Tochter (20 Monate) rennt dauernd davon

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Tochter (20 Monate) rennt dauernd davon

Beitragvon Schnuffzgi » 11.07.2009, 21:23

Liebe Kathrin

Im Moment ist es mit unserer Tochter (20 Monate alt) auswärts ziemlich anstrengend, da sie überall und jederzeit gerne davonläuft und sich überhaupt nicht dafür interessiert, ob ich noch in der Nähe bin oder nicht.

Sie klettert auch überall rauf und kennt keine Gefahren.

Beim Spaziergang (sie will immer gehen und nur im Kinderwagen sitzen, wenn sie vom vielen Herumrennen schon sehr müde ist) rennt sie weit voraus. Ich gehe daher gerne mit den Kindern im Wald oder auf wenig befahrenen Strassen spazieren.

Da wir noch einen Sohn (3 1/2) haben, auf den ich natürlich auch noch ein halbes Auge werfen muss, oder dem ich auch mal auf dem Spielplatz beim Klettern oder ähnlichem zur Hilfe gehen muss, ist es für mich im Moment sehr mühsam, mit beiden Kindern nach Draussen zu gehen, da die Kleine eigentlich die ganze Aufmerksamkeit für sich braucht und ich mich ja schlecht zweiteilen kann, damit ich beide Kinder genügend beaufsichtigen kann.

Leider kann ich mich auch nicht damit trösten, dass dies in dem Alter normal ist, denn die meisten Kinder meiner Freundinnen bleiben schön bei Mama.

Gibt es irgend etwas, das ich tun kann, damit unsere Tochter in meiner Nähe bleibt? Unser Sohn ist mir in diesem Alter auch immer davon gerannt. Es hilft mir schon, zu wissen, dass es vorbei geht. Ich weiss aber nicht mehr genau, wann es bei ihm aufgehört hat und er von der Vernunft her so weit war, dass er sich nicht mehr selbst so in Gefahr bringt. Und im Moment würde es mir auch schon helfen, zu wissen, in welchem Alter ungefähr der Spuk vorbei sein wird :wink:

Im voraus herzlichen Dank für deine Antwort!

Liebe Grüsse
Schnuffzgi
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Re: Tochter (20 Monate) rennt dauernd davon

Beitragvon Kathrin Buholzer » 12.07.2009, 23:05

Liebe Kathrin

Hallo Schnuffzgi! Es freut mich, dass du hier bei uns gelandet bist! Herzlich willkommen auf dem Elternplaneten! Wenn du magst, kannst du in der Rubrik "vorstellen" kurz ein paar Sätze über dich schreiben.

Im Moment ist es mit unserer Tochter (20 Monate alt) auswärts ziemlich anstrengend, da sie überall und jederzeit gerne davonläuft und sich überhaupt nicht dafür interessiert, ob ich noch in der Nähe bin oder nicht.

Ich kann dich gut verstehen, das ist eine echt anstrengende Zeit. Die Kinder wollen ihre Umwelt erkunden, entdecken und wollen auch nicht immer alles mehr so machen, wie es die Mama gerne möchte.

Sie klettert auch überall rauf und kennt keine Gefahren.

Plane immer gut voraus, sag ihr wenn immer möglich schon vorher, was sie darf, was du von ihr erwartest. Versuch positiv zu formulieren. Also nicht: "Nicht auf den Baum klettern." Sondern: Schau mal, dort ist ein Baum, du darfst dort auf den ersten Ast raufklettern." Oft verbieten wir Eltern aus Angst, immer grad schon von Anfang an alles. Biete ihr Hilfestellungen an, zeig ihr, wie sie etwas schaffen kann, aber verbiete es ihr nicht immer grad. Sie soll und muss selbstständig werden, dazu gehört auch Dinge zu entdecken und vielleicht auch mal irgendwo den Kopf ein wenig zu stossen.

Beim Spaziergang (sie will immer gehen und nur im Kinderwagen sitzen, wenn sie vom vielen Herumrennen schon sehr müde ist) rennt sie weit voraus. Ich gehe daher gerne mit den Kindern im Wald oder auf wenig befahrenen Strassen spazieren.

