von Kathrin Buholzer » 07.09.2008, 21:44
Hallo
Momentan bin ich ein wenig in der Zwichmühle und versuche dass mal zu formulieren:
Über folgende Situation bin ich ein wenig irritiert: Wenn ich am Morgen aufstehe, Sa oder Sonntags gleichzeitig mit der Tochter und Partnerin, oder am Abend heimkomme, dann bin ich kurz bis vor ins Bett gehen, der absolute Held meiner Tochter. Doch leider kann /darf ich sie nicht ins Bett bringen (von ihr aus). Ich denke zwingen bringt da so oder so nicht's und wäre auf einen Vorschlag, wie auch ich in Zukunft die Bettgeschichte "durchführen" darf
War das immer schon so? Oder habt ihr irgendetws imm Ritual geändert? Habt ihr ein Ritual, also etwas das immer gleich ist?Was tut sie dann, wenn du sie ins Bett bringen willst? Was tust du, wenn sie dich zurückweist?
Ich denke, dass ihr die "Führung" übernehmen müsst. Wenn ihr möchtet, dass auch du sie ins Bett bringen kannst, dann dürft ihr es nicht ihr überlassen.
Ich kann dir mal ein paar Möglichkeiten aufzählen, was du tun könntest.
1. Ignorieren
Ignoriere dieses Verhalten einfach. Lass dir nichts anmerken, versuch mit deiner Tochter genau so umzugehen wie sonst auch. Wenn sie dich wegschicken will, reagiere nicht darauf. Sprich mit ihr ganz normal weiter, lenk sie ab, verwickle sie in eine Diskussion. Frag sie welches Buch sie schauen möchte, was sie heute getan hat usw.
2. Besprich mit ihr die Situation
Sag ihr mal wenn alle zusammen sind, dass es dich traurig macht, wenn sie dich wegschicken will. Sag ihr, dass es dich stört und verletzt, wenn sie dich wegstösst. Sag ihr WAS du von ihr möchtest und welches Verhalten du von ihr erwartest.
Wichtig ist vor allem auch, dass ihr das jeweils schon vor dem ins Bett gehen abmacht. Wer macht während dem Ritual was und sagt ihr das schon vorher. "Heute abend, gehst du mit dem Papa Zähne putzen und danach schaust du mit ihm das Buch an, dann gehen wir alle zusammen ins Zimmer, singen dann Lied und sagen Gute Nacht." Sag ihr dann immer jeweils, bevor der nächste Schritt kommt, was ihr tut und mit wem.
3. Wenn du das nicht schon regelmässig tust, dann unternimm immer wieder mal mit ihr alleine etwas. Geh mal mit ihr einkaufen, spazieren, in die Stadt, ins Schwimmbad usw.
4. Versuch das Ganze mit Humor zu nehmen. Sei nicht gekränkt und eingeschnappt. Ich sage in solchen Situationen manchmal: "Und wer will mit mir ins Bett gehen? Huhuhuuuuu, schluchz. Ich muss ganz alleine hier bleiben und möchte doch jetzt die Léonie ins Bett bringen. Ja nu, dann bring ich halt mal den Bär ins Bett. Bär, darf ich dich ins Bett bringen? Oh das freut mich mich..." Oder: "Wenn ich hier ganz alleine bin, dann schlaf ich ein bisschen...." Mach das mit einem Augenzwinkern, so dass es ein Spass ist und nimms nicht so tierisch ernst. Es ist dann auch nicht mehr so spannend "gegen" dich zu sein, wenn du da mitspielst. Verstehst du was ich meine? Das kannst du natürlich nicht die ganze Zeit machen, aber so ab und zu auf jeden Fall.
Eine weitere Situation ist, wenn wir am Abendessen sind, dann haben wir für anständiges Sitzen am Tisch und soviel essen wie sie mag ein Kinder-(kleines) Schoggi-Ei als Belohnung /Desser ausgedacht. Nun hat sich aber Lea dazu entschlossen, zwar anständig am Tisch zu sitzen aber nicht immer soviel zu essen wie sie eigentlich mag. Dann kommt der Satz: "Halbes Schoggi-Eili wöuä".
