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geschwister ziggeln von morgens bis abends

BeitragVerfasst: 31.05.2008, 21:48
von blausimmi
hallo kathrin
ich habe erneut eine frage an dich:
unsere buben (5 und 7 ) ziggeln(stacheln an, sind eifersüchtig) von morgens bis abends. kaum sind sie aufgestanden beginnt einer mit einer dummen bemerkung, und dann geht das den ganzen tag so, wenn sie zusammen sind.sie sind 20 monate auseinander .wir sind eigenltlich sehr engagiert für und mit unseren kindern, aber seit wir nicht mehr skifahren gehen können , was unser grösstes hobby ist , ist es einfach obermühsam. ich habe mal gelesen, dass die kinder um die liebe der eltern auf diese weise kämpfen.....?
was machen wir falsch, dass dies bei uns so extrem ist?
vielen dank für deine zeit
liebe grüsse
andrea

BeitragVerfasst: 01.06.2008, 00:31
von Kathrin Buholzer
hallo kathrin
ich habe erneut eine frage an dich:
unsere buben (5 und 7 ) ziggeln(stacheln an, sind eifersüchtig) von morgens bis abends. kaum sind sie aufgestanden beginnt einer mit einer dummen bemerkung, und dann geht das den ganzen tag so, wenn sie zusammen sind.

Es ist ganz wichtig, dass du mit deinen Kindern zusammen ein paar Familienregeln aufstellst. Besprecht miteinander, welchen Umgang ihr untereinander möchtet. Sie können selber versuchen aufzuzählen, wie man sich verhalten soll, damit es untereinander keinen Streit gibt. Schreib es so auf, dass sie wissen WAS GENAU du von ihnen erwartest, was sie tun sollen. Also nicht: „I wott nid, dass du duesch houe“, sondern „I wott, dass du fiin, lieb, aständig bisch. Du kannst das Fehlverhalten schon aufzählen, aber schau darauf, dass du ihm genau erklärst was du von ihm möchtest.
Schreibt, zeichnet, klebt diese Regeln (3-4 sollten am Anfang reichen) auf ein Blatt. Gestalte sie so, dass sie alle verstehen und hängt sie irgendwo gut sichtbar auf. Frag sie auch, was passiert, wenn man jemanden beisst oder schlägt, wie sie sich fühlen würde, wenn ihr jemanden weh tut. Versuch auch evt. Alternativen mit ihr zu besprechen, „ i verstah, dass du mängisch wüetig bisch, was chönnt me denn mache?“.Hesch e Idee? We öpper nid das macht, wo du möchschts, was wär denn e gueti Idee, was chönntsch mache?“ Gib ihr erst Vorschläge, wenn sie selber keine weiss. (je nach Alter und wie gut er sich schon ausdrücken kann, musst du ihm etwas mehr Hilfe anbieten)

Bei Regeln musst du auch mit ihnen abmachen, was passiert, wenn sie sich nicht daran halten. Bei beissen, kratzen, schlagen usw. würde ich dir vorschlagen, den Stillen Stuhl oder die Auszeit anzuwenden.
Bei uns müssen die Kinder bei diesem Verhalten sofort in die Auszeit.
D.h du gehst zu ihm, sagst was er falsch gemacht hast, erinnerst ihn an die Regel und sagst:„Luca, du hesch itze grad der Nico gschlage, mir hei abgmacht, dass mir fiin und lieb mitenand umgöh, drum muesch du itze für 1 oder 2 Min. id Uszyt.“ Du nimmst ihn ganz ruhig und bestimmt, und bringst ihn in den Auszeitraum. Dieser sollte uninteressant sein, also nicht das Kinderzimmer, sondern das Schlafzimmer, Badezimmer…. Wenn er die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber er muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihm und sagst: „du bisch itze schön still gsi, itze darfsch wieder usecho.“
Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch sie wieder in eine Aktivität zu verwickeln.
Die Auszeit zeigt ihm, dass er ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihm aber auch dir die Möglichkeit euch beide zu beruhigen.
Drohe nicht mit der Auszeit, deine Kinder werden sonst lernen, dass sie erst hören müssen, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen. Also das berühmte „wed itze nid folgisch, denn… oder itze zelle ig no uf drü“ solltest du vermeiden.
Dein Kind lernen nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Versuch anstatt zu drohen, das Kind zu motivieren. „Hey, wenn di itze schnäll aziehsch, denn hei mer när no gnue Zyt fürs Büechli.“ Oder „Due di itze alege und wed agleit bisch denn chasch cho ässe.“ (Nicht: wed di itze nid aleisch, de chasch nid cho ässe).

Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du sie wieder von der Auszeit zurückholst.


sie sind 20 monate auseinander .wir sind eigenltlich sehr engagiert für und mit unseren kindern, aber seit wir nicht mehr skifahren gehen können , was unser grösstes hobby ist , ist es einfach obermühsam. ich habe mal gelesen, dass die kinder um die liebe der eltern auf diese weise kämpfen.....?
was machen wir falsch, dass dies bei uns so extrem ist?
vielen dank für deine zeit
liebe grüsse
andrea

Dann weiter ist sehr wichtig, dass du für sie (mit ihnen) interessante Beschäftigungen suchst.
Wenn sie dauernd aneinander geraten, dann ist es gut möglich, dass es ihnen einfach Langweilig ist.
Überleg dir einmal, was sie bei euch zu Hause tun können. Mit welchen Sachen, Gegenständen, Materialien könnten sie spielen. Gib ihnen z.B Tücher, alte Kleider (z.B verkleiderlen), Kartonschachteln, Wäschekorb, Stühle, Zeichnungspapier... Du kannst ihnen auch eine "Krimskrams-Kiste" machen. Einfach eine Schachtel mit wertlosem Material wie Schnur, Korkzapfen, Silberpapierchen, Knöpfe usw... Schmeiss dort immer wieder etwas rein. Mit dieser Kiste kann er sich dann beschäftigen, basteln, zeichnen, kleben usw.
Lass sie im Haushalt mithelfen, gib ihnen Aufgaben, damit sie etwas zu tun haben usw.
Versuch immer wieder am Tag "wertvolle Zeit" zu verbringen.
Immer wieder einen kurzen Moment, zwischen ein paar Sekunden bis ein paar Minuten "wertvolle Zeit." Wenn sie dich etwas fragen wollen, etwas zeigen, etwas von dir möchten. Nicht immer auf später vertrösten, sondern dich einen kurzen Moment mit ihnen beschäftigen und dann kannst du auch wieder deiner Arbeit nachgehen.

