Beschützerinstinkt einer Mutter

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Beschützerinstinkt einer Mutter

Beitragvon claudiah » 20.04.2009, 01:05

Meine Tochter ist 4 Jahre alt und hat noch eine 1jährige Schwester.
In unserer Nachbarschaft haben wir nur eine Familie mit Kindern (Junge 9j und Mädchen5J). Meine Tochter, spielt viel mit dem 5j Mädchen. In letzter Zeit wenn der Junge mitspielt wird meine Tochter vom Spiel ausgeschlossen und zwar auf eine Art welche mir Mühe macht. Sie springen davon, sagen ihr, dass sie nervt etc. Ich dagegen verhalte mich wie eine "Gluggere" und möchte mein Kind "beschützen". Ich hole sie zu mir und versuche sie dabei zu bestärken sich nicht alles gefallen zu lassen, etwas für sich zu spielen oder biete ihr an, dass ich etwas mit ihr spiele. Sie jedoch springt ihnen nach und will meine Intervention wahrscheinlich gar nicht; sie möchte einfach dabei sein.
Ich bin unzufrieden mit meiner Reaktion, aber es tut in meinem Herzen weh, wenn ich dabei zusehen muss. Meine Tochter hat sehr viel Leben, Energie, ist sehr kontaktfreudig und kann sich bei uns auch durchsetzen.
Wie kann ich besser mit dieser Situation umgehen? Muss ich es aushalten? Gibt es eine Möglichkeit meine Tochter zu bestärken in solchen Situationen etwas für sich zu spielen oder nach Hause zu kommen?
claudiah
 
Beiträge: 2
Registriert: 20.04.2009, 00:38

Beitragvon Kathrin Buholzer » 20.04.2009, 10:09

Hallo claudiah! Zuerst einmal herzlich willkommen hier auf dem Elternplaneten. Schön, dass du hier gelandet bist!

Meine Tochter ist 4 Jahre alt und hat noch eine 1jährige Schwester.
In unserer Nachbarschaft haben wir nur eine Familie mit Kindern (Junge 9j und Mädchen5J). Meine Tochter, spielt viel mit dem 5j Mädchen. In letzter Zeit wenn der Junge mitspielt wird meine Tochter vom Spiel ausgeschlossen und zwar auf eine Art welche mir Mühe macht. Sie springen davon, sagen ihr, dass sie nervt etc. Ich dagegen verhalte mich wie eine "Gluggere" und möchte mein Kind "beschützen".

Ich kann dich gut verstehen. Deine Reaktion ist absolut normal. Trotzdem muss deine Tochter lernen, selber mit diesen Reaktionen klar zu kommen.
Oft ist es auch so, dass es für uns Erwachsene als total "ungerecht" und gemein aussieht, für die Kinder aber halb so schlimm ist. Wer in dieser Minute ausgeschlossen ist, ist in der nächsten auch schon wieder Mittendrin.
Wie reagiert denn deine Tochter auf dieses "ausgeschlossen werden"? Kommt sie zu dir, ärgert sie sich, weint sie, beklagt sie sich? Bist du denn immer bei ihr, damit die das mitkriegst, oder erzählt sie es dir dann?


Ich hole sie zu mir und versuche sie dabei zu bestärken sich nicht alles gefallen zu lassen, etwas für sich zu spielen oder biete ihr an, dass ich etwas mit ihr spiele. Sie jedoch springt ihnen nach und will meine Intervention wahrscheinlich gar nicht; sie möchte einfach dabei sein.

So lange du nicht das Gefühl hast, dass sie unglücklich oder traurig ist, brauchst du dich nicht einzumischen. Oft kriegen Kinder das selber wieder in den Griff. Je mehr du sie rein holst oder sie zu dir springt, umso spannender wird es auch für die anderen Kinder sie immer wieder auszuschliessen.

Ich bin unzufrieden mit meiner Reaktion, aber es tut in meinem Herzen weh, wenn ich dabei zusehen muss. Meine Tochter hat sehr viel Leben, Energie, ist sehr kontaktfreudig und kann sich bei uns auch durchsetzen.

Das geht mir manchmal aus so, trotzdem darf man das nicht zu eng sehen. Wenn sie nicht darunter leidet, scheu und ängstlich wirkt oder nicht mehr raus gehen will, ist es ok. Oft ist es ja auch so, dass mal das eigene Kind ausgeschlossen wird und dann kurze Zeit später auch selber jemanden aussschliesst. Das it oft ein "fliegender Wechsel".
Besser als ihr zu sagen, was sie denn jetzt tun könnte ist: Hör ihr gut zu. Oft reicht das auch schon und die Kinder zotteln dann wieder vergnügt davon. Also z.B "Roger lässt mich nicht mitspielen, er rennt mir immer davon und sagt, dass ich nerve." - "Das ärgert dich jetzt grad, gell?" - " Ja, der ist ganz doof, mit dem will ich nie mehr spielen." - "Mmh, das kann ich jetzt grad verstehen, dass dich das sauer macht." - "Der ist wirklich immer so gemein." - "Oje, das ist wirklich blöd." Manchmal reicht das schon. Einfach das Problem verstehen und anzuerkennen mit einem: Aha, oh, oje, mmh, nein so etwas... Oft sind die Kinder dann schon zufrieden, dass ihnen jemand zugehört hat und ihr Problem ernst genommen und verstanden hat.
Wenn du sie unterstützen möchtest, dann kannst du folgendes sagen: "Was könntest du denn jetzt tun, wenn sie dir einfach davon rennen?" - "Ich renne ihnen einfach nach." - "Und wenn du sie dann nicht einholen kannst?" - "Dann warte ich halt, bis sie wieder da sind und spiele in der Zwischenzeit etwas anderes." - "Das ist eine gute Idee, probier das doch mal." Kinder haben nämlich oft selber gute Ideen und wissen sich auch gut zu helfen. Gib ihr nicht einfach die Lösung vor, sondern gib ihr nur Hilfestellungen, Anregungen. Du kannst sie z.B auch fragen: "Kann ich dir irgendwie helfen?"
Achte dich auch einmal darauf, wie oft es passiert. Manchmal passiert es nämlich auch weniger oft, als wir das Gefühl haben. Du kannst auch mal darauf achten, wann es passiert. Wenn beide Kinder schon draussen sind und deine Tochter kommt später dazu. Wenn der Junge später dazu kommt und die Mädchen bereits am Spielen sind... usw. Vielleicht ist der Junge auch einfach nur eifersüchtig, weil seine Schwester dann mit jemand anderem spielt. Er möchte wahrscheinlich selber gerne einen Spielkameraden haben.
Wenn du das Gefühl hast, dass es für deine Tochter zu einem Problem wird und sie es nicht mehr selber lösen kann, dann kannst du z.B auch mal vorschlagen, nur das Mädchen zu euch in den Garten einzuladen. Oder auch mal beide.
Oder du bringst ihnen ein kleines zVieri raus, hilfst mal bei einem Spiel mit und ziehst dich dann wieder zurück.


Wie kann ich besser mit dieser Situation umgehen? Muss ich es aushalten? Gibt es eine Möglichkeit meine Tochter zu bestärken in solchen Situationen etwas für sich zu spielen oder nach Hause zu kommen?

Für uns Erwachsene ist das manchmal kaum zum aushalten und trotzdem müssen wir es. Gib ihr einfach nur Hilfestellungen, löse das Problem aber nicht für sie. Wahrscheinlich ist das Problem für sie eh viel kleiner als für dich...

Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, mit Fragen oder Feedback, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
Site Admin
 
Beiträge: 2022
Registriert: 04.06.2007, 00:33
Wohnort: Münsingen

Beitragvon claudiah » 20.04.2009, 13:49

Liebe Katrin
Danke für Deine Antwort.
Es ist so, dass es für meine Tochter wirklich nicht so schlimm ist. Sie fängt erst an zu weinen, wenn ich interveniere und mit ihr sprechen möchte. Du hast Recht, meistens ist dies wenig später schon kein Thema mehr und sie spielen wieder zusammen.
Am Abend beim zu Bett gehen sprechen wir meistens noch etwas über den vergangenen Tag. Sie sagte mir, dass die beiden anderen Kinder sie wahrscheinlich nicht so lieb haben. Ich sage ihr dann, dass ich sie ganz toll lieb habe und die anderen bestimmt auch.
Kennst Du ein Märchen über dieses Thema?
claudiah
 
Beiträge: 2
Registriert: 20.04.2009, 00:38

Beitragvon Kathrin Buholzer » 22.04.2009, 22:54

Hallo claudiah

sorry, hab deine Frage überlesen. Also Märchen kenn ich zu diesem Thema jetzt nicht direkt. Schau doch mal im Shop nach, dort hat es versch. Themengebiete. Du findest dort versch. Bücher zu den jeweiligen Themen. Vielleicht findest du dort etwas, das passt.
Liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
Site Admin
 
Beiträge: 2022
Registriert: 04.06.2007, 00:33
Wohnort: Münsingen


Zurück zu Kinder 0-6 Jahre

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 23 Gäste