Kind möchte nicht zu Papa (Weekend)

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Kind möchte nicht zu Papa (Weekend)

Beitragvon Raubkatze » 29.08.2009, 15:28

Hoi Kathrin

Mein Mann und ich haben uns vor 3.5 Monaten getrennt.
Wir haben 2 Kinder, Mädchen 6 Jahre und Junge 1 Jahr alt.

Unsere Tochter hat die Trennung einigermassen gut aufgefasst. Sie hat viele Fragen gestellt. Denn noch war sie am anfang sehr viel traurig, dass Papi nicht mehr bei uns ist. Sie hat viel geweint. Die Papi-Wochenenden waren aber nie ein Problem (FR abend bis SO abend).

Doch seit einiger Zeit, hat sie sich mir gegenüber verändert. Sie sagt mir mehrmals am Tag, wie lieb sie mich hat und ist extrem anhänglich geworden. Auch kommt sie wieder jede Nacht so gegen morgen früh zu mir ins Bett und hält mich ganz fest und schläft wieder ein. Sie leidet schon noch unter der Trennung und muss ab und zu weinen, aber es ist nicht mehr so wie am Anfang; was Papi betrifft.

Eines Tag beim z'Mittagessen, sagte sie mir, dass sie Angst hätte ich würde sie auch verlassen. Habe dann mit ihr gesprochen.

Nun aber werden die Papi-Wochenenden zur Qual für uns alle. Sie will nicht mehr gehen, sie weint fürchterlich, hält sich an mir fest. Ich muss sie dann von mir losreissen und davon laufen.

Ich weiss gar nicht was ich machen soll.....ist es richtig, dass wir sie zwingen zu Papi zu gehen? Was müssen wir sagen/tun, damit wir ihr nicht noch mehr schaden.

Im weiteren, habe ich die Trauer vom Auszug von meinem Mann, für mich behalten und versucht, meinen Emotionen freien Lauf zu lassen, wenn die Kinder im Bett sind (gelingt mir aber nicht immer....). Eines Tages dann hat meine Tochter mir unterstellt, ich seie froh, dass Papi gegangen sei da ich nie weinen müsse.

Soll ich ihr meine Trauer zeigen? Oder wie verhalte ich mich am besten?

Lieben Gruss
Raubkatze
 
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Re: Kind möchte nicht zu Papa (Weekend)

Beitragvon Kathrin Buholzer » 30.08.2009, 23:59

Hoi Kathrin

Mein Mann und ich haben uns vor 3.5 Monaten getrennt.
Wir haben 2 Kinder, Mädchen 6 Jahre und Junge 1 Jahr alt.

Hallo Raubkatze

Normalerweise gebe ich hier Tipps und Anregungen, die ich selber getestet habe und somit auch aus Erfahrung spreche. Bei deiner Frage ist es allerdings jetzt mal anders. Ich kann dir also nur ein paar "theoretische" Tipps auf den Weg geben. Kann also auch nicht aus Erfahrung reden und weiss auch nicht, ob diese Ideen dir auch helfen können. Ich versuch's trotzdem mal.


Unsere Tochter hat die Trennung einigermassen gut aufgefasst. Sie hat viele Fragen gestellt. Denn noch war sie am anfang sehr viel traurig, dass Papi nicht mehr bei uns ist. Sie hat viel geweint. Die Papi-Wochenenden waren aber nie ein Problem (FR abend bis SO abend).

Doch seit einiger Zeit, hat sie sich mir gegenüber verändert. Sie sagt mir mehrmals am Tag, wie lieb sie mich hat und ist extrem anhänglich geworden. Auch kommt sie wieder jede Nacht so gegen morgen früh zu mir ins Bett und hält mich ganz fest und schläft wieder ein. Sie leidet schon noch unter der Trennung und muss ab und zu weinen, aber es ist nicht mehr so wie am Anfang; was Papi betrifft.

Denk immer daran: Für euch ist diese Trennung sicherlich das Beste, vielleicht auch eine Art Befreiungsschlag. Für die Kinder ist es allerdings immer eine Katastrophe. Alles was bis jetzt in Ordnung war bricht weg, die Struktur fällt auseinander, das ganze Leben der Familie muss neu geordnet werden. Ich will dir damit kein schlechtes Gewissen machen, sondern nur aufzeigen, dass es für die Kinder, immer ein Problem darstellt, auch wenn sie es vielleicht nicht so sehr zeigen. Sie brauchen in dieser Zeit eine gute Begleitung, viel Verständnis und eine offene Kommunikation.
Je älter die Kinder werden, umso wichtiger ist es, dass gerade solche Entscheidungen zusammen besprochen werden. Sagt ihnen genau wie es weitergehen wird. Zeig ihnen auch, dass sie an der Trennung keine Schuld haben und dass ihr beide trotzallem ihre Eltern bleiben werden, auch wenn der Papa jetzt nicht mehr bei euch wohnt. Kinder haben oft auch ganz einfache Fragen wie: wo schläft der Papa, haben wir denn jetzt auch weiterhin etwas zu essen, darf ich meine Freunde dann auch zu Papa einladen usw. Sagt ihnen auch, wenn ihr für gewisse Fragen noch keine Antworten parat habt. Seid aufrichtig und ehrlich und macht keine falschen Versprechungen.

Nimm ihre Gefühle ernst, biete ihr immer wieder an, dass sie dir mitteilen kann wie es ihr geht, was sie ärgert oder traurig macht. Höre ihr auch immer wieder gut zu, lass sie ausreden, frage nach und lass sie auch mal traurig sein. Manchmal sind es auch nur Kleinigkeiten, welche entscheiden, ob für ein Kind eine Situation in Ordung ist oder nicht. Es ist wichtig Entscheidungen zusammen zu diskutieren, vielleicht auch mal einen Kompromiss einzugehen. So haben Kinder auch nicht das Gefühl, dass sie allem machtlos ausgeliefert sind, sondern auch ein Stück Kontrolle über gewisse Entscheidungen haben.

Es ist eine schwierige Situation für alle Beteiligten. Ich kopiere dir hier mal noch einen Link vom Familienhandbuch.de hier rein. Es ist ein ziemlich ausführliches Dokument zum Thema Scheidung und Trennung. Vielleicht hilft dir das auch noch ein wenig weiter.
http://www.familienhandbuch.de/cms/Fami ... ennung.pdf



Eines Tag beim z'Mittagessen, sagte sie mir, dass sie Angst hätte ich würde sie auch verlassen. Habe dann mit ihr gesprochen.

Nun aber werden die Papi-Wochenenden zur Qual für uns alle. Sie will nicht mehr gehen, sie weint fürchterlich, hält sich an mir fest. Ich muss sie dann von mir losreissen und davon laufen.

Wichtig ist in einer solchen Situation, dass du ihr sehr viel Vertrautes lässt. Versuch möglichst Neues zu verhindern. Vielleicht kann ihr Papa ja nur einfach einen Ausflug mit ihr machen und sie dann wieder zurück bringen, so dass sie nicht Angst haben muss, du seist plötzlich nicht mehr da. Ich würde jetzt am Anfang nur mit kleinen Aktivitäten starten, so dass sie ihn zwar noch sieht, aber nicht gleich ein ganzes Wochenende von dir weg ist. Also vielleicht nur stundenweise. Schau, dass sie viele vertraute Dinge mitnehmen darf. Auch wenn sie dann beim Papi ein eigenes Zimmer hat, soll sie viele vertraute Dinge dorthin mitnehmen. Vielleicht eine Bettwäsche, die sie kennt, Spielsachen, Plüschtiere usw.
Vielleicht könnt ihr auch abmachen, dass sie dich zu einer bestimmten Zeit anrufen darf, dir Gutenacht sagen usw.
Also nicht die Quantität ist ausschlaggebend sondern die Qualität. Also lieber am Anfang nur ein paar Stunden und diese dafür in Harmonie und so, dass sie sich darauf freut.

