zickig, bockig, laut

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

zickig, bockig, laut

Beitragvon Valena » 03.03.2015, 23:26

Hallo zusammen
momentan haben wir ein bisschen Schwierigkeiten mit unserer bald 4 jährigen Tochter.
Sie ist wird oft sehr zickig wenn mal was nicht nach ihrer Nase geht. Sie steigert sich extrem rein und kommt fast nicht mehr runter.
Speziell an den Sonntagen den wir als Familie verbringen gibt sie oft Vollgas mit bocken und dazwischen reden, oftmals wenn mein Mann und ich mal was reden oder was machen müssen, wie z.b ein Formular ausfüllen kann sie es einfach nicht akzeptieren nicht der Mittelpunkt zu sein.
Auch schlimm sind ihre Ausraster wenn mal was nicht geht wie z.b die Mütze anziehen oder so, da wird sie richtig sauer, lässt sich aber von mir nicht helfen.
Und was in letzter Zeit auch vorgekommen ist das sie mich als blödes oder dummes Mami bezeichnet und das wegen Kleinigkeiten. Es kann doch nicht nur nach ihrer Nase gehen....
Weiss langsam nicht mehr wie reagieren
Liebe grüsse Valena
Valena
 
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Re: zickig, bockig, laut

Beitragvon Kathrin Buholzer » 04.03.2015, 16:39

Hallo zusammen
momentan haben wir ein bisschen Schwierigkeiten mit unserer bald 4 jährigen Tochter.
Sie ist wird oft sehr zickig wenn mal was nicht nach ihrer Nase geht. Sie steigert sich extrem rein und kommt fast nicht mehr runter.

Kannst du ein paar konkrete Beispiele nennen?

Speziell an den Sonntagen den wir als Familie verbringen gibt sie oft Vollgas mit bocken und dazwischen reden, oftmals wenn mein Mann und ich mal was reden oder was machen müssen, wie z.b ein Formular ausfüllen kann sie es einfach nicht akzeptieren nicht der Mittelpunkt zu sein.

Das kommt oft vor, gerade wenn beide Elternteile zu Hause sind. Für Kinder ist das oft sehr verwirrend, weil sie sich gewohnt sind, dass nur einer da ist. Sie wissen dann oft nicht, WER jetzt der "Chef" ist. Es ist deshalb wichtig, dass du gut vorausplanst, also ihr immer sagst, wer jetzt was macht. Du kannst es dir vorstellen wie "laut denken". Also wenn ihr zusammen reden wollt, dann sag ihr vorher rasch: "Brauchst du noch grad was? Papa und ich müssen jetzt kurz etwas zusammen besprechen und wir haben grad einen Moment keine Zeit. Wenn wir fertig sind, dann können wir z.B zusammen ein Spiel spielen."
http://elternplanet.ch/2011/05/vorauspl ... auberwort/


Auch schlimm sind ihre Ausraster wenn mal was nicht geht wie z.b die Mütze anziehen oder so, da wird sie richtig sauer, lässt sich aber von mir nicht helfen.

Auch das ist nicht aussergewöhnlich. Sie ist immer noch ein bisschen in der Trotzphase. :-)

In der Trotzphase, so ab 2 Jahren (manchmal auch schon etwas früher) erwacht der eigene Wille des Kindes und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Kind in erster Linie gegen seine Eltern wendet, sondern vielmehr, dass das Kind leidet, dass es seine Wünsche nicht selber erfüllen kann.
D.h., es ist in dieser Phase nicht mehr in der Lage die Situation zu überblicken oder zu kontrollieren und gerät darum völlig aus den Fugen.
Eure Tochter versucht immer mehr ihre eigenen Wege zu gehen und stösst dabei natürlich und immer wieder an"natürliche" Grenzen. Und sie merkt auch, dass du nicht alles so machst und sagst, wie sie das gerne möchten.

Auch wenn du viele Dinge schon weisst, so machst, schreibe ich dir trotzdem hier nochmal alles schön im Detail auf. Manchmal hilft es, noch einmal genau hinzuschauen und man entdeckt immer mal wieder ein paar Details, die man noch ändern kann, damit es besser klappt.

(Hier noch ein paar Erläuterungen dazu)
>>Diese ersten Erfahrungen mit dem eigenen Willen und den damit verbundenen aggressiven Gefühlen und Konfliktsituationen bzw. der Umgang damit, werden zu Grunderfahrungen, die das weitere Leben des Kindes er- oder entmutigend prägen werden. Die Kinder erlernen im Idealfall, dass:

... es ist gut, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erproben, und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen.
... Konfliktsituationen nichts wirklich Bedrohliches sind und zum Leben dazugehören und Lösungen gefunden werden können.
... Konfliktsituationen innere und äußere Spannungen erzeugen. Diese Spannungen sind aber auszuhalten und müssen nicht durch andere Tätigkeiten (z.B. Essen) abreagiert oder sogar verdrängt werden.
... es seine Gefühle äußern und zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern halten das aus, bewerten sie nicht, sondern helfen ihm dabei, sie zunehmend in Worte zu fassen und auszudrücken. "Auch wenn ich um mich schlage, schreie und tobe, werde ich von meinen Eltern gemocht."
... bewältigte Konflikte Ereignisse sind, auf die man gemeinsam zurückblicken kann und welche die Beziehung vertiefen.
... es macht Spaß, eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn manchmal Schmerz und Enttäuschung mit dabei sind. Das Kind verzweifelt nicht, da es von seinen Eltern unterstützt wird, es immer wieder neu zu versuchen. >>

Verhindern kannst du solche Trotzanfälle nicht. Es gibt allerdings ein paar Sachen die du tun kannst, damit es vielleicht nicht gar so häufig vorkommt.
- Lass ihr genügend Freiraum, renn nicht ständig hinter ihr her und versuch nicht, sie mit Anweisungen zu zutexten. Normalerweise geben wir immer viel zu viele Anweisungen. Stell Regeln auf, aber nicht zu viele und sei konsequent, wenn diese nicht beachtet werden. Achte darauf, dass du ihr nicht alles abnimmst und ihm dann deine Hilfe anbietest, wenn er nicht weiterkommt. Ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun."

- Oft ist es auch möglich in gewissen Dingen zu verhandeln. D.h du kannst ihr eine Auswahl geben und sie kann selber entscheiden, was er möchte. ("Soll ich dir die Hand geben, oder willst du alleine raufgehen?" " Möchtest du die blaue oder die grüne Hose anziehen." usw. Einen Kompromiss eingehen, verhandeln, aber nur dort wo es auch wirklich Sinn macht.

- In Situationen in denen sie sich ärgert, nützt es oft auch, wenn du versuchst sie abzulenken. Manchmal merkst du auch schon vorher, dass es bald zu einem Trotzanfall kommt, dann kannst du mit dem Ablenkungsmanöver schon etwas früher anfangen.
Vorausplanen. Sag ihr immer früh genug, was als nächstes passiert, so dass sie sich schon frühzeitig darauf einstellen kann.
Versuche dem Wutanfall möglichst wenig Beachtung zu schenken.

Zum Thema trotzen hab ich schon mal ein Video gemacht. Schau mal hier;
http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... otzphasen/

Diese beiden Videos kann ich dir ebenfalls empfehlen:
http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... gehorchen/

http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... en-teil-2/

Und mehr zu den Erziehungsfallen findest du auch hier:
hhttp://elternplanet.ch/2013/01/erziehu ... weisungen/


Lass sie die Dinge die sie selbst tun kann auch selber tun. Beobachte sie und wenn du merkst, dass sie Hilfe braucht, dann sei ihr eine Stütze, zieh dich aber dann auch wieder zurück.
Gerade wenn Kinder noch klein sind, funktioniert ablenken auch immer ganz gut. Also sprich von etwas anderem, zeig ihr etwas, lass sie mithelfen, gib ihr etwas zu tun, verwickle sie in ein Gespräch, dann wird sie manchmal vergessen, warum sie eigentlich vorher geschrien hat.
Oft ist auch weniger mehr. Also nicht zu viel reden, texten, sagen. Vorher überlegen: Ist das wirklich wichtig, muss ich das jetzt wirklich sagen und warum?

http://elternplanet.ch/2011/10/weniger-ist-mehr/

Und das hier kannst du auch mal noch anschauen:
http://elternplanet.ch/2013/11/der-schrei/

Schau auch, dass du nicht einfach nur "Nein" sagst.

Wenn sie z.B wegen der Mütze schreit, dann sag: "Kann ich dir irgendwie helfen?" Wenn sie "Nein" sagt, dann lass sie einfach.
Manchmal kann es auch helfen, wenn man das mit etwas Fantasie und Humor anpackt. Also z.B mit einer lustigen Stimme sprechen oder ein Plüschtier zu Hilfe nehmen, welches dann etwas Lustiges sagt oder hilft.

Und was in letzter Zeit auch vorgekommen ist das sie mich als blödes oder dummes Mami bezeichnet und das wegen Kleinigkeiten. Es kann doch nicht nur nach ihrer Nase gehen....

Ich kann dich gut verstehen, dass dich das ärgert. Aber lass dich davon nicht zu fest beeindrucken und nimm es nicht persönlich. Kleine Kinder können noch nicht abschätzen, was ihre Worte auslösen. Sie sind einfach wütend und lassen diese Wut dann raus.
Schau dir mal das hier an:

http://elternplanet.ch/wp-content/uploa ... 14_neu.pdf

Wichtig ist, dass sie viel positives Feedback bekommt, wenn es eben "gut" läuft:

http://elternplanet.ch/2014/08/wie-ist- ... iesem-lob/

Manchmal ist man auch so ein bisschen in der Negativspirale gefangen. Das Kind merkt dann schnell, dass es nur noch Aufmerksamkeit bekommt, wenn es seine schlechten Angewohnheiten hervorkehrt.
Wie oben schon erwähnt: Viele Dinge lassen sich auch mit Fantasie und Humor gut verbinden:

http://elternplanet.ch/2014/02/das-verkaeufer-gen/

Manchmal ist man an den Kindern auch einfach ein bisschen zu "nah dran". Einen Schritt zurück stehen und seine eigenen Vorstellungen auch immer mal wieder etwas überdenken ist manchmal ganz hilfreich:

http://elternplanet.ch/2014/01/das-spie ... ine-rolle/

Und zum Schluss vielleicht noch das:

http://elternplanet.ch/2014/01/brief-an-die-eltern/

Schau mal was ihr damit anfangen könnt, ok?
Liebe Grüsse
Kathrin


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Liebe grüsse Valena
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