von Kathrin Buholzer » 24.02.2009, 00:21
Hallo, ich habe eigentlich gar keine Frage, ich bin heute nur sehr frustriert und möchte ein paar Gedanken loswerden.
Hallo Sommerfee! Herzlich willkommen hier auf dem Elternplaneten (übrigens ein Planet mit ganz normalen Mamis und Papis, manchmal super, manchmal auch ganz und gar nicht) und schön, dass du hier bei uns gelandet bist.
Meine 2 Kinder (2,5 J. und 9 Mt.) machen mir sehr viel Freude. Ich liebe sie über alles. Manchmal frage ich mich allerdings was bloss mit mir los ist. Ich scheine eine Ausserirdische auf dem Planet der Super-Mamis zu sein. Mein Tag hat einfach zu wenig Stunden. Ich schaffe es einfach nicht alles: Haus, Kinder, Garten, Haustiere, Wäsche... 1, 2 oder gar 3 Dinge sind nicht so wie sie sein sollten.
Ich kann dich gut verstehen und dir gleichzeitig aber auch empfehlen nicht zu hohe Erwartungen an dich und deine Kinder zu haben. Ein ganz wichtiger Punkt in der Erziehung ist: Vernachlässige deine Bedürfnisse nicht/Achte auf deine Bedürfnisse. Auch wenn es lobenswert ist, alles perfekt machen zu wollen, bringt es mit der Zeit nur Stress und Ärger. Schau unbedingt, dass du dir am Mittag eine Pause gönnst. D.h einen Moment (mind. 30 Minuten Zeit) um einen Kaffee zu trinken, die Zeitung zu lesen, einen Moment aufs Sofa zu liegen. Also kein Staubsaugen, putzen, Wäsche machen, aufräumen. Schau auch, dass deine Kinder dann einen Moment Pause oder Mittagsschlaf machen. Solche "Inseln" sind ganz wichtig, auch wenn du eine Vollzeit-Mami bist, auch die brauchen mal eine Pause. ich weiss, es gibt immer etwas aufzuräumen, zu putzen, zu grübeln, zu werkeln, aber lass diese Dinge dann einfach ruhen.
Priorität haben die Lebewesen, also Kinder und Haustiere über den Rest möchte ich lieber nicht schreiben. Ganz vergessen auf der Liste habe ich noch meinen Ehemann. Der zählt zwar auch zu den Lebewesen aber als Selbstversorger kommt er eigentlich immer viel zu kurz.
Das ganze sollte ja dann auch noch Freude machen. Es geht ja nicht darum, einfach nur zu funktionieren, alles in Stand zu halten. Und vergiss nicht: Du bist auch ein "Lebewesen" ein sehr wichtiges sogar. Wenn du nicht mehr magst oder kannst, dann funktioniert gar nichts mehr. Achte auch darauf, dass du dir Freiräume schaffen kannst, wie schon gesagt am Mittag, oder auch mal an einem Samstag z.b mal zum Coiffeur gehen, alleine einkaufen, oder auch mal an einem Freitag nachmittag, dann müsstest du dir überlegen, ob du vielleicht alle 14 Tage ein Hüetimeitschi organisieren kannst.
Wichtig ist auch, dass du dir auch für deinen Mann Zeit nimmst. Du bist nicht nur Mami, sondern auch Ehefrau und ihr habt es auch verdient zusammen, ohne Kinder etwas zu unternehmen. Vernachlässigt das nicht. Am besten macht ihr euch für die nächsten paar Monate einen Plan und schreibt auf, wann ihr mal wieder zusammen etwas machen wollt.
Ich kann dir gut nachfühlen. Es ist extrem stressig mit zwei kleinen Kindern. (Meine beiden Mädels sind auch nur 18 Monate auseinander). Und es wird auch noch eine Weile stressig bleiben. Deshalb ist es unbedingt nötig, dass du dir deine Reserven einteilst und immer wieder Kraft tankst.
Mich macht es sehr traurig, dass ich die Einzige bin die nicht alles im Griff hat. Wo ich mich umhöre, im Grossen und Ganzen klappt es bei allen gut. Ob das wohl stimmt?
Was denkst du wohl?... :-) Wahrscheinlich gibt niemand so gerne zu (ausser vielleicht in einem Forum), dass man es ab und zu nicht so im Griff hat, dass die Fenster schon lange nicht mehr geputzt wurden, der Boden aussieht wie die Sau, das Geschirr vom morgen auch am Mittag noch in der Spüle steht, der Wäschekorb nur so überquillt, die Kinder sagen: "Mama, ich habe kein frisches T-Shirt mehr", das Lavabo wieder voll Zahnpastasresten ist, der Teppich beim Eingang von Darvida Brösmeli nur so übersäät ist, der Kühlschrank leer und von den 4 übervollen Papiersäcken mit leeren Flaschen ganz zu schweigen...
Gerade das ist die Kunst, ein Balanceakt als Mami, abzuwägen, was wirklich wichtig ist. Gerade nach der Geburt unserer 2. Tochter konnte ich das auch überhaupt nicht. Ich hatte immer das Gefühl, hier und da müsste ich noch... Auch heute passiert mir das immer wieder, doch ich habe auch gelernt einfach mal 5 gerade sein zu lassen oder etwas zu verschieben.
Zudem sind meine Kinder nicht perfekt. Ich kann das gar nicht verstehen. Schliesslich gebe ich mir so viel Mühe.
Hast du echt schon mal perfekte Kinder gesehen? Möchtest du das denn überhaupt?
Vielleicht wäre eine Krippe die bessere Lösung gewesen als zu Hause zu bleiben. Ich habe liebe Kinder aber sie sind etwas schüchtern und hören manchmal etwas schlecht, trotzen, weinen, schreien...
Das machen meine übrigens manchmal auch... ;-) Keine Sorge, das ist völlig normal!
Vielleicht wäre alles unter der Obhut von ausgebildetem Personal besser.
Ausgebildetes Personal findest du übrigens auch hier auf dem Elternplaneten... :-) Also bei Fragen, Problemen, Sorgen einfach hier reinschreiben, am besten mit Beispielen, dann kann ich dir am besten helfen.
Ich habe mich entschieden Vollzeit-Mami zu sein.
Das ist ganz toll und bewundernswert und ich denke, dass du einen ganz tollen Job machst. Es ist sehr anstrengend was du machst und verdient Respekt. Trotzdem ist es wichtig, dass du dich selber dabei nicht aufgibst oder verlierst. Vollzeit-Mamis, Angestellte, Manager, Köche, Ärzte, Lehrer, Mechaniker brauchen auch mal einen Moment Zeit für sich...
Was allerdings nicht auf viel Toleranz stösst.
Da hast du Recht und oft kommen dann so Bemerkungen wie: "Arbeitest du noch etwas?" ... :-)
Lass dich davon aber nicht zu sehr beeindrucken, wenn du mit deiner Situation zufrieden bist, kannst du das auch gut ausblenden. Aber vielleicht bist du es ja im Moment nicht 100%, weil du es so gut machen willst, vielleicht sogar etwas zu gut?
Ich bin arbeitenden Mamis gegenüber sehr aufgeschlossen aber ich kann nicht verstehen weshalb ich mir immer anhören muss: Ich möchte eben intellektuell auch noch gefordert werden, ich möchte unter Läute kommen und nicht nur über Kinder sprechen, meine Kinder sind durch die Krippe in der Entwicklung weiter und sozialer...Tja, da komme ich wohl sehr
schlecht weg.
Ich denke, es geht ja nicht darum, ob du schlecht weg kommst, sondern ob dir dein Job Mami zu sein Spass macht, dich ausfüllt und dich befriedigt, oder ob du evt. ein paar Stunden pro Woche noch etwas anderes machen möchtest. Manchmal kann man sich seinen Freiraum auch nur dadurch schaffen, in dem man eben auswärts arbeiten geht, weil sonst bleibt es immer nur bei dem Wunsch: "Jetzt muss ich dann aber mal etwas für mich machen."
Ich höre jetzt auf mit meinem Gejammer und versinke noch etwas alleine im Selbstmitleid. Ich versuche meinen Kindern ein möglichst gutes Mami zu sein, gebe ihnen einen Kuss und wünsche mir weiterhin ich hätte auch etwas von Super-Mami-Gen erwischt, welches anscheinend so weit verbreitet ist.
Ich denke, du hast ganz viele Super-Mami Gene in dir. Vielleicht siehst du sie im Moment grad nicht so. Aber wenn du dir nochmals dein Arbeitspensum von oben durchliest: Haus, Kinder, Garten, Haustiere, Wäsche... und du dir überlegst, was sonst alles noch so anfällt, dann machst du einen tollen Job. Ausserdem ist Kindererziehen (du bist ja eigentlich eine Kleinkindererzieherin, allerdings eine ohne Ausbildung und mit tausend kleineren und grösseren Aufgaben daneben) ein wichtiger, schöner aber auch anspruchsvoller Job. Wie gesagt: Dass er vielleicht etwas weniger anstrengend ist, dabei kann ich dir gerne etwas helfen mit Tipps und Anregungen. Melde dich einfach wieder, ok? Auch wenn du nur ein offenes Ohr zum jammern brauchst... :-))
Lg
Sommerfee
liebe Grüsse
Kathrin