Wichtig ist auch hier einmal genau hinzuschauen, WANN es passiert. Ist es Eifersucht? Gehen sich die Kinder auf Grund ihrer unterschiedlichen Art auf die Nerven? Ist es ein Machtkampf zwischen den beiden, um zu sehen für wen die Eltern Partei ergreifen?
Oftmals ist es auch so, dass das scheinbar "schwächere" Kind sein Geschwisterchen mit tausend kleinen Sticheleien gerade zu herausfordert. So dass die Eltern dann Partei für das "schwächere" ergreifen. Die Rollen sind so schnell verteilt. Das eine Kind ist das "Liebe" das andere das "Böse".
Streiten ist etwas, was die Kinder lernen müssen.
Wenn es Streit gibt, sie "ziggeln" und du das Gefühl hast, dass du dich einmischen sollst, dann geh zu ihnen und mach folgendes:
Nicht als „Polizist“ in die Situation rein gehen, sondern als „Vermittler“. Wenn sie sich streiten und du zu ihnen gehst, dann versuche nicht gleich selber die Situation zu klären. Also nicht: „ Was ist jetzt schon wieder los? Marco was hast du jetzt schon wieder gemacht? Musst du immer mit anderen streiten? Jetzt gibst du ihnen sofort die Sachen zurück."
Versuch als erstes mal zuzuhören. Was genau ist passiert, versuch nicht zu bewerten und Partei für jemanden zu ergreifen. Hör zu und mach dir ein Bild. Wenn nötig fass das Gehörte zusammen: „Also hani das richtig verstande, Luca du bisch verruckt worde, wüll dr Tim nid hett wölle mit dir spile.“ Manchmal reicht schon das Zuhören und die Kinder sind dann schon wieder zur Türe raus.
Versuch auch hier nicht gleich selber die Lösung zu geben. "Eh das ist doch nicht so schlimm. Jetzt lass den Theo halt mal und spiel etwas anderes." Probier deine Kinder zu einer Lösung zu bewegen. „Also, Kevin du möchtest jetzt nicht mehr mit Leon spielen? Und du Leon möchtest aber jetzt noch mit Kevin weiterspielen? Was tun wir jetzt? Was gibt es für eine Möglichkeit? Habt ihr eine Idee? Welche Idee habt ihr? Wie könnet ihr dieses Problem jetzt am besten lösen?"
Kinder haben meistens selber sehr gute Ideen Probleme zu lösen, man muss sie nur lassen. Wichtig ist, dass du ihnen nur soviel Hilfe wie nötig gibst, so dass sie das Problem eigentlich selber lösen können. Wenn es dann nicht klappt, oder sie sich nicht einigen können, dann kannst du immer noch einschreiten od. eine Lösung vorschlagen.
Wenn sie sich bei einem Streit zum Beispiel gar nicht einigen können dann kannst du immer noch eingreifen und sagen: „Schaut mal, wenn ich euch jetzt nicht einigen könnt, wer zuerst mit dem Auto spielt, dann nehme ich es für 10 Minuten weg. Ich geb's euch dann wieder und in der Zwischenzeit könnt ihr euch überlegen, wie ihr das lösen wollt.
Es ist nicht deine Aufgabe abzuwägen und den Schiedsrichter zu spielen, du sollst nur Hilfestellungen geben und die Kinder müssen es dann selber versuchen. Das ist für dich einfacher, denn sonst stehst du immer zwischendrin, du bist immer für irgendjemanden „die Böse“ du kannst es nicht allen recht machen. Deshalb ist es für dich auch viel entspannter, wenn deine Kinder nach Lösungen suchen. Sie werden mit der Zeit auch merken, dass sie dich auch nicht immer rufen müssen, denn du ergreifst ja „keine Partei“ mehr für jemanden.
Manchmal kann auch ein kleines Rollenspiel hilfreich sein, z.B wenn ein Kind bei der Lösungsfindung nicht mitmachen will. Dann kannst du seinen "Part" übernehmen und es mit dem anderen Kind quasi vorzeigen.
Wenn du dann Hilfestellungen gibst, dann versuch das mit viel Fantasie und Einfühlungsvermögen zu machen. Mitzuhelfen Lösungen zu finden muss nämlich nicht nur Stress sein, sondern kann auch Spass machen!
Ich weiss, das ist sehr schwierig am Anfang, vor allem wenn man es sich gewohnt ist, immer gleich einzuschreiten und Tipps zu geben oder zu befehlen, wies jetzt läuft. Es braucht Fingerspitzengefühl um sich auch mal zurückzuhalten und den „Ball“ an die Kinder zurückzugeben. Es wird sicher auch nicht gleich beim ersten Mal klappen, aber probier es einfach immer wieder. Du kannst mir ja ein Feedback geben wie es geklappt hat.

Wenn es z.B immer wieder Streit gibt, wer etwas zuerst tun darf, dann kannst du den "Wem gehört der Tag?" einführen. Am "Severintag" darf Severin zuerst wählen, am "Nicktag" darf Nick zuerst auswählen. Macht vorher genau ab, für welche Sachen das gelten soll.

Schau mal, ob du mit diesen Tipps etwas anfangen kannst und melde dich einfach wieder!
Liebe Grüsse
Kathrin