Nächtliches Erwachen / Einschlafprobleme

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Nächtliches Erwachen / Einschlafprobleme

Beitragvon Sandiego79 » 19.11.2014, 10:45

Halli Hallo

Meine Tochter ist mittlerweile 20 Monate alt (keine Geschwister) und hat so gut wie noch nie durchgeschlafen. Meistens kam sie 1-2x in der Nacht, wollte kurz was trinken, schlief danach aber sofort wieder ein. Das hat mich aber nie gestört und ich war morgens fit, da ich danach auch sofort wieder einschlafen konnte. Sie schläft seit sie 3 Monate alt ist in ihrem Bett im eigenen Zimmer und wir konnten sie immer problemlos wach ins Bett legen und danach das Zimmer verlassen. Unser Abendritual ist immer dasselbe. Nun sind wir vor knapp 2 Monaten in eine neue Wohnung gezogen und sie schlief so gut wie noch nie. Das heisst sie schlief komplett durch oder kam nur 1x. Plötzlich hat sich alles geändert, ich kann sie nicht mehr wach ins Bett legen und ihr Zimmer verlassen, sondern muss bei ihr bleiben bis sie eingeschlafen ist. Mache ich auch sehr gerne, gar kein Ding. Zusätzlich mussten wir unser Abendritual anpassen, nach Pischi anziehen, Gutenachtgeschichte, Milchshoppen trinken und Zähneputzen, können wir sie nicht wie bis anhin in ihr Zimmer bringen, sondern sie möchte nochmals zu uns ins Wohnzimmer, Büechli anschauen oder eifach noch ein bisschen kuscheln. Das Licht ist dann eher gedämpft und wir reden nur noch leise mit ihr. Das eigentliche Problem kommt aber jetzt: sie wacht dann mitten in der Nacht auf (kann Mitternacht sein, oder zwischen 1 und 3 Uhr), fängt an zu weinen, ich gehe zur ihr (wie ich das bis anhin immer gemacht habe) versuche sie zu beruhigen indem ich sie im Bett lasse und nur ruhig mit ihr rede oder singe/streichle. Aber meistens fängt sie nur noch lauter zu weinen an, dann gebe ich ihr zu trinken (Wasser) und muss wieder bei ihr bleiben bis sie eingeschlafen ist. Sie wältzt sich dann eine Stunder oder auch länger hin und her bis sie wieder einschläft. Heute Nacht konnte sie gar nicht mehr einschlafen, dann habe ich sie zu mir ins Bett genommen, aber auch da dauerte es lang bis sie wieder einschlief. Dazu hat sie vehement nach einem Milchshoppen verlangt (geschrien wie am Spiess). Sie bekommt momentan ihre letzten Backenzähne, aber das kann doch nicht der Grund für ihr nächtliches Erwachen und nicht wieder Einschlafen, dass seit Wochen andauert, sein. Spielt auch keine Rolle ob sie Mittagsschlaf macht oder nicht oder später ins Bett geht. Ansonsten hat sich nichts geändert, ausser dass wir seit 3 Wochen eine junge Katze haben. Aber die Schlafprobleme haben schon vorher angefangen.

Ich bin ziemlich ratlos.........sorry für den langen Text, wollte es aber so genau wie möglich beschreiben.

Liebe Grüsse
Sandiego79
 
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Registriert: 19.11.2014, 10:15

