Probleme beim Besuchen, Besucht werden

Verfasst:
05.02.2009, 00:34
von sa-th
Hallo
Mein Sohn ist vor kurzem 3 Jahre alt geworden. Er steckt grade in einer Trotzphase, damit kann ich aber recht gut umgehen.
Jetzt zu meinem Problem:
Wenn wir bei Besuch bei Bekannten, Verwandten sind oder auch wenn jemand bei uns zu Besuch kommt, dreht er völlig auf.
Von einer Sekunde auf die andere kippt die Stimmung. Er redet auf einmal so wirres Zeug, rennt dauend umher, plagt den Besuch, reisst an den Kleidern, akzeptiert kein Nein, wirft seine Sachen durch die Gegend, hört gar nicht mehr zu was man ihm sagt
Es nützt leider alles nichts, ruhig mit ihm sprechen, ihn bitten aufzuhören, ablenken, drohen (er wird dann ins zimmer Gestellt dann hat er nichts mehr vom Besuch), mit ihm schimpfen...... Wenn er dann ins Zimmer musste um etwas runterzukommen, dann hämmert er gegen die Türe, macht Sachen kapput.
Wir können uns sein Verhalten absolut nicht mehr erklären, er steht immer im Mittelpunkt, Besuch kümmert sich um ihn, er redet gerne mit. Ich kann mir nicht vorstellen dass er damit Aufmerksamkeit erzingen will? Die hatt er praktisch immer
Aber sonst ist er ein ganz lieber Junge, halt ziemlich aktiv.
Ich gehe schon gar nicht mehr gern auf Besuch, geschweige denn habe ich keine Lust mehr jemanden Einzuladen
Hat mir jemand einen Rat? Es ist echt obermühsam
lg sa-th

Verfasst:
05.02.2009, 15:03
von Kathrin Buholzer
Hallo
Hallo sa-th! Herzlich willkommen hier auf dem Elternplaneten! Schön dass du hier gelandet bist und mitschreibst!
Mein Sohn ist vor kurzem 3 Jahre alt geworden. Er steckt grade in einer Trotzphase, damit kann ich aber recht gut umgehen.
Jetzt zu meinem Problem:
Wenn wir bei Besuch bei Bekannten, Verwandten sind oder auch wenn jemand bei uns zu Besuch kommt, dreht er völlig auf.
Von einer Sekunde auf die andere kippt die Stimmung. Er redet auf einmal so wirres Zeug, rennt dauend umher, plagt den Besuch, reisst an den Kleidern, akzeptiert kein Nein, wirft seine Sachen durch die Gegend, hört gar nicht mehr zu was man ihm sagt
Das passiert häufig, wenn die Kinder nicht genau wissen, was abläuft und was von ihnen erwartet wird. Es ist sicher auch so, dass er auf der Suche nach Aufmerksamkeit ist. Auch wenn's in diesen Fällen vor allem negative ist. Achte darauf, dass du den Fokus vor allem aufs Positive setzt. Tut er etwas, dass dir gefällt, dass du mehr von ihm sehen möchtest, dann lobe und ermutige ihn und sag ihm genau, WAS dir gefallen hat. "Toll, dass du grad gekommen bist, als ich dich gerufen habe. Das hat mich gefreut, dass du deine Sachen grad sofort weggeräumt hast." Pass auf, dass du nicht ins Negative fällst. "Toll, dass du endlich mal gekommen bist, als ich dich gerufen habe. Wenn das nur immer so wäre, wennd u nur immer so gut auf mich hören würdest...."
Es nützt leider alles nichts, ruhig mit ihm sprechen, ihn bitten aufzuhören, ablenken, drohen (er wird dann ins zimmer Gestellt dann hat er nichts mehr vom Besuch), mit ihm schimpfen...... Wenn er dann ins Zimmer musste um etwas runterzukommen, dann hämmert er gegen die Türe, macht Sachen kapput.
Wir können uns sein Verhalten absolut nicht mehr erklären, er steht immer im Mittelpunkt, Besuch kümmert sich um ihn, er redet gerne mit. Ich kann mir nicht vorstellen dass er damit Aufmerksamkeit erzingen will? Die hatt er praktisch immer
Aber sonst ist er ein ganz lieber Junge, halt ziemlich aktiv.
Ich gehe schon gar nicht mehr gern auf Besuch, geschweige denn habe ich keine Lust mehr jemanden Einzuladen
Wenn du mit ihm weg gehst. z.B auf den Spielplatz, zu Besuch oder auch wenn ihr Besuch bekommt, dann ist es wichtig, dass du immer gut vorausplanst:
Dieses Vorausplanen könnte so aussehen:
1. Gute Vorbereitung
Sag ihm genau wo ihr hingeht, was passiert, wie ihr bleibt und was ihr dort genau macht. Packt auch ein paar von seinen Spielsachen ein, oder wenn ihr Besuch kriegt, lass ihn die Spielsachen wegräumen, die er nicht teilen möchte.
2. Regeln festlegen
Besprich mit ihm die Regeln. Sag ihm was du genau von ihm erwartest. Positiv formulieren "Wenn der Besuch kommt, dann gelten die gleichen Regeln, die sonst bei uns zu Hause auch gelten. (Es ist deshalb wichtig, dass ihr mal zusammen Regeln für zu Hause aufstellst. Besprich mit ihm, was wichtig ist. Positiv formulieren: Im Haus gehen, mit normaler Stimme sprechen, sorgfältig mit den Spielsachen umgehen... usw. Wichtig ist, dass ihr das alles aufschreibt. Du kannst auch dazu zeichnen, oder Bilder aufkleben, damit er es besser versteht. Die Regeln hängt ihr dann gut sichtbar irgend wo auf.)
