Guten Morgen
Ich benötige wieder mal einen guten Input von Dir.
Kein Problem! Also los gehts!
Meine beiden Jung 33/4 und 2 Jahre alt sind zwei richtige Lausbuben. Ist ja gut und recht. Aber der Grössere folgt einfach fast nichts im Moment. Ich bat z.B. heute Morgen meinen Sohn, dass er sich bitte das Pijama abzieht, sodass er sich dann anziehen kann, weil wir zur Post müssen. Das dies dann nicht innert 1 Minute sein wird, ist mir auch klar, aber ich muss es ihm x-mal darum bitten.
Nein, musst du nicht. (Lies noch mal in meinen letzten Postings an dich die Sache mit den Anweisungen durch).
Wenn das immer wieder ein Streitpunkt ist am morgen, dann mach mit ihm einen "Anziehplan". Zeichnet auf ein Blatt, welche Kleider er in welcher Reihenfolge anziehen soll und hängt das irgendwo gut sichtbar auf. Lobe und ermutige ihn, wenn es klappt. Wenn es ein ewiger Streitpunkt ist, dann kannst du auch eine Punktekarte machen, um ihn fürs Anziehen zu motivieren.
Hier noch ein paar wichtige Punkte dazu:
- Positiv formulieren, was möchtes du von ihm.
- Am wirkungsvollsten ist es, wenn du etwas witziges bastelst, dass er gern hat. Z.B einen Bauernhof einen Zoo, eine Rennbahn, ein Piratenschiff usw. Beim Piratenschiff z.B kannst du auf jedes Fenster den Sticker kleben, bei der Rennbahn auf jedes Feld, Abschnitt und bei Zoo z.B in jedes Gehege. Die Punktekarte darf ruhig phantasievoll sein, witzig aussehen und Spass machen.
-Jedes Mal wenn er es geschafft hat, die Kleider selber anzuziehen, dann darf er ein Kleberli aufkleben.
Bei kl. Kindern reicht oft schon der Kleber als Belohnung. Du kannst aber auch zusätzlich noch eine Belohung geben. Es muss nicht immer etwas teures, gekauftes sein. Z.B eine Extra Geschichte lesen, ins Schwimmbad gehen, einen Kuchenbacken, eine Velotour usw. lass dir was einfallen. Es ist auch möglich, eine grössere Belohnung in Aussicht zu stellen. Z.B ein Plüschtier, Malfarben, einen Bagger, Lego usw. muss aber nicht sein.
-Setz ein leichtes Ziel. Also z.B nach dem ersten Mal , wenn er es geschafft hat, eine kl. Belohnung. Nach insgesamt 3 Kleberli evt. eine grössere Belohnung und nach einer Woche dann eine grosse Belohnung.
-Mach es dann etwas schwieriger und lass mit der Zeit die Belohnungen weg und lass die Punktekarte „ausschleichen“. Achtung! Keine Kleber wegnehmen, nicht schimpfen wenns nicht geklappt hat, motivieren fürs nächste Mal.
Du kannst ihm auch sagen, dass er die Kleider z.B auch im Wohnzimmer oder in der Küche anziehen kann. Ein paar fantasievolle Tricks zum Thema findest du hier: http://www.elternplanet.ch/46.html
Denk daran, gut vorauszuplanen. Sag ihm schon am Abend vorher, was ihr vorhabt und dass ihr am morgen auf die Post geht.
Zur Zeit muss ich ihm alles 100 mal sagen.
Wenn du das tust, wird er lernen: "Aha, Mama sagt ja alles 100 Mal. Erst wenn sie laut wird und droht: Wed itze nid, i zelle no uf 3..., muss ich hören. Vorher meint sie es ja eh nicht ernst. Sag es ihm einmal, warte ein paar Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen. Lobe ihn, wenn es klappt. Gib die Anweisung nocheinmal, warte wieder und lass dann eine log. Konsequenz folgen. z.B reicht es halt dann nicht mehr zum zMorge, oder du nimmst seine Kleider und sagst ihm, dass er halt ohne mitkommen muss.
Besser ist aber immer, wenn du ihn motivieren kannst, so dass es von alleine klappt.
Er hält zur Zeit auch nicht gewisse Regeln ein. Er weiss z. B., dass er nicht die Kissen vom Sofas hinunter schmeissen darf, er macht es aber trotzdem.
Habt ihr diese Regeln irgendwo schriftlich, bildlich aufgeschrieben und aufgehängt? Wenn nein, dann mach das mit ihm. Besprecht zusammen, welche Regeln bei euch gelten und warum. Positiv formulieren.
Überdenke vorher auch immer, warum du etwas verlangst? Ist das wirklich so wichtig? Oder ist es einfach so dahergeredet? Welchen Grund gibt es, dass er diese nicht nehmen darf.
Es gib immer wieder Prinzipien, die wir überdenken müssen, weil wir uns damit selber nur das Leben schwer machen.
Wenn er gerne mit den Kissen spielt, dann kannst du ihm ja eine Alternative anbieten. "Ich möchte, dass du die Kissen auf dem Sofa lässt. Schau, du darfst diese Kissen hier nehmen. Du kannst eine Stuhl nehmen, diesen hier auf den Boden legen und dann die Kissen reinlegen, dann hast du grad eine Höhle."
Heute Morgen kam er voller Stolz zu mir und meinte, dass der Kleine ganz nasse Haare hat. Sie waren voll Ovo und auch der Boden in der Stube war voll Ovo. Wie soll ich da reagieren?
