Wutanfälle

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Wutanfälle

Beitragvon linda-prisla » 30.05.2008, 08:14

Bin mir gerade nicht sicher ob es mit dem speicher geklappt hat vorhin, deshalb versuche ich es noch mal (hatte den Titel vergessen).

Also folgendes: meine dreijährige Tochter hat extreme Wutanfälle. Sie tobt beim kleinsten Anlass: nur wenn ihr die Kleidung nicht passt oder es nicht nach ihrem Kopf geht. Am schlimmsten ist es wenn sie alleine bei Papa, Oma oder in der Spielgruppe bleiben soll. Ich soll entweder da bleiben oder sie dorthin wo ich gehen will mit nehmen (zu Hause klebt sie auch sehr stark an mir). Es dauert dann meistens lange bis sie sich beruhigt hat, bis 15 Minuten ist "normal".
In geweissen Situationen stelle ich sie ins Zimmer, z.b dann wenn sie die grosse Schwester (9J) wieder dermassen mal an den Haaren gezogen hat, das diese weint. Leider kann ich die Kleine nicht nach den bekannten 3 Minuten aus dem Zimmer holen, da sie sich nicht beruhigt hat. Ich fands bis jetzt besser, sie erst raus zu holen wenn sie wirklich ruhig ist, den sonst stacheln wir uns wie gegenseitig an und sind beide nur noch laut, was ich nicht möchte.
Was kann ich tun? Es geht bei ihr ja vor allem darum, ihren Kopf druchzusetzten. Und ich möchte mich/uns nicht von ihr dermassen vereinnahmen und herum kommandieren lassen. Und es soll auch nicht so weit kommen, das sie das Zepter übernimmt und sich alles nur noch um sie dreht (habe jetzt schon manchmal fast keinen Nerv mehr für anderes).
Beim Gehorchen ist es übrigens momentan ziemlich druchzogen: einiges klappt schon ganz gut (im Bett bleiben) und anderes braucht noch viel Zeit. Nur damit das ich öfters das gleiche sagen muss habe ich nicht so Mühe, eher damit das sie dann einen Wutanfall hat, weil ich ihr z.b. sage das sie nicht ins Waschbecken im Bad klettern soll weil sie a)runterfallen und sich weh machen kann und b) das Becken kaputt gehen kann. Dies wäre ja eigentlich harmlos, nur passt es ihr halt dann nicht, das man ihr nicht ihren Willen lässt.
Danke für die Ratschläge
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 30.05.2008, 14:52

Bin mir gerade nicht sicher ob es mit dem speicher geklappt hat vorhin, deshalb versuche ich es noch mal (hatte den Titel vergessen).

Hallo linda-prisla. Dazu kann ich dir folgende, allgemeine Tipps und Anregungen geben.

Also folgendes: meine dreijährige Tochter hat extreme Wutanfälle. Sie tobt beim kleinsten Anlass: nur wenn ihr die Kleidung nicht passt oder es nicht nach ihrem Kopf geht. Am schlimmsten ist es wenn sie alleine bei Papa, Oma oder in der Spielgruppe bleiben soll. Ich soll entweder da bleiben oder sie dorthin wo ich gehen will mit nehmen (zu Hause klebt sie auch sehr stark an mir). Es dauert dann meistens lange bis sie sich beruhigt hat, bis 15 Minuten ist "normal".

Versuch einmal zu beobachten, wann es Schwierigkeiten gibt. Führe ein „Verhaltenstagebuch“. Was ist das Problem, Wann und wo ist es aufgetreten, Was passierte vorher, Was nachher. Evt. wirst du feststellen, dass es ein Verhaltensmuster gibt. Vielleicht tut sie es, weil sie dich für sich alleine haben will. Vielleicht macht sie es, wenn es ihr Langweilig ist, evt. sucht sie einfach auch nur Aufmerksamkeit. Vielleicht wirst du auch feststellen, dass es gar nicht so häufig vorkommt, wie du vielleicht im Moment meinst.

Wichtig ist, dass du ihm immer sagst, was jetzt gerade passiert. (Vorausplanen). "Wir können jetzt eine Runde zusammen spielen und dann muss ich das Mittagessen vorbereiten." Versuch über den Tag immer kurz zu sagen, was als nächstes passiert. So gibt es eine Struktur und deine Tochter weiss immer was als nächstes kommt und was du von ihr erwartest. Versuch auch, wenn immer möglich, dir kurz die Zeit zu nehmen. Nicht immer auf später vertrösten, "ja ich komme gleich, ich muss vorher noch schnell dies und das machen." Wenn deine Tochter etwas von dir will, dann versuch deine Tätigkeit kurz zu unterbrechen. Hör ihr zu, hilf ihr, geh zu ihr und schau was sie von dir möchte. Ein paar Sekunden bis zu einer Minute reichen da aus.

Beim Beispiel mit den Kleidern, ist es am besten wenn ihr diese schon am Abend vorher aussucht. Du kannst sie schon darauf vorbereiten, dass es evt. am morgen regnet und sie dann die langen Hosen anziehen muss. So wird sie am morgen nicht überrumpelt und weiss was sie erwartet. Du kannst ihr eine Auswahl geben, und aus dieser darf sie dann selber auswählen. Am besten räumst du alle Sachen die nicht der Jahreszeit entsprechen gleich aus den Schränken. Also im Sommer keine Winterkleider und im Winter keine Sommerkleider im Schrank haben. Oder nur irgendwo ganz hinten, wo sie sie nicht sehen kann. Auch damit ersparst du dir Ärger, dann kommt sie gar nicht auf die Idee im Winter einen kurzen Sommerrock anziehen zu wollen.

Beim Beispiel mit der Spielgruppe würde ich dir folgendes empfehlen:

Wichtig ist, dass du mit ihr zusammen absprichst, wie das in der Spielgruppe abläuft.
1. Genau besprechen, wie das abläuft, wenn sie in die Spielgruppe rein geht. Ablauf festlegen
2. Regeln festlegen: Wichtig ist, dass du ihr genau sagst, was du von ihr möchtest. Positiv formulieren! Also nicht: "Ich will nicht, dass du weinst und schreist" sondern "Ich möchte, dass du dich von mir ruhig verabschiedest und ich dann einfach gehen kann und in der Spielgruppe bleibst, bis ich dich abhole."
Du kannst mit ihr auch ein Abschiedsritual abmachen. Z.B dass ihr euch mit einem spez. Gruss verabschiedet, dass du ihr etwas bestimmtes mitgibst, z.B einen Zauberstein (ihr könnt den z.B zusammen suchen gehen und dann schön mit Glitzerfarben anmalen), damit sie nicht traurig sein muss, ein spez. Zaubertaschentuch, ein Bild usw. Besprich mit ihr zusammen genau, wie das bei der Verabschiedung läuft. Sag ihr, was du von ihr erwartest und übe das mit ihr zu Hause. Frag sie auch ab und zu wieder danach. Weisst du noch was wir abgemacht haben?
Versuch dich dann jeweils zügig zu verabschieden. Also kein langes: "Ich geh jetzt dann gleich, gäll? Also ist gut, wenn ich jetzt gehe? "usw.

Zusätzlich könntest du einen Punkteplan mit ihr machen.
Hier gibt es einige Punkte zu beachten:
Positiv formulieren, was möchtes du von ihr. Du kannst etwas witziges basteln, dass sie gern hat. Z.B ein Piratenschiff, einen Zoo, eine Rennbahn usw. B. Piratenschiff kannst du auf jedes Fenster den Sticker kleben, bei der Rennbahn auf jedes Feld, Abschnitt und beim Zoo z.B in jedes Gehege. Die Punktekarte darf ruhig phantasievoll sein, witzig aussehen und Spass machen. Jedes Mal wenn sie es geschafft hat, darf sie beim nach Hause kommen ein Kleberli aufkleben. Bei kl. Kindern reicht oft schon der Kleber als Belohnung. Du kannst aber auch zusätzlich noch eine Belohung geben. Es muss nicht immer etwas teures, gekauftes sein. Z.B eine Extra Geschichte lesen, ins Schwimmbad gehen, einen Kuchenbacken, eine Velotour usw. lass dir was einfallen. Es ist auch möglich, eine grössere Belohnung in Aussicht zu stellen. Z.B einen Bagger, Plüschtier, muss aber nicht sein. Setz ein leichtes Ziel. Also z.B nach dem 1. Mal im Chindsgi bleiben, oder nach dem 1. Mal, wenn es ruhig und ohne Theater abläuft, ein Kleberli und eine kl. Belohnung. Nach insgesamt 3 Kleberli evt. eine grössere Belohnung und nach einer Woche dann eine grosse Belohnung. Mach es dann etwas schwieriger und lass mit der Zeit die Belohnungen weg und lass die Punktekarte „ausschleichen“. Achtung! Keine Kleber wegnehmen, nicht schimpfen wenns nicht geklappt hat, motivieren fürs nächste Mal.



In geweissen Situationen stelle ich sie ins Zimmer, z.b dann wenn sie die grosse Schwester (9J) wieder dermassen mal an den Haaren gezogen hat, das diese weint. Leider kann ich die Kleine nicht nach den bekannten 3 Minuten aus dem Zimmer holen, da sie sich nicht beruhigt hat. Ich fands bis jetzt besser, sie erst raus zu holen wenn sie wirklich ruhig ist, den sonst stacheln wir uns wie gegenseitig an und sind beide nur noch laut, was ich nicht möchte.
Was kann ich tun?

Hier würde ich mal mit allen zusammen Familienregeln aufstellen.

Besprecht miteinander, welchen Umgang ihr untereinander möchtet. Evt. kann sie schon selber aufzuzählen, wie man sich verhalten soll, damit es allen wohl ist und man es schön miteinander hat..
Schreib es so auf, dass sie weiss WAS GENAU du von ihr erwartest, was sie tun soll. Also nicht: „Ich will nicht, dass du deine Schwester schlägst", sondern: „Ich möchte, dass lieb und anständig mit deiner Schwester umgehst."
Du kannst das Fehlverhalten schon aufzählen, aber schau darauf, dass du ihr genau erklärst was du von ihm möchtest. Denk daran, es sind Familienregeln, d.h es gilt für alle in der Familie.
Schreibt, zeichnet, klebt diese Regeln (3-4 sollten am Anfang reichen) auf ein Blatt. Sie darf ruhig mithelfen, kleben, basteln, zeichnen. Gestalte sie so, dass sie es versteht und hängt sie irgendwo gut sichtbar auf. Frag sie auch, was passiert, wenn man schreit, jemanden beisst oder schlägt, wie sie sich fühlen würde, wenn ihr jemand weh tut.
Versuch auch evt. Alternativen mit ihr zu besprechen: "Weisst du, manchmal ist man einfach wütend, das versteh ich, trotzdem ist schlagen und schreien nicht in Ordnung. Was könnte man sonst machen? Hast du eine Idee?" Gib ihm erst Vorschläge, wenn er selber keine weiss.

Wenn du sie in die Auszeit bringst, dann muss sie ein paar Minuten ruhig sein. Solange sie schreit oder immer wieder damit anfängt umso länger dauert die Auszeit dann. Sobald sie wieder mit toben oder schreien anfängt, beginnt die Zeit wieder von vorne. (Das kann sich also über eine längere Zeit hinziehen, je nachdem, wie schnell sie sich wieder beruhigt).



Es geht bei ihr ja vor allem darum, ihren Kopf druchzusetzten. Und ich möchte mich/uns nicht von ihr dermassen vereinnahmen und herum kommandieren lassen. Und es soll auch nicht so weit kommen, das sie das Zepter übernimmt und sich alles nur noch um sie dreht (habe jetzt schon manchmal fast keinen Nerv mehr für anderes).
Beim Gehorchen ist es übrigens momentan ziemlich druchzogen: einiges klappt schon ganz gut (im Bett bleiben) und anderes braucht noch viel Zeit. Nur damit das ich öfters das gleiche sagen muss habe ich nicht so Mühe, eher damit das sie dann einen Wutanfall hat, weil ich ihr z.b. sage das sie nicht ins Waschbecken im Bad klettern soll weil sie a)runterfallen und sich weh machen kann und b) das Becken kaputt gehen kann. Dies wäre ja eigentlich harmlos, nur passt es ihr halt dann nicht, das man ihr nicht ihren Willen lässt.
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Versuch immer daran zu denken positiv zu formulieren. Sag ihr was sie tun soll. Wenn du ihr etwas verbietest, dann gib ihr wenn immer möglich grad eine Alternative an. "Komm bitte vom Waschbecken runter, wenn du klettern möchtest dann können wir z.B nach draussen auf den Spielplatz gehen." Versuch auch ihr nicht immer grad selber zu sagen, wieso sie etwas nicht tun soll. "Komm bitte vom Waschbecken runter. Was denkst du kann passieren, wenn du hier rein kletterst." - "Weiss nicht." - "Komm wir gehen mal zur Waage, schau mal du bist xy Kilo schwer, das ist so schwer wie ...." Was denkst du kann mit dem Waschbecken passieren wenn die xy Kilo schwere Julia, hier ins Waschbecken sitzt?" - "Es könnte kaputt gehen." - "Genau und ausserdem habe ich Angst, dass du runterfallen könntest. Wenn du dir die Füsse selber waschen willst, dann kann ich dir ein Becken mit Wasser geben und du kannst hier in die Dusche sitzen. Komm mal mit."
Verstehst du was ich meine? Sie soll selber darauf kommen wieso sie etwas nicht darf und du kannst ihr dann auch gleich eine Alternative aufzeigen, oder sie auch grad selber nach einer anderen Lösung suchen lassen.
Wenn du magst, kannst du mir ja noch ein paar Beispiele mehr geben, dann kann ich dir noch etwas konkreter helfen.
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon linda-prisla » 30.05.2008, 15:29

Das meine Tochter mich für sich haben will, habe ich schon länger gemerkt. Und das es eben wirklich sehr oft nach ihrem Kopf gehen soll.
Oft ist es wirklich wegen Nichts/Kleinigkeiten: wenn man sie bittet, sich hinzusetzen beim essen oder das sie den Schreibtisch nicht auszuräumen. Dann wird sie wütend und schreit gleich wieder.

Wegen der Spielgruppe habe ich ihr bis jetzt jedes Mal so erklärt wie Du beschreibst. Und muss leider sagen, das es trotzdem nicht klappt. Gestern konnte ich mich schlussendlich davon schleichen, nur damit sie merkt das es nicht nach ihrem Kopf geht. Die Leiterin hatte dann einen richtigen Kampf mit ihr, weil sie ihren Kopf durchsetzen wollte: was die anderen hatten wollte sie auch haben, das Znüni passte ihr nicht also wurde es herum geworfen und dafür wollte sie das von den anderen haben usw. usf. Zum Glück duldet die Leiterin dies auch nicht und hat sie zurecht gewiesen.
Das letzte Mal durfte sie eine Puppe mit nach Hause in die Ferien nehmen und gestern wieder bringen, mit der Bedingung, das sie kein Geschrei mehr ablässt. Geholfen hat es nichts.

Das sie die Schwester nicht plagen darf, sagen wir ihr ständig, d.h. wir sagen, das sie lieb sein soll und nicht schlagen darf. Oder das die Hausschuhe eben der Schwester gehören. Die sind zwar etliche Nummern zu gross, aber intressant. Sagt man ihr, sie solle die zurück geben (oder auch was anderes), dann schreit sie schon wieder laut nein und wird wütend wenn man darauf besteht.

Mit den Klebern haben wir es auch schon probiert: keine Wutanfälle ein Kleber, mit Wutanfällen gabs einfach keinen. Nach z.b. fünf Klebern eine kleine Belohnung. Das hat sie auch nicht wirklich intressiert, beziehungsweise sie scheint (noch) nicht zu verstehen, was man von ihr will.

Extrem anhänglich ist sie seit den Ferien im April. Mein Mann hat hin und wieder was mit den Mädchen alleine gemacht, das ich zu Hause im Haushalt was machen konnte. Vorher war das nie ein Problem, doch seither habe ich das Gefühl, das meine Tochter völlig von der Rolle ist.
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 31.05.2008, 01:04

Das meine Tochter mich für sich haben will, habe ich schon länger gemerkt.

Versuch immer wieder am Tag "wertvolle Zeit" zu verbringen. Erinnerst du dich? Immer wieder einen kurzen Moment, zwischen ein paar Sekunden bis ein paar Minuten "wertvolle Zeit." Wenn er dich etwas fragen will, etwas zeigen, etwas von dir möchte. Nicht immer auf später vertrösten, sondern dich einen kurzen Moment mit ihm beschäftigen und dann kannst du auch wieder deiner Arbeit nachgehen.
Du schreibst ganz unten: Mein Mann hat hin und wieder was mit den Mädchen alleine gemacht, das ich zu Hause im Haushalt was machen konnte. Vorher war das nie ein Problem, doch seither habe ich das Gefühl, das meine Tochter völlig von der Rolle ist.
Bist du sonst 100% ihre Bezugsperson? Es ist schon wichtig, dass sie auch ab und zu mit deinem Mann etwas unternimmt. Oder dass dein Mann mit der einen Tochter was macht und du mit der anderen.


Und das es eben wirklich sehr oft nach ihrem Kopf gehen soll.
Oft ist es wirklich wegen Nichts/Kleinigkeiten: wenn man sie bittet, sich hinzusetzen beim essen oder das sie den Schreibtisch nicht auszuräumen. Dann wird sie wütend und schreit gleich wieder.

Für dich sind es vielleicht Kleinigkeiten, für nicht. Deshalb ist es wichtig, dass du ihr immer schon vorher sagst, was genau du von ihr möchtest. "Hör mal ich möchte, dass du die Sachen in der Schublade drin lässt." Überdenk dir auch immer wieder deine Anweisungen. Nicht zu viele Anweisungen geben, je mehr Anweisungen du gibts, je mehr Möglichkeiten hat deine Tochter sich nicht daran zu halten.
Verhindern kannst du solche Trotzanfälle nicht. Es gibt allerdings ein paar Sachen die du tun kannst, damit es vielleicht nicht gar so häufig vorkommt.
- Lass ihnen genügend Freiraum, renn nicht ständig hinter ihnen her und versuch sie nicht mit Anweisungen zu zutexten. Normalerweise geben wir immer viel zu viele Anweisungen. Stell Regeln auf, aber nicht zu viele und sei konsequent, wenn diese nicht beachtet werden. Achte darauf, dass du ihnen nicht alles abnimmst und ihnen dann nur deine Hilfe anbietest, wenn sie nicht weiterkommt. Ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun."

Wenn du immer wieder diskutieren musst, wer was zuerst machen darf, dann kannst du den "Wem gehört der Tag?" einführen. D.h an den "Sarahtagen" darf Sarah alles zuerst machen. An den "Emmatagen" darf Emma alles zuerst machen.

- Oft ist es auch möglich in gewissen Dingen zu verhandeln. D.h du kannst ihnen eine Auswahl geben und sie könen selber entscheiden, was sie möchte. ("Soll ich dir die Hand geben, oder willst du alleine raufgehen?" " Möchtest du die blaue oder die grüne Hose anziehen." usw. Einen Kompromiss eingehen, verhandeln, aber nur dort wo es auch wirklich Sinn macht.

- In Situationen in denen sie sich ärgern, nützt es oft auch, wenn du versuchst sie abzulenken. Manchmal merkst du auch schon vorher, dass es bald zu einem Trotzanfall kommt, dann kannst du mit dem Ablenkungsmanöver schon etwas früher anfangen.
Vorausplanen. Sag ihm immer früh genug, was als nächstes passiert, so dass sie sich schon frühzeitig darauf einstellen kann.
Versuche dem Wutanfall möglichst wenig Beachtung zu schenken.

In der Trotzphase, so ab 2,5/3 Jahren erwacht der eigene Wille des Kindes und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Kind in erster Linie gegen seine Eltern wendet, sondern vielmehr, dass das Kind leidet, dass es seine Wünsche nicht selber erfüllen kann.
D.h., es ist in dieser Phase nicht mehr in der Lage die Situation zu überblicken oder zu kontrollieren und gerät darum völlig aus den Fugen.
Dein Söhne versucht immer mehr ihre eigenen Wege zu gehen und stoseen dabei natürlich und immer wieder an"natürliche" Grenzen. Und sie merken auch, dass du nicht alles so machst und sagst, wie sie das gerne möchten.

(Hier noch ein paar Erläuterungen aus dem familienhandbuch.de)
>>Diese ersten Erfahrungen mit dem eigenen Willen und den damit verbundenen aggressiven Gefühlen und Konfliktsituationen bzw. der Umgang damit, werden zu Grunderfahrungen, die das weitere Leben des Kindes er- oder entmutigend prägen werden. Die Kinder erlernen im Idealfall, dass:

... es ist gut, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erproben, und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen.
... Konfliktsituationen nichts wirklich Bedrohliches sind und zum Leben dazugehören und Lösungen gefunden werden können.
... Konfliktsituationen innere und äußere Spannungen erzeugen. Diese Spannungen sind aber auszuhalten und müssen nicht durch andere Tätigkeiten (z.B. Essen) abreagiert oder sogar verdrängt werden.
... es seine Gefühle äußern und zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern halten das aus, bewerten sie nicht, sondern helfen ihm dabei, sie zunehmend in Worte zu fassen und auszudrücken. "Auch wenn ich um mich schlage, schreie und tobe, werde ich von meinen Eltern gemocht."
... bewältigte Konflikte Ereignisse sind, auf die man gemeinsam zurückblicken kann und welche die Beziehung vertiefen.
... es macht Spaß, eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn manchmal Schmerz und Enttäuschung mit dabei sind. Das Kind verzweifelt nicht, da es von seinen Eltern unterstützt wird, es immer wieder neu zu versuchen. >>


Wegen der Spielgruppe habe ich ihr bis jetzt jedes Mal so erklärt wie Du beschreibst. Und muss leider sagen, das es trotzdem nicht klappt. Gestern konnte ich mich schlussendlich davon schleichen, nur damit sie merkt das es nicht nach ihrem Kopf geht.

Das wird auch nicht gleich auf Anhieb klappen. Da brauchst du sicherlich 2-3 Wochen bis das wirklich klappt. Davonschleichen würde ich dir nicht empfehlen. Sie soll ja lernen, dass ihr euch verabschieden müsst, ganz normal. Wenn du dich davonschleichst, hat sie gar nicht die Möglichkeit es zu lernen.


Die Leiterin hatte dann einen richtigen Kampf mit ihr, weil sie ihren Kopf durchsetzen wollte: was die anderen hatten wollte sie auch haben, das Znüni passte ihr nicht also wurde es herum geworfen und dafür wollte sie das von den anderen haben usw. usf. Zum Glück duldet die Leiterin dies auch nicht und hat sie zurecht gewiesen.
Das letzte Mal durfte sie eine Puppe mit nach Hause in die Ferien nehmen und gestern wieder bringen, mit der Bedingung, das sie kein Geschrei mehr ablässt. Geholfen hat es nichts.

Das sie die Schwester nicht plagen darf, sagen wir ihr ständig, d.h. wir sagen, das sie lieb sein soll und nicht schlagen darf. Oder das die Hausschuhe eben der Schwester gehören. Die sind zwar etliche Nummern zu gross, aber intressant. Sagt man ihr, sie solle die zurück geben (oder auch was anderes), dann schreit sie schon wieder laut nein und wird wütend wenn man darauf besteht.

Sagt ihr das nicht ständig. Macht Regeln ab, für den Umgang miteinander. Wenn sie haut oder schlägt, dann bring sie in die Auszeit. (Hab dir glaub ich schon etwas darüber geschrieben oder?) Schau auch einmal, wann das genau passiert. Vielleicht passiert es, wenn es ihr Langweilig ist, vielleicht sucht sie einfach nur Aufmerksamkeit, vielleicht ist sie Eifersüchtig, hat das Gefühl, dass die grosse Schwester bevorzugt wird. Vielleicht kannst du das ein Verhaltensmuster erkennen.

Mit den Klebern haben wir es auch schon probiert: keine Wutanfälle ein Kleber, mit Wutanfällen gabs einfach keinen. Nach z.b. fünf Klebern eine kleine Belohnung. Das hat sie auch nicht wirklich intressiert, beziehungsweise sie scheint (noch) nicht zu verstehen, was man von ihr will.

Kleberliplan eignet sich für Wutanfälle nicht besonders. Das ist schwierig zu kontrollieren. Wann ist es ein Wutanfall, wann ist es keiner? Ist ein bisschen rumschreien noch ok, oder ist das schon ein Wutanfall? Du kannst sie loben, ihr Aufmerksamkeit schenken, wenn sie keinen Anfall hat.
Ich würde hier eher mit Konsequenzen arbeiten. Also entweder kannst du sie ignorieren, d.h lass sie einfach einen Moment ihre Wut rauslassen. So lange sie nicht "Gewalt" anwendet oder Sachen rumschmeisst, ist das auch ok. Wenn sie dann Sachen schmeisst, beisst, schlägt oder haut, dann ich sie in die Auszeit schicken. Ich kann dir sonst zur Auszeit noch ein paar Merkblätter mailen, wenn du willst.


