Schnell unzufrieden

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Schnell unzufrieden

Beitragvon chicki » 05.12.2013, 21:46

Hallo zusammen

Muss mich jetzt auch mal hierhinwenden! Meine Kleine ist jetzt 26 Monate alt und ein sehr liebes Kind. Ab und zu raubt sie mir aber den letzten Nerv! Wenn etwas nicht sofort funktioniert oder sie unbedingt etwas will und es nicht sofort bekommt, wird losgeschrien! Wenn man helfen will oder etwas sagt, wird es nur schlimmer. Manchmal denk ich, ich kann nichts recht machen. Oder, wieso hab ich so ein unzufriedenes Kind? Ich glaube, es geht sicher nicht nur mir so. Bin dankbar um jeden Tip!

Danke und liebe Gruesse
chicki
 
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Re: Schnell unzufrieden

Beitragvon ursl » 06.12.2013, 12:41

Vielleicht solltest du ihr gar nicht versuchen alles recht zu machen. Das hört sich jetzt härter an als es gemeint ist, aber du wirst ja auch mal daran gewöhnen müssen, dass nicht alles so läuft wie sie das gerne hätte.
grützi
ursl
 
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Re: Schnell unzufrieden

Beitragvon Kathrin Buholzer » 09.12.2013, 16:22

Hallo Chicki
Dem sagt man: Trotzphase. :-)
Also, keine Panik. Das ist ganz normal, das MUSS sogar so sein.
In der Trotzphase, so ab 2 Jahren (manchmal auch schon etwas früher) erwacht der eigene Wille des Kindes und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Kind in erster Linie gegen seine Eltern wendet, sondern vielmehr, dass das Kind leidet, dass es seine Wünsche nicht selber erfüllen kann.
D.h., es ist in dieser Phase nicht mehr in der Lage die Situation zu überblicken oder zu kontrollieren und gerät darum völlig aus den Fugen.
Euer Sohn versucht immer mehr seine eigenen Wege zu gehen und stösst dabei natürlich und immer wieder an"natürliche" Grenzen. Und er merkt auch, dass du nicht alles so machst und sagst, wie er das gerne möchten.

(Hier noch ein paar Erläuterungen dazu)
>>Diese ersten Erfahrungen mit dem eigenen Willen und den damit verbundenen aggressiven Gefühlen und Konfliktsituationen bzw. der Umgang damit, werden zu Grunderfahrungen, die das weitere Leben des Kindes er- oder entmutigend prägen werden. Die Kinder erlernen im Idealfall, dass:

... es ist gut, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erproben, und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen.
... Konfliktsituationen nichts wirklich Bedrohliches sind und zum Leben dazugehören und Lösungen gefunden werden können.
... Konfliktsituationen innere und äußere Spannungen erzeugen. Diese Spannungen sind aber auszuhalten und müssen nicht durch andere Tätigkeiten (z.B. Essen) abreagiert oder sogar verdrängt werden.
... es seine Gefühle äußern und zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern halten das aus, bewerten sie nicht, sondern helfen ihm dabei, sie zunehmend in Worte zu fassen und auszudrücken. "Auch wenn ich um mich schlage, schreie und tobe, werde ich von meinen Eltern gemocht."
... bewältigte Konflikte Ereignisse sind, auf die man gemeinsam zurückblicken kann und welche die Beziehung vertiefen.
... es macht Spaß, eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn manchmal Schmerz und Enttäuschung mit dabei sind. Das Kind verzweifelt nicht, da es von seinen Eltern unterstützt wird, es immer wieder neu zu versuchen. >>

Verhindern kannst du solche Trotzanfälle nicht. Es gibt allerdings ein paar Sachen die du tun kannst, damit es vielleicht nicht gar so häufig vorkommt.
- Lass ihm genügend Freiraum, renn nicht ständig hinter ihm her und versuch nicht, ihn mit Anweisungen zu zutexten. Normalerweise geben wir immer viel zu viele Anweisungen. Stell Regeln auf, aber nicht zu viele und sei konsequent, wenn diese nicht beachtet werden. Achte darauf, dass du ihm nicht alles abnimmst und ihm dann deine Hilfe anbietest, wenn er nicht weiterkommt. Ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun."

- Oft ist es auch möglich in gewissen Dingen zu verhandeln. D.h du kannst ihm eine Auswahl geben und er kann selber entscheiden, was er möchte. ("Soll ich dir die Hand geben, oder willst du alleine raufgehen?" " Möchtest du die blaue oder die grüne Hose anziehen." usw. Einen Kompromiss eingehen, verhandeln, aber nur dort wo es auch wirklich Sinn macht.

- In Situationen in denen er sich ärgert, nützt es oft auch, wenn du versuchst ihn abzulenken. Manchmal merkst du auch schon vorher, dass es bald zu einem Trotzanfall kommt, dann kannst du mit dem Ablenkungsmanöver schon etwas früher anfangen.
Vorausplanen. Sag ihm immer früh genug, was als nächstes passiert, so dass er sich schon frühzeitig darauf einstellen kann.
Versuche dem Wutanfall möglichst wenig Beachtung zu schenken.