Ganz ruhig. Sag ihm, wo der Lappen ist und zeig ihm, wie er es aufputzen soll. Hilf ihm nur wenn nötig. Zum trinken fürs zmorge würde ich ihm dann fürs nächste Mal einfach nur Wasser anbieten.
Ich bin mehr oder weniger nur noch am hinterher aufräumen zu Hause.
Mach nicht immer alles für ihn. Zeig ihm, wie er das selber erledigen kann, damit er merkt, dass sein Handeln dann halt auch eine Konsequenz mit sich bringt. Praktisch, wenn er alles rumliegen lassen kann und die Mama räumt es ihm dann immer weg... :-) Er wird keine Motivation zeigen, das zu ändern, warum auch?
Klar müssen sie gewisse Sachen auch mithelfen was sie angestellt haben, aber so komme ich dann auch nie vorwärts und dies ist dann auch frustrierend.... (wie im Moment... )
Auch wenn er im Bett ist, müssen wir x-Mal kommen. dabei haben wir ein schönes und langes Abendritual und er darf auch noch Büchlein anschauen. Wenn er dann das Licht löschen muss/möche, gehe ich nochmals zu ihm und kraule noch ein bisschen. Gestern als ich dies aber wieder machen wollte, hat er sich ganz von mir weggelegt. (er hat ein Hochbett). Ich sagte ihm, dass wenn er sich nicht zu mir legt, kann ich ihn nicht kramüselen. Er meinte, er möchte dies nicht. Also sage ich ihm gute Nacht und er fängt an zu schreien, bis ich wieder komme....
Er wird so lernen, dass er einfach nur zu schreien braucht und du dann auftauchst. Schreib mit ihm das Abendritual auf, zeichnet und hängt es dann auf. Wenn er sich nicht von dir streicheln lassen will dann sag ihm: "Ok, dann geb ich dir einfach einen Gutenachtkuss." Wenn er das nicht will, dann sag ihm einfach gute Nacht und geh dann raus. Er wird dann laut und noch lauter zu schreien anfangen. Lass ihn einfach. Du kannst dann nach ein paar Minuten sagen: "Du wolltest mir nicht Gutenacht sagen, also bin ich gegangen. Wir können es morgen nochmals versuchen. Ich möchte, dass du jetzt aufhörst zu schreien. Dann nämlich, kann ich die Türe offen lassen, ansonsten muss ich die Türe einen Moment zu machen." Sei bereit die Türe einen Moment zu schliessen. Ich weiss, dass es eine schwierige Situation ist, doch die musst du aushalten lernen.
Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist). Wenn dein Kind etwas nicht schafft, vielleicht deshalb auch wütend wird, nimm ihm nicht immer die Arbeit ab und präsentier ihm die Lösung. Versuch zusammen mit ihm eine Lösung zu finden. Frag ihn, was er tun wollte und wie er das jetzt anpacken könnte. Gib ihm Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für ihn.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Sie sind fast pausenlos beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen. Trotzdem ist das Kind oft unzufrieden und quengelig. Überleg dir einmal wie du dich fühlen würdest, wenn du ein unselbstständiger Erwachsener wärst.
Genau so muss sich auch ein unselbstständiges Kind fühlen, so nach dem Motto: "ich kann das nicht allein, ich brauche ständig einen Erwachsenen um mich herum, ohne Erwachsene bin ich hilflos, ich kann es eh nicht allein, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Die Erwachsenen müssen immer für mich da sein, damit meine Wünsche erfüllt werden. Sie müssen sich pausenlos mit mir beschäftigen, sonst wirds mir Langweilig und ich mache Blödsinn."
Ein unselbstständiges Kind hat auch das Gefühl, dass es Dinge im Alltag gar nicht selber erledigen kann, weil sie ihm ja meistens von einem Erwachsenen abgenommen werden. Häufig unterstützen wir dieses Gefühl mit Aussagen wie: "Dafür bist du noch zu klein, warte ich helf dir, du kannst das noch nicht." Das Kind wird abhängig von den Erwachsenen und es lernt auch nicht Verantwortung zu übernehmen und auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Es wird bequem egoistisch und nützt andere aus. Ausserdem ist ihm oft Langweilig, weil es gar nie richtig gelernt hat sich selber zu beschäftigen. Ein unselbstständiges Kind hat oft wenig Selbstwertgefühl. Es ist oft unsicher, manchmal schüchtern, mutlos aber auf alle volle hat es ganz hohe Ansprüche an uns Eltern und wird zum Tyrannen. Das vor allem auch, weil es wenig Widerstand spürt und auch nicht gelernt hat mit unangenehmen Situationen fertig zu werden.
Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst nicht, ihm alles erlauben, alles durchgehen lassen. Es ist das Gegenteil von abhängig sein, angewiesen sein auf den anderen. Also möglichst früh, das selber zu tun, was möglich ist, ohne dass jemand hilft oder es für einen erledigt.
Was heisst das jetzt genau? Versuch immer wieder im Alltag deinem Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Das heisst auch, dass er Dinge selber holen kann. Wenn er z.B etwas ausleert, was ja nicht schlimm ist, schimpfe nicht mit ihm, sondern zeig ihm einfach ganz ruhig, wo der Lappen ist und sag ihm, dass er es aufputzen soll.
Ist jetzt ein bisschen sehr lange geworden. aBer es ist zur Zeit einfach sehr anstrengend...... HAst Du mir Ideen, wie ich das für alle ein bisschen vereinfachen kann?
Danke schon im Voraus.
Sunflower
Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich dann mit Feedback und Fragen einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin