Wie damit umgehen

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Wie damit umgehen

Beitragvon familie » 13.08.2008, 20:20

Unser Junge 4 1/4J. ist momentan etwas schwer zu verstehen. Die letzte Zeit schreit er grundlos durch die Gegend was bes, mich als Mutter nervt. Beim Essen kann er nicht hinsitzen und warten bis ich serviert habe, nein er muss mit seinem Besteck auf seinTeller hacken was auch wieder so krach macht. Sein kleiner Bruder 1 1/4 hat natürlich Freude daran und macht manchmal auch mit. Der nächste Fall: Wenn er draussen ist macht er ab und zu etwas pipi in die Hose. Neulich machte er sein dickes Geschäft auch draussen wo dann die ganze Sch.... an der Hose war. Mein Aerger.....Und die Mutter erzählte mir heute das er neulich bei Ihr auf die Schuhe gepinkelt hat als Sie das Zobig mit Ihm nehmen wollte.
Wir sollen wir mit Ihm umgehen?
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 13.08.2008, 21:26

Unser Junge 4 1/4J. ist momentan etwas schwer zu verstehen. Die letzte Zeit schreit er grundlos durch die Gegend was bes, mich als Mutter nervt.

Hallo Familie! Schön, dass du hier dabei bist und mitschreibst! Herzlich Willkommen!
Vielleicht ist es auf den ersten Blick grundlos. Doch dass er das tut, hat einen bestimmten Grund. Achte dich einmal, wann genau das passiert. Ist er in dem Moment alleine? Bist du dann gerade mit etwas anderem (vielleicht auch dem kleinen Bruder?) beschäftigt. Er holt sich mit dem Schreien Aufmerksamkeit, auch wenns negative ist. Er hat gemerkt, dass dieses Schreien bei dir etwas bewirkt.
Versuch den Fokus aufs Positive zu setzen. Lobe und ermutige ihn, wenn er sich angemessen verhält. Sag ihm dann genau, WAS dir gefallen hat. "Toll, dass du so schön ruhig gespielt hast." Achtung nicht ins Negative fallen: "Super, dass du heute endlich mal einen Moment ruhig warst."
Das Verhalten ist eigentlich normal. Er hat einen kleinen Bruder, der immer mobiler und ein aktiver Teil der Familie wird. Er bricht sozusagen in sein Territorium ein und macht ihm vielleicht auch manchmal seinen Platz streitig. Er nimmt seine Sachen, macht Dinge kapputt und das ist schwierig für ihn damit umzugehen.
Also, beobachte einmal diese Situationen und dann sag mir mal, wann genau das passiert.
Du kannst mit ihm ein paar Familienregeln aufstellen. Besprecht zusammen, wie man sich verhalten muss, damit man einen friedlichen und ruhigen Umgang miteinander hat. Positiv formulieren, also nicht: Nicht schreien, sondern mit normaler Stimme sprechen. Wenn er keine Ideen hat, dann sag du ihm, was du von ihm möchtest. Schreibt diese Regeln auf, so dass er sie versteht. Du kannst sie auch aufzeichnen, oder z.B Bilder aus einer Zeitschrift aufkleben. Hängt diese Regeln dann irgendwo gut sichtbar auf.


Beim Essen kann er nicht hinsitzen und warten bis ich serviert habe, nein er muss mit seinem Besteck auf seinTeller hacken was auch wieder so krach macht. Sein kleiner Bruder 1 1/4 hat natürlich Freude daran und macht manchmal auch mit.

Weiss er denn, was du von ihm erwartest? Anstatt ihm das hundert Mal immer wieder zu sagen, besprich auch hier mit ihm "Essens- oder Tischregeln". Schreibt auf, was wichtig ist. Nicht zu viele Punkte auf einmal, konzentrier dich auf das Wesentliche und formuliere positiv, also was er tun soll. Hängt es auf und wiederholt die Regeln dann vor dem Essen nochmals. Wenn er sich nicht daran hält, dann mach ihn darauf aufmerksam, sag ihm, was er falsch gemacht hat und sag ihm was er stattdessen tun soll. "Marco, du schlägst mit deinem Besteck auf dem Teller rum. Hör bitte auf und leg das Besteck auf den Tisch." Wenn er nicht gehorcht, dann nimm ihm, entweder das Besteck oder den Tellen einen kurzen Moment weg und sag ihm, warum du es tust. "Du schlägst immer noch mit dem Besteck auf dem Teller rum, deshalb nehm ich es dir für ein paar Minuten weg." Gib es ihm dann wieder und sag ihm: "So, ich geb dir's jetzt wieder, bitte leg das Besteck jetzt hin und warte bis alle etwas im Teller haben."
Wenn es ihm so schwer fällt zu warten, kannst du ja evt. die Teller schon kurz vorher parat machen und schöpfen, damit er dann wenn er an den Tisch kommt auch gleich essen kann.



Der nächste Fall: Wenn er draussen ist macht er ab und zu etwas pipi in die Hose. Neulich machte er sein dickes Geschäft auch draussen wo dann die ganze Sch.... an der Hose war.

Denkst du, er hat das extra gemacht? Versuch ruhig zu bleiben. Sag ihm, dass er das Gaggi ins WC leeren soll. Gib ihm ein Pack Feuchttücher oder einen Waschlappen, zeig ihm, wie er sich sauber machen kann. Das musst du nicht für ihn tun. Du kannst ihm helfen, ihm zeigen wie und ihn unterstützen aber tue es nicht für ihn! Zeig ihm auch, wo er die schmutzige Wäsche hinbringen kann und dass er sich eine neue Unterhose anziehen soll. Nimm ihm das nicht ab. Falls ers extra gemacht hat, ist es anstrengend für ihn und wird es sicherlich nicht wieder tun. Wenn nicht, dann hat er die Verantwortung dafür übernommen, du hast aber auch nicht mit ihm geschimpft.


Mein Aerger.....Und die Mutter erzählte mir heute das er neulich bei Ihr auf die Schuhe gepinkelt hat als Sie das Zobig mit Ihm nehmen wollte.
Wir sollen wir mit Ihm umgehen?

Auch wenn ers extra macht. Ruhig bleiben, nicht provozieren lassen. Ihm sagen, was er wie putzen soll, dass er die Sache in Ordnung bringt und sich umziehen soll. Ihr könnt ihm auch sagen, dass ihr jetzt zum Essen geht und er dann, wenn er fertig ist auch kommen kann.
Es scheint mir schon so, dass er auf der Suche nach Aufmerksamkeit ist. Zeig deinem Sohn immer wieder (auch vor anderen) wie stolz du auf ihn bist. Lobe und ermutige ihn. Sag ihm wie stolz du auf sein Können, seine Hilfbereitschaft und Selbstständigkeit bist. Lass ihn auch immer wieder Sachen tun, die ältere Kinder schon tun dürfen. z.B am Abend länger aufbleiben, einmal alleine mit Mama oder Papa oder dem Götii etwas unternehmen. Dann hat er nicht das Gefühl, er sei immer im Nachteil.

Wichtig ist auch, dass du dich mal achtest, wie du Anweisungen gibst. Hier mal ein paar grundsätzliche Tipps dazu:

Hier noch ein paar grundsätzliche Tipps zu Anweisungen und Konsequenzen:

Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich es mit Namen an und sag ihm genau was es tun soll: „bitte geh jetzt deine Zähne putzen, sprich bitte in normalem Ton, versorge bitte deine Schuhe …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun sollen, was du von ihnen möchtest). Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte es. Wenn es tut was du gesagt hast, dann lobe es.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn es wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Die Kinder aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihnen immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihnen immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihnen dann wieder.

Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:

Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!

Zu Ungenau! "Leon!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Negative, emotionale Botschaften: "Bist du ein Dummkopf, ein Globi, ein Joggel, ein Stürmi, ein Löli, ein Mühsamer Kerl" .... Damit kritisierst du seine Person und nicht sein Verhalten.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.

Wichtig ist: Gut vorausplanen, sag ihm immer was als nächstes passiert und was du von ihm möchtest, schenk ihm Zuneigung, lobe und ermutige ihn, versuch dir auch mal Zeit mit ihm alleine zu nehmen. (z.B auch am Abend), klare und ruhige Anweisungen geben, Logische Konsequenzen einsetzen. lass dich nicht provozieren.
Schau mal, was du damit anfangen kannst. Melde dich einfach wieder. Am besten schreibst du mir noch ein paar Beispiele auf, dann kann ich dir noch etwas besser helfen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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