von Kathrin Buholzer » 24.06.2008, 23:30
Hallo Kathrin!
Hier bin ich mal wieder. Habe ja schon öfter wegen meinem 6 jährigen Sohn geschrieben.
Hallo! Schön, dass du wieder da bist, du warst ja lange nicht mehr hier :-))
Es ist nun so, daß ich immer noch Bedenken bzgl. der Schule habe, da kommt er im September hin, wird eine Woche davor 7. Laut Erzieherin ist seine Feinmotorik noch nicht besser geworden, ich dagegen sehe schon Fortschritte (er interessiert sich jetzt schon öfters für Buchstaben oder malt/versucht selber zu schreiben - das lobe ich auch immer und freue mich mit ihm).
Sie meinte aber, sein Sozialverhalten hätte sich gebessert, er wäre jetzt nicht mehr so egoistisch, sondern würde auch mal anderen helfen oder selber Hilfe annehmen.
Das ist toll. Versuch ihn zu loben und zu ermutigen. Hilf ihm, das auch weiterhin zu tun. Besprich mit ihm schwierige Situationen und lass ihn selber nach Lösungen suchen.
Es gibt ja auch eine "Vorschulgruppe", die findet einmal die Woche statt. Da treffen sich die kommenden Schulkinder von zwei Kindergärten, diese werden auch zusammen eine Klasse bilden. Dort werden schwerpunktmäßig Dinge für die Schule spielerisch geübt (3 Std.). Nun meinte die Erzieherin, daß sie, wenn er an diesem Tag in den Kiga kommt, sie schon merkt, ob er heute "mitmacht" oder sie wie sie sagt "in seiner Nähe" bleiben muß.
Mich beunruhigt das für die kommende Schulsituation. Ich sehe meinen Sohn schon als kommenden Klassenkasper, der andere versucht abzulenken und selber nicht auf die Lehrerin achtet.
Versuch dich nicht verrückt zu machen. Je mehr du dich selber vor der Situation fürchtest, umso mehr wird sich das auf ihn abfärben. Versuch ganz ruhig und entspannt der neuen Zeit entgegen zu blicken. Du kannst jetzt im Moment eh nicht viel tun. Es kommt ja auf sehr darauf an in welche Klasse er kommt, welche Konstellation dort herrschen wird, welche Lehrerin er dann hat usw.
Auch ist seine Frustrationsgrenze recht gering, sodaß ich mir vorstellen kann, wenn er dort eine Aufgabe gestellt bekommt und merkt, daß es nicht so klappt wie er will, er sich verweigert und vllt. sogar noch bockig (schreit und schlägt dann auch gerne) wird.
Das kann gut sein, aber was bringt es dir, wenn du dir jetzt schon so viele Gedanken darüber machst. Du wirst ihm so schon von Anfang an signalisieren, dass du nicht an einen guten Start glaubst, dass es dann eh so rauskommen wird, wie du jetzt beschreibst. Auch wenn du versuchst, ihm das nicht so zu zeigen, wird er es wahrscheinlich so auffassen und dann auch übernehmen. Versuch viel eher im Alltag ihn so zu unterstützen, dass er lernt mit seinem Frust angemessen umzugehen. Zeig ihm Alternativen auf, hilf ihm Lösungen zu finden, dass er nicht jedes Mal "austicken" muss. "Was ist dein Problem, was wolltest du eigentlich machen? Das ärgert dich jetzt, dass es nicht klappt? Was könntest du jetzt machen? Kann ich dir irgendwie helfen?"
Sollte ich frühzeitig Kontakt mit ihr deswegen aufnehmen, sie auf seine Grenzen hinweisen? Oder sollte ich ihn einfach "Seine" Erfahrungen machen lassen? Wie kann ich ihn zuhause noch "stärken"? Spezielle Vorschulübungen mache ich nicht (mehr) - halte eigentlich nicht viel davon dann "Druck" auszuüben.
Vermittle ihm einfach Freude für diesen neuen Abschnitt. Sprich mit ihm darüber, wie könnte das aussehen, auf was freut er sich?
Wie geht es dir dabei? Freust du dich auch wenn er jetzt dann geht?
Wegen der Feinmotorikschwäche bekommt er ja auch bereits Ergo. Dort wurde gesagt, daß er eigentlich recht weit ist, jedoch seine "soziale Kompetenz" noch reifen muß. Deswegen hat er auch seit 2 Monaten mit einem anderen Kind zusammen eine Sitzung, damit sie lernen aufeinander zu achten und auch das Warten lernen. Es läge insbesondere an mir und ich müsse konsequenter sein und ihm wie man dort sagte "nicht alle Steine aus dem Weg räumen" (war mir dessen nicht wirklich bewußt). Daran arbeite ich seitdem und stelle schon eine Veränderung an mir und auch an meinem Sohn fest. Jedoch rassle ich immer noch oft mit ihm zusammen, auch weil ich selber dann unausgeglichen bin und oft denke, daß ich nicht bei ihm ankomme.
Das musst du auch nicht. Als Mutter geht es ja nicht darum, immer bei seinem Kind anzukommen. Du musst ihn zur Selbstständigkeit erziehen, ihm eine Stütze und Hilfe sein, ihm Grenzen aufzeigen und Konsequenzen aufzeigen, ihm viel positive Zuwendung geben.
ch kann dir hier auch ein paar grundsätzliche Dinge zum Thema Selbstständigkeit aufzählen:
Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist). Wenn dein Kind etwas nicht schafft, vielleicht deshalb auch wütend wird, nimm ihm nicht immer die Arbeit ab und präsentier ihm die Lösung. Versuch zusammen mit ihm eine Lösung zu finden. Frag ihn, was er tun wollte und wie er das jetzt anpacken könnte. Gib ihm Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für ihn.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Sie sind fast pausenlos beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen. Trotzdem ist das Kind oft unzufrieden und quengelig. Überleg dir einmal wie du dich fühlen würdest, wenn du ein unselbstständiger Erwachsener wärst.
