von Kathrin Buholzer » 08.07.2009, 00:53
Liebe Kathrin
Ich bin neu hier auf dem Elternplanet und hoffe du kannst mir im Bezug auf meine Sohn (2 3/4) weiterhelfen. Es ist so dass er eigentlich ein ziemlich aufgewecktes kleines Kerlchen ist der sich auch für keinen Blödsinn zu schade ist Wenn es jedoch um andere Kinder geht (hauptsächlich fremde Kinder ) erkenn ich ihn zum Teil nicht wieder.
Hallo Tiramisu! Zuerst einmal herzlich willkommen hier auf dem Elternplaneten! Schön, dass du hier her gefunden hast und hier mitschreibst.
Als Beispiel: Wir waren gestern mit seiner Spielkameradin auf dem Spielplatz und die beiden haben schön miteinander gespielt. Plötzlich kommt ein ca. 1 1/2 jähriges anderes Mädchen auf den Spielplatz und strahlt die beiden mit voller Freude an. Seine Spielkameradin geht sofort los das Mädchen "begutachten" aber mein Sohn steht da wie angewurzelt, rennt im nächsten Moment zu mir, setzt sich neben mich auf die Bank und meint das Mädchen soll nach Hause gehen oder ein anderes mal auf dem Spielplatz kommt ein anderes Kind ihm "zu Nahe" kommt er wieder angelaufen und meint er hat Angst... oder er springt schier von der Wippe und weint als sich ein anderes Kind auf das andere Ende setzt wo bis eben noch der Papi mit den Armen gewippt hat..
Du kannst das Selbstvertrauen deines Sohnes immer wieder im Alltag üben in dem du ihn nicht übermässig behütest und einengst und ihm auch (seinem Alter enstprechend) Freiräume gewährst.
Versuch auch, ihm nicht immer alles ab zu nehmen. Ganz besonders in schwierigen, problematischen Situationen ist das wichtig. Also wenn er z.B zu dir kommt und dir ein Problem schildert, z.B dass er etwas nicht schafft, einen Streit mit jemandem hat usw. Nicht immer grad die Lösung vorgeben, erklären, predigen, moralisieren, helfen, Anweisungen geben und ihm sagen was er tun soll.
Hör ihm gut zu. Unterbrich ihn auch nicht ständig, frage nach wenn du etwas nicht verstanden hast. Oft reicht den Kindern schon nur, wenn wir zu hören, sie erwarten gar nicht immer von uns eine Lösung.
Versucht dann einmal zusammen mögliche Lösungen zu suchen. "Was könntest du jetzt tun? Hast du eine Idee, was du jetzt machen könntest, Was erwartest du von mir? Kann ich dir irgendwie helfen." Lass ihn einmal selber aufzählen, welche Möglichkeiten er hat. Unterstütze und hilf ihm nur so viel wie nötig.
Oft hilft es den Kindern, wenn man diese Lösung einmal zusammen durchspielt. Einmal bist du ein fremdes Kind, dann einmal er). Spielt das einmal durch, evt. mit versch. Varianten, Lösungsmöglichkeiten. Ihr werdet schnell merken, wo noch Schwierigkeiten sind und dann zusammen anschauen, wie ihr diese lösen könnt. (Das kann eine Art Rollenspiel sein und ist vorallem dann sinnvoll, wenn er sich nicht gut in eine Gruppe integrieren kann. Für den Spielplatz braucht es das wahrscheinlich gar nicht.
Das gibt ihm eine Sicherheit und er kann dann in der realen Situation besser damit umgehen, wenn er es schon einmal "geübt" und gefühlt hat. Lobe und ermutige ihn, so dass er sich gestärkt fühlt.
Gebt nicht zu schnell auf, wenn es beim ersten Mal noch nicht so gut klappt. Sprecht darüber, wie er sich gefühlt hat, was passiert ist und was er das nächste Mal noch besser machen könnte.
Trau ihm das auch zu. Wenn du selber schon eine gewisse Unsicherheit ausstrahlst und Angst hast, dass es schief gehen könnte, überträgt sich das auch auf ihn.
Ihr könnt ja zusammen auch einen "Mutmach- Handschlag" oder Gruss erfinden, zusammen mit einem Spruch.
Du kannst ihm am Anfang auch helfen ins Spiel zu finden, ihm vielleicht ein paar Anregungen geben und ihn dann von Weitem beobachten.
Lass ihn allgmein mi vielen Kindern in Kontakt treten und ihn spüren, dass er es kann. Mit vier Jahren braucht er ganz viele neue Inputs, er will lernen und entdecken können, basteln, spielen, singen, mit anderen in Kontakt treten...
Und das sind nicht irgendwelche Ausnahmen sondern das ist jedesmal so.. Ich muss noch dazu sagen wir gehen noch nicht allzu lange regelmässig auf Spielplätze (seit ein paar Wochen ca. 2x die Woche), da wir einen Hund haben und eigentlich vermehrt im Wald und auf Feldern unterwegs sind, und er sich so ca 2x die Woche mit seinen Gspänli trifft, aber ich denke, dass das trotzdem nicht "normal" ist.
