von Kathrin Buholzer » 26.08.2008, 14:14
Liebe Kathrin,
Hallo Nicole! Erst einmal herzlich willkommen hier auf dem Elternplaneten. Schön, dass du hier mitschreibst. Wenn du magst, dann stell dich doch unter "Bewohner des Elternplaneten" kurz vor.
unser Sohn knapp 27 Monate alt, hat im moment starke trotzphasen,dies äussert sich vorallem im lautstarkem schreien,d.h. wen er etwas möchte und ich es verneine,dies zum zeil bis zu einer halben stunde...
Verhindern kannst du solche Trotzanfälle nicht. Es gibt allerdings ein paar Sachen die du tun kannst, damit es vielleicht nicht gar so häufig vorkommt.
- Lass ihm genügend Freiraum, renn nicht ständig hinter ihm her und versuch iihn nicht mit Anweisungen zu zutexten. Normalerweise geben wir immer viel zu viele Anweisungen. Stell Regeln auf, aber nicht zu viele und sei konsequent, wenn diese nicht beachtet werden. Achte darauf, dass du ihm nicht alles abnimmst und ihm dann deine Hilfe anbietest, wenn er nicht weiterkommt. Ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun."
- Oft ist es auch möglich in gewissen Dingen zu verhandeln. D.h du kannst ihm eine Auswahl geben und er kann selber entscheiden, was er möchte. ("Soll ich dir die Hand geben, oder willst du alleine raufgehen?" " Möchtest du die blaue oder die grüne Hose anziehen." usw. Einen Kompromiss eingehen, verhandeln, aber nur dort wo es auch wirklich Sinn macht.
- In Situationen in denen er sich ärgert, nützt es oft auch, wenn du versuchst ihn abzulenken. Manchmal merkst du auch schon vorher, dass es bald zu einem Trotzanfall kommt, dann kannst du mit dem Ablenkungsmanöver schon etwas früher anfangen.
Vorausplanen. Sag ihm immer früh genug, was als nächstes passiert, so dass er sich schon frühzeitig darauf einstellen kann.
Versuche dem Wutanfall möglichst wenig Beachtung zu schenken.
Versuch auch immer gut vorauszuplanen. Teile den Tag in kleine Schritte und sag ihm immer was als nächstes passiert. "Jetzt räum ich schnell die Küche auf und du kannst noch etwas für dich spielen. Wenn ich fertig bin, gehen wir die Zähne putzen und danach möchte ich, dass du die Schuhe anziehst und dann gehen wir zu Fuss einkaufen." Überrasche ihn nicht mit deinen Plänen, sondern sag es ihm früh genug, damit er sich darauf einstellen kann. Sag ihm auch immer was du von ihm erwartest, was er tun soll, also positiv formulieren.
ich weiss,dass trotzphasen in diesem alter normal sind,aber ich nun doch zeitweise an meine grenzen komme mit meinen nerven..probiere ihn abzulenken oder zu erklären warum ich nein sage,was vielleicht ganz kurz wirkt,das schreien dan aber wieder von vorne anfängt.
Überleg dir jeweils bei Anweisungen auch mal, ob die wirklich wichtig sind oder ob du diese einfach so aus Gewohnheit gibst. Oft ist weniger mehr. Braucht es diese Regel wirklich? Wenn ja, dann kommunizere dies klar. Wenn es immer wieder um das Gleiche geht, dann schreib diese Regel mit ihm zusammen auf. Da er noch recht klein ist, kannst du die Regel auch aufzeichnen, mit Bilder, oder aus Zeitschriften Bilder oder Symbole ausschneiden. Wenn er dann schreit, weil ihm etwas nicht passt, dann ignoriere ihn. Pass auch, dass du dann nicht ständig an ihm dran bist, ihm immer und immer wieder alles erklärst. Erklär es ihm einmal und dann lass ihn einen Moment. Beachte ihn nicht, geh auch mal aus dem Zimmer. Wenn er sich dann wieder beruhigt hat, geh zu ihm und sag ihm: "Toll, dass du dich wieder beruhigt hast, komm jetzt schauen wir nochmals zusammen, was du vorhin genau machen wolltest." Ich ignoriere den Wutanfall oft so, dass ich einfach darüber hinweggehe. D.h ich spreche ganz bewusst von etwas anderem, auf das meine Tochter dann meistens drauf einsteigt. z.B liegt sie am Boden und schreit, ich sage dann: "Hey Nina, ich mache jetzt das Essen parat." Sie schreit weiter und heult. "Ich fänds toll wenn du mir beim Tischdecken helfen könntest." Sie schreit laut: "Sicher helfe ich nicht beim Tischdecken, das ist blöd, ich will eh nichts essen, blöde Mama." - "Geh doch mal schauen, ob es draussen noch Erdbeeren hat, dann kannst du jedem eines auf den Teller legen." - "Nein, die ess ich alle selber." - "Wenns nur eines hat, dann iss es ruhig, wenns mehrere hat, leg doch jedem eines hin." Sie beruhigt sich langsam. "Ich muss dann noch Gurken schneiden. Aber wenn du möchtest, kannst du das tun." - Sie steht auf, fängt an zu plappern: "Ich muss noch den Trip Trap holen..." und hilft mir beim zNacht machen. Verstehst du was ich meine? Versuch das Ganze gelassen zu nehmen. Geh nicht drauf ein, sprich von etwas anderem, z.B was am Nachmittag war, was ihr am Abend dem Papa erzählen wollt. Wie der Bär im Buch seine Mama verloren hat usw.
Denk auch daran: Wenn er wieder mal am Boden liegt, einen Wutanfall hat, weint und schreit. Dann steh einfach mal einen Schritt zurück, bleib ganz ruhig, beobachte ihn und denk für dich leise und entspannt: "Zum Glück, es ist alles in Ordnung, ich habe ein ganz normales 2 jähriges Kind..." :-))
Anders sieht es aus, wenn er wirklich so auser sich ist, dass er sich nicht mehr spürt, wenn er Sachen rumschmeisst, dich beisst, haut und du dieses Verhalten nicht mehr ignorieren kannst, dann bring ihn einen Moment in die Auszeit.
Bei der Auszeit gehst du folgendermassen vor. Du gehst zu ihm und sagst, was er falsch gemacht hat:„Luca, du hast mich jetzt grad gehauen, deshalb gehst du jetzt für 1-2 Minuten in die Auszeit."
Du nimmst ihinganz ruhig und bestimmt, und bringst ihn in den Auszeitraum. Dieser sollte uninteressant sein, also nicht das Kinderzimmer, sondern das Schlafzimmer, Badezimmer…. Wenn erdie festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber er muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihm und sagst: „gut hast du dich beruhigt, du darfst wieder rauskommen.“
Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch ihn wieder in eine Aktivität zu verwickeln.
Die Auszeit zeigt ihm, dass er ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihm aber auch dir die Möglichkeit euch beide zu beruhigen.
Drohe nicht mit der Auszeit, er wird sonst lernen, dass er erst hören muss, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen. Also das berühmte „wed itze nid folgisch, denn… oder itze zelle ig no uf drü“ solltest du vermeiden.
Dein Kind lernt nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Versuch anstatt zu drohen, das Kind zu motivieren. „Hey, wenn di itze schnäll aziehsch, denn hei mer när no gnue Zyt fürs Büechli.“ Oder „Due di itze alege und wed agleit bisch denn chasch cho ässe.“ (Nicht: wed di itze nid aleisch, de chasch nid cho ässe).
Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du ihn wieder von der Auszeit zurückholst. Die Auszeit solltest du nur anwenden, wenn es wirklich um ein grosses Problemverhalten geht.
Wenn er rauskommt, dann bring ihn ruhig aber bestimmt wieder zurück. Sag ihm, dass er rauskommen kann wenn er die abgemachte Zeit ruhig war. Sei bereit die Türe einen Moment zu zumachen. "Luca, ich möchte dass du jetzt im Zimmer bleibst, ich kann die Türe offen lassen, wenn du aber jetzt immer wieder rauskommst, dann muss ich die Türe einen Moment zu machen." Nicht das Kind entscheidet, wann es von der Auszeit wieder raus kann, sondern du. "Wenn du eine Minue ruhig warst, dann hole ich dich wieder." Nicht: "Wenn du wieder lieb bist, dann kannst du rauskommen."
habe ihn dan auch schon für eine auszeit ins zimmer getan,wo er aber nicht allzulange bleibt und von selber wieder rauskommt..auch weiss ich nicht in wie fern er sein grenzen testet mir gegenüber.ich weiss auch nicht,in wie fern er in diesem alter schon etwas absichtlich machen könnte und wie man erzieherisch am besten vorgeht zu Hause und draussen.
was sich auch zu einer stresssituation entwickelt hat ist,seit wir im juli 2 wochen in den ferien waren im Ausland,er beim essen nicht mehr an den tisch sitzen will,sondern stehend und herumlaufend essen will,was er vorher nicht machte,er weigert sich auf den stuhl zu sitzen,alles gute zureden bringt nichts.
Mach hier mit ihm Regeln ab. (wie oben beschrieben. 2-3, was ist wichtig beim essen, was möchtest du von ihm? Aufschreiben, zeichnen und aufhängen. Lobe und ermutige ihn, wenn es klappt und achte dich während dem Essen auch mal auf deine Anweisungen. Wieviele Anweisungen gibst du ihm während dem Essen?
Ob er sich an Regeln halten kann, kommt auch auf euch an. Wichtig ist natürlich auch, dass ihr euch als Eltern auch an die Regeln haltet. Also wenn ihr erwartet, dass die Kinder z.B am Tisch sitzen bleiben, dürft ihr während dem Essen auch nicht mehr aufstehen um irgendetwas zu holen. Vielleicht reichen die Regeln schon. Wenn nicht, kannst du als Unterstützung, Motivation eine Punktekarte/Chläberliplan machen:
- Positiv formulieren, was möchtes du von ihm. Was ist dir beim Essen am Wichtigsten?
- Am wirkungsvollsten ist es, wenn du etwas witziges bastelst, dass sie gern haben. Z.B einen Bauernhof einen Zoo, ein Piratenschiff usw. Beim Schiff z.B kannst du auf jedes Fenster den Sticker kleben, beim Zoo auf jedes Feld, Abschnitt und beim Zoo z.B in jedes Gehege. Die Punktekarte darf ruhig phantasievoll sein, witzig aussehen und Spass machen.
-Jedes Mal wenn er es geschafft haben, z.B während dem Essen am Tisch ruhig sitzen zu bleiben, dann darf er einen Kleber aufkleben. (Vorher abmachen, wie lange er sitzen bleiben muss. Hier nicht zu streng sein. z.B bis eine 2. Person fertig ist).
Bei kl. Kindern reicht oft schon der Kleber als Belohnung. Du kannst aber auch zusätzlich noch eine Belohung geben. Es muss nicht immer etwas teures, gekauftes sein. Z.B eine Extra Geschichte lesen, ins Schwimmbad gehen, einen Kuchenbacken, eine Velotour usw. lass dir was einfallen, noch besser ist, wenn du die Belohnungen zusammen mit ihm besprichst und abmachst.
Es ist auch möglich, eine grössere Belohnung in Aussicht zu stellen. Z.B ein Plüschtier, Malfarben muss aber nicht sein.
-Setz ein leichtes Ziel. Also nicht 10 Ziele aufs Mal. (So ein bis höchstens drei Sachen aufs Mal) Also z.B, vor dem Essen aufs WC gehen und Hände waschen und während dem Essen ruhig am Tisch sitzenbleiben. Nach dem ersten Mittagessen, bei dem es geklappt hat, ein Kleberli und eine kl. Belohnung. Nach insgesamt 3 Kleberli evt. eine grössere Belohnung und nach einer Woche dann eine grosse Belohnung.
-Mach es dann etwas schwieriger und lass mit der Zeit die Belohnungen weg und lass die Punktekarte „ausschleichen“. Achtung! Keine Kleber wegnehmen, keine schwarzen Wolken, "gränni Gesichter", keine Minuspunkte. Es werden nur die positiven Veränderungen belohnt. Nicht schimpfen wenns nicht geklappt hat, gibts keine Belohnung (Kleber), motivieren fürs nächste Mal.
So 2-3 Wochen solltest du den Plan schon durchführen.
ich könnte mir vorstellen das er seine aufmerksamkeit auf sich lenken will,aber warum weiss ich nicht,auch sein essverhalten hat sich verändert seither,habe den eindruck isst nicht mehr mit dem gleichen appetit,war vorher eher unkomplizierter,was kann so eine veränderung hervorrufen?
nun bin ich sehr froh für hilfestellungen und bin sehr dankbar gibt es diese möglichkeit überhaupt.
herzlichen dank im voraues und liebe grüsse nicole
Versuch im Alltag ihn immer wieder zu loben und zu motivieren, wenn etwas gut geklappt hat. Sag ihm genau, was dir gefallen hat und pass auf, dass du nicht ins Negative fällst: "Endlich, bist du heute mal während dem essen nicht rumgesprungen." sondern: "Toll, wie du beim Essen schön sitzen geblieben bist."
Denk daran, dass du nicht zu hohe Erwartungen an ihn und auch an dich hast.
Schau mal, was du mit diesen Tipps und Anregungen anfangen kannst und melde dich einfach wieder mit Fragen, Feedback oder mehr Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin