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Belohnungssystem

BeitragVerfasst: 04.12.2008, 19:44
von Ran
Also unser Sohn (Juli 05) sagt einfach prinzipiell bei allem mal zuerst nein.

Wenn wir raus möchten gibt es ein riesen Theater und er möchte am liebsten nur zu Hause sein. Ich muss mir immer wieder etwas neues einfallen lassen, damit er mitkommt und es nicht eine halbe Stunde geht. Wenn er dann aber mal draussen ist, dann möchte er natürlich nicht mehr nach Hause.Gibt es da einen Trick, damit er besser mitkommt? Ich reisse ihn nicht aus dem Spiel und sage ihm immer zuerst, dass wir dann bald gehen. Er sagt auch ja bis es dann ums Anziehen geht. Dann höre ich nur noch nein.

Im Moment ist es so, wenn er etwas nicht macht oder nicht gehorcht, dann sage ich es nochmals und sage ihm ganz klar, wenn er jetzt nicht gehorcht, dann gibt es kein Bilderbüechli vor dem ins Bett gehen oder sowas.

Mir geht es eigentlich hauptsächlich darum, dass ich möchte, dass er eigenverantwortung übernimmt. Dass er merkt, wenn ich das mache, dann geschieht das oder eben nicht. Das er auch lernt, dass nicht alles selbstverständlich ist und man nicht alles für ihn macht. Ich denke, den Teller nach dem Essen selber abräumen oder die Schuhe und Jacke nach dem Spaziergang versorgen darf man von so kleinen Kindern doch verlangen.
Auch das Zimmer aufräumen oder besser gesagt helfen sollte gehen und ich möchte einfach nicht immer sagen müssen mach nun das sonst geht das nicht oder Du darfst sonst das nicht.

Falls Du mir da gute Tipps hast wäre ich Dir sehr dankbar.

Wie gesagt, ich möchte kein Musterkind aus ihm machen und er soll seine Flausen haben aber dass er einfach gewisse Dinge selber macht und dann stolz ist und auch freude daran hat.

Ich weiss nicht, ob er für ein Belohnungssystem zu klein ist und wie ich es genau machen soll. Ich möchte nicht all zu viel auf einmal und er soll aber auch nicht nur noch Belohnungen erhalten. Wie mache ich das am Besten?
Entschuldige bitte den langen Roman

Liebe Grüsse

ran

BeitragVerfasst: 05.12.2008, 02:31
von Kathrin Buholzer
Also unser Sohn (Juli 05) sagt einfach prinzipiell bei allem mal zuerst nein.

Hallo Ran. Erst einmal herzlich willkommen hier. Schön, dass du auf dem Elternplaneten gelandet bist und hier mitschreibst.

Wenn wir raus möchten gibt es ein riesen Theater und er möchte am liebsten nur zu Hause sein. Ich muss mir immer wieder etwas neues einfallen lassen, damit er mitkommt und es nicht eine halbe Stunde geht.

wichtig ist ganz grundsätzlich, dass du immer gut vorausplanst. Teile den Tag in kleine "Häppchen" und sag deinem Sohn immer was als nächstes passiert. ("Laut denken"). "Ich gehe jetzt noch rasch in die Waschküche und du kannst noch einen Moment etwas für dich spielen. Wenn ich dann raufkomme, dann möchte ich, dass du mit mir mitkommst und dir dann ruhig und ohne zu murren die Schuhe anziehst."
Achte dich bei Anweisungen auf folgendes:
Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich es mit Namen an und sag ihm genau was es tun soll: „bitte geh jetzt deine Zähne putzen, sprich bitte in normalem Ton, versorge bitte deine Schuhe …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun sollen, was du von ihnen möchtest). Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte es. Wenn es tut was du gesagt hast, dann lobe es.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn es wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Die Kinder aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihnen immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihnen immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihnen dann wieder.

Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:

Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!

Zu Ungenau! "Leon!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Negative, emotionale Mitteilungen: "Bist du wieder Unmöglich, ein Trotzkopf, ein Frechdachs... "usw.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.

Denk auch daran, dass er in der Trotzphase ist. Verhindern kannst du solche Trotzanfälle nicht. Es gibt allerdings ein paar Sachen die du tun kannst, damit es vielleicht nicht gar so häufig vorkommt.
- Lass ihm genügend Freiraum, renn nicht ständig hinter ihm her und versuch ihn nicht mit Anweisungen zu zutexten. Normalerweise geben wir immer viel zu viele Anweisungen. Stell Regeln auf, aber nicht zu viele und sei konsequent, wenn diese nicht beachtet werden. Achte darauf, dass du ihm nicht alles abnimmst und ihm dann deine Hilfe anbietest, wenn er nicht weiterkommt. Ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun."