Zum Thema trotzen hab ich schon mal ein Video gemacht. Schau mal hier;
http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... otzphasen/

Diese beiden Videos kann ich dir ebenfalls empfehlen:
http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... gehorchen/
http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... en-teil-2/

Und mehr zu den Erziehungsfallen findest du auch hier:
http://elternplanet.ch/2013/01/erziehun ... weisungen/

Wichtig ist es, dass du immer gut vorausplanst:
Schau mal hier.
http://elternplanet.ch/2011/05/vorauspl ... auberwort/
Überrasche deine Tochter nicht mit deinen Anweisungen und wenn sie mal etwas nicht darf, dann sag nicht einfach nur "nein", sondern biete ihr wenn immer möglich eine Alternative an. Versuch diese dann auch möglichst gut zu "verkaufen". Wenn du ihr helfen willst, dann erledige es nicht einfach für sie, sondern zeig ihr wie, so ein bisschen nach dem Motto: "Hilf mir es selbst zu tun".

Wichtig ist auch, dass du sie zur Selbständigkeit erziehst. Ich kann dir mal ein paar grundsätzliche Tipps zum Thema Selbstständig werden geben:

Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern und Erwachsene Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist). Wenn das Kind etwas nicht schafft, vielleicht deshalb auch wütend wird, nimm ihm nicht immer die Arbeit ab und präsentier ihm grad die Lösung. Versuch zusammen mit ihm eine Lösung zu finden. Frag ihn, was er tun wollte und was nicht geklappt hat und überlegt euch, wie er das jetzt anpacken könnte. Gib ihm Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für ihn.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern und Erwachsene räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Sie sind fast pausenlos beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen. Trotzdem ist das Kind oft unzufrieden und quengelig. Überleg dir einmal wie du dich fühlen würdest, wenn du ein unselbstständiger Erwachsener wärst.
Genau so muss sich auch ein unselbstständiges Kind fühlen, so nach dem Motto: "ich kann das nicht allein, ich brauche ständig einen Erwachsenen um mich herum, ohne Erwachsene bin ich hilflos, ich kann es eh nicht allein, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Die Erwachsenen müssen immer für mich da sein, damit meine Wünsche erfüllt werden. Sie müssen sich pausenlos mit mir beschäftigen, sonst wirds mir Langweilig und ich mache Blödsinn."
Ein unselbstständiges Kind hat auch das Gefühl, dass es Dinge im Alltag gar nicht selber erledigen kann, weil sie ihm ja meistens von einem Erwachsenen abgenommen werden. Häufig unterstützen wir dieses Gefühl mit Aussagen wie: "Dafür bist du noch zu klein, warte ich helf dir, du kannst das noch nicht." Das Kind wird abhängig von den Erwachsenen und es lernt auch nicht Verantwortung zu übernehmen und auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Es wird bequem egoistisch und nützt andere aus. Ausserdem ist ihm oft Langweilig, weil es gar nie richtig gelernt hat sich selber zu beschäftigen. Ein unselbstständiges Kind hat oft wenig Selbstwertgefühl. Es ist oft unsicher, manchmal schüchtern, mutlos aber auf alle volle hat es ganz hohe Ansprüche an uns Eltern und wird zum Tyrannen. Das vor allem auch, weil es wenig Widerstand spürt und auch nicht gelernt hat mit unangenehmen Situationen fertig zu werden.

Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst nicht, ihm alles erlauben, alles durchgehen lassen. Es ist das Gegenteil von abhängig sein, angewiesen sein auf den anderen. Also möglichst früh, das selber zu tun, was möglich ist, ohne dass jemand hilft oder es für einen erledigt.
Was heisst das jetzt genau? Versuch immer wieder im Alltag dem Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Doch wenn wir es tun, dann werden die Kinder auch weniger am eigenen "Rockzipfel" hängen.

Lass sie die Dinge die sie selbst tun kann auch selber tun. Beobachte sie und wenn du merkst, dass sie Hilfe braucht, dann sei ihr eine Stütze, zieh dich aber dann auch wieder zurück.
Gerade wenn Kinder noch klein sind, funktioniert ablenken auch immer ganz gut. Also sprich von etwas anderem, zeig ihr etwas, lass sie mithelfen, gib ihr etwas zu tun, verwickle sie in ein Gespräch, dann wird sie manchmal vergessen, warum sie eigentlich vorher geschrien hat.
Oft ist auch weniger mehr. Also nicht zu viel reden, texten, sagen. Vorher überlegen: Ist das wirklich wichtig, muss ich das jetzt wirklich sagen und warum?

http://elternplanet.ch/2011/10/weniger-ist-mehr/

Und das hier kannst du auch mal noch anschauen:
http://elternplanet.ch/2013/11/der-schrei/

Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder. Mit Fragen und Feedback. Ok?
Liebe Grüsse
Kathrin
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Re: Schnell unzufrieden

Beitragvon PrinceCla » 27.01.2014, 23:31

Naja das sind Kinder die durchleben so viele Phasen in irher Entwicklung und Kindern muss man schon gar nicht alles recht machen. Verwöhnen bis zum Get no ist eh nicht gut in der Erziehung.
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