Guten Abend!
Hallo cs71! Herzlich willkommen, dass du hier dabei bist und im Forum mitschreibst.
Bevor ich dir ausführlich antworten und dir Tipps und Anregungen geben kann, muss ich noch etwas mehr wissen.
Wir haben 2 sehr temperamentvolle und willensstarke Girls (3 + 1). Die Ältere hat immer mal wieder so 1-2 Tage, an denen sie absolut ungeniessbar ist und bockt und schreit, wenn irgendetwas nicht nach ihrem Gusto ist.
1-2 Tage pro Woche, pro Monat? Das ist für mih wichtig zu wissen.
> Schwierig zu sagen. So alle 2-3 Wochen gibt's diese 1-2 Tage mal.
Also das liegt absolut im Rahmen. Trotzdem, versuch doch mal zu beobachten, was denn an diesen Tagen besonders ist. Oder vielleicht auch am Tag davor. Ist etwas anders? War sie auswärts, besondere Vorkommnisse... Achte dich einmal, vielleicht findest du dann Gemeinsamkeiten und somit auch einen Grund dafür.
Mich dünkt auch, die Jüngere lernt auch sehr schnell von ihrem "Vorbild". Die beiden streiten auch viel. Was heisst, wir haben meist einen sehr hohen Lärmpegel in unseren 4 Wänden, was mit der Zeit sehr nervend ist!!!
Um was geht es denn bei diesen Streitereien? Geht diesen jeweils etwas voraus? Eine Anweisung z.B? Welches sind die grössten Streitmomente? Sind die Kinder während dem Streit allein? Wo bist du in der Zeit? Wie reagierst du in diesen Situationen? Ist der Lärmpegel nur bei den Kindern so hoch? Wie sieht es bei euch als Eltern aus?
> Wenn ich z.B. in der Küche am Kochen bin, oder sonstige Haushaltsarbeiten zu erledigen habe, sind sie entweder zusammen in der Stube und hören Kindermusik oder Märli. Oder sie sind, oder gehen dann schon bald einmal in ihr gemeinsames Zimmer und spielen dort zusammen (z.B. Klötzli oder Lego, Bäbiwägeli stossen - es haben beide eines -).
Wenn sie raufgehen, kannst du sie z.B schnell begleiten. Ihnen schnell helfen ins Spiel zu finden, schnell schauen, wer mit was spielt und mit ihnen auch noch schnell die Regeln besprechen die gelten. "Ihf könnt jetzt hier zusammen noch ein Weilchen spielen, ich mache in der Zeit das Essen fertig. Wenn ich fertig bin, dann komme ich rauf und dann möchte ich, dass ihr mit mir runterkommt und die Hände wascht. Wenn ihr hier jetzt spielt, dann seid lieb und anständig miteinander. Habt ihr schon eine Idee was ihr spielen wollt?" usw.
Meist ist es so, dass die Ältere der Jüngeren die Sachen wegnehmen will. Sie tut das dann meist auf ihre, dem Alter entsprechend, unsanfte Art. Oder die Kleine spielt nicht so, wie sie will und dann stosst sie nieder. Da die Kleine noch nicht so standsicher ist, stürzt sie und schlägt sich auch viel den Kopf an.
Zeig deiner Tochter immer wieder (auch vor anderen) wie stolz du auf sie bist. Lobe und ermutige sie. Sag ihr wie stolz du auf ihr Können, ihre Hilfsbereitschaft und Selbstständigkeit bist. Lass sie auch immer wieder Sachen tun, die ältere Kinder schon tun dürfen. z.B am Abend länger aufbleiben, einmal alleine mit Mama oder Papa oder dem Gotti etwas unternehmen. Dann hat sie nicht das Gefühl, sie seiimmer im Nachteil. Wenn sie sich nämlich genügend bestätigt fühlt, dass sie die Grössere und Stärkere ist, dann hat sie es weniger nötig, dies ihrer kleinen Schwster gegenüber immer unter Beweis zu stellen.
Schau auch, dass sie genügend "Rückzugsmöglichkeiten" hat. Es ist durchaus normal, dass sie auch einmal etwas ohne das Dabeisein ihrer Schwester machen will. Schaff ihr eine Spielecke in ihrem Zimmer. Du kannst auch jedem Kind seine eigene Spielkiste zusammenstellen. Dort packst du die Spielsachen rein, die nur für deine grosse Tochter bestimmt sind. Du kannst diese zusammen mit ihr raussuchen. Dann könnt ihr zum Beispiel noch eine Kiste machen, die für beide bestimmt ist. Alle Spielsachen in dieser Kiste dürfen dann beide brauchen.
Hab auch ein bisschen Verständnis: Kleine Schwestern können ja manchmal auch ganz schön nerven. :-)
Versuch auch immer wieder Zeiten zu schaffen, wo du ausschliesslich Zeit für sie hast. z.B am Mittag, wenn die Kleine schläft, oder zusammen mit ihr in einen Schwimmkurs gehen, ins turnen usw. Denk auch daran, dass sie mit 3 Jahren noch nicht so gut gelernt hat Rücksicht zu nehmen. Zeig ihr wie das geht und hilf ihr dabei. Wie alle Kleinkinder, ist sie ein kleiner Egoist, das ist normal, wenn auch nervig! :-)
Versuch auch deine Ansprüche etwas runterzuschrauben. Oft haben wir das Gefühl, dass Geschwister doch immer gut auskommen sollten, dass sie ein Herz und eine Seele sein müssten.
Ich gehe auch nicht immer sofort hin und versuche sie, den Konflikt selber lösen zu lassen. Habe ihr auch schon zigmal erklärt, dass es nicht gut ist, wenn die Kleine immer den Kopf anschlägt.
Dann ist ganz wichtig, dass du mit deinen Kindern zusammen ein paar Familienregeln aufstellst. Besprecht miteinander, welchen Umgang ihr untereinander möchtet. Die Grössere kann selber versuchen aufzuzählen, wie man sich verhalten soll, damit es untereinander keinen Streit gibt. Schreib es so auf, dass sie wissen WAS GENAU du von ihnen erwartest, was sie tun sollen. Also nicht: „I wott nid, dass du duesch houe“, sondern „I wott, dass du fiin, lieb, aständig bisch. Du kannst das Fehlverhalten schon aufzählen, aber schau darauf, dass du ihm genau erklärst was du von ihm möchtest. Schreibt, zeichnet, klebt diese Regeln (3-4 sollten am Anfang reichen) auf ein Blatt. Gestalte sie so, dass sie alle verstehen und hängt sie irgendwo gut sichtbar auf. Frag sie auch, was passiert, wenn man jemanden beisst oder schlägt, wie sie sich fühlen würde, wenn ihr jemanden weh tut. Versuch auch evt. Alternativen mit ihnen zu besprechen, „ i verstah, dass du mängisch wüetig bisch, was chönnt me denn mache?“.Hesch e Idee? We öpper nid das macht, wo du möchschts, was wär denn e gueti Idee, was chönntsch mache?“ Gib ihnen erst Vorschläge, wenn sie selber keine wissen.
Bei Regeln musst du auch mit ihnen abmachen, was passiert, wenn sie sich nicht daran halten. Bei beissen, kratzen, schlagen usw. würde ich dir vorschlagen, den Stillen Stuhl oder die Auszeit anzuwenden. Bei uns müssen die Kinder bei diesem Verhalten sofort in die Auszeit. D.h du gehst zu ihm, sagst was er falsch gemacht hast, erinnerst ihn an die Regel und sagst: „Lara, du hesch itze grad d Lea gschlage, mir hei abgmacht, dass mir fiin und lieb mitenand umgöh, drum muesch du itze für 1 oder 2 Min. id Uszyt.“ Du nimmst sie ganz ruhig und bestimmt, und bringst sie in den Auszeitraum. Dieser sollte uninteressant sein, also nicht das Kinderzimmer, sondern das Schlafzimmer, Badezimmer…. Wenn sie die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber er muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihr und sagst: „du bisch itze schön still gsi, itze darfsch wieder usecho.“ Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch sie wieder in eine Aktivität zu verwickeln. Die Auszeit zeigt ihr, dass sie ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihr aber auch dir die Möglichkeit euch zu beruhigen. Drohe nicht mit der Auszeit, sie wird sonst lernen, dass sie erst hören muss, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen. Also das berühmte „wed itze nid folgisch, denn… oder itze zelle ig no uf drü“ solltest du vermeiden. Dein Kind lernt nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du ihn wieder von der Auszeit zurückholst. Die Auszeit würde ich auch nur anwenden, wenn es wirklich um ein grobes Fehlverhalten geht und wenn du ganz sicher bist, dass sie geschlagen hat.
Wenn's dann aber zuviel wird, gehe ich rein und schimpfe natürlich. Versuche immer, mit beiden zu schimpfen (die Grosse für's Stossen, die Kleine, weil sie der Grossen auch immer wieder Sachen kaputtmachen will).
Beobachte einmal, wann es passiert? In welchen Situationen? Was passierte vorher?Achte dich auch einmal, WARUM deine Grosse das tut? Oft werden die Grossen zur Kasse gebeten, dabei wurden sie von den Kleinen vorher heftig provoziert. Die Zurechtweisungen und Konsequenzen richten sich dann oft immer auf die Grossen und das empfinden diese natürlich als ungerecht.
Versuch mit deiner grossen Tochter eine Alternative zu ihrem jetzigen Verhalten zu suchen. Gib ihr nicht immer grad die Lösung vor, sondern sag ihr z.B: "Du bist jetzt wütend, weil die Lea deinen Puppenwagen genommen hat. Was könntest du jetzt tun? Was passiert, wenn du ihr den Wagen einfach aus den Händen reisst? Hast du eine bessere Idee?
Die Streitsituationen lassen sich eher verhindern, wenn deine Tochter Alternativen zu ihrem jetzigen Verhalten lernt. Deshalb ist es wichtig, dass du nicht als "Polizist" in die Situation reingehst. Dazu nochmals das Wichtigste in Kürze:
Wenn sie sich streiten und du zu ihnen gehst, dann versuche nicht gleich selber die Situation zu klären. Also nicht: „ was isch itze hie scho wider los, Lara was hesch ume gmacht? Muesch immer mit de andere stritte, itze gib ihne sofort die Sache zrügg/la ihn i Rueh usw.“ Versuch als erstes mal zuzuhören. Was genau ist passiert, versuch nicht zu bewerten und Partei für jemanden zu ergreifen. Hör zu und mach dir ein Bild. Wenn nötig fass das Gehörte zusammen: „Also hani das richtig verstande, Lara du bisch verruckt worde, wüll d Livia dir ds Spilzüg het wäggnoh?"
Versuch auch hier nicht gleich selber die Lösung zu geben. Probier deine Kinder zu einer Lösung zu bewegen. „Also, Lara, was chönntisch de mache, we d Livia ds Spilzüg wägnimmt? Hesch no e anderi Idee, als houe? Was gits itze für ne Möglichkeit? Wie chönnte mir das Problem itze löse?“ Lass sie einfach so viel selber zur Lösung beitragen, wie sie mit ihren 3 Jahren schon kann.
Kinder haben meistens selber sehr gute Ideen Probleme zu lösen, man muss sie nur lassen. Wichtig ist, dass du ihnen nur so viel Hilfe wie nötig gibst, so dass sie das Problem eigentlich selber lösen können. Wenn es dann nicht klappt, oder sie sich nicht einigen können, dann kannst du immer noch einschreiten od. eine Lösung vorschlagen. „Luget, wenn dir öich nid chöit einige, wär itze mit dem Wägeli spilt, de nimenis itze für ne Moment wäg. 10 Minute gibenis euch de wider und de chöit der de nomal versueche das z löse.“ Es ist nicht deine Aufgabe abzuwägen und den Schiedsrichter zu spielen, du sollst nur Hilfestellungen geben und die Kinder müssen es dann selber versuchen. Das ist für dich einfacher, denn sonst stehst du immer zwischendrin, du bist immer für irgendjemanden „die Böse“ du kannst es nicht allen recht machen. Deshalb ist es für dich auch viel entspannter, wenn deine Kinder nach Lösungen suchen. Sie werden mit der Zeit auch merken, dass sie dich auch nicht immer rufen müssen, denn du ergreifst ja „keine Partei“ mehr für jemanden.
