von Kathrin Buholzer » 13.08.2008, 11:52
Hallo Kathrin
Ich war schon ein paar mal auf dieser Seite und habe mir die guten Tipps angeschaut.
Hallo Zuris!
Herzlich willkommen hier im Forum. Schön, dass du hier dabei bist!
Gestern war wiedermal einer der vielen Horrortage und ich bin am Abend hingesessen und habe mir Tipps von Dir geholt - und versuchte diese heute morgen umzusetzen.
Ich habe 2 Söhne 3 Jahr - der 2. 18 Monate.
Der grössere ist "mein Problem"
Nicht er ist das Problem, sondern sein Verhalten.
Hier gleich das Beispiel von heute morgen:
Ich bin in der Küche und sehe wie mein Grosser auf dem Sofa Trampolin spring - alle Kissen liegen am Boden. ich gehe zu ihm und sage Ihm "ich möchte dass du auf dem Sofa sitzt oder ab dem sofa steigst - das sofa ist kein trampolin" - Er folgt (zu meiner Überraschung und geht vom Sofa. ich sage - bitte lies die Kissen auf - er sagt nein und verschwindet hinter unserem einzigen schönen teil - einer skulptur - welche uns heilig ist - ich sage - komm hervor - er spukt mich an - ich gebe ihm eine auszeit in seiner kuschelecke / spielecke (leider haben wir nicht irgendein "neutraler"platz - da er alles auseinander nimmt - früher musste er auf die Treppe - aber da kommt er alles mit was so läuft) - die Kuschelecke ist mit einer schiebetüre abschliessbar - auf dem weg dorthin kratz er mich blutig am arm.
Eigentlich hast du gut reagiert. Doch wenn du merkst, dass er bockt, dann kannst du es auch spielerisch versuchen. Ihr könnt z.B versuchen die Kissen aufs Sofa zu treffen. Oder die Kissen sind grosse Kuchen, die er aufs Sofa schmeissen darf. Wenn du ihm etwas verbietest, dann kannst ihm auch grad eine Alternative anbieten. "Komm vom Sofa runter. Wenn du hüpfen willst, darfst du hier auf der Matratze. Bitte komm vom Sofa runter, du kannst aber die Kissen mitnehmen und dir hier ein bequemes Bett, ein Haus eine Höhle bauen. Komm ich geb dir noch einen Stuhl und eine Decke."
Er fängt an zu schreien und kommt wieder - ich stecke ihn wieder rein - er nimmt irgendso ein ding und hämmert an die türe - dann kommt er raus und sagt er müsse auf die toilette - was er auch tut - ich sage ihm - du gehst dann wieder rein - er kommt und geht nicht - ich bringe ihn rein - er schlägt mich - dann gehe ich und die türe bleibt zu - er bleibt drinnen. darf dann nach 5 min wieder rauskommen und haut als 1. mal dem kleinen einen .... -
Das ist eine normale Reaktion. Er ist wütend, vielleicht auch überrascht, dass du es so durchziehst. (Hast du das schon immer so gemacht?) Wenn nicht, ist das für ihn recht ungewohnt. Hast du die Auszeit mit ihm mal besprochen, wie lange, wieso, wo und warum?
das ist nur ein kurzes beispiel - es geht einfach den ganzen tag so - er gehorcht überhaupt nicht - akzeptiert kein nein und gar nichts.
Im Moment ist er sicherlich auf der Suche nach Aufmerksamkeit, auch wenns negative ist. Auch das Alter des Bruders kann da eine Rolle spielen. Dieser wird immer grösser und wird ein aktiver Teil der Familie, bricht in sein Territorium ein und das ist für ihn anstrengend und er weiss auch nicht so recht wie er damit umgehen soll. Ausserdem steckt er ja mit 3 Jahren mitten in der Trotzphase.
Verhindern kannst du solche Trotzanfälle nicht. Es gibt allerdings ein paar Sachen die du tun kannst, damit es vielleicht nicht gar so häufig vorkommt.
- Lass ihm genügend Freiraum, renn nicht ständig hinter ihm her und versuch ihn nicht mit Anweisungen zu zutexten. Normalerweise geben wir immer viel zu viele Anweisungen. Stell Regeln auf, aber nicht zu viele und sei konsequent, wenn diese nicht beachtet werden. Achte darauf, dass du ihm nicht alles abnimmst und ihm dann deine Hilfe anbietest, wenn er nicht weiterkommt. Ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun."
