ältere Kinder und Jugendliche werden häufig nur mangelhaft, einseitig oder unvollständig informiert. Sie haben oft kein Mitspracherecht, was zum Beispiel die zukünftigen Lebensverhältnisse und die vorläufigen Sorge- und Besuchsrechtsregelungen betrifft. So müssen viele Kinder für sich ein Erklärungsmodell für die gescheiterte Ehe ihrer Eltern entwerfen. Sie zeichnen in ihrer Phantasie ein negatives Bild von ihrer Zukunft und entwickeln große Ängste - so fürchten sie beispielsweise, dass sie nicht mehr geliebt werden, dass ihre Bedürfnisse nicht mehr befriedigt werden, oder dass sie auch noch den anwesenden Elternteil verlieren werden. Ihre Angst und Unsicherheit werden oft noch durch ihre Eltern verstärkt, die wenig Zeit für sie haben und oft gereizt oder ungeduldig reagieren. Besonders groß ist ihre Verwirrung, wenn die Trennung nicht eindeutig ist oder unter einem Dach erfolgt. Dann wird die neue Realität besonders langsam als dauerhaft akzeptiert.

Wie Erwachsene reagieren viele Kinder auf die Trennung ihrer Eltern mit Trauer. Das bindet innerlich Kraft, die dann in anderen Lebensbereichen und bei der Erfüllung anstehender Entwicklungsaufgaben fehlt. Oft führt sie auch zu Depressivität, insbesondere wenn die Eltern depressiv sind, wenn sich das Kind zurückgewiesen und verlassen fühlt, oder wenn es die Wut auf einen Elternteil gegen sich selbst lenkt, weil es sie nicht zeigen darf. Oft leiden Kinder länger unter ihrem Kummer als ihre Eltern.

Viele Kinder erleben nach der Trennung Gefühle der Wut und des Zorns. Sie sind ärgerlich, weil sie sich abgelehnt fühlen, da beide Elternteile weniger Zeit für sie haben oder weil sie aufgrund der schlechten materiellen Situation mehr Frustrationen in Kauf nehmen müssen. Sie mögen ihre Wut gegenüber dem abwesenden Elternteil (hat die Familie verlassen), dem anwesenden (hat den anderen vertrieben) oder gegenüber beiden zeigen. Jungen agieren ihren Zorn auch aus, insbesondere wenn ihr Vater gewalttätig ist und sie sich mit ihm identifizieren, wenn sie auf diese Weise ein Gefühl der Macht und Männlichkeit erlangen, oder wenn sie so den Eindruck gewinnen, dass sie eine Situation kontrollieren können, der sie letztlich ohnmächtig gegenüber stehen. Manche Kinder verdrängen auch ihre Wut, verneinen sie oder drücken sie indirekt aus (zum Beispiel in Alpträumen, Tics, Zwängen oder Depressionen).

Bei manchen Kindern treten Schuldgefühle auf. Sie glaubten, dass sie für die Scheidung verantwortlich seien - zum Beispiel, weil sie vor der Trennung verhaltensauffällig oder "böse" waren, weil sie behindert sind, oder weil sie gezeugt wurden, um die Ehe ihrer Eltern zu retten. Jüngere Kinder, die ihre Eltern noch für perfekt halten und deren negativen Seiten nicht sehen wollen, klagen sich selbst an, da sie auf diese Weise eher ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit erlangen. Schuldgefühle können aber auch dadurch verursacht werden, dass Kinder Partei für einen Elternteil ergriffen, der Trennung zugestimmt oder feindselige Emotionen gegenüber ihren Eltern erlebt beziehungsweise geäußert haben. Die Aussage "Ich bin schuld" vermittelt den Eindruck der Kontrolle über eine eigentlich unkontrollierbare Situation. Schuldgefühle können dazu führen, dass Kinder eine Sündenbockrolle übernehmen oder durch Verhaltensauffälligkeiten ihre Bestrafung zu erreichen versuchen.

Die Trennung der Eltern führt bei vielen Kindern zur Ausbildung niedriger Selbstwertgefühle. Sie haben erlebt, dass sie von einem Elternteil verlassen wurden, erklären das mit ihrer eigenen Wertlosigkeit, halten sich für nicht liebenswert und entwickeln dementsprechend ein negatives Selbstbild. Niedrige Selbstwertgefühle können aber auch daraus resultieren, dass sie von anderen Personen stigmatisiert werden, dass sie sich plötzlich arm fühlen, oder dass sie sich als Versager erleben, weil sie die Familie nicht zusammenhalten konnten. Ferner kann ein negatives Selbstbild dadurch entstehen, dass Kinder sich einem Elternteil gegenüber illoyal verhalten haben oder die Erfahrung machten, dass sie als Ersatzpartner, Vertraute oder parentifizierte Kinder einen Erwachsenen nicht ersetzen können.

Andere Reaktionen auf die Trennung der Eltern sind Angst vor der Zukunft, Verwirrung, Unglaube und Hoffnung auf eine Versöhnung der Eltern. Für manche Kinder bedeutet die Scheidung eine Entlastung, da sie nun nicht länger in einer konfliktgeladenen (oder sogar gewalttätigen) Atmosphäre leben müssen. Wurden Ehekonflikte vor ihnen verborgen oder verneint und konnten sie diese nur erahnen, so können sie nun wieder ihren eigenen Wahrnehmungen trauen. Einige Kinder nehmen die Trennung ihrer Eltern als unvermeidbar hin und verhalten sich recht passiv. Andere wenden sich nach außen und konzentrieren sich auf Schulleistungen, Sport, Musik, Kunst oder andere Aktivitäten. Viele Kinder wirken nach der Trennung ihrer Eltern überangepasst: Sie verhalten sich wie Erwachsene. Dieses Verhalten wird oft durch den anwesenden Elternteil verstärkt, der das Kind als Ersatzpartner oder Vertrauten gebraucht oder ihm nur wenig Zeit und Energie widmen kann. Überangepasstheit kann ferner daraus resultieren, dass Kinder auf diese Weise Gefühle der Ohnmacht und Hilflosigkeit abwehren oder besonders brav sein wollen, weil sie nicht auch noch von dem ihnen verbleibenden Elternteil verstoßen werden möchten. Besonders problematisch ist, dass ein derartiges Verhalten häufig nicht als auffällig erkannt wird.

Viele Kinder verneinen oder verdrängen ihre gefühlsmäßigen Reaktionen auf die Trennung ihrer Eltern: Ihr Leiden findet im Verborgenen statt und oft in großer Einsamkeit. Manche dieser Kinder glauben, dass ihre Eltern von ihnen erwarten, dass sie ihre Emotionen und Probleme verbergen - andere werden dazu mit Aussagen wie "Sei tapfer" oder "Jungen weinen nicht" ermutigt. Einigen Kindern wird verboten, Gefühle gegenüber dem abwesenden Elternteil zu äußern. Andere wollen ihre problembeladenen und depressiven Eltern nicht auch noch mit ihren eigenen Sorgen belasten. In den meisten dieser Fälle äußern sich aber die verdrängten Gefühle und Probleme indirekt - vielfach auf wenig akzeptable Weise.

So treten bei vielen Kindern nach der Trennung ihrer Eltern Verhaltensauffälligkeiten auf, die je nach Alter (s.u.) und Geschlecht der Kinder unterschiedlich sein können. Beispielsweise reagieren Jungen eher aggressiv, während sich Mädchen eher zurückziehen oder überangepasst sind - ihre Symptome werden dann leichter übersehen. Jedoch wird oft bei einer genaueren Untersuchung festgestellt, dass die Verhaltensauffälligkeiten schon vor der Trennung auftraten. Dieses ist vor allem dann der Fall, wenn Kinder lange Familienkonflikten ausgesetzt waren oder in pathogene Rollen verwickelt wurden. Ansonsten liegen die Ursachen für Verhaltensauffälligkeiten weniger in der Tatsache der Trennung als in der Art und Weise, wie mit dieser Situation umgegangen wird. So ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Verhaltensstörungen geringer, wenn während der akuten Trennungszeit (bei jüngeren Kindern) oder bereits in der Kleinkindheit (bei älteren Kindern) eine gute Beziehung zu einer konstanten Bezugsperson bestanden hat oder wenn die Kinder nach der Trennung in einer strukturierten Umwelt mit klar definierten Regeln, Rollen und Verantwortlichkeiten leben. Hingegen ist die Wahrscheinlichkeit von Verhaltensauffälligkeiten größer, wenn es nach der Trennung zu vielen und immer wieder auftretenden Veränderungen kommt. Sie führen zu einem Verlust an Kontinuität und Geborgenheit, wodurch Kindern die Bewältigung von Krisen erschwert wird. Für kleinere Kinder ist der Verlust besonders groß, wenn die Mutter nach der Trennung erwerbstätig wird. Die meisten Verhaltensauffälligkeiten treten aber nur kurzfristig auf - sie sind oft ein unbewusster Versuch, die Eltern in der Sorge um das Wohlergehen ihres Kindes zusammenzuführen. Nur selten bedürfen sie einer therapeutischen Behandlung. Auch ist festzuhalten, dass in vielen Fällen keine unmittelbare Reaktion auf die Trennung von den Eltern beobachtet wird.

Hier noch der Link zu einem anderen guten pdf. zum Thema:

http://www.swiss-paediatrics.org/agenda ... rce-ge.pdf

Wichtig ist, dass du versuchst so viele Dinge wie möglich, so zu lassen wie sie vorher waren. Gib ihm die Geborgenheit und die Rituale, die er vorher auch hatte. Versuch den Fokus aufs Positive zu legen, damit die Beziehung zwischen euch wieder gestärkt wird. Es ist normal, dass dein Sohn so reagiert. Er tut das nicht, um dich zu ärgern, auch wenn es dir vielleicht im Moment so vorkommt. Nimm diese Gefühle ernst und melde sie ihm auch immer wieder zurück. "Du bist jetzt grad extrem sauer, du ärgest dich jetzt grad, du vermisst den Papa, du fühlst dich im Moment einsam, du bist traurig."
Wichtig ist, dass du ihm klar machst, dass es nicht seine Schuld ist. Sag ihm, was los ist, du musst nicht grad ins Detail gehen, sondern ihm auf eine kindgerechte Art erklären was vor sich geht.
Hör ihm zu und nimm ihn ernst. Sprich mit ihm über diese Themen, mach ihm aber auch klar, dass er nicht alles bekommen kann, was er gerne hätte. Es wird ihm das Gefühl geben beteiligt und wichtig zu sein und du wirst dich dadurch auch besser fühlen.


Er findet einfach immer wieder etwas, um mich zu ärgern. Als Strafe hab ich ihn nun einfach mal in seinem Zimmer sitzen lassen. (Nicht eingesperrt, sondern einfach die Tür zu.) Aber wie kann ich das in Zukunft verhindern? Ich kann echt nicht immer zuschauen, was meine beiden Jungs machen, da ich nebenbei noch von zu Hause aus arbeite.

Woher kommt dieses (saublöde - sorry!) Terroristenverhalten?? Wäre euch echt dankbar....

Ich denke es sind sicherlich versch. Faktoren, die eine Rolle für sein Verhalten spielen. Die Eifersucht auf den Bruder, die Trotzphase und die Trennung von seinem Vater.
Auch wenn es dir im Moment Mühe macht und dich ärgert, versuch trotzdem den Fokus aufs Positive zu legen. Es gibt ganz viele Dinge, die dein Sohn gut kann und ganz viele Sachen die er während des Tages gut macht. Lobe, motiviere und bestärke ihn. Sag ihm genau, WAS dir gefallen hat. "Toll, dass du mir so gut geholfen hast." Ein Kind kann sich angewöhnen sich schlecht zu benehmen, weil wir es nicht genügend beachten, wenn es sich gut verhält.

Schreib mir doch noch ein bisschen mehr zu eurer Situation. Wie lange seid ihr getrennt? Wie ist der Kontakt zum Vater? Wie hast du das deinem Sohn erklärt? Wie oft sieht er den Papa noch?

Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, mit Fragen Feedback oder mehr Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin


clematis
Kathrin Buholzer
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