Hallo Kathrin
Tja, ich habe in der letzten Woche versucht Deine Tipps umzusetzen und an Anfang haben die mir auch geholfen, vor allem, dass ich selber ruhig bleiben soll. Meinem Grossen ganz ruhig und max. 3x was sage.
Toll, dass du es versucht hast. Du kannst nicht erwarten, dass du in einer Woche, das alles ändern kannst. Du wirst kleine Fortschritte bemerken, aber du kannst keine Wunder erwarten. Nimm dir nicht zuviel auf einmal vor und bleib realistisch. Setz nicht zu hohe Erwartungen an dich aber auch nicht an dein Kind. Denk dran bei den Anweisungen: einmal sagen, 5 Sek. warten, wiederholen (wenn du etwas von ihm möchtest) und dann log. Konsequenzen. Keine WH wenn es um ein Problemverhalten geht (also wenn er mit etwas aufhören soll. Nicht drohen! Einfach sagen und dann handeln!
Doch die Anfälle sind immer noch ungebremst da, klar ich weiss, ich darf keine Wunder erwarten, doch am besten schreibe ich Dir ein 1-2 Beispiele von letzter Woche.
Am letzten Mittwoch bin ich mit den Jungs am Nachmittag an die frische Luft, anfangs klappte alles bestens, der Grosse war ein ganz lieber.
Wichtig ist hier wieder: Vorausplanen. Sag ihm genau wo ihr hingeht, mit wem, wie lange und was du unterwegs und dort von ihm erwartest.
Wir machten unsere gewohnte Runde durchs Quartier. Da kommen wir bei einem grossen Weiher in einem Vorgarten vorbei, dieser ist eingehagt und das Türchen verschlossen. Mein grosser will nun unbedingt rein, und will, dass ich ihm helfe das Türchen zu öffnen.
Evt. kannst du ihm das schon vorher sagen. "Wir können noch beim Weiher vorbeischauen. Wir können nicht in den Weiher reingehen, sondern schauen einfach von aussen."
Ich erkläre ihm, dass das Törchen verschlossen sei und Mama keinen Schlüssel dafür hat.
Evt. kannst du ihn ja fragen: "Schau mal, die Türe ist verschlossen, wieso wohl, hast du eine Idee.?" oder "Was denkst du, warum die Türe verschlossen ist?" oder "Was würde passieren, wenn die Türe einfach offen wäre?"Versuch ihn abzulenken. Evt. könnt ihr Sachen sammeln zum reinschmeissen. Blätter, Tannnadeln, Steine usw. Ihr könnt schauen, was auf dem Weiher schwimmt und was nicht. Evt. ein kleines Schiffchen aus Holz und Blätter basteln. So vergisst er ganz schnell, dass er ja eigentlich wegen der Türe trotzen wollte.
Er fängt an zu Trotzen und zu weinen und steigert sich immer mehr hinein.
Das ist an und für sich ja verständlich. Du hast ihm etwas verweigert, er wird wütend deswegen.
Ich nehme ihn zu mir um ihm zu erklären, weshalb dort verschlossen ist, doch er schlägt wieder nur um sich, schlägt mich und schreit und weint was das Zeug hält. Mir wird die Sache zu bund, setzte ihn auf sein Dreirad und will mit dem Schreihals nur noch nach Hause.
Hier könntest du ihn einfach ignorieren, ein paar Schritte weitergehen, ihn einfach dort stehen lassen. Aber nicht einfach weggehen. Sag ihm, dass er sich beruhigen soll, evt. kannst du ihn auch abklenken. "Komm wir suchen zusammen noch ein paar schöne Blätter, Kastanien usw."
Ich muss ihn sogar festbinden, er schreit und schreit und schreit, er schreit das ganze Quartier zusammen, Leute gehen sogar ins Haus als sie uns sehen, resp. hören. Mir ist die situation nur peinlich und bin extrem genervt, dass er wieder so ein Theater veranstalten muss.
Das kann ich gut verstehen. Versuch aber in solchen Situationen bei dir zu bleiben und nicht auf die anderen zu achten. Die Leute gucken auch, wenn jemand dick ist oder eine spezielle Frisur hat. Also mach dir deswegen keine Sorgen!
Ich sage ihm nur, "es hören dich noch nicht alle, du musst lauter schreien".
Pass auf mit solchen ironischen Anweisungen. Das versteht ein Kind nicht, oder höchstens falsch. (Mama du hast ja vorhin selber gesagt ich solle lauter schreien.) Besser: "Hey, Nico, ich verstehe, dass du jetzt ein wenig wütend bist, weil die Türe nicht aufging, aber ich möchte, dass du dich jetzt beruhigst." Du kannst mit ihm den "stillen Stuhl" z.B auch auf einem Bänkli machen. Oder ihm einfach sagen, dass ihr jetzt solange hier stehen bleibt, bis er sich beruhigt habt und ihr dann weitergehen könnt.
Er lässt nicht locker, zwängt sich sogar fast aus der Gurte raus, zu Hause setze ich Ihn auf die Holzbank, die vor dem Haus steht und sage ihm er soll sich dort hin setzen und beruhigen, doch er bleibt keine sekunde dort sitzen, er versteift sich wie ein Brett, ja nicht hinsetzen, dabei ruft er immer wieder dass er zu mir hoch will, doch in dem Moment kann ich seine Nähe nicht ertragen.
Auch hier ist verständlich, dass das nicht gleich auf Anhieb klappt. Sag ihm immer, wenn du ihn auf den "stillen Stuhl" oder in die Auszeit bringst, warum du es tust. Evt. hat er auch die Erfahrung gemacht, dass du ihn dann irgendwann (je länger er schreit) hoch nimmst. Wenn er nicht still sitzt, dann sag ihm: "Du bist nicht still gewesen, deshalb musst du jetzt ein paar Minuten in die Auszeit/Time Out."
Nach ca weiteren 2 Minuten endlosem Geschreie nehme ich ihn dann hoch.
Genau, das weiss er. Wenn ich genug lange schreie, dann nicht mich Mama hoch...
Ich koche vor Wut. Wieder wusste ich nicht, wie ich die Situation entschärfen konnte. Als meine Schwägerin kommt, erzähle ich ihr die Story und mir laufen die Tränen nur so runter. Gott sei Dank hat sie mir den Grossen dann für eine Viertelstunde abgenommen. Danach war er wieder er liebste.
Wenn er sich dann beruhigt hat, dann lobe ihn: "Schön, hast du dich wieder beruhigt, jetzt können wir...."
Oder am Montag in der IKEA. Wieder will er nicht kommen, wenn ich Ihn rufe, da hole ich ihn und er schlägt mir voll ins Gesicht, und schreit und weint.
Denk dran: Nicht rufen, sondern zu ihm hingehen und eine klare, ruhige Anweisung geben. Besprich das auch schon mit ihm, bevor du in den Laden reingehst. Besprich die Regeln und sag ihm, was du von ihm erwartest.
Ich weise ihn zurecht, dass man Mama nicht schlägt und schon gar nicht ins Gesicht. Ich "drohe" ihm, wenn er nicht sofort lieb sei, müsse er im Auto warten.
Nicht drohen, sondern ihn nehmen und mit ihm irgendwo auf der Treppe, draussen oder auch im Auto eine kurze Auszeit machen und ihm sagen, warum du es tust.
Er schreit und tobt wieder mitten in der IKEA und ich darf wieder mal die gewohnten Gesichtsausdrücke der Leute entgegen nehmen. Er muss in den Einkaufswagen, und dass spiel mit er will zu mir hoch kommen fängt an, doch in solchen Situationen kann ich nicht, ich denke, dann hat er wieder gekriegt was er will, dass nächste Mal geht es wieder so.
Heute morgen als wir wickeln und anziehen wollten, hat er mich aus Wut auch wieder ins Gesicht geschlagen, da sah ich "rot" ich habe ihn richtig angeschrien.
Er ist 2 Jahre alt, hast du geschrieben. Er ist kein Baby mehr, kann sich ausdrücken, kann selber essen, gehen, spielen usw. Verständlich, dass ihm das "Auf-dem-Rücken-liegen-wie-ein-Käfer-und-ich-kann-mich-nicht-bewegen-währendem-Mama-an-mir-rumzerrt" ärgert. Setz ihn auf, lass ihn gewissen Sachen selber an- oder abziehen. Zeig ihm wie mans macht und lass ihn dann probieren. Er kann das selber! Das macht mehr Spass und du musst nicht mehr soviel schimpfen.
Er war total überrascht und eingeschüchtert. Doch dass will ich doch nicht, doch er will mir gleich wieder eine Kopfnuss verpassen, da packe ich Ihn, und "verpanne" ihn in sein Bett, da kann er sich beruhigen. Er fährt wieder dass volle Programm ab.
Ein richtiges Machspiel, dass ihr beide da ausübt. Versuch dich davon zu lösen. Überlege dir vorher, was du von ihm möchtest und kommuniziere das. Handle sofort, wenn es nicht klappt und erkläre ihm immer, wieso du etwas tust.
Hilfe ich kann nicht mehr!!!!
Ich fühle mich im Moment total überfordert! Komme mir als Versagerin vor und mein Mann versteht mich auch nicht.
Was heisst das: Mein Mann versteht mich auch nicht?
Der Grosse macht im Moment einfach das Gegenteil von dem was ich möchte. Ich sage ihm, er solle etwas leiser sein, dann schreit er Vollhals in der Gegend rum etc.
Wäre es vielleicht möglich, dich auch mal persönlich zu treffen?
Wir können gerne mal für ein Tel.gespräch abmachen. Ich muss dir dafür einfach etwas verrechnen. Ich würde dir aber eher raten, einmal einen Kurs zu besuchen. Am besten zusammen mit deinem Mann. Ich weiss halt nicht genau von wo du bist. Kurse in deiner Nähe findest du auch unter www.triplep.ch. Oder wenn du nicht allzu weit von Münsingen weg wohnst, würde ich mich natürlich freuen, dich einmal persönlich kennenzulernen. Alle Infos zu den Kursen und Kursdaten findest du auf meiner Seite www.elternplanet.ch unter Triple P. Bin gespannt auf dein Feedback. Lass den Kopf nicht hängen! Ich finds toll, dass du das anpacken willst und du auch offen bist für Tipps und Veränderungen. Melde dich einfach wieder, ok?
Liebe Grüsse
Kathrin
Liebe Grüsse
Mistra