- Oft ist es auch möglich in gewissen Dingen zu verhandeln. D.h du kannst ihm eine Auswahl geben und er kann selber entscheiden, was er möchte. ("Soll ich dir die Hand geben, oder willst du alleine raufgehen?" " Möchtest du die blaue oder die grüne Hose anziehen." usw. Einen Kompromiss eingehen, verhandeln, aber nur dort wo es auch wirklich Sinn macht.

- In Situationen in denen er sich ärgert, nützt es oft auch, wenn du versuchst ihn abzulenken. Manchmal merkst du auch schon vorher, dass es bald zu einem Trotzanfall kommt, dann kannst du mit dem Ablenkungsmanöver schon etwas früher anfangen.
Versuche dem Wutanfall möglichst wenig Beachtung zu schenken.¨

In der Trotzphase, so ab 2,5/3 Jahren erwacht der eigene Wille des Kindes und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Kind in erster Linie gegen seine Eltern wendet, sondern vielmehr, dass das Kind leidet, dass es seine Wünsche nicht selber erfüllen kann.
D.h., es ist in dieser Phase nicht mehr in der Lage die Situation zu überblicken oder zu kontrollieren und gerät darum völlig aus den Fugen.
Dein Söhne versucht immer mehr ihre eigenen Wege zu gehen und stoseen dabei natürlich und immer wieder an"natürliche" Grenzen. Und sie merken auch, dass du nicht alles so machst und sagst, wie sie das gerne möchten.

(Hier noch ein paar Erläuterungen aus dem familienhandbuch.de)
>>Diese ersten Erfahrungen mit dem eigenen Willen und den damit verbundenen aggressiven Gefühlen und Konfliktsituationen bzw. der Umgang damit, werden zu Grunderfahrungen, die das weitere Leben des Kindes er- oder entmutigend prägen werden. Die Kinder erlernen im Idealfall, dass:

... es ist gut, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erproben, und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen.
... Konfliktsituationen nichts wirklich Bedrohliches sind und zum Leben dazugehören und Lösungen gefunden werden können.
... Konfliktsituationen innere und äußere Spannungen erzeugen. Diese Spannungen sind aber auszuhalten und müssen nicht durch andere Tätigkeiten (z.B. Essen) abreagiert oder sogar verdrängt werden.
... es seine Gefühle äußern und zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern halten das aus, bewerten sie nicht, sondern helfen ihm dabei, sie zunehmend in Worte zu fassen und auszudrücken. "Auch wenn ich um mich schlage, schreie und tobe, werde ich von meinen Eltern gemocht."
... bewältigte Konflikte Ereignisse sind, auf die man gemeinsam zurückblicken kann und welche die Beziehung vertiefen.
... es macht Spaß, eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn manchmal Schmerz und Enttäuschung mit dabei sind. Das Kind verzweifelt nicht, da es von seinen Eltern unterstützt wird, es immer wieder neu zu versuchen. >>


Wenn er dann aber mal draussen ist, dann möchte er natürlich nicht mehr nach Hause.Gibt es da einen Trick, damit er besser mitkommt?

Auch hier gut vorausplanen. du kannst ihm auch immer mal eine Alternative anbieten. "Willst du mir die Hand geben, oder selber gehen?" Versuch ihn immer wieder zu motivieren, spielerisch und mit viel Fantasie solche Situationen zu meistern.

Ich reisse ihn nicht aus dem Spiel und sage ihm immer zuerst, dass wir dann bald gehen. Er sagt auch ja bis es dann ums Anziehen geht. Dann höre ich nur noch nein.

Ignoriere dieses Nein einfach. Diskutiere nicht mit ihm. Sag ihm einfach, was er zu tun hat und lass ihn dann einfach. Wenn er nicht fertig ist, dann nimm ihn halt auch mal an der Hand und lass ihn dann seine Schuhe dann halt draussen anziehen.

Im Moment ist es so, wenn er etwas nicht macht oder nicht gehorcht, dann sage ich es nochmals und sage ihm ganz klar, wenn er jetzt nicht gehorcht, dann gibt es kein Bilderbüechli vor dem ins Bett gehen oder sowas.

