Überschäumende Energie mit andern Kindern

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Überschäumende Energie mit andern Kindern

Beitragvon Grischamami » 15.09.2009, 14:47

Liebe Kathrin

Schon einige Male habe ich im Forum bei verschiedensten Themen rumgestöbert, oftmals Antworten auf meine Fragen bekommen oder einfach gelesen, dass es anderen Müttern ähnlich geht wie mir - und das tut auch gut. Das Forum finde ich wirklich super!

Jetzt möchte ich mein "Fall" schildern.

Unser Sohn wird im Januar 5 Jahre alt. Er besucht einmal die Woche die Waldspielgruppe, einmal geht er in die Spielgruppe drinnen und zusammen gehen wir ins MuKi Turnen. Eigentlich ist er sich den Kontakt mit anderen Kindern gewöhnt. Auch mit seiner kleinen Schwester (2 jährig) kann er mittlerweile schon ganz gut „spielen“, wenn wir zu Hause sind.

Seit einigen Monaten schon merke ich, wie er richtiggehend nach Kontakt mit anderen Kindern „lechzt“. Ich versuche wirklich, ihm diesen Kontakt zu ermöglichen, sei es, dass er in der Quartierstrasse spielen darf, dass er andere Kinder treffen kann (bei uns zu Hause resp. im Garten oder auch bei anderen Kindern zu Hause) oder auf dem Spielplatz.

Mein Problem resp. mein Ärgernis besteht aber darin, dass er total überdreht, zapplig und nervös wird, sobald andere Kinder zu Besuch kommen oder wir zu Besuch sind. Das äussert sich so, dass er gar nicht „normal“ etwas spielen kann, sondern nur in der Gegend „herumspickt“, meist den anderen Kindern auch körperlich (zu) nahe kommt („töplet“ an ihnen rum, springt um sie herum, neckt sie etc.). Die Atmosphäre wird zunehmend sehr nervös und wild und auch ich werde nervös und immer hässiger, schimpfe mit ihm und bin wie auf Nadeln. Das Ganze geht soweit, bis entweder das andere Kind keine Lust mehr hat, mit ihm überhaupt anfangen zu spielen und dann lieber bei uns Erwachsenen bleibt oder dass ich mich durch sein Getue so nerve, dass ich ihn allein in sein Zimmer stecke, bis sich die Situation wieder beruhigt hat.

Ich glaube, dass er sich eigentlich sehr freut, wenn er Besuch bekommt oder zu Besuch gehen darf. Seine Freude ist dann so gross, dass er richtiggehend übersprudelt – doch das Übersprudeln überfordert einfach sein Umfeld (einschliesslich mich)!

Dasselbe Problem ist auch in der Spielgruppe drinnen: Zusammen mit einem anderen Buben schaukeln sie sich gegenseitig so hoch, dass es jeweils sehr wild zu und her geht und er nach 2 Stunden sichtlich "durch den Wind" aus dem Spielgruppenraum rauskommt (so zumindest erzählt es die Leiterin, die zwar noch neu ist und noch nicht so viel Erfahrung mitbringt, aber auch mein Sohn selber erzählt mir, dass er z.B. ein Gspänli im Gumpiecken gehauen, geärgert hat etc.)

Ich bin mir bewusst, dass meine Erwartungshaltung an meinen Sohn recht hoch ist. Er ist motorisch sehr begabt und auch kommunikativ für sein Alter recht weit. Dadurch ist er für seine knapp 5 Jahre auch schon sehr eigenwillig und glaubt, alles zu wissen und alles zu können (und das möglichst allein versteht sich). Grenzen reizt er meist bis zum Äussersten aus und manchmal noch ein Schritt darüber… Dieses Verhalten empfinde ich oftmals als sehr fordernd und streng.

Ich versuche wirklich, sein energiegeladenes, aktives Verhalten zu akzeptieren (mein Mann und auch ich waren beide sehr aktive Kinder, deshalb können wir sein Verhalten ein Stück weit schon verstehen). Trotzdem würde ich mir wünschen, einfach mehr Ruhe in unseren Alltag zu bringen, und vor allem, wenn andere Kinder um uns sind. Denn dieses nervöse Gezappel raubt mir wahnsinnig viel Energie und ich werde zunehmend frustrierter, weil ich einfach glaube, dass mein Sohn nicht „normal“ mit anderen Gspänli umgehen kann. Meine Angst besteht darin, dass er zum Aussenseiter wird und auch später im Kindergarten nur aneckt und keine Gspänli findet.

Was könnte ich tun, damit es meinem Sohn möglich wird, seine überschäumende Energie in solchen Situationen zu zügeln? (Gespräche mit ihm im Vorfeld habe ich schon oft geführt, wie „Gell, nicht nur nervös rumzappeln wenn dein Besuch kommt, die andern Kinder nicht ärgern etc…)
Wie weit ist es alterbedingt, dass er solch ein Energiebündel ist?
Wie kann ich ihn dazu bringen, dass er im Kontakt mit anderen Kindern er selber bleiben kann und nicht so zapplig wird?

Gerne lese ich von dir.

Liebe Grüsse
Grischamami
 
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Re: Überschäumende Energie mit andern Kindern

Beitragvon Kathrin Buholzer » 17.09.2009, 13:34

Liebe Kathrin

Schon einige Male habe ich im Forum bei verschiedensten Themen rumgestöbert, oftmals Antworten auf meine Fragen bekommen oder einfach gelesen, dass es anderen Müttern ähnlich geht wie mir - und das tut auch gut. Das Forum finde ich wirklich super!

Hallo grischamami! Herzlich willkommen hier auf dem Elternplaneten! Schön, dass du hier bei uns gelandet bist. Ich hoffe du fühlst dich wohl hier. Freue mich natürlich, wenn du die Seite weiterempfiehlst (vielleicht auch mal in einem anderen Forum).
Elternplanet hat übrigens auch einen eigenen YouTube Kanal, mit Videos: www.youtube.com/user/elternplanet


Jetzt möchte ich mein "Fall" schildern.

Unser Sohn wird im Januar 5 Jahre alt. Er besucht einmal die Woche die Waldspielgruppe, einmal geht er in die Spielgruppe drinnen und zusammen gehen wir ins MuKi Turnen. Eigentlich ist er sich den Kontakt mit anderen Kindern gewöhnt. Auch mit seiner kleinen Schwester (2 jährig) kann er mittlerweile schon ganz gut „spielen“, wenn wir zu Hause sind.

Seit einigen Monaten schon merke ich, wie er richtiggehend nach Kontakt mit anderen Kindern „lechzt“. Ich versuche wirklich, ihm diesen Kontakt zu ermöglichen, sei es, dass er in der Quartierstrasse spielen darf, dass er andere Kinder treffen kann (bei uns zu Hause resp. im Garten oder auch bei anderen Kindern zu Hause) oder auf dem Spielplatz.

Hat sich bei euch etwas verändert? Geht er in eine neue Gruppe? Gibt es neue Bezugspersonen? Geschwisterchen? usw.

Mein Problem resp. mein Ärgernis besteht aber darin, dass er total überdreht, zapplig und nervös wird, sobald andere Kinder zu Besuch kommen oder wir zu Besuch sind. Das äussert sich so, dass er gar nicht „normal“ etwas spielen kann, sondern nur in der Gegend „herumspickt“, meist den anderen Kindern auch körperlich (zu) nahe kommt („töplet“ an ihnen rum, springt um sie herum, neckt sie etc.).

Wichtig ist, dass du das immer vorher mit ihm besprichst. Sag ihm wo ihr hingeht, wie lange und sprich mit ihm über Regeln. Lass ihn selber aufzählen, was wichtig ist und wie er sich verhalten soll. "Was denkst du, was ist wichtig, wenn man auf dem Spielplatz ist? Formuliert positiv. Wie soll er sich verhalten?
Bevor du dann auf den Spielplatz reingehst, geh nochmals zu ihm runter und erinner ihn an die Regeln. "Weisst du noch was wir abgemacht haben?" Wenn es gut klappt dann lobe und ermutige ihn. Wenn ihr dann nach Hause geht, dann sag ihm, was er gut gemacht hat und was er das nächste Mal noch besser machen könnte.
Auch wenn ihr Besuch kriegt, besprich das mit ihm vorher. Wer kommt, wie lange, was können Sie spielen usw. Besprich auch mit ihm, was er tun kann, wenn es mit ihm "durchgeht". Vielleicht könnt ihr ja zusammen ein Passwort abmachen. Wenn er oder du dieses Passwort sagen, dann heisst das, dass er sich zum Beispiel an einen bestimmen Ort zurückziehen kann. Schau dass er genügend Rückzugsmöglichkeiten hat. Es gibt Kinder die brauchen das mehr als andere.
Wichtig ist, dass du mit ihm Alternativen besprichst. Also nicht nur sagen, dass er dieses oder jenes nicht tun soll, sondern WAS er denn in einer solchen Situation machen könnte.


Die Atmosphäre wird zunehmend sehr nervös und wild und auch ich werde nervös und immer hässiger, schimpfe mit ihm und bin wie auf Nadeln. Das Ganze geht soweit, bis entweder das andere Kind keine Lust mehr hat, mit ihm überhaupt anfangen zu spielen und dann lieber bei uns Erwachsenen bleibt oder dass ich mich durch sein Getue so nerve, dass ich ihn allein in sein Zimmer stecke, bis sich die Situation wieder beruhigt hat.

Gerade wenn du es merkst, ist es oft sinnvoll, sich einen Moment mit den Kindern zu beschäftigen. Also kurz das Szepter übernehmen, einen Ortswechsel machen, z.B auch mal kurz raus gehen, zusammen ein Spiel machen, zVieri essen usw. Versuch, nicht einfach mit ihm zu schimpfen, sondern hilf ihm, dass er aus dieser Spirale wieder rauskommt. Das können Kinder oft nicht alleine und brauchen unsere Hilfe.

Ich glaube, dass er sich eigentlich sehr freut, wenn er Besuch bekommt oder zu Besuch gehen darf. Seine Freude ist dann so gross, dass er richtiggehend übersprudelt – doch das Übersprudeln überfordert einfach sein Umfeld (einschliesslich mich)!
Wenn das schon am Anfang passiert, dann versuch ihm etwas ins Spiel zu helfen. Vielleicht auch in dem du mit den Kindern kurz rausgehst oder ein Spiel mit ihnen spielst.

Dasselbe Problem ist auch in der Spielgruppe drinnen: Zusammen mit einem anderen Buben schaukeln sie sich gegenseitig so hoch, dass es jeweils sehr wild zu und her geht und er nach 2 Stunden sichtlich "durch den Wind" aus dem Spielgruppenraum rauskommt (so zumindest erzählt es die Leiterin, die zwar noch neu ist und noch nicht so viel Erfahrung mitbringt, aber auch mein Sohn selber erzählt mir, dass er z.B. ein Gspänli im Gumpiecken gehauen, geärgert hat etc.)

Ich bin mir bewusst, dass meine Erwartungshaltung an meinen Sohn recht hoch ist. Er ist motorisch sehr begabt und auch kommunikativ für sein Alter recht weit. Dadurch ist er für seine knapp 5 Jahre auch schon sehr eigenwillig und glaubt, alles zu wissen und alles zu können (und das möglichst allein versteht sich).

Konntest du ihn noch nicht in den Kindergarten schicken?
Vielleicht findest du noch eine andere Gruppe in den du ihn schicken könntest. Evt. noch einen Morgen mehr in die Spielgruppe? Fussball? Judo? In die Pfadi? usw.


Grenzen reizt er meist bis zum Äussersten aus und manchmal noch ein Schritt darüber… Dieses Verhalten empfinde ich oftmals als sehr fordernd und streng.

Wichtig ist: Regeln abmachen. Zusammen besprechen, was wichtig ist und das dann aufschreiben. Positiv formulieren.

Ich versuche wirklich, sein energiegeladenes, aktives Verhalten zu akzeptieren (mein Mann und auch ich waren beide sehr aktive Kinder, deshalb können wir sein Verhalten ein Stück weit schon verstehen). Trotzdem würde ich mir wünschen, einfach mehr Ruhe in unseren Alltag zu bringen, und vor allem, wenn andere Kinder um uns sind. Denn dieses nervöse Gezappel raubt mir wahnsinnig viel Energie und ich werde zunehmend frustrierter, weil ich einfach glaube, dass mein Sohn nicht „normal“ mit anderen Gspänli umgehen kann. Meine Angst besteht darin, dass er zum Aussenseiter wird und auch später im Kindergarten nur aneckt und keine Gspänli findet.

Was könnte ich tun, damit es meinem Sohn möglich wird, seine überschäumende Energie in solchen Situationen zu zügeln? (Gespräche mit ihm im Vorfeld habe ich schon oft geführt, wie „Gell, nicht nur nervös rumzappeln wenn dein Besuch kommt, die andern Kinder nicht ärgern etc…)

Alternativen anbieten, nicht nur sagen, was er nicht tun soll.
Ihm vielleicht auch nicht allzu viel zuzumuten. Also z.B nur 1 Kind einladen und nicht gleich einen ganzen Haufen. Besuch lieber kurz halten, damit es auch ein positives Erlebnis wird. Lieber nur 1,5 - 2 Std. und sich dann wieder verabreden.
Biete ihm viele Möglichkeiten an, wo er sich austoben kann. Vielleicht auch mit dem Besuch lieber mal rausgehen und die Kinder grad draussen spielen lassen.


Wie weit ist es alterbedingt, dass er solch ein Energiebündel ist?
Wie kann ich ihn dazu bringen, dass er im Kontakt mit anderen Kindern er selber bleiben kann und nicht so zapplig wird?

