Versteht er mich?

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Versteht er mich?

Beitragvon schwammkopf » 11.12.2008, 18:33

Mein Sohn ist 3 J. 5 Mt. alt und manchmal bin ich nicht sicher, was er versteht, was ich sage und ob ich zuviel erwarte bzw. was kann ich erwarten?
Als wir Schlitteln waren, da fragte er mich bin ich in ein Kind gefahren? Bin ich in den Zaun gefahren? Antwort: Nein. und das Gleiche kann er ein paar Mal sagen, bis ich sage, ich habe dir nun geantwortet.

Ich kann z.B. sagen, da ist ein Traktor, wo Traktor was Traktor Mami?
Antwort:na da vorne und so gehts immer weiter.

Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass er ein wenig zu "babyig" ist für sein Alter? Er hat sogar vor Kinder die 14 Monate alt sind angst und kommt immer wieder zu mir gerannt, weil er nicht dort spielen möchte. Wenn ich ihn ermuntere oder mitgehe, möchte er immer, dass ich dort bleibe, ich bleibe eine weile, aber danach lasse ich ihn, aber er kommt meistens wieder zu mir gerannt. Ich habe das Gefühl, dass sein SElbstwertgefühl nicht gross ist. Ich lobe ihn oft.
schwammkopf
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 11.12.2008, 22:15

Mein Sohn ist 3 J. 5 Mt. alt und manchmal bin ich nicht sicher, was er versteht, was ich sage und ob ich zuviel erwarte bzw. was kann ich erwarten?

Meistens verstehen Kinder viel mehr, als wir meinen. Wenn sie angeblich nicht hören (wollen), dann hat das meistens mit uns selber zu tun.

Als wir Schlitteln waren, da fragte er mich bin ich in ein Kind gefahren? Bin ich in den Zaun gefahren? Antwort: Nein. und das Gleiche kann er ein paar Mal sagen, bis ich sage, ich habe dir nun geantwortet.

Das ist bei Kindern in dem Altern normal. Sie fragen, weil sie entweder Aufmerksamkeit möchten, oder einfach nur eine Bestätigung bekommen möchten. Am besten ist es, wenn du in solchen Situationen nicht einfach nur die Antwort gibst, sondern zurück fragst.
Bin ich in den Zaun gefahren? Antwort: "Was denkst du? Was wäre passiert, wenn du in den Zaun gefahren wärst. Wo ist denn der Zaun und wo bist du? Bist du in also in den Zaun gefahren? Warum hat es dort wohl einen Zaun, was denkst du?" Gerade bei Warum-Fragen ist es oft hilfreich zurückzufragen, das Kind nach Lösungen fragen. "Was passiert wenn? Was könntest du tun? Warum ist das so, was denkst du?


Ich kann z.B. sagen, da ist ein Traktor, wo Traktor was Traktor Mami?
Antwort:na da vorne und so gehts immer weiter.

Hier könntest du z.B sagen: "Wer fährt denn mit dem Traktor? Wo hat es Traktore? Wieviele Räder hat ein Traktor? Welche Farbe hat denn der Traktor? usw. Mit diesen Fragen, bleibst du zwar in Kontakt mit ihm, kannst ihn aber von den ewigen Fragen ablenken.

Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass er ein wenig zu "babyig" ist für sein Alter? Er hat sogar vor Kinder die 14 Monate alt sind angst und kommt immer wieder zu mir gerannt, weil er nicht dort spielen möchte. Wenn ich ihn ermuntere oder mitgehe, möchte er immer, dass ich dort bleibe, ich bleibe eine weile, aber danach lasse ich ihn, aber er kommt meistens wieder zu mir gerannt. Ich habe das Gefühl, dass sein SElbstwertgefühl nicht gross ist. Ich lobe ihn oft.

Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist). Wenn dein Kind etwas nicht schafft, vielleicht deshalb auch wütend wird, nimm ihm nicht immer die Arbeit ab und präsentier ihm grad die Lösung. Versuch zusammen mit ihm eine Lösung zu finden. Frag ihn, was er tun wollte und was nicht geklappt hat und überlegt euch, wie er das jetzt anpacken könnte. Gib ihm Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für ihn.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Sie sind fast pausenlos beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen. Trotzdem ist das Kind oft unzufrieden und quengelig. Überleg dir einmal wie du dich fühlen würdest, wenn du ein unselbstständiger Erwachsener wärst.
Genau so muss sich auch ein unselbstständiges Kind fühlen, so nach dem Motto: "ich kann das nicht allein, ich brauche ständig einen Erwachsenen um mich herum, ohne Erwachsene bin ich hilflos, ich kann es eh nicht allein, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Die Erwachsenen müssen immer für mich da sein, damit meine Wünsche erfüllt werden. Sie müssen sich pausenlos mit mir beschäftigen, sonst wirds mir Langweilig und ich mache Blödsinn."
Ein unselbstständiges Kind hat auch das Gefühl, dass es Dinge im Alltag gar nicht selber erledigen kann, weil sie ihm ja meistens von einem Erwachsenen abgenommen werden. Häufig unterstützen wir dieses Gefühl mit Aussagen wie: "Dafür bist du noch zu klein, warte ich helf dir, du kannst das noch nicht." Das Kind wird abhängig von den Erwachsenen und es lernt auch nicht Verantwortung zu übernehmen und auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Es wird bequem egoistisch und nützt andere aus. Ausserdem ist ihm oft Langweilig, weil es gar nie richtig gelernt hat sich selber zu beschäftigen. Ein unselbstständiges Kind hat oft wenig Selbstwertgefühl. Es ist oft unsicher, manchmal schüchtern, mutlos aber auf alle volle hat es ganz hohe Ansprüche an uns Eltern und wird zum Tyrannen. Das vor allem auch, weil es wenig Widerstand spürt und auch nicht gelernt hat mit unangenehmen Situationen fertig zu werden.

Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst nicht, ihm alles erlauben, alles durchgehen lassen. Es ist das Gegenteil von abhängig sein, angewiesen sein auf den anderen. Also möglichst früh, das selber zu tun, was möglich ist, ohne dass jemand hilft oder es für einen erledigt.
Was heisst das jetzt genau? Versuch immer wieder im Alltag deinem Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Doch wenn wir es tun, dann werden die Kinder auch weniger am eigenen "Rockzipfel" hängen.

Lass dein Kind die Dinge die es selbst tun kann auch selber tun. Beobachte dein Kind und wenn du merkst, dass es Hilfe braucht, dann sei ihm eine Stütze, zieh dich aber dann auch wieder zurück.

Versuch ihn mit kleinen Dingen zu unterstützen. Selber anziehen, waschen, Jacke anziehen, Brot streichen, Dinge wegräumen...
Sag ihm immer genau, was du von ihm erwartest. Wenn du merkst, dass er es noch nicht alleine schafft, dann frag ihn, was er als erstes tun muss: "z.B wenn du deine Schuhe anziehen willst, was musst du zuerst machen?" - "Den Verschluss aufmachen." - "Genau, und dann...?" Geh mit ihm das schön Schritt für Schritt durch, lobe und ermutige ihn.
Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon schwammkopf » 12.12.2008, 09:44

Guten Tag Frau Buholzer
Vielen lieben Dank für Ihre wertvollen Tipps! Ich lasse ihn z.B. selbständig anziehen oder auch Tischen. Oft möchte er dies aber nicht sich z.B. selber anziehen, da frage ich mich oft, soll ich darauf beharren? Manchmal mache ich es so, dass ich sage, ich ziehe dir ein Finken an und du der andere. Oder oft fragt er während dem kochen kann ich dir was helfen und ich sage einen Moment und dann habe ich was und dann sagt er oft, nein ich will nicht und läuft davon...

Wie soll ich denn während dem spielen reagieren, wenn er immer wieder zu mir kommt. Soll ich ihm einfach aufmunternde Worte sagen und ihn danach lassen und wenn er zu mir kommt einfach immer wieder "schmüselen" (er möchte dies so)?
schwammkopf
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 14.12.2008, 00:06

Guten Tag Frau Buholzer
Vielen lieben Dank für Ihre wertvollen Tipps! Ich lasse ihn z.B. selbständig anziehen oder auch Tischen. Oft möchte er dies aber nicht sich z.B. selber anziehen, da frage ich mich oft, soll ich darauf beharren?

Überleg dir einfach mal, welches Zeichen du setzt, wenn du nachgibst. Er wird schnell merken, dass er sich einfach weigern muss und du dann halt nachgibst und es für ihn erledigst. Versuch eine Regelmässigkeit zu schaffen. Nicht dass er sich nur ab und zu selber anziehen soll, sondern immer. Ein paar Tipps dazu findest du unter Erziehung mit Fantasie unter "Aufstehen": http://www.elternplanet.ch/46.html

Manchmal mache ich es so, dass ich sage, ich ziehe dir ein Finken an und du der andere. Oder oft fragt er während dem kochen kann ich dir was helfen und ich sage einen Moment und dann habe ich was und dann sagt er oft, nein ich will nicht und läuft davon...

Plane immer gut voraus. Sag ihm schon vorher, dass du jetzt kochen wirst und dass er dir etwas helfen kann. Schau, dass du etwas parat hast für ihn.

Wie soll ich denn während dem spielen reagieren, wenn er immer wieder zu mir kommt. Soll ich ihm einfach aufmunternde Worte sagen und ihn danach lassen und wenn er zu mir kommt einfach immer wieder "schmüselen"(er möchte dies so)?

Da musst du mir noch etwas mehr erzählen. Wie läuft denn das beim Spielen ab. Meinst du, wenn er alleine spielt und du etwas anderes tust?
Im Allgemeinen ist es gut, wenn du versuchst, wenn immer möglich ihm kurz Aufmerksamkeit zu schenken, wenn er zu dir kommt und etwas von dir möchte. Normalerweise vertrösten wir unsere Kinder immer wieder auf später: "Ich muss noch rasch dies oder jenes machen, ich komme dann gleich zu dir, warte noch einen Moment...

Am besten gibst du mir noch etwas mehr Beispiele, dann kann ich dir noch etwas besser helfen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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