Doch, es ist normal. Du musst dir deswegen keine Sorgen machen. Sicherlich sind nicht alle Kinder gleich ängstlich oder scheu. Aber oft sind sie sich den Umgang mit anderen, besonders fremden Kindenr nicht gewohnt. Wie du ja schreibst, seid ihr noch nicht so lange auf Spielplätzen unterwegs. Eine neue Umgebung, viele neue Kinder, können oft verunsichern.
Es ist halt auch so, dass er wenn wir auf dem Spielplatz sind, eigentlich am liebsten die ganze Zeit neben mir sitzen möchte. Wenn ich dann mal sage: Geh doch mal ne Runde rutschen oder schau mal was die für ne tolle Schaukel da haben, dann läuft er vielleicht schnell los, macht ne Runde und kommt dann wie nach einer Pflichtkür wieder zu mir angerannt ich kann das nicht verstehen wieso er da so ist. Und das ich die ganze Zeit neben ihm laufen oder stehen muss das kanns doch auch nicht sein. Er muss das doch auch irgendwie lernen das Mami eben nicht ständig und überall mitkommt oder neben dransteht...
Viele Kinder in dem Alter spielen noch nebeneinander anstatt miteinander. Wenn er sich wohl fühlt dabei, dann dräng ihn nicht. Wenn du das Gefühl hast, dass er gerne möchte aber nicht kann, dann rege ihn am besten gleich am Anfang zu einer Tätigkeit an. Hilf ihm, ins Spiel zu finden. Du kannst ihm auch einen kleinen Auftrag geben. z.B etwas zu bauen, Holzstöcke oder Blätter zu suchenusw.
Gib ihm immer wieder die Gelegenheit das zu üben. z.B auf dem Spielplatz mit anderen Kindern.
Ich möchte wirklich wissen wie ich ihm helfen kann das er relaxed mit anderen Kindern umgehen kann! Es macht mich einfach traurig wenn ich die ganzen anedren Kinder spielen sehe und er einfach so mit dem zufrieden ist, das er neben Mami sitzen kann. Und der Gedanke, dass er ab August in die Spielgruppe geht und das ja nach einer gewissen Zeit auch alleine meistern muss bereitet mir jetzt schon Bauchschmerzen. Er sagt ja jetzt schon ständig das er nicht in die Spielgruppe möchte sondern lieber bei Mami bleiben möchte.
Wenn Kinder dann in einer Gruppe sind, dann lernen sie es meistens ganz von alleine. Du wirst sehen, dass er dann grosse Fortschritte machen wird. Trau ihm auch etwas zu und zeig ihm deine Unsicherheit nicht.
Allgemein zum "Abschied sagen" ist es wichtig, dass ihr einen gemeinsamen Schluss findet. Also nicht immer wieder: "Also Schätzli ich geh dann jetzt, ist gut, wenn ich jetzt gehe. Also dann machs gut, Mami kommt ja dann wieder, gell? Also dann häbs schön, bis nachher usw." Macht euch beide den Abschied nicht zu schwer, in dem ihr ihn unnötig in die Länge zieht. Auch wenns dir schwer fällt, versuch dich fröhlich zu verabschieden. Gib ihm auch das Gefühl, dass er jetzt etwas hat, was die Mama nicht hat und Sachen kennenlernen darf, die er dann der Mama am Mittag beibringen kann. Ein Lied, ein Versli, ein Spiel usw. Du kannst ihm auch vorher Tipps und Anregungen geben, wie und wo er sich beschäftigen kann. Er kann dir z.B ein bestimmtes Bild malen, oder dieses dann einer bestimmten Person schenken. Das gibt ihm dann auch wieder eine Bestätigung und ein Lob. Du kannst ihm auch sagen, dass er jetzt schon "Gross" ist und grad wie der Papa oder die Mama auch, zur "Arbeit" gehen darf.
Du kannst ihm auch sagen, dass ihr es euch dann wieder gemütlich machen könnt, wenn er wieder zu Hause ist.
Wenn er vielleicht eine Freundin oder einen Freund in der Spielgruppe hat, dann nützt es oft auch, wenn diese oder dieser ihn durch die Tür begleitet. Du kannst ihm auch etwas von dir mitgeben, ihr könnt zusammen auc einen "Glücksbringer" einen "Freudenstein" oder wie ihr den auch immer nennen wollt raussuchen. Das kann ein kleines Plüschtier sein, oder ihr könnt auch zusammen einen Stein suchen, den schön bemalen und bevor du gehst, den zusammen austauschen. Du kannst ihm auch ein lustiges Gesicht auf die Hand malen und dem einen Namen geben, damit er nicht traurig sein muss.
Lass ihn deine Unsicherheit und dein Unbehangen nicht spüren.
Gib ihm einfach genug Sicherheit, in dem du ihm immer früh genug ankündest, was passiert, wo ihr hingeht, wie lange und mit wem.
Hilf ihm, diese momentane Unsicherheit zu überwinden, in dem du ihn stärkst und selber kein grosses Theater drum machst. Bestärke das Positive, lobe und ermutige ihn.
Achte auch fest darauf, wie du in solchen Situationen wirkst. Wie gehst du selber mit diesem Trennungsschmerz um? Welche Signale sendest du? Auch das hat oft einen Einfluss, wie schnell die Kinder das auch wieder überwinden können.
Danke für deine Antwort und sorry wurd ein bissche lang
Liebe Grüsse, Tiramisu
Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder mit Fragen, Feedback oder mehr Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin