4-Jähriger geht auf kleinere Kinder los!

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

4-Jähriger geht auf kleinere Kinder los!

Beitragvon Mimi36 » 01.07.2008, 21:48

Hallo!

Ich weiss nicht was ich machen soll. Unser Sohn (bald 4) geht immer auf kleinere Kinder los! Als wir heute in der Badi waren und er war zuerst mit einem Kollegen am spielen, und dann hab ich ihn wiedermal beobachtet wie er einen kleinen Jungen umgeschupst hat, der hat natürlich geweint und eine Mutter hat mit ihm geschumpfen und ich weiss nicht mehr was ich machen soll damit er aufhört!! Ich war am stillen und konnte deshalb nicht weg.
Auch wenn er im Wasser ist, er spritzt um sich achtet nicht auf die anderen Kinder, auch wenn ich ihm sage er soll damit aufhören,oder wir gehen nach hause! Oder er nimmt sich einfach die anderen Spielsachen und wenn jemand etwas von ihm will, gibt er es nicht her.. Ich rede zuhause immer wieder mit ihm und sage wenn er nicht schön spielt und andere Kinder ärgert, gehen wir wieder nach hause, aber irgendwie macht er immer wieder Seich..
Auch wenn wir zuhause sind und mein Mann und ich beschäftigt sind, macht er immer wieder "Seich" um auf sich aufmerksam zu machen! Wir machen viel mit ihm, aber er sollte sich auch mit sich selber beschäftigen können, oder? Ich weiss auch das ich konsequent sein sollte, aber ich schaff das nicht immer.. Ach ja und dann will er auch immer noch sein "grosses" Geschäft in die Windeln machen und ja nicht aufs WC?? Liebe Grüsse
Mimi36
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 01.07.2008, 23:36

Hallo!

Hallo Mimi! Herzlich willkommen hier bei uns auf dem Elternplaneten. Schön, dass du hier dabei bist!

Ich weiss nicht was ich machen soll. Unser Sohn (bald 4) geht immer auf kleinere Kinder los! Als wir heute in der Badi waren und er war zuerst mit einem Kollegen am spielen, und dann hab ich ihn wiedermal beobachtet wie er einen kleinen Jungen umgeschupst hat, der hat natürlich geweint und eine Mutter hat mit ihm geschumpfen und ich weiss nicht mehr was ich machen soll damit er aufhört!! Ich war am stillen und konnte deshalb nicht weg.

Der Grund dafür ist klar. Er ist eifersüchtig. Das ist eine normale Reaktion. Es ist auch für deinen Sohn nicht einfach, dass da nun plötzlich ein kleines Geschwisterchen da ist. Er hat vielleicht auch Angst, ist unsicher, ob du ihn auch wirklich noch lieb hast. Da du ja noch am Stillen bist, hast du zu deinem Baby im Moment besonders viel Körperkontakt.
Schon kleine Kinder merken schnell, dass sie ihre Körperteile als "Waffen" gebrauchen können. Anhand der Reaktionen merken sie, dass man mit beissen oder schlagen Aufmerksamkeit und Zuwendung erhält, auch wenn es negative ist. Er versucht nun, dieses Verhalten immer wieder zu zeigen.
Dein Sohn hat sicher auch gemerkt, dass er mit diesem Verhalten die Kinder z.T auch beherrscht.
Versuch den Fokus aufs Positive zu setzen. Tut er etwas, dass du gut findest, dass dir gefällt und dass er mehr machen sollte, dann lobe ihn und sag ihm genau, WAS dir gefallen hat. "Toll, dass du grad so schön gespielt hast." Pass auf, dass du nicht ins Negative fällst: "Super, dass du heute mal nicht so blöd getan hast, wenn das nur immer so gut klappten würde."
Wenn du mit ihm weg gehst, also wie in deinem Beispiel in die Badi, dann besprich das vorher mit deinem Sohn.
Dieses Vorausplanen könnte so aussehen:

1. Gute Vorbereitung
Sag ihm genau wo ihr hingeht, was passiert, wie lange usw.

2. Regeln festlegen
Besprich mit ihm die Regeln. Sag ihm was du genau von ihm erwartest. Positiv formulieren "Ich möchte, dass du mir immer sagst, wo du hingehst, ich möchte, dass du immer in meiner Nähe bleibst. Ich möchte, dass du freundlich und anständig mit den anderen Kindern bist. (Du kannst das Fehlverhalten schon aufzählen, aber versuch vor allem zu sagen, was du von ihm erwartest).

3. Belohnungen abmachen
Besprecht zusammen, was passiert, wenn er sich gut an die Abmachungen hält. z.B eine Glacé kaufen, Schleckzeug, nach der Badi zu Hause ein Spiel spielen, ein Büechli schauen.