Auch hier ist es wichtig, immer gut vorauszuplanen. Sag ihr vorher wo ihr hingeht, was ihr macht und wie lange. Sag ihr auch was du von ihr erwartest. "Ich möchte, dass du in meiner Nähe bleibst, nur bis dorthin rennst, wo ich es dir sage, bis wir die Strasse überquert haben musst du ain meiner Hand gehen, danach darfst du selber rennnen. usw. Oft halten sich Kinder nicht an Abmachungen, weil es keine oder zu ungenaue gibt. Sag ihr z.B: "Du darfst bis zu dem Baum dort rennen. Beim Baum wartest du bitte auf mich." Wenn es klappt, dann lobe sie und sag ihr, was dir gefallen hat: "Toll, dass du bis hier her gerannt bist und dann gewartet hast." Wenn nicht, dann nimm sie einen Moment an die Hand oder setze sie einen Moment in den Wagen. "Du hast nicht gewartet beim Baum. Ich möchte, dass du in meiner Nähe bleibst, sonst habe ich Angst, wenn ich dich nicht mehr sehen kann. Jetzt muss du die nächsten 5 Minuten bei mir bleiben, in den Wagen. Danach darfst du dann wieder raus."

Da wir noch einen Sohn (3 1/2) haben, auf den ich natürlich auch noch ein halbes Auge werfen muss, oder dem ich auch mal auf dem Spielplatz beim Klettern oder ähnlichem zur Hilfe gehen muss, ist es für mich im Moment sehr mühsam, mit beiden Kindern nach Draussen zu gehen, da die Kleine eigentlich die ganze Aufmerksamkeit für sich braucht und ich mich ja schlecht zweiteilen kann, damit ich beide Kinder genügend beaufsichtigen kann.

Manchmal hilft es auch daraus ein kleines Rollenspiel zu machen. Sie ist z.B ein Rössli und du der Reiter oder der Zirkusdirektor. Oder sie ist ein Hund oder eine Katze. Du kannst ihr dann beim Baum, z.B einen Knochen als Belohnung oder ein Mäuschen geben und danach geht es weiter bis zum nächsten Stop.

Leider kann ich mich auch nicht damit trösten, dass dies in dem Alter normal ist, denn die meisten Kinder meiner Freundinnen bleiben schön bei Mama.

Gibt es irgend etwas, das ich tun kann, damit unsere Tochter in meiner Nähe bleibt?

Klare Abmachungen, Anweisungen. Positiv formulieren, sagen was du von ihnen erwartest. Nur kleine Ziele vorgeben, loben und ermutigen wenn es klappt. Wenn nicht, eine log. Konsequenz folgen lassen. Am besten an Orte gehen, an denen es übersichtlich ist, damit sie toben und rennen können und du sie nicht ständig ermahnen musst. Nur kleine Ziele vorgeben, spielerisch damit umgehen.

Unser Sohn ist mir in diesem Alter auch immer davon gerannt. Es hilft mir schon, zu wissen, dass es vorbei geht. Ich weiss aber nicht mehr genau, wann es bei ihm aufgehört hat und er von der Vernunft her so weit war, dass er sich nicht mehr selbst so in Gefahr bringt. Und im Moment würde es mir auch schon helfen, zu wissen, in welchem Alter ungefähr der Spuk vorbei sein wird.

Nur darauf zu warten bringt dir nicht viel. Es ist ja eine grundsätzliche Sache. Du möchtest ja, dass deine Kinder auf deine Anweisungen hören, egal um was es sich handelt. Deshalb ist es wichtig, dass sie verstehen, was genau du von ihnen möchtest. Du musst das in die Hand nehmen, damit es klappt. Es ist etwas anstrengend und braucht Energie, aber es lohnt sich. Es ist ein Training und deshalb ist es wichtig, dass du dir am Anfang nicht zuviel vornimmst. Du kannst es dann, wenn ein Ziel erreicht ist und es schon besser klappt, immer schwieriger machen.

Im voraus herzlichen Dank für deine Antwort!

Liebe Grüsse
Schnuffzgi

Schau mal was du damit anfangen kannst. Melde dich einfach wieder mit Fragen, Feedback oder mehr Beispielen, ok?
Liebe Grüsse
Kathrin
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Re: Tochter (20 Monate) rennt dauernd davon

Beitragvon Schnuffzgi » 13.07.2009, 09:31

Liebe Kathrin

Vielen Dank für die tollen Anregungen! Ich werde sie gerne ab sofort ausprobieren und dir wieder berichten, ob mein verändertes Verhalten fruchtet :D

Liebe Grüsse
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Re: Tochter (20 Monate) rennt dauernd davon

Beitragvon Schnuffzgi » 27.09.2009, 22:27

Liebe Kathrin

Ein kleines Feedback von meiner Seite zum besprochenen Thema:

Leider ist die Situation praktisch unverändert.

