verbal aggresiv gegen kinder

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

verbal aggresiv gegen kinder

Beitragvon nanin7 » 24.09.2015, 22:21

Hallo lieber elternplanet
ich bin grad am verzweifeln. ich habe zwei söhne, 3j und 11mt. ich hatte bisher immer das gefühl, dass ich meine aufgabe als mutter recht gut hinbekomme. in letzter zeit ist es aber so, dass ich überhaupt keine nerven habe. keine geduld. und auch keine lust, ehrlichgesagt. der grosse ist grad voll im trotzalter, aber sowas von. er hört überhaupt gar nicht auf mich, macht was er will. er hängt den ganzen tag rum, ist müde und lustlos. motzt und quengelt und schreit und macht einfach nur blödsinn. ich weis dass das normal ist, nur eine phase... aber ich komme damit nicht zurecht. ich stosse regelmässig an meine grenzen, weis nicht wie reagieren, verliere die nerven und werde laut, und zwar richtig laut. und es tut mir leid. ich weine sehr oft deswegen, weil meine kinder das nicht verdienen. sie tun mir leid. ich möchte nicht ständig ausflippen. ich will auch nicht ständig gestresst und genervt und (zu meiner schande) agressiv sein. aber mir fehlt die luft zum atmen, es braucht meist nicht viel und ich explodiere.

und das allerschlimmste; mein sohn wird wie ich. er gibt mir agressive antworten, schreit mich an. das macht mich fertig.
wie komme ich da raus? wie schaffe ich es, dass ich mehr geduld mit meinem (überaus aktiven, lauten, trötzelndem, duracell-sohn) habe?
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Re: verbal aggresiv gegen kinder

Beitragvon Anni2506 » 30.09.2015, 11:36

Ich glaube hier ist es ganz ganz wichtig, dass du dir Zeiten nimmst, die du nur für dich beanspruchst. Lass es abends sein, wenn sie im Bett sind oder vllt wenn jemand einmal die Woche auf die Kleinen aufpasst. Du hast ja schon selbst erkannt, dass es schwierig ist und dass du auf die Kinder abfärbst. Ergo musst du erstmal versuchen etwas auf deiner Seite zu ändern, bevor es an die Kinderseite geht. :)
Anni2506
 
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Re: verbal aggresiv gegen kinder

Beitragvon Kathrin Buholzer » 16.10.2015, 17:01

Hallo lieber elternplanet
ich bin grad am verzweifeln. ich habe zwei söhne, 3j und 11mt. ich hatte bisher immer das gefühl, dass ich meine aufgabe als mutter recht gut hinbekomme. in letzter zeit ist es aber so, dass ich überhaupt keine nerven habe. keine geduld. und auch keine lust, ehrlichgesagt. der grosse ist grad voll im trotzalter, aber sowas von. er hört überhaupt gar nicht auf mich, macht was er will. er hängt den ganzen tag rum, ist müde und lustlos. motzt und quengelt und schreit und macht einfach nur blödsinn. ich weis dass das normal ist, nur eine phase... aber ich komme damit nicht zurecht. ich stosse regelmässig an meine grenzen, weis nicht wie reagieren, verliere die nerven und werde laut, und zwar richtig laut. und es tut mir leid. ich weine sehr oft deswegen, weil meine kinder das nicht verdienen. sie tun mir leid. ich möchte nicht ständig ausflippen. ich will auch nicht ständig gestresst und genervt und (zu meiner schande) agressiv sein. aber mir fehlt die luft zum atmen, es braucht meist nicht viel und ich explodiere.

Sorry, deine Frage ist irgendwie ein bisschen untergegangen.
du hast es richtig gesagt: Es ist normal, dein Sohn steckt mitten in der Trotzphase.

In der Trotzphase, so ab 2 Jahren (manchmal auch schon etwas früher) erwacht der eigene Wille des Kindes und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Kind in erster Linie gegen seine Eltern wendet, sondern vielmehr, dass das Kind leidet, dass es seine Wünsche nicht selber erfüllen kann.
D.h., es ist in dieser Phase nicht mehr in der Lage die Situation zu überblicken oder zu kontrollieren und gerät darum völlig aus den Fugen.
Eure Tochter versucht immer mehr ihre eigenen Wege zu gehen und stösst dabei natürlich und immer wieder an"natürliche" Grenzen. Und sie merkt auch, dass du nicht alles so machst und sagst, wie sie das gerne möchten.

Auch wenn du viele Dinge schon weisst, so machst, schreibe ich dir trotzdem hier nochmal alles schön im Detail auf. Manchmal hilft es, noch einmal genau hinzuschauen und man entdeckt immer mal wieder ein paar Details, die man noch ändern kann, damit es besser klappt.

(Hier noch ein paar Erläuterungen dazu)
>>Diese ersten Erfahrungen mit dem eigenen Willen und den damit verbundenen aggressiven Gefühlen und Konfliktsituationen bzw. der Umgang damit, werden zu Grunderfahrungen, die das weitere Leben des Kindes er- oder entmutigend prägen werden. Die Kinder erlernen im Idealfall, dass:

... es ist gut, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erproben, und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen.
... Konfliktsituationen nichts wirklich Bedrohliches sind und zum Leben dazugehören und Lösungen gefunden werden können.
... Konfliktsituationen innere und äußere Spannungen erzeugen. Diese Spannungen sind aber auszuhalten und müssen nicht durch andere Tätigkeiten (z.B. Essen) abreagiert oder sogar verdrängt werden.
... es seine Gefühle äußern und zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern halten das aus, bewerten sie nicht, sondern helfen ihm dabei, sie zunehmend in Worte zu fassen und auszudrücken. "Auch wenn ich um mich schlage, schreie und tobe, werde ich von meinen Eltern gemocht."
... bewältigte Konflikte Ereignisse sind, auf die man gemeinsam zurückblicken kann und welche die Beziehung vertiefen.
... es macht Spaß, eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn manchmal Schmerz und Enttäuschung mit dabei sind. Das Kind verzweifelt nicht, da es von seinen Eltern unterstützt wird, es immer wieder neu zu versuchen. >>

Verhindern kannst du solche Trotzanfälle nicht. Es gibt allerdings ein paar Sachen die du tun kannst, damit es vielleicht nicht gar so häufig vorkommt.
- Lass ihm genügend Freiraum, renn nicht ständig hinter ihm her und versuch nicht, ihn mit Anweisungen zu zu texten. Normalerweise geben wir immer viel zu viele Anweisungen. Stell Regeln auf, aber nicht zu viele und sei konsequent, wenn diese nicht beachtet werden. Achte darauf, dass du ihm nicht alles abnimmst und ihm dann deine Hilfe anbietest, wenn er nicht weiterkommt. Ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun."

- Oft ist es auch möglich in gewissen Dingen zu verhandeln. D.h du kannst ihr eine Auswahl geben und sie kann selber entscheiden, was er möchte. ("Soll ich dir die Hand geben, oder willst du alleine raufgehen?" " Möchtest du die blaue oder die grüne Hose anziehen." usw. Einen Kompromiss eingehen, verhandeln, aber nur dort wo es auch wirklich Sinn macht.

http://elternplanet.ch/2015/09/der-klei ... ahl-trick/

- In Situationen in denen er sich ärgert, nützt es oft auch, wenn du versuchst ihn abzulenken. Manchmal merkst du auch schon vorher, dass es bald zu einem Trotzanfall kommt, dann kannst du mit dem Ablenkungsmanöver schon etwas früher anfangen.
Vorausplanen. Sag ihm immer früh genug, was als nächstes passiert, so dass er sich schon frühzeitig darauf einstellen kann.
Versuche dem Wutanfall möglichst wenig Beachtung zu schenken.

Zum Thema trotzen hab ich schon mal ein Video gemacht. Schau mal hier;
http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... otzphasen/

Diese beiden Videos kann ich dir ebenfalls empfehlen:
http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... gehorchen/

http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... en-teil-2/

Und mehr zu den Erziehungsfallen findest du auch hier:
http://elternplanet.ch/2013/01/erziehun ... weisungen/

Lass ihn die Dinge die er selbst tun kann auch selber tun. Beobachte ihn und wenn du merkst, dass er Hilfe braucht, dann sei ihm eine Stütze, zieh dich aber dann auch wieder zurück.
Gerade wenn Kinder noch klein sind, funktioniert ablenken auch immer ganz gut. Also sprich von etwas anderem, zeig ihm etwas, lass ihn mithelfen, gib ihm etwas zu tun, verwickle ihn in ein Gespräch, dann wird er manchmal vergessen, warum er eigentlich vorher geschrien hat.
Oft ist auch weniger mehr. Also nicht zu viel reden, texten, sagen. Vorher überlegen: Ist das wirklich wichtig, muss ich das jetzt wirklich sagen und warum?

http://elternplanet.ch/2011/10/weniger-ist-mehr/

Und das hier kannst du auch mal noch anschauen:
http://elternplanet.ch/2013/11/der-schrei/

Schau auch, dass du nicht einfach nur "Nein" sagst.

http://elternplanet.ch/2014/08/nein-nei ... -du-nicht/


Wichtig ist, dass er viel positives Feedback bekommt, wenn es eben "gut" läuft:

http://elternplanet.ch/2014/08/wie-ist- ... iesem-lob/

Manchmal ist man auch so ein bisschen in der Negativspirale gefangen. Das Kind merkt dann schnell, dass es nur noch Aufmerksamkeit bekommt, wenn es seine schlechten Angewohnheiten hervorkehrt.
Wie oben schon erwähnt: Viele Dinge lassen sich auch mit Fantasie und Humor gut verbinden:

http://elternplanet.ch/2014/02/das-verkaeufer-gen/

Manchmal ist man an den Kindern auch einfach ein bisschen zu "nah dran". Einen Schritt zurück stehen und seine eigenen Vorstellungen auch immer mal wieder etwas überdenken ist manchmal ganz hilfreich:

http://elternplanet.ch/2014/01/das-spie ... ine-rolle/

Schau auch, dass du selber ab und zu ein bisschen Zeit für dich hast. Man kann in der Erziehung eher ruhig und gelassen reagieren, wenn man selber zufrieden ist und auch auf seine Bedürfnisse achtet.

Und zum Schluss vielleicht noch das:

http://elternplanet.ch/2014/01/brief-an-die-eltern/

Schau mal was ihr damit anfangen könnt, ok?
Liebe Grüsse
Kathrin
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