Schlagen, Haare reissen, stampfen, Wut ausbrüche

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Schlagen, Haare reissen, stampfen, Wut ausbrüche

Beitragvon Sox » 15.05.2009, 16:37

hallo, ich weiss nicht mehr weiter und vorallem nicht wie ich richtig reagieren soll, meine Tochter 17monate kann die liebste sein beim Spielen und plötzlich gehts mit Ihr durch. Dann schmeist Sie Spielzeuge rum, reist mir an den Haaren oder schlägt mich. Ich versuche dann zuerst mit ruhiger Stimme Ihr zu erklären das es schmerzt und wehtut und das man die Spielzeuge nicht rumschmeissen soll. Doch Sie hört einfach nicht auf. Schaut mich an und macht es erst recht.
So macht Sie das auch mit dem Essen, an Anfang ist Sie gut und plötzlich geht es einfach mit Ihr durch und schmeisst den Löffel, Getränk oder auch den Teller weg. Meine Aerztin hat mir geraten ich soll Sie ins Zimmer sperren und Sie nach ein paar Minuten wieder hohlen und Ihr es nochmals erklären, doch genützt hat es bis jetzt nicht.
Was jetzt noch dazu gekommen ist das Sie gegen andere Kinder losgeht und Haare reisst oder auch draufschlägt.
Ich weiss nicht wie ich reagieren soll oder auch betrafen.
Ich bitte um Rat
Sox
 
Beiträge: 25
Registriert: 15.05.2009, 16:20

Beitragvon Kathrin Buholzer » 15.05.2009, 21:57

hallo,

Hallo sox! Herzlich willkommen hier auf dem Elternplaneten. Schön, dass du hier gelandet bist und hier mitschreibst!

ich weiss nicht mehr weiter und vorallem nicht wie ich richtig reagieren soll, meine Tochter 17monate kann die liebste sein beim Spielen und plötzlich gehts mit Ihr durch.

Achte dich einmal darauf, wann das genau passiert. Am besten beobachtest du das einmal während einer Woche und machst dir auch ein paar Notizen. Es kann gut sein, dass du dann Gemeinsamkeiten erkennst und evt. schon etwasa früher eingreifen kannst. Ist sie unzufrieden, schafft sie etwas nicht, was sie gerne möchte, hat sie vielleicht Hunger, ist sie müde, sucht sie einfach Aufmerksamkeit...? Hat sich sonst etwas bei euch verändert?

Dann schmeist Sie Spielzeuge rum, reist mir an den Haaren oder schlägt mich. Ich versuche dann zuerst mit ruhiger Stimme Ihr zu erklären das es schmerzt und wehtut und das man die Spielzeuge nicht rumschmeissen soll. Doch Sie hört einfach nicht auf. Schaut mich an und macht es erst recht.

In der Trotzphase, so ab 2 Jahren (manchmal auch schon etwas früher) erwacht der eigene Wille des Kindes und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Kind in erster Linie gegen seine Eltern wendet, sondern vielmehr, dass das Kind leidet, dass es seine Wünsche nicht selber erfüllen kann.
D.h., es ist in dieser Phase nicht mehr in der Lage die Situation zu überblicken oder zu kontrollieren und gerät darum völlig aus den Fugen.
Deine Tochter versucht immer mehr ihre eigenen Wege zu gehen und stösst dabei natürlich und immer wieder an"natürliche" Grenzen. Und sie merkt auch, dass du nicht alles so machst und sagst, wie sie das gerne möchten.

(Hier noch ein paar Erläuterungen aus dem familienhandbuch.de)
>>Diese ersten Erfahrungen mit dem eigenen Willen und den damit verbundenen aggressiven Gefühlen und Konfliktsituationen bzw. der Umgang damit, werden zu Grunderfahrungen, die das weitere Leben des Kindes er- oder entmutigend prägen werden. Die Kinder erlernen im Idealfall, dass:

... es ist gut, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erproben, und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen.
... Konfliktsituationen nichts wirklich Bedrohliches sind und zum Leben dazugehören und Lösungen gefunden werden können.
... Konfliktsituationen innere und äußere Spannungen erzeugen. Diese Spannungen sind aber auszuhalten und müssen nicht durch andere Tätigkeiten (z.B. Essen) abreagiert oder sogar verdrängt werden.
... es seine Gefühle äußern und zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern halten das aus, bewerten sie nicht, sondern helfen ihm dabei, sie zunehmend in Worte zu fassen und auszudrücken. "Auch wenn ich um mich schlage, schreie und tobe, werde ich von meinen Eltern gemocht."
... bewältigte Konflikte Ereignisse sind, auf die man gemeinsam zurückblicken kann und welche die Beziehung vertiefen.
... es macht Spaß, eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn manchmal Schmerz und Enttäuschung mit dabei sind. Das Kind verzweifelt nicht, da es von seinen Eltern unterstützt wird, es immer wieder neu zu versuchen. >>

Verhindern kannst du solche Trotzanfälle nicht. Es gibt allerdings ein paar Sachen die du tun kannst, damit es vielleicht nicht gar so häufig vorkommt.
- Lass ihr genügend Freiraum, renn nicht ständig hinter ihr her und versuch sie nicht mit Anweisungen zu zutexten. Normalerweise geben wir immer viel zu viele Anweisungen. Stell Regeln auf, aber nicht zu viele und sei konsequent, wenn diese nicht beachtet werden. Achte darauf, dass du ihr nicht alles abnimmst und ihr dann deine Hilfe anbietest, wenn sie nicht weiterkommt. Ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun."