- Oft ist es auch möglich in gewissen Dingen zu verhandeln. D.h du kannst ihm eine Auswahl geben und er kann selber entscheiden, was er möchte. ("Soll ich dir die Hand geben, oder willst du alleine raufgehen?" " Möchtest du die blaue oder die grüne Hose anziehen." usw. Einen Kompromiss eingehen, verhandeln, aber nur dort wo es auch wirklich Sinn macht.
- In Situationen in denen er sich ärgert, nützt es oft auch, wenn du versuchst ihn abzulenken. Manchmal merkst du auch schon vorher, dass es bald zu einem Trotzanfall kommt, dann kannst du mit dem Ablenkungsmanöver schon etwas früher anfangen.
Vorausplanen. Sag ihm immer früh genug, was als nächstes passiert, so dass er sich schon frühzeitig darauf einstellen kann.
Versuche dem Wutanfall möglichst wenig Beachtung zu schenken.
Auch wenn's nervig ist, denk daran: Wenn er das nächste Mal trotzt und am Boden liegt: Steh mal einen Schritt zurück, schau ihn an und denk leise für dich: "Alles ok, ich habe ein ganz normales Kind .... " :-) Das gehört zu einer gesunden Entwicklung dazu, es geht einfach darum einen Weg zu finden, wie man angemessen damit umgehen kann.
Wichtig ist, dass du versucht den Fokus aufs positive zu richten. Machen sie etwas dass dir gefällt und das du mehr von ihnen sehen möchtest dann schenk ihnen Aufmerksamkeit und lobe sie.
Sag ihnen genau, WAS dir gefallen hat. "Wenn du dich so schnell anziehst, dann freut mich das sehr, dann haben wir nämlich noch genügend Zeit zusammen etwas zu spielen. oder "Toll, dass du grad gekommen bist, als ich dich gerufen habe."
In der Trotzphase, so ab 2,5/3 Jahren erwacht der eigene Wille des Kindes und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Kind in erster Linie gegen seine Eltern wendet, sondern vielmehr, dass das Kind leidet, dass es seine Wünsche nicht selber erfüllen kann.
D.h., es ist in dieser Phase nicht mehr in der Lage die Situation zu überblicken oder zu kontrollieren und gerät darum völlig aus den Fugen.
Dein Söhne versucht immer mehr ihre eigenen Wege zu gehen und stoseen dabei natürlich und immer wieder an"natürliche" Grenzen. Und sie merken auch, dass du nicht alles so machst und sagst, wie sie das gerne möchten.
(Hier noch ein paar Erläuterungen aus dem familienhandbuch.de)
>>Diese ersten Erfahrungen mit dem eigenen Willen und den damit verbundenen aggressiven Gefühlen und Konfliktsituationen bzw. der Umgang damit, werden zu Grunderfahrungen, die das weitere Leben des Kindes er- oder entmutigend prägen werden. Die Kinder erlernen im Idealfall, dass:
... es ist gut, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erproben, und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen.
... Konfliktsituationen nichts wirklich Bedrohliches sind und zum Leben dazugehören und Lösungen gefunden werden können.
... Konfliktsituationen innere und äußere Spannungen erzeugen. Diese Spannungen sind aber auszuhalten und müssen nicht durch andere Tätigkeiten (z.B. Essen) abreagiert oder sogar verdrängt werden.
... es seine Gefühle äußern und zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern halten das aus, bewerten sie nicht, sondern helfen ihm dabei, sie zunehmend in Worte zu fassen und auszudrücken. "Auch wenn ich um mich schlage, schreie und tobe, werde ich von meinen Eltern gemocht."
... bewältigte Konflikte Ereignisse sind, auf die man gemeinsam zurückblicken kann und welche die Beziehung vertiefen.
... es macht Spaß, eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn manchmal Schmerz und Enttäuschung mit dabei sind. Das Kind verzweifelt nicht, da es von seinen Eltern unterstützt wird, es immer wieder neu zu versuchen. >>
Mein Problem sind vor allem die Konsequenzen - ich weiss nicht was - was hätte ich heute morgen tun sollen? - ihm ist auch alles egal - ob keine gutenachtgeschichte oder keine glace in der badi - oder so - na und - das schert ihn überhaupt nicht -
Versuch logische Konsequenzen zu wählen. Etwas das mit dem Verhalten, der Situation in Zusammenhang steht. Erst wenn es keine log. Konsequenzen gibt oder sie grad nicht passen, kannst du ihn einen Moment auf den Stuhl, die Treppe setzen, oder wenns heftig ist in die Auszeit schicken. Denk dran, die Auszeit nur bei schwerem Problemverhalten einzusetzen.
er ist auch ziemlich wild - den ganzen tag auf achse - wir waren auch schon bei Frau Grimm (spez. in Kinderentwicklung) da er auch auf den zehenspitzen geht - sie meinte es sei alles in ordnung.
ich habe auch schon regeln aufgestellt -
wir sind lieb zueinander
Mit dem Essen wird nicht gespielt
Wenn Mama nein sagt ist nein.
Gestern kam mein Vater und brachte Rivella - jeder bekommt einen becher voll - der grosse legt die füsse auf den tisch und sieht mich an - ich sage - bitte nimm die füsse vom tisch - er macht weiter und ich nehme ihm die flasche rivella weg - er nimmt seinen leeren becher und schmeisst ihn mit voller wucht dem kleinen an den kopf - ich nehme ihn und gebe ihm eine auszeit - kaum wieder draussen wird gespukt - den kleinen gehauen - mein vater gehauen - einfach das ganze programm -
Vorher gut absprechen. Es gibt einen Becher, bitte schön an den Tisch sitzen. Wenn du ihm etwas wegnimmst, sag ihm warum du es tust. Gib ihm den Becher auch wieder und sag ihm, wie er sich verhalten soll.
ich habe auch aufgehört zu diskutieren - und muss sagen ich bin eigentlich konsequent.
er kann auch ein engel sein - und alle lieben ihn - aber ich komme einfach nicht mehr mit ihm klar...
Er wahrscheinlich auch grad nicht mit der Situation. Er macht das nicht, um dich zu ärgern, sondern weil er nicht anders kann. Du musst ihm zeigen wie, eine Alternative aufzeigen.
Schon kleine Kinder merken schnell, dass sie ihre Körperteile als "Waffen" gebrauchen können. Anhand der Reaktionen merken sie, dass man mit beissen oder schlagen, andere Kinder beherrschen kann und Aufmerksamkeit und Zuwendung erhält, auch wenn es negative ist. Er versucht nun, dieses Verhalten immer wieder zu zeigen.
Dein Sohn hat sicher auch gemerkt, dass er mit diesem Verhalten vielleicht auch seinen Willen bekommt oder dass er so eine Chance hat sich zu wehren.
Wichtig ist, dass du ihm klar machst, dass du das nicht tolerierst. Sag ihm, dass du von ihm möchtest, dass er lieb und sorgfältig mit den anderen umgehen soll. (Formuliere positiv: also nicht: NICHT schlagen, sondern lieb und anständig umgehen).
Achte dich einmal, wann es passiert. In welchen Situationen? Wenn du merkst in welchen Situationen das passiert, dann kannst du mit ihm auch mal anschauen, wie er sich denn sonst auch noch verhalten könnte. Zeig ihm Alternativen auf, zeig ihm, dass er sich mit Worten ausdrücken soll, wenn ihm etwas nicht passt, hilf ihm dabei andere Formen zu finden.
Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:
Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen.
Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.
Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren! (Nicht immer nur "Nein" sagen)
Zu Ungenau! "Leon!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.
Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!
Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."
Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":
Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.
Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.
Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.
er spukt auch - und dass macht der kleine ihm schon super nach..juhuu - was tun dann bei einem 18 monat alten der spukt -
ich gebe zu, ich habe auch schon am grännihaar gezogen - wenn ich nicht mehr wusste was - aber dann geht die regel halt auch nicht auf.
Da hast du Recht. Entschuldige dich auch, wenn das mal passiert und sag ihm, dass es nicht ok war.
entschuldigung dass wirrwarr - aber ich hab einfach mal geschrieben.
Freu mich auf deine Antwort.
Herzlichst - zuris
Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, mit Feedback, Fragen und mehr Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin