Einige Fragen - Kind 18 Monate jung

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Einige Fragen - Kind 18 Monate jung

Beitragvon tigerli33 » 24.07.2008, 14:14

Liebe Kathrin

als erstes möchte ich dir ein grosses lob und dankeschön sagen, dass du hier so tolle tipps und antworten gibst. gerade wenn man etwas auf dem herzen hat oder etwas unsicher ist, ist dies so wertvoll.

unsere tochter ist nun 18 monate jung. seid einigen wochen beginnt sie zu hauen wenn ihr etwas nicht passt oder sie frustriert ist. wieso sie dies macht können wir gut verstehen, allerdings ist uns sehr wichtig, dass sie von klein auf lernt, dass man das nicht macht und wir fragen uns nun, welches die besten methoden sind um dies einem kleinen kind mitzuteilen. bis jetzt versuchen wir es mit einem klaren "nein" und erklärung wieso wir das nicht möchten. wirkung zeigt dies allerdings noch nicht.

seid ich mich erinnern kann ist es auch so, dass sie sich nicht alleine beschäftigen möchte. in ganz guten momenten tut sie dies - meist draussen - aber es kommt wirklich selten vor. wir versuchen schon immer sie etwas dazu zu motivieren, aber haben kaum chancen. letzte woche waren wir in den ferien, komischerweise war sie dort wie ausgewechselt. zu hause klebt sie ununterbrochen an unserem bein, wenn wir lediglich aufstehen oder uns auch nur bewegen, dann weint sie und läuft uns gleich hinterher. in den ferien war es anders und erstmals hat sie sich auch von uns entfernt, hatte richtig freude dabei und war glücklich. es wurde richtig stressig für uns, wir mussten sie ständig suchen was wir uns überhaupt nicth gewöhnt sind, aber es hat uns sehr gefreut. leider war zu hause gleich alles wieder beim alten. sie spielt nicht alleine, keine minute, rennt uns immer nach, weicht kein meter von unserer seite. so ist sie schon immer. ich hatte immer gehofft, dass sie etwas selbständiger wird, wenn sie mal krabbeln oder laufen kann. nun tut sie beides, aber es hat leider nichts verändert. dies stimmt mich oft traurig, weil ich doch auch merke, wie glücklich sie sein könnte. auch ist es für uns natürlich sehr anstrengend. sie geht drei tage in der woche in die krippe seid sie 6 monate alt ist, dort ist es ein wenig besser, aber nur minim. daraus schliesse ich das es nicht einzig an meinem verhalten liegen kann. die krippenfrau kann sich nicht ständig mit ihr beschäftigen so wie ich das tue weil es mir das herz bricht wenn sie weinen muss, und trotzdem ist sie auch dort nicht anders. hast du mir einen guten tipp?

vielen lieben dank für deine hilfe und lg
corinne
tigerli33
 
Beiträge: 1
Registriert: 24.07.2008, 14:06

Beitragvon Kathrin Buholzer » 24.07.2008, 23:24

Liebe Kathrin

als erstes möchte ich dir ein grosses lob und dankeschön sagen, dass du hier so tolle tipps und antworten gibst. gerade wenn man etwas auf dem herzen hat oder etwas unsicher ist, ist dies so wertvoll.

Hallo Corinne! Danke fürs Lob, das ist doch sehr gern geschehen! Ich freue mich, dass du hier dabei bist und hoffe, du fühlst dich wohl hier.

unsere tochter ist nun 18 monate jung. seid einigen wochen beginnt sie zu hauen wenn ihr etwas nicht passt oder sie frustriert ist. wieso sie dies macht können wir gut verstehen, allerdings ist uns sehr wichtig, dass sie von klein auf lernt, dass man das nicht macht und wir fragen uns nun, welches die besten methoden sind um dies einem kleinen kind mitzuteilen. bis jetzt versuchen wir es mit einem klaren "nein" und erklärung wieso wir das nicht möchten. wirkung zeigt dies allerdings noch nicht.

In dem Alter wissen Kinder noch nicht wirklich genau was sie da tun. Sie tun es auch nicht bewusst. Es ist ihre Art sich auszudrücken, weil sie es noch nicht anders können.
Du hast recht, es ist wichtig, dass ihr von Anfang an darauf achtet und ihr auch begreiflich macht, dass das nicht geht und ihr vorallem ein Alternativverhalten lernt.

Ganz wichtig ist, dass du gut vorausplanst. D.h dass du deiner Tochter immer sagst, was als nächstes passiert. Auch wenn sie noch recht klein sind.
Versuch den Tag in kleinen Schritten zu erklären. Also am morgen z.B "So, ich räume jetzt die Küche auf, du kannst in der Zeit etwas ruhig für dich spielen. Wenn ich fertig bin, komme ich zu dir und dann können wir zusammen etwas machen." Erklär ihr immer was als nächstes passiert und was DU von ihr erwartest, was sie tun soll. Versuch sie wenn immer möglich im Haushalt mit einzubeziehen. Sie kann dir ganz gut bei gewissen Dingen helfen. z.B Möbel abstauben, die Türrahmen abwischen, staubsaugen. Auch wenn du das Gefühl hast, dass es dir rein "putztechnisch" nicht allzuviel bringt, ist es wichtig. Sie hat so a). etwas zu tun und b). das Gefühl, dass sie gebraucht wir und etwas tun kann. Und du hast sie im Auge. :-)
Wenn sie dich haut, dann nimm ihre Hand und sag ihr ganz bestimmt: "Nein". Versuch ihr dann auch immer zu sagen, was du von ihr möchtest. Also nicht nur "nein" sagen und sagen, dass sie nicht schlagen soll, sondern ihr sagen, was du von ihr möchtest. Versuch ihr ein angemessenes Alternativverhalten aufzuzeigen. Du kannst sie auch ablenken, ihr etwas anderes anbieten, sie auf ein anderes Thema lenken. Du kannst sie auch einen Moment ins Trip Trap setzen, sag ihr dann immer WArum du es tust.


seid ich mich erinnern kann ist es auch so, dass sie sich nicht alleine beschäftigen möchte. in ganz guten momenten tut sie dies - meist draussen - aber es kommt wirklich selten vor. wir versuchen schon immer sie etwas dazu zu motivieren, aber haben kaum chancen. letzte woche waren wir in den ferien, komischerweise war sie dort wie ausgewechselt. zu hause klebt sie ununterbrochen an unserem bein, wenn wir lediglich aufstehen oder uns auch nur bewegen, dann weint sie und läuft uns gleich hinterher.

Sag ihr auch hier, was jetzt passiert. Was du jetzt machst und was du von ihr erwartest, was sie genau tun soll.
Versuch auch viele interessante Beschäftigungen zu suchen. Überleg dir einmal, was sie bei euch zu Hause tun kann. Mit welchen Sachen, Gegenständen, Materialien könnte sie spielen. Dinge, mit denen sie selber etwas "schaffen" kann. Die ihr Fantasie anregen und mit denen sie selber immer wieder neue Spielvarianten erfinden kann.
Gib deiner Tochter z.B Tücher, alte Kleider (z.B verkleiderlen), Kartonschachteln, Wäschekorb, Stühle, Zeichnungspapier... Du kannst ihr auch eine "Krimskrams-Kiste" machen. Einfach eine Schachtel mit wertlosem Material wie Schnur, Korkzapfen, Silberpapierchen, Knöpfe usw... Schmeiss dort immer wieder etwas rein. Mit dieser Kiste kann sie sich dann beschäftigen, basteln, zeichnen, kleben usw.
Wenn du im Haushalt zu tun hast, dann lass sie mithelfen, gib ihr Aufgaben, damit sie etwas zu tun hat. Auch wenn es dir vielleicht nicht allzu viel hilft, lass sie z.B die Türen abwaschen, die Fussleisten putzen, abstauen usw. Du weisst dann was sie tut, sie hat etwas zu tun, macht keinen Unsinn und kann bei dir sein. Gib ihr immer wieder kleine Aufträge, sag ihr auch, wann du wieder Zeit hast, dich mit ihr zu beschäftigen.

Mach ihr nicht immer Vorschläge, lass sie auch mal selber eine Idee haben, oder dann gib ihr konkrete Aufträge zum mithelfen. Du kannst auch nicht erwarten, dass du jetzt eine ganze Std. etwas machen kannst. Du kannst ihr z.B auch anbieten, dass du jetzt staubsaugst und sie dir dies oder jenes helfen kannst und ihr dann z.B zusammen etwas machen könnt.

Wenn du allgemein das Gefühl hast, dass sie selbstständiger werden sollte, dann kann ich dir folgenden grundsätzlichen Rat geben:

Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist). Wenn dein Kind etwas nicht schafft, vielleicht deshalb auch wütend wird, nimm ihr nicht immer die Arbeit ab und präsentier ihr grad die Lösung. Versuch zusammen mit ihr eine Lösung zu finden. Frag ihr, was sie tun wollte und was nicht geklappt hat und überlegt euch, wie sie das jetzt anpacken könnte. Gib ihr Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für sie.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Sie sind fast pausenlos beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen. Trotzdem ist das Kind oft unzufrieden und quengelig. Überleg dir einmal wie du dich fühlen würdest, wenn du ein unselbstständiger Erwachsener wärst.
Genau so muss sich auch ein unselbstständiges Kind fühlen, so nach dem Motto: "ich kann das nicht allein, ich brauche ständig einen Erwachsenen um mich herum, ohne Erwachsene bin ich hilflos, ich kann es eh nicht allein, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Die Erwachsenen müssen immer für mich da sein, damit meine Wünsche erfüllt werden. Sie müssen sich pausenlos mit mir beschäftigen, sonst wirds mir Langweilig und ich mache Blödsinn."
Ein unselbstständiges Kind hat auch das Gefühl, dass es Dinge im Alltag gar nicht selber erledigen kann, weil sie ihm ja meistens von einem Erwachsenen abgenommen werden. Häufig unterstützen wir dieses Gefühl mit Aussagen wie: "Dafür bist du noch zu klein, warte ich helf dir, du kannst das noch nicht." Das Kind wird abhängig von den Erwachsenen und es lernt auch nicht Verantwortung zu übernehmen und auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Es wird bequem egoistisch und nützt andere aus. Ausserdem ist ihm oft Langweilig, weil es gar nie richtig gelernt hat sich selber zu beschäftigen. Ein unselbstständiges Kind hat oft wenig Selbstwertgefühl. Es ist oft unsicher, manchmal schüchtern, mutlos aber auf alle volle hat es ganz hohe Ansprüche an uns Eltern und wird zum Tyrannen. Das vor allem auch, weil es wenig Widerstand spürt und auch nicht gelernt hat mit unangenehmen Situationen fertig zu werden.

Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst nicht, ihm alles erlauben, alles durchgehen lassen. Es ist das Gegenteil von abhängig sein, angewiesen sein auf den anderen. Also möglichst früh, das selber zu tun, was möglich ist, ohne dass jemand hilft oder es für einen erledigt.
Was heisst das jetzt genau? Versuch immer wieder im Alltag deinem Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Doch wenn wir es tun, dann werden die Kinder auch weniger am eigenen "Rockzipfel" hängen.

Lass dein Kind die Dinge die es selbst tun kann auch selber tun. Beobachte dein Kind und wenn du merkst, dass es Hilfe braucht, dann sei ihm eine Stütze, zieh dich aber dann auch wieder zurück.

Versuch sie mit kleinen Dingen zu unterstützen. Selber anziehen, waschen, Jacke anziehen, Brot streichen, Dinge wegräumen...
Sag ihr immer genau, was du von ihr erwartest. Wenn du merkst, dass sie es noch nicht alleine schafft, dann frag sie, was sie als erstes tun muss: "z.B wenn du deine Schuhe anziehen willst, was musst du zuerst machen?" - "Den Verschluss aufmachen." - "Genau, und dann...?" Geh mit ihr das schön Schritt für Schritt durch, lobe und ermutige sie.


in den ferien war es anders und erstmals hat sie sich auch von uns entfernt, hatte richtig freude dabei und war glücklich. es wurde richtig stressig für uns, wir mussten sie ständig suchen was wir uns überhaupt nicth gewöhnt sind, aber es hat uns sehr gefreut. leider war zu hause gleich alles wieder beim alten. sie spielt nicht alleine, keine minute, rennt uns immer nach, weicht kein meter von unserer seite. so ist sie schon immer.

ich hatte immer gehofft, dass sie etwas selbständiger wird, wenn sie mal krabbeln oder laufen kann. nun tut sie beides, aber es hat leider nichts verändert. dies stimmt mich oft traurig, weil ich doch auch merke, wie glücklich sie sein könnte. auch ist es für uns natürlich sehr anstrengend. sie geht drei tage in der woche in die krippe seid sie 6 monate alt ist, dort ist es ein wenig besser, aber nur minim. daraus schliesse ich das es nicht einzig an meinem verhalten liegen kann. die krippenfrau kann sich nicht ständig mit ihr beschäftigen so wie ich das tue weil es mir das herz bricht wenn sie weinen muss, und trotzdem ist sie auch dort nicht anders. hast du mir einen guten tipp?

vielen lieben dank für deine hilfe und lg
corinne

Wahrscheinlich hat sie gelernt, dass sich fast immer jemand mit ihr beschäftigt. Wenn nicht, dann braucht sie nur zu weinen und das "Beschäftigungprogramm" fängt an zu laufen. Dies gilt es zu ändern. Schau mal, ob du mit den Tipps und Anregungen etwas anfangen kannst und melde dich einfach wieder mit Feedback, Fragen oder mehr Beispielen.
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
Site Admin
 
Beiträge: 2022
Registriert: 04.06.2007, 00:33
Wohnort: Münsingen


Zurück zu Kinder 0-6 Jahre

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 27 Gäste