Ich weiss, das ist sehr schwierig am Anfang, vor allem wenn man es sich gewohnt ist, immer gleich einzuschreiten und Tipps zu geben oder zu befehlen, wies jetzt läuft. Es braucht Fingerspitzengefühl um sich auch mal zurückzuhalten und den „Ball“ an die Kinder zurückzugeben. Wenn sie sich ständig um das Spielzeug streiten, dann setz dich mit der Grossen einmal zusammen und schaut einmal, welches Spielzeug er auf gar keinen Fall teilen will. Ihr könnt dieses z.B mit einem farbigen Punkt kennzeichnen. Er erklärt sich aber dann einverstanden, dass der Kleine dann mit den anderen Spielsachen spielen darf. (Das könntet ihr z.B auch bei den Regeln aufschreiben). Oder das was ich oben schon beschrieben habe mit den versch. Spielzeugkisten.
Wir Eltern schreien nicht miteinander rum. Wir sind eigentlich auch sonst 2 eher ruhige Typen. Vielleicht ist es auch das? Das wir, die wir unsere Ruhe gewöhnt waren, nun an dem hohen Lärmpegel zu beissen haben???
Ich meine nicht unbedingt, dass ihr miteinander rumschreit, sondern wie euer Ton im Umgang mit den Kindern ist. Werdet ihr schnell laut? Droht ihr oft, um eure Anweisungen durchzusetzen? Wenn sie dann nicht auf euch hören, werdet ihr schnell laut?
Wenn die Ältere dann mal wieder am Schreien ist, weil ihr etwas nicht passt (z.B. will sie eine Banane, beisst sie an und will sie nicht fertigessen. Wir bestehen dann darauf, dass sie diese isst, da sie sie ja selber verlangt hat und wir ihr schon extra nur die kleinere Portion gegeben haben.
Warum besteht ihr hier darauf? Lasst sie doch die Banane einfach selber wegräumen und sie kann diese ja später fertig essen. Es gibt einfach nix anderes zum zVieri. Oder lasst sie das nächste Mal nur soviel selber abschneiden, wie sie auch essen mag. Zwingt sie nicht zum Essen. Ich verstehe eure Beweggründe schon, aber so kommt ihr wahrscheinlich nicht weiter. Zeigt ihr, wie sie es das nächste Mal besser machen kann, resp. nur soviel abschneidet, wie sie auch mag.
> Ich will sie ja gar nicht zum Essen zwingen. Schon deshalb nicht, weil ich selber im Kindesalter ein Moppelchen war und ich weiss, wie schwer man das zuviele Gewicht später noch abtrainieren muss. Wir mussten immer ausessen. Das soll sie nicht. Aber wenn sie schon etwas explixizit verlangt und wenn sie's nicht bekommt, ist der Teufel los.
Sie verlangt dann meist (am Beispiel Banane) die Ganze Banane und spielt schon verrückt, wenn wir ihr nur die Hälte oder einen Viertel geben. Denke nicht, dass sie abschneiden will, wenn sie zum Vornherein die Ganze verlangt.
Ihr müsst es ihr einfach vorher sagen. "Du kannst eine Banane haben. Du kannst grad selber so viel abschneiden wie du magst. Jetzt einfach mal ein Stück und wenn du noch mehr magst, dann kannst du nachher noch mehr abschneiden. Ich würde hier nicht darauf rumreiten, wenn sie halt die Ganze will, dann könnt ihr sie ja wieder einpacken. Macht euch hier keinen allzu grossen Stress. Ist ja eigentlich eine Bagatelle.
Und falls sie dies nicht tut, hat dies Konsequenzen: es gibt kein Sandmännli etc.) kann ich sie kaum beruhigen.
Das kann ich sehr gut verstehen. Sie ist keine Banane und es gibt am Abend kein Sandmännchen. Das ist etwa so, wie wenn ihr die Schuhe nicht versorgt und am nächsten Tag kommt der Briefträger nicht mehr um euch die Post zu bringen. Verstehst du was ich meine? Eine Konsequenz einzusetzen ist wichtig, aber sie muss logisch sein. Also irgendetwas, das mit dem Verhalten in Zusammenhang steht. Also wenn sie die Banane nicht isst, dann soll sie sie selber wegräumen und sie z.B am nächsten Tag zum zVieri essen. Beim Essen eh immer etwas aufpassen, dass ihr sie nicht fürs "Nicht-Essen" bestraft.
