Krise mit den Jungs (4 & 1.5)!

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Krise mit den Jungs (4 & 1.5)!

Beitragvon cati » 30.11.2007, 22:34

Hallo Kathrin72


Ich habe 2 Kinder: Loris, 4 Jahre alt und Nico, 18 Monate.

Mit Loris habe ich folgende Probleme

Beispiel Aufräumen
„Loris räume bitte Deine Spielsachen auf.“ Darauf antwortet er meistens: „Ich habe dazu keine Lust“ oder „Ich mache das nicht gerne“ oder „warum?“ oder „Das hat Nico gemacht“ oder einfach „nein“. Ich wiederhole meine Aufforderung mehrmals und drohe eine Auszeit an. Auf die Auszeit hat er natürlich keine Lust! Dann muss ich ihn rauftragen, währenddessen er ausschlägt und schreit. Wenn er dann oben weiter schreit, schliesse ich die Türe, wenn er wieder rauswill, schliesse ich sie dann ab. Wichtig: Loris schliesst die Türe beim Spielen aus eigenem Wille... ich habe ihn nie dazu aufgefordert. Daraus schliesse ich, dass er keine Angst hat, wenn ich die Türe zumache.

Beispiel zuhören
„Loris ich lege jetzt deinen Bruder ins Bett, sei bitte ruhig.“ Es vergehen keine 2 Minuten und er singt und klatscht oder schiebt Schublade auf und zu.... einfach nervig!

Er kann sich sehr gut selbst an- und ausziehen. Manchmal aber, trotzt er schon am Morgen früh. Er könne es nicht! Dabei, wenn er zum Schwimmen geht, fliegen die Kleider nur dahin!


Folgendes hat sich bei uns seit gestern geändert:
- Ich drohe max. 2 Mal. Danach gibt es eine Auszeit.
- Wir hatten im Wohnzimmer eine Spielecke. Diese habe ich gestern entfernt und den Kindern mitgeteilt, dass ab sofort in ihrem Zimmer gespielt wird. Nur die Bobby-Cars dürfen im Wohnzimmer sein. Das hat heute wunderbar geklappt. Ich hätte es nicht geglaubt!
- Ich habe nicht geschrieen, war nicht aggressiv, sie auch nicht oder eben auch umgekehrt.
- Ich habe Ihnen vor dem Essen geholfen, aufzuräumen.

Mein Hauptproblem mit Nico:
Während dem Essen sitzt er keine Sekunde ruhig. Er „gageret“ die ganze Zeit auf dem Stuhl, steht auf, rutscht hin und her... egal ob der Bügel beim TripTrap dran ist oder nicht. Das macht bei ihm keinen Unterschied, da er so gelenkig ist!

Mein Verhalten:
Immer, wenn er nicht schön sitzt, nehme ich ihm den Teller weg. Das passiert pro Mahlzeit bis zu 10x. Wenn ich das Gefühl habe, dass er genug gegessen hat, nehme ich ihm entgültig den Teller weg. Eine Besserung hat sich dadurch nicht ergeben.

Alles in allem zum heutigen Tag. Woooowwww, es war wiedermal soooo schön einen Tag mit einem Lächeln abzuschliessen!

Herzliche Grüsse aus dem Seeland
Cati
cati
 
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Wohnort: Berner Seeland

Beitragvon Kathrin Buholzer » 01.12.2007, 00:21

Hallo Kathrin72


Ich habe 2 Kinder: Loris, 4 Jahre alt und Nico, 18 Monate.

Mit Loris habe ich folgende Probleme

Beispiel Aufräumen
„Loris räume bitte Deine Spielsachen auf.“ Darauf antwortet er meistens: „Ich habe dazu keine Lust“ oder „Ich mache das nicht gerne“ oder „warum?“ oder „Das hat Nico gemacht“ oder einfach „nein“. Ich wiederhole meine Aufforderung mehrmals und drohe eine Auszeit an. Auf die Auszeit hat er natürlich keine Lust!

Super, wenn du die Anweisungen immer so gibst!
:-). Also zu ihm hingehen, keine Frageform! nach der Anweisung bei ihm bleiben und ca. 5 Sek. warten und dann die Anweisung ruhig, aber bestimmt noch ein mal wiederholen. Nicht mehrmals!Nicht drohen! "Wenn du jetzt nicht aufräumst, dann..." Versuch ihn besser zu motivieren: "Komm ich helfe dir rasch. Was räumst du auf, was soll ich tun? Wenn wir schnell mit aufräumen fertig sind, dann können wir noch zusammen ein Büechli schauen, Spiel machen usw." Wer hat schon auf eine Auszeit Lust? :-)

Hier ein paar Tipps zur Auszeit und zum st. Stuhl. Ich kann dir auch noch ein paar Merkblätter dazu mailen, wenn du willst.

Der st. Stuhl ist eine milde und effektive Möglichkeit, dass Kinder angemessenes Verhalten lernen. In vielen Situationen schicken wir die Kinder einfach ins Zimmer, also in die Auszeit. Oft ist diese Konsequenz aber zu "hart" und viele Eltern sind froh, wenn sie sehen dass es noch etwas wie eine "Vorstufe" gibt. Den stillen Stuhl kannst du einsetzen, wenn er nicht tut, was du ihm sagst, oder wenn andere Konsequenzen keinen Erfolg zeigen.

Der st. Stuhl bedeutet: Das Kind muss seine Beschäftigung unterbrechen und für kurze Zeit in dem Raum, in dem das Problem aufgetreten ist, ruhig sitzen muss. (Zw. 1-5 Minuten je nach Alter). Es kann ein Stuhl sein, eine Treppe, ein Trip Trap. Es ist kein "Schäm-di-Eggli" es muss also nicht ein bestimmter Stuhl sein, an einem bestimmten Ort. Den st. Stuhl kannst du auch beim einkaufen anwenden. Z.B auf einer Treppe, in der Tiefgarage, im Auto, auf dem Spielplatz auf einem Bänkli usw.
Wenn das Kind sich nicht an deine Anweisungen hält und es keine passenden log. Konsequenzen gibt, dann sag ihm: " Du hast jetzt nicht das gemacht, was ich dir gesagt habe, deshalb musst du jetzt für 2 Minuten auf den st. Stuhl." Bring ihn ruhig aber bestimmt dort hin. Wenn er die festgesetzte Zeit ruhig war ( wie ruhig, das kannst du selber entscheiden, wenn er noch ein bisschen "rum mötzelt" ist das auch ok) dann darf er wieder weiterspielen.
Lobe ihn dann und sprich den Vorfall nicht mehr an. "Schön, dass du dich beruhigt hast, du bist jetzt schön still gewesen, jetzt darfst du wieder aufstehen." Wenn er nicht still sitzt (das ist am Anfang zu 99% der Fall) dann bring ihn in die Auszeit. Sag ihm, was er falsch gemacht hat und bring ihn ruhig dorthin. "Du warst auf dem st. Stuhl nicht still, deshalb musst du jetzt in die Auszeit." Drohe nicht mit der Auszeit, sondern tu es einfach. Oder: "Luca, du hast jetzt gerade den Tobias gehauen, wir haben abgemacht, dass wir anständig und lieb miteinander umgehen. Deshalb gehst du jetzt für 3 - 5 Min. in die Auszeit."
Du nimmst ihn ganz ruhig und bestimmt, und bringst ihn in den Auszeitraum. Dieser sollte uninteressant sein, also nicht das Kinderzimmer, sondern das Schlafzimmer, Badezimmer…. Wenn er die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber er muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihm und sagst: „du warst jetzt schön still, jetzt darfst du wieder rauskommen.“ Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch ihn wieder in eine Aktivität zu verwickeln. Die Auszeit zeigt ihm, dass er ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihm aber auch dir die Möglichkeit euch zu beruhigen. Drohe nicht mit der Auszeit, er wird sonst lernen, dass er erst hören muss, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen. Also das berühmte „wed itze nid folgisch, denn… oder itze zelle ig no uf drü“ solltest du vermeiden. Dein Kind lernt nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Versuch anstatt zu drohen, das Kind zu motivieren. „Hey, wenn di itze schnäll aziehsch, denn hei mer när no gnue Zyt fürs Büechli.“ Oder „Due di itze alege und wed agleit bisch denn chasch cho ässe.“ (Nicht: wed di itze nid aleisch, de chasch nid cho ässe).

Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du sie wieder von der Auszeit zurückholst.
Denk dran: Die Auszeit ist die letzte Möglichkeit und steht am Ende einer langen Kette von Erziehungsfertigkeiten (Fam. Regeln, direktes ansprechen, klare ruhige Anweisungen, Log. Konsequenzen, Stiller Stuhl und Auszeit. Die Auszeit funktioniert nur, wenn du vor allem auch die anderen Erziehungsstrategien (beschreibend loben, Aufmerksamkeit schenken, Zuneigung zeiten bei positivem Verhalten, beiläufiges lernen usw.) regelmässig anwendest. Überleg dir vorher, für welches Verhalten du die Auszeit anwenden willst. Also z.B für heftige Wutanfälle, spucken, schlagen, beissen, hauen usw.
Du kannst eine Auszeit auch direkt anwenden, ohne vorher noch den st. Stuhl zu brauchen.

Wichtig ist auch, dass du nicht alles x-mal sagst.
Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten:
Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich ihn mit Namen an und sag ihm genau was er tun soll: „bitte häb dini Füess abe, gang bitte ga Zähnputze, due bitte normal rede, …“ (auch hier, immer sagen, was er tun soll, was du von ihm möchtest). Achtung: KEINE Frageform. "Würdest du jetzt bitte aufhören? Kommst du bitte? Lässt du das jetzt bitte sein?" Du gibst ihm eine ANWEISUNG und keine Frage. Er kann nicht auswählen, ober er es tun will oder nicht.
Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen. Bleib in der Nähe und beobachte ihn.
Wenn er macht, was du gesagt hast, dann lobe ihn.
Wenn nicht dann gib ihm die Anweisung noch einmal. (Bei Problemverhalten, also wenn er mit etwas aufhören soll, dann gib die Anweisung nur 1 Mal und lasse dann gleich eine Konsequenz folgen).
Wenn er wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Ihn aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihm immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihm immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib sie ihm dann wieder.
Wenn es keine Konsequenz gibt, dann setze ihn wie gesagt für auf den stillen Stuhl.


Dann muss ich ihn rauftragen, währenddessen er ausschlägt und schreit. Wenn er dann oben weiter schreit, schliesse ich die Türe, wenn er wieder rauswill, schliesse ich sie dann ab. Wichtig: Loris schliesst die Türe beim Spielen aus eigenem Wille... ich habe ihn nie dazu aufgefordert. Daraus schliesse ich, dass er keine Angst hat, wenn ich die Türe zumache.


Beispiel zuhören
„Loris ich lege jetzt deinen Bruder ins Bett, sei bitte ruhig.“ Es vergehen keine 2 Minuten und er singt und klatscht oder schiebt Schublade auf und zu.... einfach nervig!

Also ist er zur selben Zeit auch im Bett?

Er kann sich sehr gut selbst an- und ausziehen. Manchmal aber, trotzt er schon am Morgen früh. Er könne es nicht! Dabei, wenn er zum Schwimmen geht, fliegen die Kleider nur dahin!

Hier gut vorausplanen, sag ihm genau, was als nächstes passiert und was du von ihm erwartest. Wenn das Problem mit dem Anziehen immer wieder vorkommt dann kannst du eine Punktekarte/Chläberliplan einsetzen.
Hier gibt es ein paar wichtige Sachen zu beachten:

- Positiv formulieren, was möchtes du von ihm.
- Am wirkungsvollsten ist es, wenn du etwas witziges bastelst, dass er gern hat. Z.B einen Bauernhof einen Zoo, ein Piratenschiff usw. Beim Schloss z.B kannst du auf jedes Fenster den Sticker kleben, beim Zoo auf jedes Feld, Abschnitt und beim Zoo z.B in jedes Gehege. Die Punktekarte darf ruhig phantasievoll sein, witzig aussehen und Spass machen.
-Jedes Mal wenn er es geschafft hat, also z.B sich an die "spielgruppen-Regeln" gehalten hat, darf er nach der Spielgruppe ein Kleberli aufkleben.
Bei kl. Kindern reicht oft schon der Kleber als Belohnung. Du kannst aber auch zusätzlich noch eine Belohung geben. Es muss nicht immer etwas teures, gekauftes sein. Z.B eine Extra Geschichte lesen, ins Schwimmbad gehen, einen Kuchenbacken, eine Velotour usw. lass dir was einfallen. Es ist auch möglich, eine grössere Belohnung in Aussicht zu stellen. Z.B ein Plüschtier, Malfarben, einen Bagger, Lego usw. muss aber nicht sein.
-Setz ein leichtes Ziel. Also z.B nach dem ersten Mal Spielgruppe eine kl. Belohnung. Nach insgesamt 3 Kleberli evt. eine grössere Belohnung und nach einer Woche dann eine grosse Belohnung.
-Mach es dann etwas schwieriger und lass mit der Zeit die Belohnungen weg und lass die Punktekarte „ausschleichen“. Achtung! Keine Kleber wegnehmen, nicht schimpfen wenns nicht geklappt hat, motivieren fürs nächste Mal.


Folgendes hat sich bei uns seit gestern geändert:
- Ich drohe max. 2 Mal. Danach gibt es eine Auszeit.
Gar nicht mehr drohen. Anweisung 1 Mal geben, 5 Sek. warten, beim Kind bleiben beobachten, Anweisung wiederholen, wenn es sich um eine Anweisung wie z.B Zähneputzen, anziehen, aufräumen, reinkommen usw. handelt. KEINE Wiederholung bei Problemverhalten!

- Wir hatten im Wohnzimmer eine Spielecke. Diese habe ich gestern entfernt und den Kindern mitgeteilt, dass ab sofort in ihrem Zimmer gespielt wird. Nur die Bobby-Cars dürfen im Wohnzimmer sein. Das hat heute wunderbar geklappt. Ich hätte es nicht geglaubt!
- Ich habe nicht geschrieen, war nicht aggressiv, sie auch nicht oder eben auch umgekehrt.
- Ich habe Ihnen vor dem Essen geholfen, aufzuräumen.

Mein Hauptproblem mit Nico:
Während dem Essen sitzt er keine Sekunde ruhig. Er „gageret“ die ganze Zeit auf dem Stuhl, steht auf, rutscht hin und her... egal ob der Bügel beim TripTrap dran ist oder nicht. Das macht bei ihm keinen Unterschied, da er so gelenkig ist!

Sag ihm vorher genau, was du von ihm erwartest. Ich weiss, er ist erst 18 Monate alt. Versuch aber trotzdem ihm immer wieder genau zu sagen, was du von ihm möchtest. Überleg dir vorher auch immer, ob deine Anweisungen wirklich nötig sind. Was erwartest du von ihm am Tisch? Erwartest du nicht zuviel? Je mehr Anweisungen du ihm gibst, je mehr Möglichkeiten gibt es für ihn, sich nicht daran zu halten.

Mein Verhalten:
Immer, wenn er nicht schön sitzt, nehme ich ihm den Teller weg. Das passiert pro Mahlzeit bis zu 10x. Wenn ich das Gefühl habe, dass er genug gegessen hat, nehme ich ihm entgültig den Teller weg. Eine Besserung hat sich dadurch nicht ergeben.

Das wird ihn kaum beeindrucken, weil du es so oft tust. Es ist wie ein Spiel. Du kannst dir z.B vornehmen, dass er während dem Essen sitzen bleiben musst. Gib ihm dann die Anweisung einmal und dann nimm ihn den Teller weg. Sag ihm warum du es tust und gib ihm den Teller dann nach einer kurzen Zeit wieder und sag ihm: "Ich möchte, dass du während dem Essen sitzen bleibst." Nicht drohen, dass du ihm den Teller wieder wegnehmen willst, wenn er nicht gehorcht. Wenn er wieder aufsteht, dann nimm ihn den Teller weg und das Essen ist beendet.

Alles in allem zum heutigen Tag. Woooowwww, es war wiedermal soooo schön einen Tag mit einem Lächeln abzuschliessen!

Das freut mich echt und ich bin stolz auf dich! ich finde, dass du es wirklich toll anpackst. Es ist anstrengend, ich weiss, aber bleib auf diesem Weg. Melde dich und gib mir Feedback, wie es geklappt hat, ok?

lg
Kathrin


Herzliche Grüsse aus dem Seeland
Cati
Kathrin Buholzer
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