von Kathrin Buholzer » 30.05.2008, 14:52
Bin mir gerade nicht sicher ob es mit dem speicher geklappt hat vorhin, deshalb versuche ich es noch mal (hatte den Titel vergessen).
Hallo linda-prisla. Dazu kann ich dir folgende, allgemeine Tipps und Anregungen geben.
Also folgendes: meine dreijährige Tochter hat extreme Wutanfälle. Sie tobt beim kleinsten Anlass: nur wenn ihr die Kleidung nicht passt oder es nicht nach ihrem Kopf geht. Am schlimmsten ist es wenn sie alleine bei Papa, Oma oder in der Spielgruppe bleiben soll. Ich soll entweder da bleiben oder sie dorthin wo ich gehen will mit nehmen (zu Hause klebt sie auch sehr stark an mir). Es dauert dann meistens lange bis sie sich beruhigt hat, bis 15 Minuten ist "normal".
Versuch einmal zu beobachten, wann es Schwierigkeiten gibt. Führe ein „Verhaltenstagebuch“. Was ist das Problem, Wann und wo ist es aufgetreten, Was passierte vorher, Was nachher. Evt. wirst du feststellen, dass es ein Verhaltensmuster gibt. Vielleicht tut sie es, weil sie dich für sich alleine haben will. Vielleicht macht sie es, wenn es ihr Langweilig ist, evt. sucht sie einfach auch nur Aufmerksamkeit. Vielleicht wirst du auch feststellen, dass es gar nicht so häufig vorkommt, wie du vielleicht im Moment meinst.
Wichtig ist, dass du ihm immer sagst, was jetzt gerade passiert. (Vorausplanen). "Wir können jetzt eine Runde zusammen spielen und dann muss ich das Mittagessen vorbereiten." Versuch über den Tag immer kurz zu sagen, was als nächstes passiert. So gibt es eine Struktur und deine Tochter weiss immer was als nächstes kommt und was du von ihr erwartest. Versuch auch, wenn immer möglich, dir kurz die Zeit zu nehmen. Nicht immer auf später vertrösten, "ja ich komme gleich, ich muss vorher noch schnell dies und das machen." Wenn deine Tochter etwas von dir will, dann versuch deine Tätigkeit kurz zu unterbrechen. Hör ihr zu, hilf ihr, geh zu ihr und schau was sie von dir möchte. Ein paar Sekunden bis zu einer Minute reichen da aus.
Beim Beispiel mit den Kleidern, ist es am besten wenn ihr diese schon am Abend vorher aussucht. Du kannst sie schon darauf vorbereiten, dass es evt. am morgen regnet und sie dann die langen Hosen anziehen muss. So wird sie am morgen nicht überrumpelt und weiss was sie erwartet. Du kannst ihr eine Auswahl geben, und aus dieser darf sie dann selber auswählen. Am besten räumst du alle Sachen die nicht der Jahreszeit entsprechen gleich aus den Schränken. Also im Sommer keine Winterkleider und im Winter keine Sommerkleider im Schrank haben. Oder nur irgendwo ganz hinten, wo sie sie nicht sehen kann. Auch damit ersparst du dir Ärger, dann kommt sie gar nicht auf die Idee im Winter einen kurzen Sommerrock anziehen zu wollen.
Beim Beispiel mit der Spielgruppe würde ich dir folgendes empfehlen:
Wichtig ist, dass du mit ihr zusammen absprichst, wie das in der Spielgruppe abläuft.
1. Genau besprechen, wie das abläuft, wenn sie in die Spielgruppe rein geht. Ablauf festlegen
2. Regeln festlegen: Wichtig ist, dass du ihr genau sagst, was du von ihr möchtest. Positiv formulieren! Also nicht: "Ich will nicht, dass du weinst und schreist" sondern "Ich möchte, dass du dich von mir ruhig verabschiedest und ich dann einfach gehen kann und in der Spielgruppe bleibst, bis ich dich abhole."