Gerne lese ich von dir.

Liebe Grüsse
Grischamami

Schau mal, was du damit anfangen kannst. Melde dich einfach wieder mit Fragen, Feedback oder mehr Beispielen, ok?

liebe Grüsse
Kathrin
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Re: Überschäumende Energie mit andern Kindern

Beitragvon Grischamami » 20.09.2009, 22:26

Liebe Kathrin

Herzlichen Dank für deine Antwort.

Ja, es haben sich einige Dinge geändert. Seit diesem Schuljahr geht mein Sohn zusätzlich zur normalen Spielgruppe einmal in die Waldspielgruppe. Zudem hat er eine neue Spielgruppenleiterin, der Raum wurde neu eingerichtet und auch die Gruppe ist nicht mehr ganz dieselbe wie im letzten Jahr. Das sind schon einige Änderungen... Wichtig festzuhalten ist, dass die neue Leiterin leider keine Ausbildung oder Erfahrung im Bereich Spielgruppe oder überhaupt Arbeiten mit Kleinkindern mitbringt. Da sie die letzten Male immer gesagt hat, es ginge "sehr wild" zu und her und eine andere Mutter mir auch erzählt hat, dass unser Sohn ihre Tochter geschlagen und geplagt habe, bin ich kurzerhand auf einen Besuch vorbei und habe mir von der Situation selbst ein Bild gemacht. Ich habe bei meinem Besuch festgestellt, dass Rituale, verbindliche Regeln oder einfach ein roter Faden leider fehlen. Eine Häppchenweiser Ablauf der Spielgruppenzeit fehlt (resp. es wird den Kindern zumindest nicht kommuniziert, was als nächstes kommt), - ich denke, unser Bub ist damit einfach überfordert ("grenzen-los") und legt darum ein sehr wildes Verhalten an den Tag. Oder interpretiere ich das wohl falsch? Zudem spürt oder erkennt er die Unsicherheit der Leiterin und lässt darum einfach Dampf ab. Leider zu ungunsten von seinen Gspänli, aber vor allem auch für sich selber, so wird er nämlich als "schwieriges" Kind abgestempelt (ADS ist auch schon gefallen und da läuten bei mir die Alarmglocken ... Wenn er so richtig aufdreht, ist mir das natürlich auch schon durch den Kopf gegangen, aber ich dachte bisher immer, das sei noch zu früh, um es abklären zu lassen, oder? Und überhaupt, wie läuft das ab, wenn man ein Kind auf ADS abklären lässt?) Eigentlich würde ich die Spielgruppenorganisation gerne bei der Leiterin thematisieren, habe aber Angst, dass ich einfach nur abgespiesen werde mit der Begründung, nicht die Spielgruppe laufe "falsch", sondern unser Sohn sei einfach ein schwieriges Kind.

Deinen Tipp, die Situationen mit ihm vorzubesprechen und ihn jeweils an die abgemachten Regeln zu erinnern, möchte ich mir ganz fest zu Herzen nehmen. Ich weiss von mir selber, dass ich ein "organisierter" Typ bin und gerne weiss, was wann zu erledigen ist. Wahrscheinlich geht es ihm nicht anders...

Auch ihm helfen, ins Spiel zu finden, habe ich bis jetzt bestimmt zu wenig gemacht (ich bin überhaupt nicht die Spielernatur und darum wahrscheinlich auch nicht sehr phantasiereich...). Ich hatte einfach die Erwartung, dass wenn er sich schon so fest auf Besuch von anderen Kindern freut, dass es dann auch reibungslos klappt mit dem Spielen.

In den KiGa konnten ich ihn noch nicht schicken, da er vom Jahrgang her noch zu jung ist (eine Sonderregelung für ihn möchten wir auch nicht unbedingt anstreben). Diesen Sommer konnten die 04 Kinder erstmals in den KiGa gehen, er ist aber ein 05er, d.h. noch ein Schuljahr warten. Dasselbe gilt für Fussball und Karate (haben wir abgeklärt). Grundsätzlich denke ich, dass 2x Spielgruppe, MuKi-Turnen und sporadisches Abmachen mit Gspänli eigentlich schon genügend Programm ist für ein Kind in seinem Alter, oder nicht? Es heisst doch oft, dass die heutigen Kinder in einem Übermass an Aktivitäten heranwachsen und ich dachte mir, dass zu viel "Action" auch nicht unbedingt zu seiner Beruhigung beitragen?

Ich werde in nächster Zeit vermehrt "beobachten" und allenfalls mit weiteren, konkreten Beispielen an dich gelangen. Für all deine Antworten danke ich bereits heute herzlich.

Liebe Grüsse
Grischamami
 
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