von Kathrin Buholzer » 24.06.2008, 00:08
Hallo Zusammen,
Hallo Maiglöckchen! Zuerst einmal herzlich willkommen und schön dass du hier dabei bist!
Unser Sohn( fast 5) versucht oft gerne seinen Standpunkt durchzusetzen.
Das ist ja an und für sich nicht nur negativ. Was genau stört dich denn? In welchen Situationen passiert das? Was passierte vorher? Ist es wenn du ihm eine Anweisung gegeben hast? Wie gibst du die Anweisungen?
Letzens fragte er seinen Freund ob er sein Spielzeug nach Hause tragen dürfte .Sein Freund verneinte , das ging dann 2 ,3 mal so aber auf nette weise. Dann sagte ich das er auch mal das Wort des anderen akzeptieren solle.
Hier hättest du vielleicht fragen können: "Luca möchte nicht, dass du sein Spielzeug mit nach Hause trägst. Was könntest du jetzt machen? Versuch eher als Vermittler tätig zu sein. Versuch zusammen mit ihnen eine Lösung zu finden. Was gäbe es für Alternativen, wie könnte er auch noch reagieren?
Mein Sohn sagte dann das ich nicht der Bestimmer sein soll. Er fragte dann weiter bis er schließlich sagte gut wenn Du mir das nicht gibst, darfst Du nicht mit auf dem Balken sitzen u. promt bekam er sein Spielzeug. Im Kiga war wohl auch irgendetwas mein Sohn hat so lange gereizt bis ihn das andere Kind gebissen hat.
Versuch auch hier mit ihm zu besprechen, was eine solche "Erpressung" beim Anderen auslöst. "Was würdest du tun, wenn ich dir sagen würde: Entweder du gibst mir jetzt dieses Spielzeug oder ich schlage dir mit der Faust auf den Kopf." Ich habe jetzt gerade mit meinen Kindern diese "Erpressungsgeschichten" diskutiert. Was kann man tun, wenn man von jemandem erpresst wird. "Du darfst nur mitspielen, wenn du Schleckzeug holen gehst." Welche Antwort kann man darauf geben? Was kann man zu den anderen Kindern sagen. "Ich lasse mich von dir nicht erpressen. Ich spiele gerne mit dir, aber ohne dass ich dir etwas geben muss. Wenn du nur mit mir spielen willst, wenn ich dir etwas geben muss, dann hab ich keine Lust." Versucht zusammen Möglichkeiten und Alternativen aufzuzählen. Du kannst das auch mit einem Rollenspiel mit ihm üben.
So geht es phasenweise manchmal ziemlich oft.
Dazu kommt das er im Moment zeimlich bockig und zickig ist. Erklärt man ihm etwas , glaubt er es nicht. Dann meckert er rum. Und kontert mit meinen eigenen Sätzen.( bitte nicht falsch verstehen es geht jetzt nicht um Schimpfworte).
Ich habe fast ein wenig das Gefühl, dass du vielleicht zu viele Anweisungen gibst. Pass auf, dass du ihn nicht zutextest, iihm so viele Anweisungen gibst, dass er gar nicht mehr zuhören mag, zuhören kann. Versuch auch nicht immer alles mit deinen Worten zu erklären, besser ist, wenn du ihn selber danach fragst. "Was denkst du passiert, wenn du es so oder so machst? Vielleicht kannst du mir da noch ein paar Beispiele aufzählen.
Hier noch ein paar grundsätzliche Tipps zu Anweisungen:
Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn sie diese nicht befolgt.
Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!
Zu Ungenau! "Melanie!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.
Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!
Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."
Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":
Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.
Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.
Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.
Aber sage ich ihm er soll mich anschauen wenn ich mit ihm rede macht er das mit mir auch, oder sage ich ihm das er mit irgendeiner Sache aufhören soll, sagt er dass auch zu mir.
Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten:
Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, geh auf Augenhöhe, sprich es mit Namen an, (er muss dich nicht zwingend anschauen. Oft reicht auch eine Berührung, Hand auf die Schulter oder seine Hand berühren) und sag ihm genau was es tun soll: „bitte geh jetzt deine Zähne putzen, sprich bitte in normalem Ton, versorge bitte deine Schuhe …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun sollen, was du von ihnen möchtest).
Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte es. Wenn es tut was du gesagt hast, dann lobe es.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn es wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Die Kinder aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihnen immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihnen immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihnen dann wieder. Geh mit ihm einen Moment vom Spielplatz weg und geh dann wieder zurück, so dass er die Möglichkeit hat das richtige Verhalten noch einmal zu üben.
Verweise ich ihn mal auf sein Zimmer , soll ich doch auch in mein Zimmer gehen.
Das Verhalten was ich hier beschrieben habe, ist nicht !!! agressiv, es ist halt zickig bockig u. quengelnd.
