von Kathrin Buholzer » 17.07.2008, 23:23
Meine Tochter konnte bis vor ca. 4 Monaten selber einschlafen.
Nun geht es nicht mehr und ich muss immer neben ihr stehen, bis sie schläft. Nachts schläft sie meistens durch.
Hallo Padilla! Schön dass du hier mitschreibst, herzlich willkommen hier im Forum!
Du hast in deinem Vorstellungsposting geschrieben, dass du dich vor 3 Monaten von deinem Partner getrennt hast. Diese Tatsache erklärt natürlich so manches. Wenn eine Familie auseinander bricht, dann reagieren Kinder sehr unterschiedlich darauf. Vorallem kleine Kinder sehen sich selbst als Mittelpunkt ihrer Welt. Wenn sich die Eltern dann trennen, haben sie häufig das Gefühl, dass es ihre Schuld ist und können deshalb auch unter grossen Schuldgefühlen leiden. Kleinerer Kinder sind auch noch nicht im Stande, ihre Gefühle von denen anderer zu unterscheiden. Trauer, Wut oder Angst eines Elternteils, erleben sie als ihre eigene. Es ist schwierig für sie, weil sie die veränderten Beziehung neu einordnen müssen und oft nicht so genau wissen wie. Reaktionen auf eine Trennung können sein: akute Trennungsängste, erhöhte Weinerlichkeit, ängstliches Klammern und Festhalten an bekannte Personen, Angst vor fremden Personen, Sprachstörungen oder Verweigerungen, gesteigerte Aggressivität und Trotzverhalten, überangepasstes Verhalten, Rückzug in sich selbst Selbstanschuldigungen und massive Schuldgefühle, psychosomatische Störungen Kopf- und Bauchweh, Probleme der haut, Atmungs- und Verdauungsorgane.
Insofern ist das Verhalten deiner Tochter durchaus verständlich. Wenn du sie verlässt, auch wenn das jetzt nur fürs Schlafen am Mittag oder am Abend ist, zeigt sie eine Überreaktion, da sie Angst hat du würdest sie nun auch verlassen.
Wie habt ihr Beide eurer Tochter die Situation erklärt? Wie seid ihr auseinander gegangen? Fragt sie nach dem Papa? Was sagst du ihr dann? Sprichst du viel mit ihr über die neue Situation? Das alles wäre noch wichtig für mich zu wissen.
Heute Mittag hat sie mich zur totalen Verzweiflung gebracht. Sie schreit so lange und so intensiv bis sie fast am ganzen Körper zittert und ich bin dann etwa gleich drauf.
Eine wirkliche Patentlösung gibt es für eine solche Situation leider nicht. Versuch für deine Tochter da zu sein. Nimm sie und ihre Gefühle ernst. Z.B auch wenn sie sich festklammerst wenn du sie abgibst. "Du hast Angst, dass ich nach dem Mittagsschlaf nicht mehr da bin. Das versteh ich. Du kannst dir aber sicher sein, dass ich, nach dem Aufwachen hier bin und mich jetzt schon auf dich freue. Wir können dann zusammen etwas spielenn oder ein Buch anschauen" Du kannst ihr z.B vor dem Schlafen auch etwas von dir ins Bett mitgeben. Ein T-Shirt von dir, ein spez. Tuch. Ihr könnt z.B auch zusammen einen "Zauberstein" suchen, ihn zusammen anmalen und ihn dann immer vor dem ins Bett gehen, auf das Nachttischchen legen.
Verbiete ihr nicht aus Angst den Kontakt. Lass sie telefonieren, mit ihm zusammen etwas unternehmen, so dass nicht ihre Beziehung unter der Situation leidet. Sie könnte sonst schnell das Gefühl bekommen, sie sei vielleicht Schuld an der ganzen Sache.
Es ist wichtig, dass ihr beide das eurer Tochter mitteilt. Sie weiss dann, dass es eine Entscheidung von euch beiden ist und sie wird so auch spüren, dass es euch beiden wichtig ist und dass ihr euch beide um ihr Wohl sorgen und kümmern werden. Wenn die Kinder noch relativ klein sind, ist es wichtig sich zunächst auf das Wichtigste zu beschränken. Warum, wieso, weshalb, das in allen Details zu erklären macht keinen Sinn. (Oft weiss man ja selber auch nicht genau, wie es passiert ist).
Kinder sind verängstigt und machen sich vor allem Sorgen, wie ihr Alltag und ihre Zukunft aussehen wird. Oft sind es ganz praktische Fragen, die da kommen. (Wo schläft der Papa? was passiert mit seinen Kleidern? Wo wird er wohnen usw). Wenn sie solche Fragen schon äussert, versucht diese so gut wie möglich zu beantworten. Versucht nicht nur zu sagen, was sich alles ändern wird, sondern auch Sachen zu erwähnen, von denen ihr wisst, dass sie für eure Tochter wichtig sind und die sich nicht verändern werden. (Unternehmungen, Tagesmutter, Besuche bei Grosi usw.)
Versucht eurer Tochter auch zu erklären, dass ihr nicht mehr als Ehepaar zusammenleben könnt, dass sich aber weder dein Mann noch du von IHR trennen werden, also dass ihr die Eltern bleiben werden, auch wenn ihr jetzt nicht mehr zusammen wohnt.
Macht keine Versprechungen die ihr nicht halten könnt. Oft hat man das Gefühl, dass vielleicht eine kleine Lüge oder ein falsches Versprechen die Sache erleichtern könnte. ("Der Papa kommt dann jeden Tag bei uns vorbei"). Wenn ihr euch dann nicht an diese Versprechungen haltet, dann kann das eure Tochter stark verunsicher und sie wird euch plötzlich nicht mehr vertrauen.
Ich weiss nicht wie gut sich eure Tochter schon ausdrücken kann. Wenn sie jetzt (oder auch später) Fragen stellt, die ihr vielleicht noch nicht beantworten könnt, dann seid ehrlich mit ihr und sagt ihr, dass ihr das selber im Moment noch nicht wisst. Versucht ihr dann auch zu erklären, dass es eure Sache ist, dafür eine Lösung zu finden und dass sie keine Schuld hat und keine Verantwortung für das was passiert ist trägt.
Versucht, dass ihr euch bei dem Gespräch nicht gegenseitig beschuldigt. Es sollte ruhig und möglichst entspannt ablaufen.
Wichtig ist auch für später, dass ihr nicht versucht die Gefühle eurer Tochter wegzudrücken. Lasst sie traurig sein, sagt ihr nicht, dass es nicht so schlimm ist. Versucht auch gut zu zuhören. Je nachdem wie gut sie sprechen kann, ist es wichtig dass sie auch Fragen und Stellung beziehen kann. Oft ist es auch nötig gewisse Sachen immer wieder zu erklären. Oft reichen auch nur ein paar Sätze.
Versucht nicht aus Schuldgefühlen heraus eurer Tochter nun alles durchzulassen. Versuche deine bisherigen Erziehungsmethoden (falls du mit diesen zufrieden warst) so weiterzuziehen. Es kann oft vorkommen, dass man seinen Prinzipien untreu wird, aus Schuldgefühlen heraus und weil man dem Kind von nun an keine "schwierigen Situationen" mehr zumuten möchte. Also versucht man einfach immer den Weg des geringsten Widerstandes zu geben.
Unser Ablauf:
-wickeln (das funktioniert im Moment auch nicht wirklich)
-Ins Bett legen
-Geschichte vorlesen
-CD mit Musik laufen lassen und dazu singen
-dann verlasse ich nach einer kurzen Ansage das Zimmer und wasche den Milchshoppen aus und kehre zurück ins Kinderzimmer
-Meistens will sie dann noch, dass ich etwas singe und dies mache ich dann.
Aber danach fängt das Elend dann meistens an und ich kann dann fast nicht mehr aus dem Zimmer.
Ich versuche immer sehr konsequent zu sein, aber wenn sie dann so fest schreit, dass sie nur noch zittert und sich extrem verkrampft tut sie mir extrem Leid. Meistens schläft sie dann danach ein, wenn ich bei ihr bleibe. Aber das ganze Theater jeden Abend und jeden Mittag macht mich extrem traurig.
Was kann ich tun?
Herzlichen Dank für die Unterstützung
Normalerweise rate ich den Eltern in solchen Situationen das genau anzukünden, zu sagen wie es genau abläuft und dann das Zimmer zu verlassen. In deiner Situation ist es aber schon etwas Schwieriger. Es gilt einen Weg zu finden, ihre Angst zu nehmen und trotzdem ihr nicht anzugewähnen, dass sie nur mit deiner Hilfe einschlafen kann. Evt. kannst du eine gewisse Zeit abmachen, in der du noch kurz an ihrem Bett sitzen bleibst. Evt. kannst du ein beruigendes Lied singen, abspielen, sie noch streicheln mit ihr kuscheln, ihr auch versuchen die Angst zu nehmen, dass du nachher nicht mehr da bist. ich kann es verstehen, dass sie im Moment deine Nähe braucht und du musst das selber entscheiden, ob du ihr diese jetzt am Anfang vielleicht etwas mehr geben willst. (Halt auch immer daran denken, dass sie je länger du bei ihr bleibst, sich das dann auch etwas angwöhnt. Aber wie gesagt, diese Situation ist schon etwas eine andere. Vielleicht findest du einen guten Kompromiss. Etwas länger bei ihr bleiben, aber nicht so lange, bis sie eingschlafen ist.
Wie geht es dir selber im Moment in dieser Situation? Kannst du dich mit jemandem austauschen? Ich hatte vor kurzem einen Mailkontakt mit einer Frau, welche auch eine 2-jährige Tochter hat und das Gleiche durchmacht wie du. Wenn du willst, kann ich sie mal auf dein Posting aufmerksam machen und evt. meldet sie sich ja mal bei dir. (Nur wenn du das möchtest).
Das mit dem Wickeln ist nochmals ein anderes Thema. Du kannst mir das gerne als separate Frage nochmals stellen. Schreib mir genau auf, wie das bei euch abläuft, was genau das Problem ist und welche Veränderungen du dir wünscht, dann kann ich dir noch etwas konkreter helfen.
Ich weiss, es sind jetzt halt sehr theoretische Antworten, die ich dir hier gebe. Ich kann da (zum Glück) nicht aus dem Vollen schöpfen, da ich selber (zum Glück) nicht in einer solchen Situation bin.
Schau mal was du damit anfangen kannst und gib mir doch einfach mal ein Feedback und melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin