Seite 1 von 1

Patchworkfamilie

BeitragVerfasst: 07.09.2007, 14:46
von Zimtstern
muss zuerst kurz unsere situation erklären. ich leben gentrennt und habe einen robin, juli 03. mein lebenspartner hat ebenfalls einen david, jan. 03. wir wohnen seit juli zusammen, dass heisst ich bin bei ihm eingezogen. die jungs teilen sich seither das zimmer, dies haben wir vorher mit david geklärt (da es bisher sein zimmer war und er war einverstanden.

robin ist von montag - mittwoch bei uns und z.t. an den wochenenden. david ist am dienstag abend und z.t. an den wochenenden bei uns. david kenne ich schon seit er ein jährig ist und ich habe ihn sehr viel betreut und mache es immer noch. die jungs sind die besten freunde schon vor der lebensgemeinschaft.

nun zu den unstimmigkeiten.

mein lebenspartner sagt, er will david nicht allzuviel zurechtweisen und beschimpfen wenn er so wenig bei ihm ist, was ich auch verstehe. ich bin grundsätzlich strenger mit den jungs als er, da ich sie mehr um mich habe (auch an den wochentagen).

situationen:
robin und david blödeln am tisch herum, essen nicht richtig und stehen immer wieder auf den stühlen herum. ich ermahne sie mehrmals sie sollen schön und ruhig essen, sonst muss einer von beiden an ein anderer tisch essen gehen. als es ausartet, schicke ich logischerweise mein sohn robin (ist für mich naheliegend, da der vater david schicken soll)! für robin ist es sehr ungerecht und david lächelt dabei zufrieden.
ich finde es ebenfalls ungerecht aber ich musste ja konsequent sein, wie verhalte ich mich in solchen situationen damit ich nicht ein kind bevorzuge? ich möchte keinen zu fest strafen. auf der anderen seite bedeutet strafe ja auch aufmerksamkeit und das wird von den kindern vielfach gesucht.

viel bin ich die konsequente und muss strafen, da der lebenspartner eben nicht zuviel schimpfen will, ist recht schwierig für mich.

wenn david alleine bei uns ist, reagiert er viel eifersüchtig auf mich. z.b. letzte woche mein LP hat eine halbe stunde mit david gespielt und ist anschliessend zu mir gekommen, um mich in die arme zu nehmen. david kam sofort und hat uns auseinandergetrieben und stüpfte sogar. was mache ich in solchen situationen?

kannst du mir da tipps zum umgang geben?

noch eine frage nur zu meinem sohn robin:
bei gesprächen redet er immer dazwischen und auch wenn ich am telefon bin. wenn ich mit jemandem auf der strasse spreche, zieht er mir inner kürzester zeit an den hosen und sagt "mami ich will jetzt nach hause".

beim dazwischen reden sage ich immer ich will zuerst mit xy fertig sprechen, das gleich am telefon und auf der strasse. aber er hört meist nicht und probiert einfach lauter zu sprechen und am schluss schreit er einfach "mami, mami, mami, mami..." bis ich zuhören.

wie kann ich dieses verhalten unterbinden und ihm lernen zuerst die andren auszureden und zu erklären, dass ich jetzt gerade am telefon bin?

BeitragVerfasst: 08.09.2007, 00:28
von Kathrin Buholzer
Hallo Zimtstern! Schön, dass du dich hier gemeldet hast!

muss zuerst kurz unsere situation erklären. ich leben gentrennt und habe einen robin, juli 03. mein lebenspartner hat ebenfalls einen david, jan. 03. wir wohnen seit juli zusammen, dass heisst ich bin bei ihm eingezogen. die jungs teilen sich seither das zimmer, dies haben wir vorher mit david geklärt (da es bisher sein zimmer war und er war einverstanden.

robin ist von montag - mittwoch bei uns und z.t. an den wochenenden. david ist am dienstag abend und z.t. an den wochenenden bei uns. david kenne ich schon seit er ein jährig ist und ich habe ihn sehr viel betreut und mache es immer noch. die jungs sind die besten freunde schon vor der lebensgemeinschaft.

nun zu den unstimmigkeiten.

mein lebenspartner sagt, er will david nicht allzuviel zurechtweisen und beschimpfen wenn er so wenig bei ihm ist, was ich auch verstehe.
Das ist ja an und für sich eine gute Haltung. Beschimpfen und zurechtweisen ist eine Taktik, die nicht viel bringt und am Verhalten wenig ändert.
Versucht viel mehr euren Fokus auf das Positive zu richten. Machen eure Kinder etwas, dass ihr gut findet, etwas dass sie mehr machen sollten, dann versucht sie zu loben. Also wenn sie z.B einen Moment ganz ruhig und lieb spielen, dann geh zu ihnen und sage: „ das isch de schön, dass dir so ruehig und lieb gspielt heit.“ Oder „das hett mi de gfreut, dass, dir mir so guet ghulfe heit.“ Aufpassen dass du nicht ins negative fällst. „Es isch de schön, dass dir itze ändlich mal nid alles heit la umelige“ Man nennt das „Beschreibendes Lob“, also genau die Situation beschreiben die du beobachtet hast und diese loben. Versuch ganz stark, dieses Loben in den Alltag einzubeziehen. D.h nimm dir vor, dein Kind mind. 5 Mal am Tag beschreibend zu loben.


ich bin grundsätzlich strenger mit den jungs als er, da ich sie mehr um mich habe (auch an den wochentagen).
situationen:
robin und david blödeln am tisch herum, essen nicht richtig und stehen immer wieder auf den stühlen herum. ich ermahne sie mehrmals sie sollen schön und ruhig essen, sonst muss einer von beiden an ein anderer tisch essen gehen. als es ausartet, schicke ich logischerweise mein sohn robin (ist für mich naheliegend, da der vater david schicken soll)! für robin ist es sehr ungerecht und david lächelt dabei zufrieden.
(Siehe Fam. regeln, nur einmal ermahnen, ein paar Sek. warten, Anweisung wiederholen und dann eine log. Konsequenz folgen lassen. (Teller kurz wegnehmen, oder einen Moment an einen andern Tisch plazieren). Ich finde es etwas problematisch, wenn du dich nur um deinen Sohn "kümmerst" und dein Partner sich nur um seinen. Ihr seid nun eine Familie und ihr müsst gemeinsam, als Paar euren Kindern Regeln und Grenzen aufzeigen aber auch Konsequenzen durchziehen.
ich finde es ebenfalls ungerecht aber ich musste ja konsequent sein, wie verhalte ich mich in solchen situationen damit ich nicht ein kind bevorzuge? ich möchte keinen zu fest strafen. auf der anderen seite bedeutet strafe ja auch aufmerksamkeit und das wird von den kindern vielfach gesucht.

viel bin ich die konsequente und muss strafen, da der lebenspartner eben nicht zuviel schimpfen will, ist recht schwierig für mich.
Du musst nicht unbedingt strenger sein, aber konsequent. Das heisst, wenn du eine Anweisung gibst, dann musst du auch darauf achten, dass die Kinder sie befolgen. Wenn nicht musst du sofort eine Konsequenz folgen lassen.
Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich ihn mit Namen an und sag ihm genau was er tun soll: „bitte häb dini Füess abe, gang bitte ga Zähnputze, due bitte normal rede, …“ (auch hier, immer sagen, was er tun soll, was du von ihm möchtest). warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen. Bleib in der Nähe und beobachte ihn. Wenn er macht, was du gesagt hast, dann lobe ihn. Wenn nicht dann gib ihm die Anweisung noch einmal. Wenn er wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Ihn aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihm immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihm immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib sie ihm dann wieder.
Wenn es keine Konsequenz gibt, dann setze ihn für eine bis 2 Minuten auf den stillen Stuhl. Er muss dann kurz auf einen Stuhl, Treppe, Boden sitzen, sich beruhigen, kurz nachdenken und du holst ihn dann wieder. (Wie bei der Auszeit). Wenn er nicht still ist, dann bring ihn in die Auszeit. Sag ihmwarum: „du bisch nid still gsi, drum muesch itze e moment id uszyt/timeout ids zimmer.

Die Auszeit ist die letzte Möglichkeit und steht am Ende einer langen Kette von Erziehungsfertigkeiten (Fam. Regeln, direktes ansprechen, klare ruhige Anweisungen, Log. Konsequenzen, Stiller Stuhl und Auszeit. Die Auszeit funktioniert nur, wenn du vor allem auch die anderen Erziehungsstrategien (beschreibend loben, Aufmerksamkeit schenken, Zuneigung zeiten bei positivem Verhalten, beiläufiges lernen usw.) regelmässig anwendest. Wenn du mehr über die Auszeit wissen möchtest, dann kann ich dir noch ein paar Merkblätter mailen.


wenn david alleine bei uns ist, reagiert er viel eifersüchtig auf mich. z.b. letzte woche mein LP hat eine halbe stunde mit david gespielt und ist anschliessend zu mir gekommen, um mich in die arme zu nehmen. david kam sofort und hat uns auseinandergetrieben und stüpfte sogar. was mache ich in solchen situationen?
Wichtig ist immer das Vorausplanen: Sagt eurem Sohn: "So jetzt machen wir noch eine letzte Runde und dann möchte ich, dass du noch einen Moment alleine spielst, ich gehe dann zu Mami." Die Kinder müssen wissen was auf sie zukommt. Er hat vielleicht einfach nicht damit gerechnet, dass das Spiel jetzt beendet wird. Deshalb ist es immer wichtig anzukünden, was als nächstes passiert. Sag ihm jeweils auch, was du von ihm erwartest. "Ich räume jetzt noch die Küche auf und ihr könnt noch einen Moment spielen, wenn ich fertig bin, komme ich zu euch und dann will ich, dass ihr das Pischi anzieht."


kannst du mir da tipps zum umgang geben?

noch eine frage nur zu meinem sohn robin:

Wichtig, dass du mit deinen Kindern zusammen ein paar Familienregeln aufstellst. Besprecht miteinander, welchen Umgang ihr untereinander möchtet. Die Grösseren können selber versuchen aufzuzählen, wie man sich verhalten soll, damit es untereinander keinen Streit gibt.Schreib es so auf, dass sie wissen WAS GENAU du von ihnen erwartest, was sie tun sollen. Also nicht: „I wott nid, dass du duesch houe“, sondern „I wott, dass du fiin, lieb, aständig bisch. Du kannst das Fehlverhalten schon aufzählen, aber schau darauf, dass du ihm genau erklärst was du von ihm möchtest. Schreibt, zeichnet, klebt diese Regeln (3-4 sollten am Anfang reichen) auf ein Blatt. Gestalte sie so, dass sie alle verstehen und hängt sie irgendwo gut sichtbar auf. Frag sie auch, was passiert, wenn man jemanden beisst oder schlägt, wie sie sich fühlen würde, wenn ihr jemanden weh tut. Versuch auch evt. Alternativen mit ihr zu besprechen, „ i verstah, dass du mängisch wüetig bisch, was chönnt me denn mache?“.Hesch e Idee? We öpper nid das macht, wo du möchschts, was wär denn e gueti Idee, was chönntsch mache?“ Gib ihr erst Vorschläge, wenn sie selber keine weiss.
Bei Regeln musst du auch mit ihnen abmachen, was passiert, wenn sie sich nicht daran halen. Bei beissen, kratzen, schlagen usw. würde ich dir vorschlagen, den Stillen Stuhl oder die Auszeit anzuwenden. Bei uns müssen die Kinder bei diesem Verhalten sofort in die Auszeit. D.h du gehst zu ihm, sagst was er falsch gemacht hast, erinnerst ihn an die Regel und sagst:„Timo, du hesch itze grad der Tobias gschlage, mir hei abgmacht, dass mir fiin und lieb mitenand umgöh, drum muesch du itze für 1 oder 2 Min. id Uszyt.“ Du nimmst ihn ganz ruhig und bestimmt, und bringst ihn in den Auszeitraum. Dieser sollte uninteressant sein, also nicht das Kinderzimmer, sondern das Schlafzimmer, Badezimmer…. Wenn er die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber er muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihm und sagst: „du bisch itze schön still gsi, itze darfsch wieder usecho.“ Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch ihn wieder in eine Aktivität zu verwickeln. Die Auszeit zeigt ihm, dass er ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihm aber auch dir die Möglichkeit euch zu beruhigen. Drohe nicht mit der Auszeit, er wird sonst lernen, dass er erst hören muss, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen. Also das berühmte „wed itze nid folgisch, denn… oder itze zelle ig no uf drü“ solltest du vermeiden. Dein Kind lernt nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Versuch anstatt zu drohen, das Kind zu motivieren. „Hey, wenn di itze schnäll aziehsch, denn hei mer när no gnue Zyt fürs Büechli.“ Oder „Due di itze alege und wed agleit bisch denn chasch cho ässe.“ (Nicht: wed di itze nid aleisch, de chasch nid cho ässe).

Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du sie wieder von der Auszeit zurückholst.


bei gesprächen redet er immer dazwischen und auch wenn ich am telefon bin. wenn ich mit jemandem auf der strasse spreche, zieht er mir inner kürzester zeit an den hosen und sagt "mami ich will jetzt nach hause".
beim dazwischen reden sage ich immer ich will zuerst mit xy fertig sprechen, das gleich am telefon und auf der strasse. aber er hört meist nicht und probiert einfach lauter zu sprechen und am schluss schreit er einfach "mami, mami, mami, mami..." bis ich zuhören.
Beim Telefonieren sag ihm vorher, wen du anrufen möchtest. Wenn du ein Telefon bekommst, leg den Hörer schnell zur Seite und erklär ihm, wer grad angerufen hat. Evt. will er ja kurz hallo sagen. Dann sag ihm, was du von ihm erwartest: "Mama muss jetzt schnell telefonieren, ich möchte, dass du jetzt einen Moment für dich etwas spielst und ruhig bist. Wenn ich fertig bin und es gut geklappt hat, dann komm ich wieder zu dir und wir können ja noch etwas zusammen machen. Fürs telefonieren kannst du eine Telefonkiste machen. Das kann eine Kartonschachtel sein, in die du versch. Spielsachen packst, die es sonst nicht gibt. Ein spez. Malbuch, Spielautos, Plastiktiere usw. Einfach Sachen, die es sonst nicht gibt. Die Kiste bekommt er nur wenn du am Tel. bist. Sag ihm vorher, dass er die Kiste nach dem Tel. wieder zurückgeben musst.

wie kann ich dieses verhalten unterbinden und ihm lernen zuerst die andren auszureden und zu erklären, dass ich jetzt gerade am telefon bin?Indem du es ihm vorher sagst. Lobe ihn, wenn es klappt.
Viele Antworten und hoffentlich ein paar mit denen du etwas anfangen kannst. Wenn du etwas nicht verstanden hast, dann frage einfach nach, ok? Nimm dir nicht gleich alles aufs Mal vor. Gib mir ein Feedback, wie es geklappt hat, ok?
liebe Grüsse
Kathrin