4. Interessante Beschäftigungen suchen
Gerade wenn andere zu Besuch kommen, dann ist es wichtig, dass es trotzdem einen Ablauf gibt und die Kinder auch etwas angeleitet werden. Also z.B am Anfang zusammen ein Spiel spielen und dann mit ihnen zusammen schauen, was sie denn spielen können. Sag ihm dann auch immer grad was du von ihm erwartest.
3. Belohnungen abmachen
Besprecht zusammen, was passiert, wenn er sich gut an die Abmachungen hält. z.B zusammen ein zVieri essen, einen Moment raus gehen, zusammen ein Buch anschauen.
Versuch ihn auch immer wieder zu loben. Wenn er sich gut verhält, dann sag ihm was dir gefallen hat. "Toll, dass du dem Nico so gut geholfen hast."
4. Konsequenzen einsetzen
Wenn es nicht klappt, sei bereit logische Konsequenzen einzusetzen. Also z.B keine Belohnung und wenn er dann wirklich ganz aus dem Häuschen ist, kannst du z.B einen Moment mit ihm rausgehen, oder ihn auch mal einen Moment in die Auszeit schicken. Wichtig ist, dass du das mit ihm vorbesprichst.
Hier ein paar wichtige Punkte dazu:
Die Auszeit steht ganz am Schluss von einer ganzen Reihe von Erziehungsfertigkeiten. Deshalb ist es wichtig, die Auszeit nicht einfach so anzuwenden, wenn man grad nicht mehr weiter weiss. Eine Auszeit bietet sich dann an, wenn das Kind wirklich einen heftigen Trotzanfall hat, den man nicht mehr ignorieren kann weil: Das Kind mit Sachen wirft, beisst, dich anspukt, haut, andere Kinder verletzt. Eine Auszeit kann man auch anwenden, wenn man selber merkt, dass man kurz davor ist, sein Kind zu schütteln, zu schlagen. In dem Fall ist es auch möglich, selber in eine Auszeit zu gehen. Also nicht das Kind in die Auszeit zu schicken, sondern selber einen Moment in einen anderen Raum zu gehen. Eine Auszeit kannst du aber auch anwenden, wenn du z.B den "stillen Stuhl" (für etwas weniger grosses Problemverhalten) anwendest und dein Kind auf dem st. Stuhl nicht still war.
überleg dir einfach genau, für welches Verhalten du eine Auszeit anwenden möchtest, dann kann es auch nicht passieren, dass du dein Kind plötzlich für jedes x-beliebige Verhalten ins Time Out (oder so wie vielleicht bis jetzt ins Zimmer) schickst. Wichtig ist, dass du das vorher mit deinem Kind besprichst, evt. auch grad wenn ihr Regeln abmacht und ihm sagst, wann es in die Auszeit muss.
Du nimmst es damit einen Moment aus der Situation raus, es kann sich beruhigen und wieder etwas zu sich selber finden.
D.h du gehst zu ihm, sagst was er falsch gemacht hat, erinnerst ihn an die Regel und sagst: „Léon, du hast mich jetzt grad gehauen, wir haben abgemacht, dass wir anständig miteinander umgehen. Du gehst jetzt für 1 oder 2 Min. in die Auszeit.“
Du nimmst ihn ganz ruhig und bestimmt, und bringst ihn in den Auszeitraum. Dieser sollte uninteressant sein, also nicht das Kinderzimmer, sondern das Schlafzimmer, Badezimmer…. Wenn er die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber er muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihm und sagst: „du bisch itze schön still gsi, itze darfsch wieder usecho.“ Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch ihn wieder in eine Aktivität zu verwickeln. Die Auszeit zeigt ihm, dass er ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihm aber auch dir die Möglichkeit euch zu beruhigen. Drohe nicht mit der Auszeit, er wird sonst lernen, dass er erst hören muss, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen. Also das berühmte „wed itze nid folgisch, denn… oder itze zelle ig no uf drü“ solltest du vermeiden. Dein Kind lernt nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du es wieder von der Auszeit zurückholst.
Gerade wenn ihr auswärts seid, ist es nicht nötig immer grad den Ausflug abzubrechen. Oft reicht es auch, z.B das Kind einfach einen Moment aus der Situation rauszunehmen. Also z.B einen Moment auf ein Bänkli setzen, in den Kindersitz im Auto, kurz mit ihm vor die Türe zu gehen, einen Moment vor dem Einkaufszentrum auf die Treppe zu sitzen usw. Danach soll das Kind wieder die Möglichkeit bekommen, das richtige Verhalten "zu üben" d.h einen Moment mit ihm rausgehen und auf die Treppe sitzen. Sag ihm dann immer warum du es tust. "Du bist jetzt grad davon gelaufen, obwohl wir abgemacht haben, dass du bei mir bleibst, deshalb gehen wir jetzt kurz raus, oder deshalb gehen wir nach dem einkaufen nicht mehr auf den Spielplatz.
5. Nachbesprechen
Sag ihm was gut war, lobe ihn dafür und sage ihm auch , was er evt. das nächste Mal noch besser machen könnte.
Evt. musst du auch mal beobachten, wann er sich denn so benimmt. Ist ihm Langweilig, hat ihm niemand gesagt, was man von ihm erwartet, hat er vielleicht auch zu viel Aufmerksamkeit, zu viel Rummel? Oft ist es auch besser, die Besuchzeiten am Anfang etwas kürzer zu halten, oder sie etwas aufzubrechen, z.B mit einem Spaziergang. Manchmal ist es den Kindern auch einfach zu viel und sie kommen dann fast ins hyperventillieren.[/color]
Hat mir jemand einen Rat? Es ist echt obermühsam
lg sa-th
Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, mit Fragen und Feedback, ok?
liebe Grüsse
Kathrin