Extrem anhänglich ist sie seit den Ferien im April. Mein Mann hat hin und wieder was mit den Mädchen alleine gemacht, das ich zu Hause im Haushalt was machen konnte. Vorher war das nie ein Problem, doch seither habe ich das Gefühl, das meine Tochter völlig von der Rolle ist.

Also lass dich von diesen Trotzanfällen von deiner Tochter nicht verrückt machen.
Meld dich einfach wieder, am besten immer grad mit ein paar Beispielen.
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon linda-prisla » 09.06.2008, 08:36

Hallo Kathrin
Leider kommen wir nach wie vor nicht weiter mit unserer Tochter: sie ist nervös, kribbelig, sitzt selten länger als ein paar Minuten still. Wenn wir normal mit ihr reden ist es, als würde es nicht ankommen. Erst wenn man wütend wird und erst wenn man z.T. sehr laut schimpft nimmt sie wahr was man möchte (manchmal hilft es nicht mal wenn man sie anschreit und auch bei meinem Mann verhält sie sich inzwieschen gleich wie bei mir).
Ich habe nun einen morgen Früh eine Termin bei KIA um mal mit ihm zu reden. Ich hoffe, das es was bringt und er mir ein paar Tipps geben kann, wie weiter. Ich weiss, das es noch früh ist für eine Abklärung und ich bin auch kein grosser Fan von starken Medis. Nur evtl. ist es ja möglich das man jetzt wo sie noch relativ klein ist, mit Homöopathie oder ähnlichem einen Erfolg hat und gar nicht auf stärkere Mittel zurück greiffen muss.
Ich werde mich wieder melden, sobald ich mehr weiss.
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 09.06.2008, 11:05

Hallo Kathrin
Leider kommen wir nach wie vor nicht weiter mit unserer Tochter: sie ist nervös, kribbelig, sitzt selten länger als ein paar Minuten still. Wenn wir normal mit ihr reden ist es, als würde es nicht ankommen.

Das ist an und für sich für eine 3-jährige nichts aussergewöhnliches. Sie ist wahrscheinlich einfach sehr lebhaft und aktiv. Versuch ihr immer wieder zu sagen, was du von ihr möchtest. Gut vorausplanen, so dass sie weiss was auf sie zu kommt.

Erst wenn man wütend wird und erst wenn man z.T. sehr laut schimpft nimmt sie wahr was man möchte (manchmal hilft es nicht mal wenn man sie anschreit und auch bei meinem Mann verhält sie sich inzwieschen gleich wie bei mir).

Das ist halt das Problem. Sie hat wahrscheinlich gelernt, dass sie erst hören muss, wenn ihr laut werdet, wütend seid und schimpft. Sie wartet jedes Mal auf diese "Zeichen" und weiss: Wenn Mama und Papa nicht laut sind, wütend, schimpfen oder drohen, dann muss ich eh nicht gehorchen, dann meinen sie es auch nicht ernst. Diesen Kreis gilt es nun zu durchbrechen. Das wird auch nicht von heute auf morgen funktionieren.

Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:

Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!

Zu Ungenau! "Leon!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.

Überdenke vielleicht auch einmal deine Erwartungen? Welche Erwartungen hast du an sie aber auch an dich? Vielleicht sind die auch einfach zu hoch?


Ich habe nun einen morgen Früh eine Termin bei KIA um mal mit ihm zu reden. Ich hoffe, das es was bringt und er mir ein paar Tipps geben kann, wie weiter. Ich weiss, das es noch früh ist für eine Abklärung und ich bin auch kein grosser Fan von starken Medis. Nur evtl. ist es ja möglich das man jetzt wo sie noch relativ klein ist, mit Homöopathie oder ähnlichem einen Erfolg hat und gar nicht auf stärkere Mittel zurück greiffen muss.
Ich werde mich wieder melden, sobald ich mehr weiss.

Es ist sicher gut, dass du dir noch eine Meinung einholst. Trotzdem würde ich den Weg, den du jetzt eingeschlagen hast weiterverfolgen. Das ist normal, dass du nicht grad von heute auf morgen alles ändern kannst. Das braucht Zeit, Geduld und viel Energie. Es ist gut möglich, dass deine Tochter vielleicht Medis braucht, doch oft ist das gar nicht nötig, weil sehr viel Problemverhalten der Kinder antrainiert ist und man dieses wieder abtrainieren und ihnen neues Verhalten lehren muss. Das braucht aber Geduld und ist anstrengend.
Denk daran, sie ist ein kleines Kind, 3-jährig, das deine Hilfe und Unterstützung braucht. Sie muss lernen wie man angemessen kommuniziert, mit andern umgeht, wie man Probleme selbstständig löst usw. Du kannst ihr da eine grosse Hilfe sein, du bist ihr Vorbild und kannst sie in dem was sie tut unterstützen, sie ermutigen, motivieren und ihr auch die Grenzen aufzeigen und sie auch durchsetzen.
Wenn du das Gefühl hast, dass du selber nicht weiterkommst, dann ist es hilfreich, wenn du dir noch mehr Hilfe und Unterstützung holst.

Ich weiss, das alles tönt immer relativ einfach, ist es aber nicht. Oft ist es "Knochenarbeit" und es braucht sehr viel Überwindung und Kraft sein eigenes Verhalten mal zu analysieren und dann auch zu ändern.
Sie ist wahrscheinlich ein lebhaftes, aktives und sehr forderndes Kind, doch das können trotzdem auch positive Eigenschaften sein. Wichtig ist einfach, dass sie diese richtig einzusetzen lernt.
Verstehst du was ich meine? Ich möchte dir nicht zu Nahe treten oder dich auch nicht alleine dafür verantwortlich machen. Es sind immer verschiedene Faktoren, die eine Rolle spielen, warum Kinder Problemverhalten entwickeln. Gesellschaftliche Einflüsse, genetische Anlagen...Nicht immer ist es nur das familiäre Umfeld und wie wir mit unseren Kindern umgehen. Trotzdem ist es leider halt schon so, dass wir Eltern der Spiegel unserer Kinder sind. Wir haben ganz viel in Hand und wir können unseren Kindern auch angemessenes Verhalten lehren. Wenn wir von unseren Kinder erwarten ruhig und angemessen zu kommunizieren, dann müssen wir es selber auch tun.
Vor etwa 2,5 Jahren (wir hatten grad Regeln für den Umgang miteinander aufgestellt) war ich mal an einem Tag gestresst, müde, genervt. Ich habe meine Tochter in die Auszeit geschickt, resp. ich habe sie die Treppe hochgeschleift, war stinksauer, habe geschimpft und wurde immer lauter. Dann habe ich sie ziemlich hart ins Zimmer gestellt und laut gebrüllt. Als ich sie nach der festgelegten Zeit wieder aus dem Zimmer holte, schaute sie mich an uns sagte: "Mama, we ig nid darf brüele und schreie, denn darfsch du aber ou nid!".
Peng! Das hat gesessen... :-) Das sagt glaub ich alles!

Schau mal was die Abklärung ergibt. Aber ich habe (aus weiter Ferne) so dass Gefühl, dass sie ein ganz normales, lebhaftes und liebenswertes 3-jähriges Mädchen ist.
Melde dich einfach wieder, wenn du Fragen hast oder mit Beispielen, dann können wir diese wieder etwas "auseinander nehmen", ok?
liebi Grüess
Kathrin
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Beitragvon linda-prisla » 09.06.2008, 12:50

Hallo Kathrin
Ich habe schon verstanden, was Du mir sagen willst. Und natürlich lieben wir sie. Das sie extrem ihre Grenzen sucht ist ja kein Grund sie nicht zu lieben.
Ich stelle einfach fest, das man bei ihr mit einem "normalen Umgangston" nicht weiter kommt. Man muss schon recht resolut daher kommen, damit sie gehorcht. Es ist ja nicht so, das wir nur am schreien sind mit ihr. Nur von dem Umgangston wie wir ihn mit der Grossen haben sind wir meilenweit entfernt.
Auch was die Ruhe an geht, sind es eben krasse Unterschiede zwischen den beiden: während die Grosse sich beschäftigen konnte wenn ich den Haushalt gemacht habe, hat die Kleine kaum interesse an ihren Spielsachen. Sie geht lieber hinter meinem Rücken ins frisch geputzte Bad und verschmiert dort wieder das Brünnli oder die Badewanne mit irgendwas.
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 09.06.2008, 13:24

Auch wenn ihr bis jetzt meistens einen resoluten Umgangston hattet, versucht einmal das Schritt für Schritt zu ändern. Das meinte ich vorhin damit. Sie ist sich gewöhnt, erst zu gehrochen wenn sie die versch. "Signale" sieht oder hört. Ihr habt euch das angewöhnt und sie hat sich angewöhnt erst zu gehorchen, wenn ihr eben laut seid.
Das wird nicht einfach so von heute auf morgen klappen, aber wenn ihr wollt, dass sie sich einen normalen Umgangston angewöhnt, dann müsst ihr den mit ihr auch pflegen. Je mehr Unruhe ihr selber reinbringt, je unruhiger wird sie. Das Problem ist auch, dass ihr den ersten Schritt machen müsst. Das ist oft nicht so einfach, weil man das Gefühl hat, nur so wie man bis jetzt reagiert hat zum Ziel zu kommen und so dreht man sich ständig im Kreis.
Was mir auch auffällt ist, dass du sehr häufig mit der älteren Tochter vergleichst. Es ist häufig so, dass die älteren Geschwister die ruhigeren und "einfacheren" sind. Wenn sich die Kleine nicht beschäftigen kann, versuch interessante Beschäftigungen zu suchen. Zeig ihr Alternativen, gib ihr Aufgaben und sag ihr z.B: "ich habe jetzt gerade das Bad geputzt, ich möchte, dass du jetzt grad draussen bleibst." Die Frage ist ja auch, warum sie es tut? Ist ihr Langweilig? Sucht sie Aufmerksamkeit? Wollte sie sich vielleicht einfach nur die Hände waschen und das verschmierte Brünnli ist dann halt das Resultat? Dann zeig ihr, wie sie am besten die Hände waschen kann, damit das Brünnli sauber bleibt.
Wenn du häufig mit der Älteren vergleichst, hat sie vielleicht auch gar nicht die Chance es dir Recht zu machen. Wenn Kinder merken, dass sie es ihren Eltern praktisch nie Recht machen können und die Eltern vor allem aufs Negative fixiert sind, dann stellt sich bei den Kindern schnell eine gewisse Konsternation ein. "Ich kann es ihnen ja eh nicht Recht machen, mit mir schimpfen sie ja eh immer, die grosse Schwester kann auch alles besser und ist viel lieber als ich...." Zu dem entsteht auch eine Eifersucht und sie wird dann auch immer wieder die ältere Schwester "plagen".
Versuch den Fokus wieder aufs Positive zu setzen. Tut deine Tochter etwas, das dir gefällt (und davon gibt es sicherlich auch einiges) dann sag ihr genau, WAS dir gefallen hat. "Hey, toll, dass du mich so lieb gefragt hast - Schön, dass du grad gekommen bist, als ich dir gerufen habe - Das hat mich jetzt gefreut, dass du mir geholfen hast." Pass auf, dass du nicht ins Negative fällst: "Super, dass du mich endlich mal lieb gefragt hast, wenn du das nur immer so machen würdest." - "Schön, dass du jetzt grad gekommen, bist und ich dich nicht x-Mal rufen musste, so wie sonst immer..."

Vielleicht kannst du dich einmal ein wenig vom Vergleichen lösen. Jedes deiner Kinder hat auf seine Weise ganz viele spezielle, tolle, liebenswerte Seiten. Mit jedem gibt es immer wieder Problemsituationen und die gilt es individuell zu betrachten und dann auch zusammen zu lösen.
Wahrscheinlich musst du im Moment, neben dem Vorausplanen, deine jüngere Tochter etwas mehr im Auge behalten. Also zwischendurch immer wieder kurz nachschauen was sie gerade tut. Loben wenns gut läuft und ruhig und bestimmt Konsequenzen einsetzen, wenns nicht klappt.
Ich meinte nicht, dass ihr sie nicht liebt, aber dass ihr vielleicht im Moment einfach den Fokus stark aufs Negative richtet, ihr also vor allem ein Feedback fürs Negative gebt. Dass ihr vielleicht eure Ansprüche ihr und auch euch gegenüber etwas runterschrauben müsst, eure Tochter weniger mit der älteren vergleichen solltet und versuchen könnt, sie an einen ruhigen und normalen Umgangston zu gewöhnen, in dem ihr selber mit ihr versucht bestimmt aber ruhig zu sprechen.
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon linda-prisla » 10.06.2008, 10:09

Ich war also nun beim Kinderarzt und mein Verdacht, das was sein kann hat sich bestätigt. Er meldet uns nun beim Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst an für eine Abklärung auf Hypreraktivität.
Der Arzt kennt unsere Tochter von klein an und weiss von den Beobachtungen aus der Praxis wie sie sein kann. Deshalb nahm er mein Anliegen auch ernst.
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 10.06.2008, 10:36

Dann ist ja gut, dass du jetzt Bescheid weisst und das mal abklären kannst. Wenn sich der Verdacht bestätigt, wirst du vom Arzt auch noch weitere Möglichkeiten zum handeln erhalten. Evt. können das Medikamente sein, oder andere Therapieformen.
Schreib mir doch dann, was bei der Abklärung rausgekommen ist, nimmt mich Wunder.
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon linda-prisla » 19.06.2008, 12:31

Hallo Kathrin
Huch, wir scheinen doch vorwärts zu kommen mit unserer Tochter. Heute hatte sie wieder Spielgruppe und es gab keine Trotzanfälle mehr, nicht mal als ich ging. Als ich sie abgeholt habe, hatte ich wirklich den Eindruck, das sie gerne da war.
Auch zu Hause gehts doch etwas besser. Diese Wutanfälle sind weniger geworden.
Was sie einfach noch hat, ist diese nervöse Art: ein Spiel anfangen, gleich wieder liegen lassen und das nächste hervorholen. Die Spielgruppenleitern hat ja sehr viel Erfahrung (sie leitet die SP seit 26 Jahren und beschäftigt sich auch oft mit ad(h)s, da ihr eigener Sohn dies auch hat). Sie meint auch es gehe bei unserer Tochter in diese Richtung und die Abklärung und evtl. Frühförderung sei sicher nicht schlecht. Wir haben einfach noch keinen Termin beim KJPD, kann aber sein das dies halt dauert.
Nur Momentan freue ich mich einfach darüber das die Wutanfälle weniger werden und sie sich doch langsam daran gewöhnt auch bei anderen Personen zu bleiben.
Ich habe für mich angefangen Schüsslersalze zu nehmen, da ich gemerkt habe, das ich zeitweis extrem nervös war und dann wie überreagiert habe. Mir ist das schon lange aufgefallen, wusste aber nicht so recht was tun. Leider habe ich dann eine ziemliche Beule ins Auto gemacht beim einparken zu Hause obwohl ich ja den Parkplatz gut kenne. Ich hatte dan den Eindruck ich müsste was tun und bin in die Apotheke und habe mich beraten lassen. Und nun habe ich doch das Gefühl, es gehe mir besser.
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