Kluges Mädchen :-)) Passt auf, dass ihr sie beim Essen nicht die Essensmenge belohnt. Ihr bestimmt, was gegessen wird, sie wie viel. Wenn ihr mit ihr abmacht, dass sie so viel essen muss wie sie mag, wie wollt ihr das kontrollieren? Vielleicht mag sie an einem Tag ja wirklich mal nur wenig essen. Das ist auch ok, die Kinder sollen auf ihr Sättigungsgefühl hören und nicht darüber hinas essen müssen. Also die Regeln fürs "soviel essen wie sie mag" würde ich aus den Regeln streichen. Auch das mit dem Schoggi ist halt etwas schwierig. Ihr möchtet ja vielleicht nicht, dass sie grad nach jedem Essen etwas Süsses kriegt, oder?
Besprecht mit ihr die Regeln. Was möchtet ihr von ihr? Was ist euch wichtig beim Essen? Formuliert positiv und klar. Was heisst, anständiges Sitzen? Ruhig am Tisch sitzen bleiben, wenn man fertig ist die Gabel und das Messer in den Teller legen, erst vom Tisch aufstehen, wenn noch jemand fertig ist. Schreibt diese Regeln auf, zum besseren Verständnis könnt ihr das Regelblatt mit Zeichnungen und Bildern ergänzen. Hängt die Regeln dann gut sichtbar auf.
Ob sie sich an Regeln halten kann, kommt ganz auf euch an. Wichtig ist natürlich auch, dass ihr euch als Eltern auch an die Regeln haltet. Also wenn ihr erwartet, dass die Kinder z.B am Tisch sitzen bleiben, dürft ihr während dem Essen auch nicht mehr aufstehen um irgendetwas zu holen. Als Motivation könnt ihr eine Punktekarte/Chläberliplan machen. Hier ein paar wichtige Tipps dazu:
- Positiv formulieren, was möchtes du von ihr. Was ist dir beim Essen am Wichtigsten?
- Am wirkungsvollsten ist es, wenn du etwas witziges bastelst, dass sie gern hat. Z.B einen Bauernhof einen Zoo, ein Schloss usw. Beim Schloss z.B kannst du auf jedes Fenster den Sticker kleben, beim Zoo auf jedes Feld, Abschnitt und beim Zoo z.B in jedes Gehege. Die Punktekarte darf ruhig phantasievoll sein, witzig aussehen und Spass machen.
-Jedes Mal wenn sie es geschafft hat, z.B während dem Essen am Tisch ruhig sitzen zu bleiben, dann darf sie einen Kleber aufkleben.
Bei kl. Kindern reicht oft schon der Kleber als Belohnung. Du kannst aber auch zusätzlich noch eine Belohung geben. Es muss nicht immer etwas teures, gekauftes sein. Z.B eine Extra Geschichte lesen, ins Schwimmbad gehen, einen Kuchenbacken, eine Velotour usw. lass dir was einfallen, noch besser ist, wenn du die Belohnungen zusammen mit ihr vorher besprichst und abmachst.
Es ist auch möglich, eine grössere Belohnung in Aussicht zu stellen. Z.B ein Plüschtier, Malfarben muss aber nicht sein.
-Setz ein leichtes Ziel. Also nicht 10 Ziele aufs Mal. (So ein bis höchstens drei Sachen aufs Mal) Also z.B, vor dem Essen aufs WC gehen und Hände waschen und während dem Essen ruhig am Tisch sitzenbleiben. Nach dem ersten Mittagessen, bei dem es geklappt hat, ein Kleberli und eine kl. Belohnung. Nach insgesamt 3 Kleberli evt. eine grössere Belohnung und nach einer Woche dann eine grosse Belohnung.
-Mach es dann etwas schwieriger und lass mit der Zeit die Belohnungen weg und lass die Punktekarte „ausschleichen“. Achtung! Keine Kleber wegnehmen, keine schwarzen Wolken, "gränni Gesichter", keine Minuspunkte. Es werden nur die positiven Veränderungen belohnt. Nicht schimpfen wenns nicht geklappt hat, gibts keine Belohnung (Kleber), motivieren fürs nächste Mal.
So 2-3 Wochen solltest du den Plan schon durchführen.
Irgenwie werd ich den Gedanken nicht los, dass sie da mit uns ein wenig spielt. Wir erklären ihr dann auch wieso es keines gibt oder nur ein halbes... aber es scheint mir als würden wür an eine Wand ran reden...
Schau mal was du mit diesen Tipps und Anregungen anfangen kannst und melde dich einfach wieder mit Fragen oder Feedback, ok?
liebe Grüsse
Kathrin