Wichtig ist, dass du versuchst positiv zu formulieren. Sag ihm immer, was du von ihm erwartest und was er genau tun soll. Versuch auch immer wieder gut vorauszuplanen. Teile den Tag in kleine Häppchen und sag ihm, was als nächstes passiert und was du von ihm erwartest. "Ich gehe jetzt rasch in die Waschküche, ich möchte, dass du dir die Zähne putzt und dann gehen wir noch rasch mit dem Velo einkaufen."
Eben wollte er eine andere Mutter hauen hat dabei aber gelacht. Zu meiner Nachbarin hat er gesagt sie wäre blöd. Und alles nur weil er seinen Willen nicht bekommt. Bin dann vom Spielplatz nach Hause gegangen.
Mir scheint es, dass er sehr auf der Suche nach Aufmerksamkeit ist. Auch wenn's in diesen Fällen vor allem negative ist. Achte darauf, dass du den Fokus vor allem aufs Positive setzt. Tut er etwas, dass dir gefällt, dass du mehr von ihm sehen möchtest, dann lobe und ermutige ihn und sag ihm genau, WAS dir gefallen hat. "Toll, dass du grad gekommen bist, als ich dich gerufen habe. Das hat mich gefreut, dass du deine Sachen grad sofort weggeräumt hast." Pass auf, dass du nicht ins Negative fällst. "Toll, dass du endlich mal gekommen bist, als ich dich gerufen habe. Wenn das nur immer so wäre, wennd u nur immer so gut auf mich hören würdest...."
Wenn du mit ihm weg gehst. z.B auf den Spielplatz ist es wichtig, dass du auch hier gut vorausplanst:
Dieses Vorausplanen könnte so aussehen:
1. Gute Vorbereitung
Sag ihm genau wo ihr hingeht, was passiert, wie lange usw. Mach mit ihm zusammen eine Einkaufsliste. Schaut was ihr alles braucht und schreibt es auf einen Zettel. Er darf ja vielleicht auch einen machen, er kann auch einen zeichnen. Sag ihm, dass ihr nur das kauft was auf dem Zettel steht.
2. Regeln festlegen
Besprich mit ihm die Regeln. Sag ihm was du genau von ihm erwartest. Positiv formulieren "Ich möchte, dass du dich bei Thomas und Claudia anständig aufführst. Du darfst hier schon aufzählen, was er nicht tun darf. Aber versuch ihm immer auch zu sagen, WAS du von ihm erwartest. Du kannst ihm auch sagen, wovor du Angst hast, oder was dich selber stört. "Wenn du dem Thomas die Zunge rausstreckst, dann habe ich Angst, dass sie dich/uns plötzlich nicht mehr zu sich einladen. Oder: dass sie dich plötzlich nicht mehr mögen.
3. Belohnungen abmachen
Besprecht zusammen, was passiert, wenn er sich gut an die Abmachungen hält. z.B zusammen etwas trinken gehen, auf den Spielplatz, ein Dessert nach dem Mittagessen, ein Büechli schauen usw.
4. Konsequenzen einsetzen
Wenn es nicht klappt, sei bereit logische Konsequenzen einzusetzen. Also z.B keine Belohnung oder das kleine Einkaufswägeli zurück bringen, einen Moment in den Wagen sitzen, einen Moment mit ihm rausgehen und auf die Treppe sitzen. Sag ihm dann immer warum du es tust. "Du bist jetzt grad davon gelaufen, obwohl wir abgemacht haben, dass du bei mir bleibst, deshalb gehen wir jetzt kurz raus, oder deshalb gehen wir nach dem einkaufen nicht mehr auf den Spielplatz.
5. Nachbesprechen
Sag ihm was gut war, lobe ihn dafür und sage ihm auch , was er evt. das nächste Mal noch besser machen könnte.
Er entschuldigt sich immer sofort u. fragt dann auch ob wir uns wieder lieb haben. Es ist aber immer nur von kurzer dauer.
Bin etwas hilflos weil ich nicht weiß wie ich da gegen steuern kann am besten.
Danke schon mal für Eure Rückmeldungen
Schau mal, ob du mit diesen Tipps und Anregungen etwas anfangen kannst. Überleg dir auch: Was genau möchtest du, dass sich bei ihm ändert. Was muss bei dir ändern. Ganz viel Problemverhalten, welches dein Sohn zeigt ist antrainiert, du kannst es ihm wieder antrainieren und ihm neues Verhalten lehren. Ganz wichtig ist auch, dass du dir bewusst bist, dass du selber ganz viel dazu beitragen kannst, dass sich dieses Verhalten ändert. Deshalb achte dich auch einmal, wie du Anweisungen gibst. Wie du reagierst, wenn er nicht gehorcht. Welche Strategien hast du dann? Lernt dein Kind auch etwas dabei?usw.
Lies dir einmal alles in Ruhe durch (evt. kannst du dir ja das alles auch ausdrucken). Melde dich einfach wieder, mit Feedback und noch mehr Beispielen.
liebe Grüsse
Kathrin