- Oft ist es auch möglich in gewissen Dingen zu verhandeln. D.h du kannst ihr eine Auswahl geben und sie kann selber entscheiden, was sie möchte. ("Soll ich dir die Hand geben, oder willst du alleine raufgehen?" " Möchtest du die blaue oder die grüne Hose anziehen." usw. Einen Kompromiss eingehen, verhandeln, aber nur dort wo es auch wirklich Sinn macht.

- In Situationen in denen sie sich ärgert, nützt es oft auch, wenn du versuchst sie abzulenken. Manchmal merkst du auch schon vorher, dass es bald zu einem Trotzanfall kommt, dann kannst du mit dem Ablenkungsmanöver schon etwas früher anfangen.
Vorausplanen. Sag ihm immer früh genug, was als nächstes passiert, so dass sie sich schon frühzeitig darauf einstellen kann.
Versuche dem Wutanfall möglichst wenig Beachtung zu schenken.


So macht Sie das auch mit dem Essen, an Anfang ist Sie gut und plötzlich geht es einfach mit Ihr durch und schmeisst den Löffel, Getränk oder auch den Teller weg.

Zeig ihr, was sie denn tun kann, wenn sie nicht mehr essen mag. z.B Löffel in den Teller legen, Teller in die Mitte des Tisches schieben. Du kannst auch mit ihr ein Codewort abmachen, damit du weisst wann sie fertig ist. Zeig ihr, wie sie das besser machen kann. Wenn sie das während des Essens tut, dann nimm ihr einen Moment den Teller weg und sag ihr warum du es tust. Gib ihn ihr dann nach ein paar Minuten (1-3 Minuten) wieder.

Meine Aerztin hat mir geraten ich soll Sie ins Zimmer sperren und Sie nach ein paar Minuten wieder hohlen und Ihr es nochmals erklären, doch genützt hat es bis jetzt nicht.

Es gibt manchmal Situationen, in denen eine Auszeit sinnvoll sein kann. z.B wenn sie einen so heftigen Wutanfall hat, wenn sie Sachen schmeisst, auf dich los geht, dich beisst haut usw. Die Auszeit sollte aber wirklich an letzter Stelle stehen und nicht einfach so eingesetzt werden. Es geht auch nicht darum, sie einfach ins Zimmer zu sperren, sondern für einen kurzeen Moment "aus dem Spiel" zu nehmen, vergleichbar mit dem "Time Out" beim Eishockey. Ganz wichtis ist dabei sicher zu stellen, dass das Kind keine Angst bekommt. Eine Auszeit soll nicht demütigen und auch nicht wehtun, sondern die Aufmerksamkeit z.B bei aggressivem Verhaltem, entziehen. Genau wie beim Eishockey, wirkt auch die Auszeit in der Erziehung nicht, weil die "zwei Minuten" an sich anangenehm sind, sondern weil das "time in", also das Mitspielen wertvoll ist. Die Auszeit funktioniert also nur, wenn eine stabile und positive Beziehung zum Kind besteht. Einfach immer nur so die Auszeit anzuwenden, wäre der falsche Weg. Es ist ebenfalls wichtig, das Kind vorher mit der Auszeit vertraut zu machen und ihm genau zu erklären, wie es funktioniert. Der Auszeitraum ist ebenfalls sehr wichtig. Der Raum sollte hell, sicher und uninteressant sein. Das Kinderzimmer wäre also nicht der richtige Ort. Besser wäre z.B das Schlafzimmer, ein Gästezimmer oder auch das Bad. (Nur wenn es nicht zu klein ist).
Das Ziel ist es, die Auszeit möglichst wenig anzuwenden.


Was jetzt noch dazu gekommen ist das Sie gegen andere Kinder losgeht und Haare reisst oder auch draufschlägt.
Ich weiss nicht wie ich reagieren soll oder auch betrafen.

Auch hier geht es in erster Linie darum zu beobachten, wann sie das denn tut. Wenn Kinder andere hauen, dann hat das oft damit zu tun, dass sie es einfach noch nicht gelernt haben, angemessen mit anderen umzugehen. Kinder merken oft auch relativ schnell, dass sie ihre Körperteile als "Waffen" brauchen können. Wichtig ist, dass du in einer solchen Situation zu ihr hingehst und nicht einfach nur mit ihr schimpfst, sondern ihr auch zeigst, wie sie denn anders hätte reagieren können. Wenn nötig, dann nimm sie auch mal einen Moment aus der Situation raus. d.h einen Moment aus dem Sandkasten oder vom Spielplatz nehmen. Sag ihr auch warum du es tust und lass sie dann auch wieder dort hin zurück kehren.
Deine Tochter ist noch sehr klein, braucht noch viel Hilfe, Unterstützung aber auch viel Lob und Anerkennung, wenn etwas gut gelaufen ist. Schau, dass du ihr häufig positves Feedback gibst, also den Fokus vermehrt aufs Positive legst.


Ich bitte um Rat

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder mit mehr Fragen, Beispielen oder mit Feedback ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
Site Admin
 
Beiträge: 2022
Registriert: 04.06.2007, 00:33
Wohnort: Münsingen


Zurück zu Kinder 0-6 Jahre

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 17 Gäste