Du kannst mit ihr auch ein Abschiedsritual abmachen. Z.B dass ihr euch mit einem spez. Gruss verabschiedet, dass du ihr etwas bestimmtes mitgibst, z.B einen Zauberstein (ihr könnt den z.B zusammen suchen gehen und dann schön mit Glitzerfarben anmalen), damit sie nicht traurig sein muss, ein spez. Zaubertaschentuch, ein Bild usw. Besprich mit ihr zusammen genau, wie das bei der Verabschiedung läuft. Sag ihr, was du von ihr erwartest und übe das mit ihr zu Hause. Frag sie auch ab und zu wieder danach. Weisst du noch was wir abgemacht haben?
Versuch dich dann jeweils zügig zu verabschieden. Also kein langes: "Ich geh jetzt dann gleich, gäll? Also ist gut, wenn ich jetzt gehe? "usw.
Zusätzlich könntest du einen Punkteplan mit ihr machen.
Hier gibt es einige Punkte zu beachten:
Positiv formulieren, was möchtes du von ihr. Du kannst etwas witziges basteln, dass sie gern hat. Z.B ein Piratenschiff, einen Zoo, eine Rennbahn usw. B. Piratenschiff kannst du auf jedes Fenster den Sticker kleben, bei der Rennbahn auf jedes Feld, Abschnitt und beim Zoo z.B in jedes Gehege. Die Punktekarte darf ruhig phantasievoll sein, witzig aussehen und Spass machen. Jedes Mal wenn sie es geschafft hat, darf sie beim nach Hause kommen ein Kleberli aufkleben. Bei kl. Kindern reicht oft schon der Kleber als Belohnung. Du kannst aber auch zusätzlich noch eine Belohung geben. Es muss nicht immer etwas teures, gekauftes sein. Z.B eine Extra Geschichte lesen, ins Schwimmbad gehen, einen Kuchenbacken, eine Velotour usw. lass dir was einfallen. Es ist auch möglich, eine grössere Belohnung in Aussicht zu stellen. Z.B einen Bagger, Plüschtier, muss aber nicht sein. Setz ein leichtes Ziel. Also z.B nach dem 1. Mal im Chindsgi bleiben, oder nach dem 1. Mal, wenn es ruhig und ohne Theater abläuft, ein Kleberli und eine kl. Belohnung. Nach insgesamt 3 Kleberli evt. eine grössere Belohnung und nach einer Woche dann eine grosse Belohnung. Mach es dann etwas schwieriger und lass mit der Zeit die Belohnungen weg und lass die Punktekarte „ausschleichen“. Achtung! Keine Kleber wegnehmen, nicht schimpfen wenns nicht geklappt hat, motivieren fürs nächste Mal.
In geweissen Situationen stelle ich sie ins Zimmer, z.b dann wenn sie die grosse Schwester (9J) wieder dermassen mal an den Haaren gezogen hat, das diese weint. Leider kann ich die Kleine nicht nach den bekannten 3 Minuten aus dem Zimmer holen, da sie sich nicht beruhigt hat. Ich fands bis jetzt besser, sie erst raus zu holen wenn sie wirklich ruhig ist, den sonst stacheln wir uns wie gegenseitig an und sind beide nur noch laut, was ich nicht möchte.
Was kann ich tun?
Hier würde ich mal mit allen zusammen Familienregeln aufstellen.
Besprecht miteinander, welchen Umgang ihr untereinander möchtet. Evt. kann sie schon selber aufzuzählen, wie man sich verhalten soll, damit es allen wohl ist und man es schön miteinander hat..
Schreib es so auf, dass sie weiss WAS GENAU du von ihr erwartest, was sie tun soll. Also nicht: „Ich will nicht, dass du deine Schwester schlägst", sondern: „Ich möchte, dass lieb und anständig mit deiner Schwester umgehst."
Du kannst das Fehlverhalten schon aufzählen, aber schau darauf, dass du ihr genau erklärst was du von ihm möchtest. Denk daran, es sind Familienregeln, d.h es gilt für alle in der Familie.
Schreibt, zeichnet, klebt diese Regeln (3-4 sollten am Anfang reichen) auf ein Blatt. Sie darf ruhig mithelfen, kleben, basteln, zeichnen. Gestalte sie so, dass sie es versteht und hängt sie irgendwo gut sichtbar auf. Frag sie auch, was passiert, wenn man schreit, jemanden beisst oder schlägt, wie sie sich fühlen würde, wenn ihr jemand weh tut.
Versuch auch evt. Alternativen mit ihr zu besprechen: "Weisst du, manchmal ist man einfach wütend, das versteh ich, trotzdem ist schlagen und schreien nicht in Ordnung. Was könnte man sonst machen? Hast du eine Idee?" Gib ihm erst Vorschläge, wenn er selber keine weiss.
Wenn du sie in die Auszeit bringst, dann muss sie ein paar Minuten ruhig sein. Solange sie schreit oder immer wieder damit anfängt umso länger dauert die Auszeit dann. Sobald sie wieder mit toben oder schreien anfängt, beginnt die Zeit wieder von vorne. (Das kann sich also über eine längere Zeit hinziehen, je nachdem, wie schnell sie sich wieder beruhigt).
Es geht bei ihr ja vor allem darum, ihren Kopf druchzusetzten. Und ich möchte mich/uns nicht von ihr dermassen vereinnahmen und herum kommandieren lassen. Und es soll auch nicht so weit kommen, das sie das Zepter übernimmt und sich alles nur noch um sie dreht (habe jetzt schon manchmal fast keinen Nerv mehr für anderes).
Beim Gehorchen ist es übrigens momentan ziemlich druchzogen: einiges klappt schon ganz gut (im Bett bleiben) und anderes braucht noch viel Zeit. Nur damit das ich öfters das gleiche sagen muss habe ich nicht so Mühe, eher damit das sie dann einen Wutanfall hat, weil ich ihr z.b. sage das sie nicht ins Waschbecken im Bad klettern soll weil sie a)runterfallen und sich weh machen kann und b) das Becken kaputt gehen kann. Dies wäre ja eigentlich harmlos, nur passt es ihr halt dann nicht, das man ihr nicht ihren Willen lässt.
Danke für die Ratschläge
Versuch immer daran zu denken positiv zu formulieren. Sag ihr was sie tun soll. Wenn du ihr etwas verbietest, dann gib ihr wenn immer möglich grad eine Alternative an. "Komm bitte vom Waschbecken runter, wenn du klettern möchtest dann können wir z.B nach draussen auf den Spielplatz gehen." Versuch auch ihr nicht immer grad selber zu sagen, wieso sie etwas nicht tun soll. "Komm bitte vom Waschbecken runter. Was denkst du kann passieren, wenn du hier rein kletterst." - "Weiss nicht." - "Komm wir gehen mal zur Waage, schau mal du bist xy Kilo schwer, das ist so schwer wie ...." Was denkst du kann mit dem Waschbecken passieren wenn die xy Kilo schwere Julia, hier ins Waschbecken sitzt?" - "Es könnte kaputt gehen." - "Genau und ausserdem habe ich Angst, dass du runterfallen könntest. Wenn du dir die Füsse selber waschen willst, dann kann ich dir ein Becken mit Wasser geben und du kannst hier in die Dusche sitzen. Komm mal mit."
Verstehst du was ich meine? Sie soll selber darauf kommen wieso sie etwas nicht darf und du kannst ihr dann auch gleich eine Alternative aufzeigen, oder sie auch grad selber nach einer anderen Lösung suchen lassen.
Wenn du magst, kannst du mir ja noch ein paar Beispiele mehr geben, dann kann ich dir noch etwas konkreter helfen.
liebe Grüsse
Kathrin