von Kathrin Buholzer » 12.01.2009, 15:35
Liebe Kathrin
es ist schon lange her und seither ist viel passiert. Da ich eine OP an der Hand hatte, konnte ich lange Zeit nicht schreiben.
Hallo Zilly! Hab dich schon vermisst! Hab grad letzte Woche an dich denken müssen, als meine Tochter aus der Bibliothek "Zilly und der Zauberstab" mit nach Hause genommen hat. ;-)
Mittlerweile haben die beiden sich wieder angenähert und unsere Tochter sagt auch wieder, dass sie Papi lieb hat. Man merkt es jetzt auch, wenn er weg geht, dass sie sich verabschiedet und wissen will wann er zurück ist.
Ins Bett bringen kann er sie immer noch nicht. Ausser, wenn ich natürlich abwesend bin. Aber dann auch nur unter weinen und brüllen.
Ich denke, da müsst ihr behutsam versuchen das wieder "einzufädeln". Er muss sie ja noch nicht grad von A-Z selber ins Bett bringen. Er kann ja mal für den Anfang kleine Aufgaben übernehmen. z.B den Schlafanzug mit ihr anziehen gehen, oder mit ihr noch ein Spiel spielen, oder mit ihr die Zähne putzen, oder ihr die Geschichte vorlesen. Am Anfang ist es sicherlich gut, wenn du ihn Schritt für Schritt wieder in dieses Abendritual einbaust. Wichtig ist, dass du deiner Tochter immer sagst, was du und was er macht. "Ich gehe jetzt mit dir den Schlafanzug anziehen und dann darfst du mit Papa noch etwas spielen. Danach geht ihr zusammen die Zähneputzen und ich erzähle dir dann noch ein Buch. Danach gehen wir alle zusammen in dein Zimmer und singen das Gutenachtlied." (oder so ähnlich). Sagt ihr das im Voraus und dann immer kurz bevor es passiert noch einmal, dann weiss sie, auf wen sie sich einlassen muss.
Wir hatten einige Gespräche und er ist nun bereit zum Arzt zu gehen. Mir hat es gut getan, dass nun die Konflikte offen ausgepsrochen sind.
Aber ich spüre bei mir selbst immer noch Unsicherheit, die beiden alleine zu lassen. Wenn eine der Omas hütet, kann ich unbeschwert gehen und meine Zeit ausserhalb der Familie geniessen. Da weiss ich auch, dass meine Tochter gerne mit den Omas spielt und es ihr geradezu recht ist, dass sie sie alleine für sich hat.
Ich weiss einfach noch nicht wie ich selber loslassen kann. Mir kommt auch öfter der Gedanke, dass meine Tochter mit
ihrem Weinen mit mir kooperiert. Sie spiegelt nämlich meine Gefühle!
Du hast das gut beobachtet und genau das spürt deine Tochter auch. Und nicht nur sie. Dein Mann wahrscheinlich genau so und es wird ihn sicherlich auch zusätzlich etwas verunsichern, wenn du dich unbewusst mit deiner Tochter "verbündest." Ich denke, wenn er jetzt einige Zeit nur kleine Aufgaben beim Abendritual übernimmt, können alle wieder Vertrauen finden. Dein Mann, weil er merkt, dass er es kann, deine Tochter, weil sie merkt, dass es mit dem Papa auch Spass macht und du, weil du merkst, dass du ihm die Verantwortung übergeben kannst und er es gut macht.
Jetzt hab ich gedacht, dass ich einfach mal Stundenweise weg gehe, zum Walken oder so. Denn das wär mir auch recht, wenn ich mal wieder etwas Sport machen könnte. Und dann hoffe ich, dass ich uns allen damit einen Gefallen tue.
Genau! Siehst du, du bist schon selber darauf gekommen... :-) Das meine ich mit "Schritt für Schritt". Versuch das regelmässig zu machen, am besten ist es am Anfang, wenn du weg gehst und dann nach einer Weile zurück kommst und sie ist noch wach. Dann merkt sie, dass alles ok ist. Dass du dich verabschiedest, aber dann auch wieder kommst. Das gibt ihr dann mit der Zeit eine Sicherheit und sie wird weniger toben.
Ich bin in den letzten Wochen schon immer mal weg gewesen, zu Sitzungen oder Ausbildung, aber das ist natürlich immer 3-4 Stunden und da hat sie getobt und zwar durchgehend! (Wenn sie nicht vor Erschöpfung eingeschlafen ist).
Als ich operiert wurde, hat sie ängstlich reagiert und sogar bei der Oma geweint und war sehr anhänglich. Das ist einige Wochen her und durch die Weihnachtsferien ist sie dem Papi wieder näher gekommen. Also ich starte nochmals einen Versuch und melde mich dann wieder.
Herzlichen Dank schon im voraus für Tipps etc.
Zilly
Eine solche Operation ist immer nicht ganz einfach. Gerade, wenn Kinder etwas anhänglich sind. Auch in solchen Situationen ist es ganz wichtig ihr genau zu erklären, was passiert, wo du hingehst, wie lange, was du dort machst, wo und bei wem sie dann sein wird usw.
Um die ganze Situation wieder ins Lot zu kriegen und dafür zu sorgen, dass sich das alles beruhigt, brauchst du sicherlich einen etwas längeren Schnauf. Nimm dir nicht zu viel auf einmal vor. Schritt für Schritt ist hier das Motto. Lobe und ermutige sie, wenn es gut klappt und trau auch deinem Mann immer mehr zu. Bei Fragen oder Feedback, meldest du dich einfach wieder bei mir, ok?
liebe Grüsse
Kathrin