> Ok
Sie hat auch angefangen, uns zu beschimpfen, was wir jeweils auch mit Sanktionen versehen.
Auch da musst du aufpassen. Schau mal genau hin? Wann passiert das genau? Was passierte vorher? Wenn sie euch beschimpft, dann hat das ja einen Grund. Den gilt es herauszufinden und dann zu schauen, was ihr tun könnt, damit sie nicht mehr so wütend sein muss. Vielleicht sucht sie Aufmerksamkeit, auch wens nur negative ist, vielleicht fühlt sie sich ungerecht behandelt, vielleicht kennt sie auch keine Alternative, wie sie ihre Enttäuschung und Wut ausdrücken kann. Gib mir doch da am besten noch ein paar Beispiele, dann kann ich dir etwas besser helfen.
Kinder können sich auch angewöhnen sich schlecht zu benehmen, wenn wir sie nicht genügend beachten und ihnen nicht genug Aufmerksamkeit schenken, wenn sie sich gut benehmen. Also versucht mal den Fokus vermehrt aufs Positive zu setzen. Wenn sie etwas tut, dass dir gefällt, dass du mehr von ihr sehen möchtest, dann schenk ihr Aufmerksamkeit. Lobe und ermutige sie und sag ihr genau, WAS dir gefallen hat. "Ich find's toll, dass du so schön mit den Legos gespielt hast." Achtung nicht ins Negative fallen: "Endlich hast du mal nicht so blöd getan."
> Es kann schon sein, dass sie Aufmerksamkeit sucht. Sie ist jetzt nicht mehr alleine der König und hat eine kleine Schwester, die noch dazu von allen immer als herzig und lieblich gelobt wird.
In der Trotzphase, so ab 2,5/3 Jahren erwacht der eigene Wille des Kindes und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Kind in erster Linie gegen seine Eltern wendet, sondern vielmehr, dass das Kind leidet, dass es seine Wünsche nicht selber erfüllen kann.
D.h., es ist in dieser Phase nicht mehr in der Lage die Situation zu überblicken oder zu kontrollieren und gerät darum völlig aus den Fugen.
Deine Tochter versucht immer mehr ihre eigenen Wege zu gehen und stösst dabei natürlich und immer wieder an"natürliche" Grenzen. Und sie merkt auch, dass du nicht alles so machst und sagst, wie sie das gerne möchte.
(Hier noch ein paar Erläuterungen aus dem familienhandbuch.de)
>>Diese ersten Erfahrungen mit dem eigenen Willen und den damit verbundenen aggressiven Gefühlen und Konfliktsituationen bzw. der Umgang damit, werden zu Grunderfahrungen, die das weitere Leben des Kindes er- oder entmutigend prägen werden. Die Kinder erlernen im Idealfall, dass:
... es ist gut, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erproben, und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen.
... Konfliktsituationen nichts wirklich Bedrohliches sind und zum Leben dazugehören und Lösungen gefunden werden können.
... Konfliktsituationen innere und äußere Spannungen erzeugen. Diese Spannungen sind aber auszuhalten und müssen nicht durch andere Tätigkeiten (z.B. Essen) abreagiert oder sogar verdrängt werden.
... es seine Gefühle äußern und zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern halten das aus, bewerten sie nicht, sondern helfen ihm dabei, sie zunehmend in Worte zu fassen und auszudrücken. "Auch wenn ich um mich schlage, schreie und tobe, werde ich von meinen Eltern gemocht."
... bewältigte Konflikte Ereignisse sind, auf die man gemeinsam zurückblicken kann und welche die Beziehung vertiefen.
... es macht Spaß, eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn manchmal Schmerz und Enttäuschung mit dabei sind. Das Kind verzweifelt nicht, da es von seinen Eltern unterstützt wird, es immer wieder neu zu versuchen. >>
Ausserdem wächst natürlich langsam auch die Eifersucht. Bis jetzt war die kleine Schwester keine grosse "Gefahr" für ihn. Doch jetzt, wird dje Kleine immer mobiler, wird immer mehr ein aktiver Teil der Familie und bricht in ihr Territorium ein. Dieses will sie natürlich verteidigen, weiss aber selber nicht so recht wie.
Ich gebe mir aber sehr viel Mühe, sie auch zu loben, wenn sie etwas selber gekonnt hat, oder versucht hat. Sage ihr auch immer wieder, was für ein hübsches Meitli sie ist.
Versuch immer beschreibend zu loben. Also nicht nur: Gut, schön, toll, bist ein liebes Mädchen, sondern sag ihr genau WAS dir gefallen hat. Beschreibe die Situation die du grad gesehen hast.
Morgens haben wir 2 zusammen immer unsere Kuschelstunde in meinem Bett (wenn die Kleinere noch schläft). Die geniesst sie und ich sehr. Meist ist es so, dass wenn ich ihr etwas auftrage und sie hört absichtlich nicht zu und ich es 5 Mal wiederholen muss, bis sie Antwort gibt, wird sie hässig und sagt zum Beispiel Sachen wie "Du bisch e Blödi" oder "Spinnsch Du".
Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:
Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen.
Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.
Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren! (Nicht immer nur "Nein" sagen)
Zu Ungenau! "Leon!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.
Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!
Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."
Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":
Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.
Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.
Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.
Habe ihr dann gesagt, dass man dies nicht sagt, schon gar nicht seinen Eltern, Grosseltern oder Erwachsenen gegenüber. Es zeigt auch schon ein wenig Wirkung: Einmal setzte sie wieder dazu an "Du bisch e B äh ...... es cheibe Striizi".
Du kannst sie darauf aufmerksam machen, dass sie anständig mit dir reden soll. Ich würde aber trotzdem nicht allzu fest darauf eingehen. Ein "blöde Mama, du bisch blöd" so im Vorbei gehen, würde ich eher ignorieren. Je mehr du darauf eingehst, umso interessanter wird es für sie und sie wird merken, dass sie dich so provozieren kann. Anders sieht es natürlich aus, wenn sie dich wirklich heftigst beschimpft und das Ganze in einen Wutanfall ausartet, dies kannst du natürlich nicht ignorieren.
Frage: Ist das normal? Denke mal schon, aber es würde mich trotzdem beruhigen, dies von einer fachkundigen Person zu hören.
Um das zu beurteilen muss ich noch etwas mehr und genaueres wissen. Wichtig für mich zu wissen ist auch immer, was vorher passiert ist und wie du mit der Situation umgegangen bist, was du getan hast. Vorher und nachher. Denn: Viel Fehlverhalten, das unsere Kinder zeigen ist antrainiert (wir als Eltern sind daran nicht immer ganz unschuldig...). Wir können den Kindern aber dieses Verhalten abgewöhnen und ihnen neues Verhalten lernen.
> Gerade eben war ein Beispiel: Sie will nun alles selber machen. Selber Kleider anziehen etc. Das lasse ich sie auch tun, weil helfen lassen will sie sich nicht.
Lobe und ermutige sie. "Find ich toll, dass du dich selber anziehen willst. Weisst du was du zuerst machen musst? Wenn du Hilfe brauchst, dann kannst du mich ganz normal fragen, dann helfe ich dir."
Wenn's dann aber nicht sofort geht, fängt sie an zu schreien, wälzt sich auf dem Boden rum und dann sollte ich wieder sofort kommen und ihr helfen. Habe ihr auch schon gesagt, dass sie gerne schreien kann, dies dann aber auf dem Sitzplatz, oder im Keller, oder in der Garage tun soll. In der Wohnung tue das uns allen in den Ohren weh. Nützt nur nicht sehr viel...
Sag ihr lieber, dass du ihr gerne hilfst, wenn sie dich anständig fragt. Mit Ironie wirst du in einer solchen Situation nicht viel erreichen. Du willst ja eigentlich, dass sie gar nicht schreit. Diese Antwort wird sie wohl nicht verstehen...
Es ist auch so, dass wenn sie etwas von mir will und ich gerade beschäftigt bin, ich ihr sage, dass wenn ich dies beendet habe, ihr helfen werde. Das akzeptiert sie jedoch nicht und schreit rum, bis es soweit ist.
Versuch regelmässig am Tag, kurze Zeit (zwischen ein paar Sekunden und ein paar Minuten) mit ihr zu verbringen. Es ist für Kinder wichtiger, dass wir uns häuftig eine kurze Zeit mit ihnen beschäftigen, als wenn wir uns z.B nur einmal am Tag eine Stunde Zeit nehmen. Wertvolle Zeit ist zum Beispiel, wenn deine Tochter etwas von dir möchte, dich etwas fragen, dir etwas zeigen, oder dich in eine Aktivität einbeziehen möchte. Wenn das passiert, dann unterbrich wenn möglich deine Tätigkeit und schenk deiner Tochter Aufmerksamkeit. Vertröste nicht immer auf später ("ich komm dann gleich, ich muss zuerst noch schnell dies und das erledigen"). Wenn es wirklich grad gar nicht anders geht, du an etwas wirklich Wichtigem dran bist, dass du auf gar keinen Fall unterbrechen kannst, dann versucht kurz darauf etwas Zeit mit ihr zu verbringen.
Ich verstehe, dass es kleine Kinder sind, die Aufmerksamkeit brauchen und auch bekommen sollen. Und die viel Geduld brauchen. Aber ich sehe absolut nicht ein, dass ich mich terrorisieren lassen soll. Das wird mit zunehmendem Alter sicher nicht besser. Denke, die Kleinen sollen verstehen, dass wir das Sagen haben und sie sich auch danach richten müssen.
Terrorisieren lassen musst du dich sicherlich nicht. Aber es geht auch nicht darum zu zeigen, dass ihr das Sagen habt, sondern eine positive und liebevolle Beziehung zu den Kindern zu entwickeln. Das erreicht ihr in dem ihr z.b wertvolle Zeit mit euren Kindern verbringt, mit eurem Kind viel kommuniziert und redet, Zuneigung zeigt. Eure Kinder sollen merken, dass sie sich auf euch verlassen können und zwar in allen Situationen. In positiven Situationen und auch in "negativen", also auch wenn du ihr z.B eine Anweisung gibst, sie diese nicht beachtet und du dann eine log. Konsequenz folgen lässt. Sie wird auch hier merken, dass sie sich auf dich verlassen kann. Sei klar und ruhig in deinen Anweisungen, drohe nicht und lass dann einfach eine log. Konsequenz folgen und sag ihr auch immer, warum du es tust.. Lobe und ermutige deine Kinder, leg den Fokus aufs Positive. Gib ihnen ein Feedback, wenn sie sich gut benehmen. Ignoriere eher das negative Verhalten, wenn es wirklich ausartet, dann schick sie in die Auszeit und sag auch hier warum du es tust.
Und haben sie uns einen heissen Tipp, wie sie in einer solchen Schrei-Position zu bändigen ist? Oder müssen wir das einfach aushalten?
Vielen Dank für Ihren baldigen Bescheid!
Da gibt es ganz viele kleine Tipps und Anregungen, die ich dir geben kann. Schreib mir noch etwas mehr dazu, auch Beispiele und eure Reaktion und dann kann ich euch besser helfen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
> P.S.: Dieses Mail habe ich sehr schnell und unter ewigem Gemüde beider Weibchen (komm jetzt, ich will das, ich will dieses) schreiben müssen. Sie sind angezogen, Zmorge gehabt und könnten eigentlich nun ein bisschen spielen...
Dann geh schnell schauen, hilf ihnen, hör zu. Es ist dann für dich weitaus weniger anstrengend, wenn du schnell gehst, als wenn du dann ständig sagen musst: "Gleich, jetzt wartet, später, ich komme, dann gleich..."
Schau mal, was du mit diesen Anregungen anfangen kannst und melde dich einfach wieder, am liebsten mit noch mehr Beispielen, dann kann ich dir noch konkretere Tipps geben.
Erziehungstipps mit Fantasie findest du übrigens hier:
http://www.elternplanet.ch/45.html
liebe Grüsse
Kathrin