4. Konsequenzen einsetzen
Wenn es nicht klappt, sei bereit logische Konsequenzen einzusetzen. Also z.B keine Belohnung oder ihn einen Moment aus dem Bassin nehmen. Sag ihm dann immer warum du es tust. "Du hast jetzt grad den Jungen gehauen. Wir haben abgemacht, dass du anständig mit den Kindern bist. Du musst deshalb jetzt einen Moment rauskommen. (Nach der abgemachten Zeit, darf er dann wieder rein. Sag ihm: "So, jetzt darfst du wieder rein und ich möchte, dass du die anderen Kinder in Ruhe lässt."

5. Nachbesprechen
Sag ihm was gut war, lobe ihn dafür und sage ihm auch , was er evt. das nächste Mal noch besser machen könnte.

Beobachte auch einmal, warum er es tut. Vielleicht möchte er auch nur mit den Kindern in Kontakt treten. Du kannst mit ihm auch einmal Alternativen besprechen. Was könnte er sonst noch tun im Wasser. Was gibt es für andere Möglichkeiten, als schubsen? Wir reagieren die Kinder darauf? Was tun die Kinder, wenn er sie schubst?


Auch wenn er im Wasser ist, er spritzt um sich achtet nicht auf die anderen Kinder, auch wenn ich ihm sage er soll damit aufhören,oder wir gehen nach hause!

Versuch ihm grundsätzlich immer zu sagen was er tun SOLL. Also: "Ich möchte, dass du vorsichtig bist, du auf die anderen Rücksicht nimmst." Drohe ihm nicht und künde ihm die Konsequenzen nicht an. Wenn du drohst, dann wird er lernen, dass er nur auf dich hören musst, wenn du eine Drohung aussprichst. Besser als mit dem nach Hause gehen zu drohen (was man dann ja eh meistens nicht macht :-)) ist ihn einfach einen Moment aus dem Bassin zu nehmen. Gib ihm dann auch immer wieder die Möglichkeit, ein besseres Verhalten zu üben, in dem er dann wieder ins Bassin zurück darf. Lobe ihn dann, wenn es klappt.

Das Kinder sich nicht immer so verhalten, wie wir das gerne hätten ist ganz normal. Wichtig ist einfach, wie wir damit umgehen und auch wie wir selber mit unseren Kindern kommunizieren.

WIE du die Anweisungen gibst ist wichtig. Ich kann dir hier ein paar Tipps dazu geben:

Wichtig ist auch, dass du nicht alles x-mal sagst.
Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann probier mal diesen Schritten zu folgen:
Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen
sprich ihn mit Namen an und sag ihm genau was er tun soll: „bitte häb dini Füess abe, gang bitte ga Zähnputze, due bitte normal rede, …“ (auch hier, immer sagen, was er tun soll, was du von ihm möchtest).
Achtung: KEINE Frageform. "Würdest du jetzt bitte aufhören? Kommst du bitte? Lässt du das jetzt bitte sein?" Du gibst ihm eine ANWEISUNG und keine Frage. Er kann nicht auswählen, ober er es tun will oder nicht.
Versuch nicht zu drohen! Also nicht: "Wenn du jetzt nicht aufhörst, dann..." oder "Ich sage es jetzt nicht nochmal." oder "Ich zähle jetzt auf 3..." Die Kinder lernen so, dass sie erst gehorchen müssen, wenn du laut wirst oder drohst.
Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen. Bleib in der Nähe und beobachte ihn.
Wenn er macht, was du gesagt hast, dann lobe ihn.
Wenn nicht dann gib ihm die Anweisung noch einmal. (Bei Problemverhalten, also wenn er mit etwas aufhören soll, dann gib die Anweisung nur 1 Mal und lasse dann gleich eine Konsequenz folgen).
Wenn er wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Ihn aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihm immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihm immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihm dann wieder.

Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:

Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!

Zu Ungenau! "Leon!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.


Oder er nimmt sich einfach die anderen Spielsachen und wenn jemand etwas von ihm will, gibt er es nicht her.. Ich rede zuhause immer wieder mit ihm und sage wenn er nicht schön spielt und andere Kinder ärgert, gehen wir wieder nach hause, aber irgendwie macht er immer wieder Seich..

Besprich mit ihm vorher Regeln, für den Umgang mit den anderen Kindern, Spielsachen. (Siehe oben). Drohe ihm nicht, sondern sage ihm viel mehr, was passiert wenn er sich an die Abmachungen hält. Also motiviere ihn, angemessenes Verhalten zu zeigen.

Auch wenn wir zuhause sind und mein Mann und ich beschäftigt sind, macht er immer wieder "Seich" um auf sich aufmerksam zu machen! Wir machen viel mit ihm, aber er sollte sich auch mit sich selber beschäftigen können, oder?

Versucht immer wieder am Tag wertvolle Zeit mit ihm zu verbringen (ein paar Sekunden, bis ein paar Minuten). Wenn er z.B kommt und dir etwas zeigen, oder dich etwas fragen will und du gerade nichts wahnsinnig Wichtiges zu tun hast, dann unterbrich deine Tätigkeit und schenk ihm Aufmerksamkeit. Hör ihm zu, schau, was er dir zeigen will, kümmere dich einen Moment um seine Fragen.

Ich weiss auch das ich konsequent sein sollte, aber ich schaff das nicht immer.. Ach ja und dann will er auch immer noch sein "grosses" Geschäft in die Windeln machen und ja nicht aufs WC?? Liebe Grüsse

Sag ihm, dass du ihm in Zukunft keine Windeln mehr anziehen wirst. (Am besten gibst du alle Windeln grad weg, dann kommst du auch nicht in Versuchung. :-) Sag ihm auch, dass es dir stinkt (im wahrsten Sinne des Wortes) und dass du nicht mehr seine Windeln wechseln möchtest. Sag ihm, dass du möchtest, dass er sein Geschäft ins WC macht unterstütze und lobe ihn, wenns klappt.
Zusätzlich kannst du auch noch eine Punktekarte/Chläberliplan mit ihm machen.
Hier noch ein paar wichtige Punkte dazu:

- Positiv formulieren, was möchtes du von ihm.
- Am wirkungsvollsten ist es, wenn du etwas witziges bastelst, dass er gern hat. Z.B einen Bauernhof einen Zoo, ein Piratenschiff, eine Rennbahn. Beim Piratenschiff z.B kannst du auf jedes Fenster den Sticker kleben, beim Zoo auf jedes Feld, Abschnitt und beim Zoo z.B in jedes Gehege. Die Punktekarte darf ruhig phantasievoll sein, witzig aussehen und Spass machen.
-Jedes Mal wenn er es geschafft hat, also z.B "aufs WC sitzen" (eine abgemachte Zeit) darf er ein Kleberli aufkleben. Und wenn er dann z.B das Gagi macht zusätzlich ein Kleberli (vielleicht auch ein grösseres) aufkleben.
Bei kl. Kindern reicht oft schon der Kleber als Belohnung. Du kannst aber auch zusätzlich noch eine Belohung geben. Es muss nicht immer etwas Teures, gekauftes sein. Z.B eine Extra Geschichte lesen, ins Schwimmbad gehen, einen Kuchenbacken, eine Velotour usw. lass dir was einfallen. Es ist auch möglich, eine grössere Belohnung in Aussicht zu stellen. Z.B ein Plüschtier, Malfarben, einen Bagger, Lego usw. muss aber nicht sein. Vorher genau abmachen, welche Belohnung es wann gibt.
-Setz ein leichtes Ziel. Also z.B nach dem ersten Mal aufs WC sitzen eine kl. Belohnung. Nach insgesamt 3 Kleberli evt. eine grössere Belohnung und nach einer Woche dann eine grosse Belohnung.
-Mach es dann etwas schwieriger. Z.B nur noch ein Kleberli wenn sie ein Gagi macht und lass mit der Zeit die Belohnungen weg und lass die Punktekarte „ausschleichen“. Achtung! Keine Kleber wegnehmen, nicht schimpfen wenns nicht geklappt hat, motivieren fürs nächste Mal.

Wenn er dann extra in die Hosen macht, dann schimpfe nicht mit ihm, sondern mache ihm klar, dass es seine Angelegenheit ist, sich sauber zu halten und nicht deine. Zeige ihm, wo die Wäsche ist, die Unterhosen und die Hosen und wo er die dreckigen Sachen hinbringen muss.
Wenn er in die Hosen gemacht hat, dann sag ihm: "Timo, du weisst wo die sauberen Sachen sind und wie du dich sauber machen musst." Schimpfe nicht mit ihm, sondern lass ihn selber die Sache in Ordnung bringen. Wenn er bei etwas Mühe hat, dann zeig ihm wie sie es schaffen kann, aber tu es nicht selber für ihn.
Versuch konsequent zu sein, ruhig und entspannt zu bleiben und nicht am Schluss doch noch nachzugeben und es selber zu tun.

Schau mal, was du mit diesen Tipps und Anregungen anfangen kannst. Vielleicht druckst du dir auch alles einmal aus, damit du es in Ruhe durchlesen kannst. Melde dich einfach wieder mit Feedback, mehr Fragen und du kannst mir auch noch mehr konkrete Situationen beschreiben, Beispiele aufzählen, wenn du willst.Ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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