Mein Kind hört nicht

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Mein Kind hört nicht

Beitragvon MrsGa » 31.12.2014, 17:48

Hallo,
mein Kind (2,5J.) hört einfach nicht mehr auf mich.Egal ob es ums an-/ausziehen,Zähne putzen,ins Auto setzen usw geht. Das war mal anders! Aber im moment ist es wirklich schlimm.Er läuft direkt weg oder spielt plötzlich seeehr intensiv mit was wichtigem und sagt direkt "Nein". Ich sage ihm schon einige Zeit vorher was wir gleich machen und erwarte auch nicht DIREKT dass er kommt und dann sag ich 2x was und wenn er dann immernoch nicht hört gibt es "eine Auszeit"allerdings nur wenn absolut was anderes nicht hilft. Danach klappt es meist. Aber bei der nächsten Sache geht es von vorne los.Ausserdem geb ich auch nicht mehr als eine Anweisung und versuche ihn zu sagen was wir z.B. danach noch zusammen machen könnten. Wie man liest habe ich schon ein bisschen was beim Elternplanet gelernt ;-) Trotzdem brauche bitte noch gute Tips...
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Re: Mein Kind hört nicht

Beitragvon Kathrin Buholzer » 09.01.2015, 16:47

Hallo,
mein Kind (2,5J.) hört einfach nicht mehr auf mich. Egal ob es ums an-/ausziehen,Zähne putzen,ins Auto setzen usw geht. Das war mal anders! Aber im moment ist es wirklich schlimm.Er läuft direkt weg oder spielt plötzlich seeehr intensiv mit was wichtigem und sagt direkt "Nein".

Dein Sohn ist ein kleiner Junge, der noch in der Trotzphase steckt. Er muss ausprobieren, entdecken, er lernt gerade, dass er nicht mehr alles so machen will, wie die Erwachsenen sagen und eben "NEIN" sagen.

Also, keine Panik. Das ist ganz normal, das MUSS sogar so sein.
In der Trotzphase, so ab 2 Jahren (manchmal auch schon etwas früher) erwacht der eigene Wille des Kindes und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Kind in erster Linie gegen seine Eltern wendet, sondern vielmehr, dass das Kind leidet, dass es seine Wünsche nicht selber erfüllen kann.
D.h., es ist in dieser Phase nicht mehr in der Lage die Situation zu überblicken oder zu kontrollieren und gerät darum völlig aus den Fugen.
Euer Sohn versucht immer mehr seine eigenen Wege zu gehen und stösst dabei natürlich und immer wieder an"natürliche" Grenzen. Und er merkt auch, dass du nicht alles so machst und sagst, wie er das gerne möchten.

(Hier noch ein paar Erläuterungen dazu)
>>Diese ersten Erfahrungen mit dem eigenen Willen und den damit verbundenen aggressiven Gefühlen und Konfliktsituationen bzw. der Umgang damit, werden zu Grunderfahrungen, die das weitere Leben des Kindes er- oder entmutigend prägen werden. Die Kinder erlernen im Idealfall, dass:

... es ist gut, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erproben, und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen.
... Konfliktsituationen nichts wirklich Bedrohliches sind und zum Leben dazugehören und Lösungen gefunden werden können.
... Konfliktsituationen innere und äußere Spannungen erzeugen. Diese Spannungen sind aber auszuhalten und müssen nicht durch andere Tätigkeiten (z.B. Essen) abreagiert oder sogar verdrängt werden.
... es seine Gefühle äußern und zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern halten das aus, bewerten sie nicht, sondern helfen ihm dabei, sie zunehmend in Worte zu fassen und auszudrücken. "Auch wenn ich um mich schlage, schreie und tobe, werde ich von meinen Eltern gemocht."
... bewältigte Konflikte Ereignisse sind, auf die man gemeinsam zurückblicken kann und welche die Beziehung vertiefen.
... es macht Spaß, eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn manchmal Schmerz und Enttäuschung mit dabei sind. Das Kind verzweifelt nicht, da es von seinen Eltern unterstützt wird, es immer wieder neu zu versuchen. >>

Verhindern kannst du solche Trotzanfälle nicht. Es gibt allerdings ein paar Sachen die du tun kannst, damit es vielleicht nicht gar so häufig vorkommt.
- Lass ihm genügend Freiraum, renn nicht ständig hinter ihm her und versuch nicht, ihn mit Anweisungen zu zutexten. Normalerweise geben wir immer viel zu viele Anweisungen. Stell Regeln auf, aber nicht zu viele und sei konsequent, wenn diese nicht beachtet werden. Achte darauf, dass du ihm nicht alles abnimmst und ihm dann deine Hilfe anbietest, wenn er nicht weiterkommt. Ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun."