Re: Nächtliches Erwachen / Einschlafprobleme

Beitragvon Kathrin Buholzer » 24.11.2014, 14:44


Ich kann dich gut verstehen. Gerade in der Nacht, ist die Verlockung das Kind mit einem Schoppen/Flasche "ruhig zu stellen" natürlich sehr gross.
Das Problem ist einfach: Ein Kind in diesem Alter braucht in der Nacht keinen Schoppen mehr. Wenn sie nach einem verlangt, dann ist das bloss aus Gewohnheit und weil sie halt ein bisschen die Mama um sich haben möchte.
Wenn du ihr den Schoppen ab und zu gibst, dann weiss sie mit der Zeit: "Aha, die Mama kommt ja dann irgendwann, nimmt mich aus dem Bett und gibt mir den Schoppen." Will heissen: Sie wird wohl in der nächsten Zeit nicht selber damit aufhören.
Ausserdem füllt ein Schoppen ja auch den Bauch und mit vollem Bauch kann man einfach auch nicht so gut und ruhig schlafen.
Bevor du etwas ändern kannst musst du dich fragen:
Will ich das wirklich? Ist eine gewisse Schmerzgrenze erreicht? Wenn du denkst: "Ach, das ist ja noch schön Stört mich eigentlich nicht so gross, sie ist ja noch klein.." usw, dann wird es schwierig. Wenn man bei der Schlafsituation etwas ändern will, dann muss ein gewisser "Leidensdruck" da sein.
Ich weiss, es gibt viele unterschiedliche Meinungen. Auch ganz viele Eltern die sagen: "Nein, wenn dein Kind dich in der Nacht ruft, dann musst du immer für dein Kind da sein, du kannst dann in 20 Jahren mal wieder eine Nacht durchschlafen."
Wenn das für jemanden so stimmt, dann ist das prima. Wenn nicht und eben, wenn du das wirklich ändern möchtest, dann kann ich dir folgendes sagen:

Ich kann dir empfehlen, am Abend einen regelmässigen Ablauf zu machen. Also jeden Abend ungefähr gleich. Schau, dass du nach dem Essen noch ein bisschen Zeit mit ihr verbringst. Oftmals fehlt diese Zeit ein bisschen, weil man die Kinder ja dann doch mal im Bett haben möchte und genau diese Zeit fordern sie dann halt ein, wenn sie im Bett liegen. Sie rufen dann immer und immer wieder und kommen aus dem Bett, weil man ihnen diese "wertvolle" Zeit nicht mehr gewährt hat.
Bevor er sie den Pyjama anziehen, könnt ihr noch kurz ein bisschen spielen, dann Pyjama anziehen, Zähne putzen.
Versuch den Abend ruhig zu gestalten. Nach dem Zähneputzen, kannst du zu ihr aufs Bett sitzen und dort könnt ihr noch zusammen ein Buch anschauen, danach noch etwas kuscheln, plaudern und dann Gute Nacht sagen. Das Plaudern ist ebenfalls sehr wichtig, dann hat sie noch etwas Zeit mit dir und ihr könnt noch ein bisschen den Tag Revue passieren lassen.
Wichtig ist, dass du einen guten "Schlusspunkt" findest und dass deine Tochter alleine den Schlaf findet. Die Kinder "speichern" sich immer den letzten Moment vor dem Einschlafen. Wachen sie dann in der Nacht auf (und das ist normal, dass tun alle, immer wieder ganz kurz), dann checken sie ob alles noch in Ordnung ist. Wenn dann etwas anders ist, als beim Einschlafen (Nuggi fehlt, Mami fehlt, Schoppen fehlt, Schaukeln fehlt... usw), dann fordern sie diese Dinge dann halt wieder ein.

Du kannst vielleicht auch mal einen "Zaubertrank" machen. Schau mal hier:

http://elternplanet.ch/2010/11/erziehun ... ubertrank/

Als Unterstützung kannst du es mal mit Schüssler Salz Nr. 7 probieren. (Wenn du magst). Das kannst du ihm z.B auch gleich in den "Zaubertrank" geben.

Wichtig ist, dass du dich klar und ruhig von ihr verabschiedest, ihr sagst, dass sie jetzt im BETT BLEIBEN soll und du sie morgen wieder sehen wirst. Sag ihr auch, dass ihr jetzt eure Eltern-Zeit habt und dass ihr euch diese auch verdient habt. Sag ihr, dass du sie lieb hast und dass du jetzt noch ein bisschen etwas für dich machen willst und dass du deshalb möchtest, dass sie im Bett bleibt und ruhig ist.
Wenn sie wieder aus dem Bett kommen, dann bleibt dir nix anderes übrig, als sie ruhig aber bestimmt wieder ins Bett zu bringen. Immer und immer wieder. Du kannst mit ihr vielleicht auch abmachen, was sie tun können, wenn sie noch nicht gleich einschlafen kann.
Ich weiss, dass es hart ist und es tut einem auch im Herzen weh, aber wenn ihr es ändern WOLLT, dann gibt es keinen anderen Weg. Auch wenn sie weint und tobt (das ist normal, weil sie es sich ja gewohnt ist, dass du oder deine Frau immer bei ihr bleibt), wird da nix Schlimmes passieren. Du musst einfach daran denken, dass sie sich das so angewöhnt habt (oder dass IHR es ihr so angewöhnt habt) und etwas abzugewöhnen ist nicht immer ganz leicht...
Es ist eben wichtig, dass ihr selber das auch wollt, sonst klappt es nicht. Ich denke auch, dass Kinder das so ein bisschen spüren, wenn die Eltern "zögern."
Manchmal kann es auch helfen, die "zu Bett geh Zeit" etwas nach hinten zu verschieben. Das bringt manchmal mehr, als wenn sie dann noch lange wach im Bett bleiben.

Ich habe dazu auch schon mal ein Video gemacht:

http://elternplanet.ch/2011/05/jetzt-schlaf-endlich/

Es ist wirklich nicht ganz leicht. Braucht viel Nerven, Energie und wirklich einen Leidensdruck, sonst wird man schwach und zieht es nicht durch.
Als Motivation kannst das hier mal lesen:
http://www.elternplanet.ch/forum/viewto ... =11&t=1295

Ich kann dir auch noch eine lustige App empfehlen. Sie heisst "Schlaf Gut". Gibt es auch als Bilderbuch. Weiss nicht, wie du zu Apps stehst, aber die finde ich fürs Gute Nacht sagen wirklich sehr gelungen.
Schau mal hier:
http://elternplanet.ch/2012/11/schlaf-g ... schlafapp/

Du musst für dich auch entscheiden, ob du den Schoppen/die Flasche noch geben willst oder nicht mehr. Wenn du dich dagegen entscheidest, dann musst du das durchziehen. Es geht nicht anders. Ich weiss, dass es hart ist und es tut einem auch im Herzen weh, aber wenn du es ändern WILLST, dann gibt es keinen anderen Weg. Auch wenn sie weint und tobt (das ist normal, weil er sich ja gewohnt ist, dass du immer bei ihm bleibst), wird da nix Schlimmes passieren.
Es ist eben wichtig, dass du selber das auch willst, sonst klappt es nicht. Ich denke auch, dass Kinder das so ein bisschen spüren, wenn die Eltern "zögern."
Pass auf, dass du nicht in den "Schimpfmodus" fällst...
Ich würde sie auch nicht aus dem Bett nehmen. Das bringt immer Unruhe und Aufmerksamkeit.

Wenn sie wach ist, lass sie ruhig mal ein Weilchen und reagiere nicht immer ganz subito. Wenn, dann geh leise zu ihr, mach kein oder nur wenig Licht. Sprich ruhig und leise mit ihr, sag ihr, dass alles ok ist, sie wieder einschlafen soll und ihr am morgen wieder Zeit zusammen verbringen könnt. Vielleicht hast du eine Musikdose, die du aufziehen kannst oder sonst einen kleinen Tröster.
Streiche ihr dann über den Kopf und geh dann aber wieder raus. Sie wird am Anfang sicherlich protestieren, vielleicht auch trotzen. Das ist aber normal, weil sie sich ja jetzt gewohnt ist, dass sie Aufmerksamkeit bekommt und dass es ein wenig Action gibt. Lass dich davon nicht zu fest beirren. Es ist nicht einfach, dieses Muster zu durchbrechen. Aber wie gesagt, wenn der "Leidensdruck" genug gross ist, dann schafft man es auch.
Vielleicht musst du auch mal die Einschlafzeiten etwas überdenken. Macht sie noch Mittagsschlaf, wie lange und bis wann? Wann geht sie ins Bett? Ist sie wirklich genügend müde? Vielleicht musst du da ein bisschen experimentieren. Denk einfach daran, dass Kinder mind. 2 Wochen brauchen, bis das umgestellt ist.
Vielleicht fühlt sie sich aber auch einfach im neuen Zimmer auch einfach noch nicht richtig wohl, besonders wenn sie dann in der Nacht aufwacht. Ein Umzug kann da manchmal einiges durcheinander bringen. Vielleicht kannst du da auch mal ein bisschen schauen, ob du ihr Zimmer vielleicht etwas umgestalten kannst. Vielleicht ähnlich wie am alten Ort.

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
Liebe Grüsse
Kathrin
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