Genau so muss sich auch ein unselbstständiges Kind fühlen, so nach dem Motto: "ich kann das nicht allein, ich brauche ständig einen Erwachsenen um mich herum, ohne Erwachsene bin ich hilflos, ich kann es eh nicht allein, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Die Erwachsenen müssen immer für mich da sein, damit meine Wünsche erfüllt werden. Sie müssen sich pausenlos mit mir beschäftigen, sonst wirds mir Langweilig und ich mache Blödsinn."
Ein unselbstständiges Kind hat auch das Gefühl, dass es Dinge im Alltag gar nicht selber erledigen kann, weil sie ihm ja meistens von einem Erwachsenen abgenommen werden. Häufig unterstützen wir dieses Gefühl mit Aussagen wie: "Dafür bist du noch zu klein, warte ich helf dir, du kannst das noch nicht." Das Kind wird abhängig von den Erwachsenen und es lernt auch nicht Verantwortung zu übernehmen und auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Es wird bequem egoistisch und nützt andere aus. Ausserdem ist ihm oft Langweilig, weil es gar nie richtig gelernt hat sich selber zu beschäftigen. Ein unselbstständiges Kind hat oft wenig Selbstwertgefühl. Es ist oft unsicher, manchmal schüchtern, mutlos aber auf alle volle hat es ganz hohe Ansprüche an uns Eltern und wird zum Tyrannen. Das vor allem auch, weil es wenig Widerstand spürt und auch nicht gelernt hat mit unangenehmen Situationen fertig zu werden.
Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst nicht, ihm alles erlauben, alles durchgehen lassen. Es ist das Gegenteil von abhängig sein, angewiesen sein auf den anderen. Also möglichst früh, das selber zu tun, was möglich ist, ohne dass jemand hilft oder es für einen erledigt.
Was heisst das jetzt genau? Versuch immer wieder im Alltag deinem Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Doch wenn wir es tun, dann werden die Kinder auch weniger am eigenen "Rockzipfel" hängen und weniger quengelig sein.
Lass dein Kind die Dinge die es selbst tun kann auch selber tun. Beobachte dein Kind und wenn du merkst, dass es Hilfe braucht, dann sei ihm eine Stütze, zieh dich aber dann auch wieder zurück.
Ich möchte, daß wenn ich ihm was sage oder ihn was frage, ich eine Antwort bekomme. Das klappt meist nicht. Kann ich denn drauf bestehen? Es reicht ja schon ein "ja", sonst habe ich ständig das Gefühl alles tausendmal sagen zu müssen und dann "nervt" es ihn, weil er es ja schon weiß. Wie lange muß ich ihm für eine Sache Zeit geben? Z.b. wenn ich sage " ich möchte, daß Du Deine Dreckwäsche, die im Flur auf dem Boden liegt ins Bad bringst".
Eigentlich reicht das, wenn du es ihm gesagt hast. Da braucht es nicht unbedingt ein "Ja" von ihm. Er wird es ganz sicher verstanden haben. Es wird ihn eher nerven, wenn du dann mehrmals nachfragst. Versuch doch einfach mal, ihm nur die Anweisung zu geben und nicht ständig nachzufragen. (Betr. Anweisungen habe ich dir ja schon in einem anderen Posting Tipps gegeben).
Mir fehlt oft eine Struktur (in erster Linie für mich), was ist wirklich wichtig, was eher Gewohnheit?
Überleg dir vorher, WAS genau du von ihm möchtest. Ist die Anweisung nötig, wichtig.
Anders Bsp.: Essen - Er ißt wenig und seine Manieren sind echt grausam. Vllt. wurde in der Vergangenheit zu wenig drauf geachtet.
Wahrscheinlich schon. Besprich mit ihm Tischregeln. Was ist wichtig? Schreibt die Regeln zusammen auf (positiv formulieren) und hängt sie gut sichtbar auf.
Nun haben wir Unterlagen aus Stoff, die immer vollgematscht ist, oft ist sein Oberteil dreckig (insbesondere beim Joghurt essen), der Mund verschmiert. Auch ißt er lieber mit den Fingern, als Besteck zu benutzen. Mit einem Messer schneiden traut er sich nicht wirklich (liegt aber denke ich an meinem Mann, weil er da zuviel Ängste hat). Sollte ich ihn einfach vom Tisch verweisen, wenn er zuviel Quatsch (hampelt) macht? Wie sollte ich vorgehen? Verhungern würde er nicht grade. Habe schon ab und zu den Teller weggestellt und gesagt, er darf weiteressen, wenn er anständig ißt. Ist das ok oder gibt es andere Möglichkeiten?
Du kannst nicht erwarten, dass er anständig isst, wenn er gar keine klaren Regeln hat. Er ist 6 Jahre alt und da ist es höchste Zeit, dass er selber mit Messer und Gabel isst. Zeigt ihm wie das geht. Ihr könnt fürs Essen auch eine Punktekarte machen. (Hab dir ja auch schon geschrieben wie das funktioniert).
Versucht während dem Essen dann auch mal darauf zu achten, dass ihr nicht zu viele Anweisungen gebt.
Er muß jetzt auch oft beim Tischdecken helfen oder nach dem Essen den Teller rausbringen. Natürlich lobe ich ihn, wenn er mal richtig ordentlich gegessen hat, jedoch kommt das echt selten vor.
Erst mal genug für heute.
LG Claudia
Also schau mal, wie du damit zu Recht kommst und melde dich einfach wieder.
liebe Grüsse
Kathrin