Es ist ja auch überhaupt nicht so, dass ich meiner Tochter aus Angst alles gleich verbiete. Sie klettert seit sie 1 1/2-jährig ist auf alle Türme, rutscht die höchsten Rutschbahnen runter usw. Sie hat sehr viel Mut und ist grobmotorisch ziemlich fit und ich unterstütze ihren Mut auch und stehe einfach dort wo es brenzlig ist, zur Sicherheit bereit, da sie manchmal wirklich waghalsige Dinge tut.

Aber zurück zu den Spaziergängen. Wenn ich ihr sage, dass sie bis zum nächsten Baum (oder ähnlich) rennen darf, dann habe ich das Gefühl, sie begreift das gar nicht. Sie will dann einfach ihre Sachen die sie ins Auge gefasst hat, entdecken, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich habe dieses Spiel mit unserem bald 4-jährigen Sohn ausprobiert und bei ihm hat es tip top geklappt. Er hat es auch lustig gefunden und gut mitgemacht. Aber bei der kleinen habe ich wirklich das Gefühl, dass sie es nicht versteht oder ihr Entdeckerdrang so gross ist, dass sie nicht mitmachen will.

Auch auf den Spielplätzen sage ich immer und immer wieder, dass sie dort bleiben soll aber das interessiert sie gar nicht. Wenn sie etwas entdecken will, dann haut sie einfach ab und kümmert sich überhaupt nicht, wo Mama ist.

Auch das an der Hand halten auf dem Spaziergang ist so eine Sache. Das müsste ich fast nicht Gewalt durchziehen. Kann es das sein? Sie sträubt sich so gegen das Handgeben, dass ich ihre Hand richtig mit Druck festhalten muss und dann heult sie natürlich, weil sie nicht will und es ihr vermutlich sogar weh tut. Das stimmt dann für mich auch nicht.

Auf den Spaziergängen, bei denen wir den grossen Bruder UND den Hund dabei haben, muss sie immer im Kinderwagen sitzen. Es ist mir einfach zu riskant, den Grossen stehen lassen zu müssen und der Kleinen mit dem Hund an der Leine nachzurennen. Aber da sie einen sehr grossen Bewegungsdrang hat und ich ja auch Freude habe, dass sie so gerne läuft und eigentlich froh wäre, wenn ich den Kinderwagen bald entsorgen könnte, möchte ich dies nicht so belassen.

Hast du noch andere Ideen wie ich es schaffen könnte, dass sie nicht so weit davon rennt und mir, wo es nötig ist, die Hand gibt?

Vielen Dank für Deine Hilfe!

Liebe Grüsse
Schnuffzgi
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Re: Tochter (20 Monate) rennt dauernd davon

Beitragvon Kathrin Buholzer » 29.09.2009, 21:50

Liebe Kathrin

Ein kleines Feedback von meiner Seite zum besprochenen Thema:

Leider ist die Situation praktisch unverändert.

Es wird eine Weile dauern, bis das etwas besser klappt. Da braucht es viel Geduld und immer und immer wieder üben, üben, üben. Kleine Kinder können Gefahren noch nicht richtig ab- und einschätzen. Du, als ihre Mutter, musst ihr den Weg aufzeigen.

Es ist ja auch überhaupt nicht so, dass ich meiner Tochter aus Angst alles gleich verbiete. Sie klettert seit sie 1 1/2-jährig ist auf alle Türme, rutscht die höchsten Rutschbahnen runter usw. Sie hat sehr viel Mut und ist grobmotorisch ziemlich fit und ich unterstütze ihren Mut auch und stehe einfach dort wo es brenzlig ist, zur Sicherheit bereit, da sie manchmal wirklich waghalsige Dinge tut.

Aber zurück zu den Spaziergängen. Wenn ich ihr sage, dass sie bis zum nächsten Baum (oder ähnlich) rennen darf, dann habe ich das Gefühl, sie begreift das gar nicht. Sie will dann einfach ihre Sachen die sie ins Auge gefasst hat, entdecken, ohne Rücksicht auf Verluste.

Wenn es wirklich gefährlich ist und du das Gefühl hast, dass du ihr da wirklich eine Grenze zeigen musst, dann kommst du auch nicht darum herum ihr die Grenzen zuerst aufzuzeigen und dann auch Konsequenzen folgen zu lassen. Vielleicht fasst du jetzt in diesem Moment nicht zu lange Spaziergänge ins Auge. Du und auch sie, sind vielleicht im Moment wohler, wenn ihr nur "kleine Schritte" macht, damit die "Verlockung" nicht allzu gross ist. Sei ganz klar und präzise in deinen Anweisungen. Vielleicht rennst du auch zusammen mit ihr dort hin. Geh mit ihr die Strecke ab, legt Steine aus, legt Zeichen mit Stöcken, damit sie weiss, wo sie hingehen darf.

Ich habe dieses Spiel mit unserem bald 4-jährigen Sohn ausprobiert und bei ihm hat es tip top geklappt. Er hat es auch lustig gefunden und gut mitgemacht. Aber bei der kleinen habe ich wirklich das Gefühl, dass sie es nicht versteht oder ihr Entdeckerdrang so gross ist, dass sie nicht mitmachen will.

Auch auf den Spielplätzen sage ich immer und immer wieder, dass sie dort bleiben soll aber das interessiert sie gar nicht. Wenn sie etwas entdecken will, dann haut sie einfach ab und kümmert sich überhaupt nicht, wo Mama ist.

Dann musst du sie holen und sie muss dann einen Moment bei dir bleiben oder in den Wagen sitzen. Jetzt in diesem Moment musst du halt wirklich sie etwas an der "kurzen Leine" halten. Bleib in der Nähe, wenn sie aufsteht und weggeht, dann geh zu ihr, vielleicht kannst du ihr auch ein paar "Aufträge" geben. "Such doch mal beim Sandkasten eine Handvoll schöne Steine, bring mir doch ein paar grosse Blätter usw..." Baut zusammen ein Zwergenhaus. Wie gesagt, Grenze den Kreis, ihren "Spielplatz" etwas mehr ein. Lass ihr nicht die ganze Auswahl, sondern gib ihr nur einen "Teilbereich" vor. Lobe und ermutige sie, wenn es klappt.

Auch das an der Hand halten auf dem Spaziergang ist so eine Sache. Das müsste ich fast nicht Gewalt durchziehen. Kann es das sein? Sie sträubt sich so gegen das Handgeben, dass ich ihre Hand richtig mit Druck festhalten muss und dann heult sie natürlich, weil sie nicht will und es ihr vermutlich sogar weh tut. Das stimmt dann für mich auch nicht.

Es ist natürlich nicht die Idee, dass du sie dann immer festhalten muss. Aber wenn es gefährlich ist und du einschreiten musst, dann kommst du um eine Konsequenz nicht rum. Also, bei dir an der Hand gehen, in den Wagen sitzen, auch wenn sie dann protestiert.
Vielleicht kannst du sie dabei etwas ablenken. Vielleicht eine Geschichte erzählen, ein Lied erfinden, Schritte zählen usw.


Auf den Spaziergängen, bei denen wir den grossen Bruder UND den Hund dabei haben, muss sie immer im Kinderwagen sitzen. Es ist mir einfach zu riskant, den Grossen stehen lassen zu müssen und der Kleinen mit dem Hund an der Leine nachzurennen. Aber da sie einen sehr grossen Bewegungsdrang hat und ich ja auch Freude habe, dass sie so gerne läuft und eigentlich froh wäre, wenn ich den Kinderwagen bald entsorgen könnte, möchte ich dies nicht so belassen.

Auch hier würde ich jetzt im Moment nicht allzu grosse Spaziergänge machen. Such dir lieber einen Platz aus, der etwas übersichtlich ist, auch wenn das vielleicht nicht der grosse "Entdeckerplatz" ist. Wenn sie dann noch etwas älter ist, dann kannst du ihren Entdeckerdrang wieder etwas mehr befriedigen, in dem du in den Wald oder auf spezielle Plätze gehst. Oder du schaust, dass du z.B mal an einem Nachmittag mit ihr alleine gehen kannst, dann kannst du auch etwas entspannter sein.
Schau mal, ob sie vielleicht schon bald ein Muki Turnen, eine Waldspielgruppe oder ähnliches besuchen kann.


Hast du noch andere Ideen wie ich es schaffen könnte, dass sie nicht so weit davon rennt und mir, wo es nötig ist, die Hand gibt?

Vielen Dank für Deine Hilfe!

Liebe Grüsse
Schnuffzgi

Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, mit mehr Fragen oder Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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