- Oft ist es auch möglich in gewissen Dingen zu verhandeln. D.h du kannst ihm eine Auswahl geben und er kann selber entscheiden, was er möchte. ("Soll ich dir die Hand geben, oder willst du alleine raufgehen?" " Möchtest du die blaue oder die grüne Hose anziehen." usw. Einen Kompromiss eingehen, verhandeln, aber nur dort wo es auch wirklich Sinn macht.

- In Situationen in denen er sich ärgert, nützt es oft auch, wenn du versuchst ihn abzulenken. Manchmal merkst du auch schon vorher, dass es bald zu einem Trotzanfall kommt, dann kannst du mit dem Ablenkungsmanöver schon etwas früher anfangen.
Vorausplanen. Sag ihm immer früh genug, was als nächstes passiert, so dass er sich schon frühzeitig darauf einstellen kann.
Versuche dem Wutanfall möglichst wenig Beachtung zu schenken.

Zum Thema trotzen hab ich schon mal ein Video gemacht. Schau mal hier;
http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... otzphasen/

Diese beiden Videos kann ich dir ebenfalls empfehlen:
http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... gehorchen/

http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... en-teil-2/


Es hat eben auch ganz viel damit zu tun, WIE wir Anweisungen geben, damit die Kinder auch gehorchen.

Und mehr zu den Erziehungsfallen findest du auch hier:
http://elternplanet.ch/?s=erziehungsfalle+1

Wichtig ist es, dass du immer gut vorausplanst:
Schau mal hier.
http://elternplanet.ch/2011/05/vorauspl ... auberwort/

Schau auch, dass du nicht einfach nur "Nein" sagst:

http://elternplanet.ch/2014/08/nein-nei ... -du-nicht/

Das hier könnte dir vielleicht auch noch helfen:

http://elternplanet.ch/2013/12/was-tun- ... und-toben/

und das hier:

Und vielleicht liest du das auch noch mal durch. Damit relativiert sich vieles vielleicht auch wieder ein bisschen:

http://elternplanet.ch/2014/01/brief-an-die-eltern/


Ich sage ihm schon einige Zeit vorher was wir gleich machen und erwarte auch nicht DIREKT dass er kommt und dann sag ich 2x was und wenn er dann immernoch nicht hört gibt es "eine Auszeit"allerdings nur wenn absolut was anderes nicht hilft. Danach klappt es meist. Aber bei der nächsten Sache geht es von vorne los.Ausserdem geb ich auch nicht mehr als eine Anweisung und versuche ihn zu sagen was wir z.B. danach noch zusammen machen könnten. Wie man liest habe ich schon ein bisschen was beim Elternplanet gelernt ;-) Trotzdem brauche bitte noch gute Tips...

Manchmal kann es auch helfen, wenn man das Ganze mit etwas Fantasie und Humor anpackt. Also wenn du weisst, dass er jetzt etwas tun muss, das nicht so wirklich Spass macht, oder wenn du merkst, dass er anfängt zu "bocken", dann lass dir etwas einfallen. Wir Eltern müssen oft gute "Verkäufer" sein und unseren Kids die Dinge die sie machen müssen so verkaufen, dass sie das Gefühl haben es sei gar nicht so schlimm.

http://elternplanet.ch/2014/02/das-verkaeufer-gen/

Achte dich auch einmal in welchen Situationen das denn passiert?
http://elternplanet.ch/2014/02/ab-auf-d ... ngsposten/

Wenn du merkst, dass es immer wieder bei den gleichen Situationen nicht klappt, dann besprecht mal zusammen ein paar Regeln und Abmachungen.

Schau mal hier:

http://elternplanet.ch/2014/03/immer-di ... kussionen/

Schreib mir doch wenn du magst ein paar konkrete Beispiele und Situationen auf, dann kann ich dir noch etwas besser helfen.
Schau mal, was du damit anfangen kannst ok?
Liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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