Es ist sehr wichtig, dass deine Tochter ihre Gefühle zeigen und diese auch in Worte fassen kann. Da ist sie meiner Meinung nach schon sehr weit. Wenn sie bereits formulieren kann, dass sie Angst hat, dass du sie auch verlässt.
Versuch diese Angst auch zu verstehen. Sag ihr nicht einfach: "Nein, das wird nicht passieren." Diese Angst ist bei ihr da, die kannst du ihr auch nicht von heute auf morgen nehmen. "Ich kann gut verstehen, dass du Angst hast davor. Mir würde es wohl gleich gehen. Hast du eine Idee, wie ich dir diese Angst etwas nehmen könnte? Was kann ich tun, damit du etwas weniger Angst hast?" usw.


Ich weiss gar nicht was ich machen soll.....ist es richtig, dass wir sie zwingen zu Papi zu gehen? Was müssen wir sagen/tun, damit wir ihr nicht noch mehr schaden.

Vielleicht eher Treffen auf "neutralem Boden" organisieren und nur für ein paar Stunden. Wenn sie dann wieder etwas Vertrauen hat, dann könnt ihr diese Treffen wieder etwas ausbauen.
Auch hier kannst du vielleicht mal mit ihr zusammen schauen, wie ihr das in Zukunft machen wollt. "Schau, der Papi hat dich immer noch ganz doll lieb, er vermisst dich sehr und möchte dich auch ab und zu sehen. Wie wollen wir das in Zukunft machen, dass er dich trotzdem regelmässig sieht? Was würdest du denn gerne mit dem Papi machen? Was könntest du dir denn vorstellen?"


Im weiteren, habe ich die Trauer vom Auszug von meinem Mann, für mich behalten und versucht, meinen Emotionen freien Lauf zu lassen, wenn die Kinder im Bett sind (gelingt mir aber nicht immer....). Eines Tages dann hat meine Tochter mir unterstellt, ich seie froh, dass Papi gegangen sei da ich nie weinen müsse.

Deine Tochter scheint mir sehr sensibel aber auch eine sehr gute Beobachterin zu sein. Wenn sie dich darauf anspricht, dann sag ihr einfach, wie du dich wirklich fühlst. Sag ihr, warum du deine Emotionen bis jetzt so zurückgehalten hast. Sie soll und darf merken, wie es dir geht. Sag ihr auch, dass du traurig bist, es kann sonst gut sein, dass sie anfängt aggressiv zu werden gegen dich und dir für alles die Schuld gibt. Nicht, dass du jetzt den ganzen Tag nur davon sprichst und weinst, damit würdest du sie natürlich überfordern. Aber Gefühle zeigen ist in der Situation absolut ok und auch wichtig. Vielleicht findet ihr zwei ja auch ein schönes Ritual, welches ihr zusammen machen könnt, wenn ihr mal ganz traurig seid, oder es auch grad nicht so gut geht. (Kerzen anzünden, ein Duftlämpchen anzünden, schöne Musik, auf dem Sofa kuscheln, einen feinen Tee trinken... usw).
Ich würde dir auch empfehlen, deine Gefühle vielleicht in einem Tagebuch festzuhalten oder du tauschst dich mit jemandem in einem Forum aus. Hier hat es auch einige, die gerade eine Trennung durchmachen oder schon durchgemacht haben. Wenn du willst, kannst du ja mal im "Plauderforum" ein Thema eröffnen und mal schauen, ob sich jemand meldet.

Ich habe im Shop noch eine neue Kategorie "Trennung/Scheidung" eröffnet und dir dort ein paar Büchertipps reingestellt. Unter Erziehung mit Fantasie, Buchtipps Kinder. Vielleicht findest du ein paar, welche dir gefallen und für euch nützlich sind.



Soll ich ihr meine Trauer zeigen? Oder wie verhalte ich mich am besten?

Lieben Gruss

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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