Pass auf, dass du nicht drohst. Er wird sonst lernen, dass er erst hören muss, wenn du eine Drohung aussprichst. Er lernt so, dass er erst hören muss wenn du drohst. Versuch lieber ihn zu motivieren. "Wenn du jetzt vorwärts machst, dann haben wir nachher noch genug Zeit fürs Büechli." Wenn er dann trotzdem trödelt, dann gibt es eine log. Konsequenz, also kein Büechli. Sag ihm dann immer auch nochmals, warum diese Konsequenz folgt. Versuch logische Konsequenzen zu wählen. Also nicht irgendetwas aussuchen, bei dem du das Gefühl hast, dass es ihn sehr "trifft."

Mir geht es eigentlich hauptsächlich darum, dass ich möchte, dass er eigenverantwortung übernimmt. Dass er merkt, wenn ich das mache, dann geschieht das oder eben nicht. Das er auch lernt, dass nicht alles selbstverständlich ist und man nicht alles für ihn macht. Ich denke, den Teller nach dem Essen selber abräumen oder die Schuhe und Jacke nach dem Spaziergang versorgen darf man von so kleinen Kindern doch verlangen.

Ich denke, du hast recht hohe Erwartungen. Klar, kann er solche Dinge lernen, aber das braucht Zeit und viel Übung. Vorallem musst du mit ihm zusammen Regeln aufstellen. Besprich mit ihm genau, WAS du von ihm möchtest. Schreibt diese Regeln auf ein Blatt. (Für versch. Themen nimmst du auch versch. Blätter). Damit er es besser verstehst kannst du dazu zeichnen oder Bilder aufkleben. Positiv formulieren! Hängt diese Regeln dann irgendwo gut sichtbar auf.

Auch das Zimmer aufräumen oder besser gesagt helfen sollte gehen und ich möchte einfach nicht immer sagen müssen mach nun das sonst geht das nicht oder Du darfst sonst das nicht.

Hier braucht es ganz klare Anweisungen. Gib ihm klare, eindeutige und kleine Aufträge. Lobe und ermutige ihn wenn es klappt.
Versuch das Ganze immer spielerisch anzugehen. Ein paar Tipps findest du hier unter Erziehung mit Fantasie: http://www.elternplanet.ch/45.html


Falls Du mir da gute Tipps hast wäre ich Dir sehr dankbar.

Wie gesagt, ich möchte kein Musterkind aus ihm machen und er soll seine Flausen haben aber dass er einfach gewisse Dinge selber macht und dann stolz ist und auch freude daran hat.

Ich weiss nicht, ob er für ein Belohnungssystem zu klein ist und wie ich es genau machen soll. Ich möchte nicht all zu viel auf einmal und er soll aber auch nicht nur noch Belohnungen erhalten. Wie mache ich das am Besten?

Punktekarte/Chläberliplan sind als zusätzliche Motivation gedacht.
Hier gibt es ein paar wichtige Sachen zu beachten:

- Positiv formulieren, was möchtes du von ihm.
- Am wirkungsvollsten ist es, wenn du etwas witziges bastelst, dass er gern hat. Z.B einen Bauernhof einen Zoo, ein Piratenschiff usw. Beim Schiff z.B kannst du auf jedes Fenster den Sticker kleben, beim Zoo auf jedes Feld, Abschnitt und beim Zoo z.B in jedes Gehege. Die Punktekarte darf ruhig phantasievoll sein, witzig aussehen und Spass machen.
-Jedes Mal wenn er es geschafft hat, also z.B die Schuhe angezogen hat, dann darf er ein Kleberli aufkleben.
Bei kl. Kindern reicht oft schon der Kleber als Belohnung. Du kannst aber auch zusätzlich noch eine Belohung geben. Es muss nicht immer etwas teures, gekauftes sein. Z.B eine Extra Geschichte lesen, ins Schwimmbad gehen, einen Kuchenbacken, eine Velotour usw. lass dir was einfallen. Es ist auch möglich, eine grössere Belohnung in Aussicht zu stellen. Z.B ein Plüschtier, Malfarben, einen Bagger, Lego usw. muss aber nicht sein.
-Setz ein leichtes Ziel. Nach dem 1. Morgen, an dem es geklappt hat: eine kl. Belohnung.
Nach insgesamt 3 Morgen evt. eine grössere Belohnung und nach einer Woche dann eine grosse Belohnung.
-Mach es dann etwas schwieriger (also nur noch 1 Kleber pro morgen) und lass mit der Zeit die Belohnungen weg und lass die Punktekarte „ausschleichen“. Achtung! Keine Kleber wegnehmen, nicht schimpfen wenns nicht geklappt hat, motivieren fürs nächste Mal.


Entschuldige bitte den langen Roman

Liebe Grüsse

ran

Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, mit Fragen, mehr Beispiele und Feedback.
liebe Grüsse
Kathrin