Junge fast 5 Jahre weiss nichts mit sich anzufangen

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Junge fast 5 Jahre weiss nichts mit sich anzufangen

Beitragvon claudia25071982 » 18.08.2013, 20:32

Hallo,
wir haben einen Jungen, wird im September 5 Jahre.
Eigentlich ist er ein normales Kind für sein Alter, aber wahrscheinlich nur im Kindergarten.
Sobald er zu Hause ist, oder Wochenende ist, weiss er nichts mit sich anzufangen.
Er brauch immer ein Rahmenprogramm. Wir unternehmen ja sehr viel mit ihm, weil er das auch brauch.
Das merkt man daran, dass wir zum Beispiel am WE ca. 25km Fahrrad fahren, und wenn wir zu Hause ankommen wird gleich gefragt was wir jetzt machen. So ist das auch wenn ich ihn vom Kindergarten abhole, die erste Frage ist: Was machen wir heute.
Man kann nicht jeden Tag auf den Spielplatz, oder etwas unternehmen, es gibt auch mal Dinge zu erledigen, oder es regnet mal.
Wenn wir dann zu Hause ankommen, habe ich keine freie Minute, es wird ständig gefragt was ich jetzt mache, wann ich etwas mit ihm mache, oder was er machen kann.
Ich mach ihm dann Vorschläge, zum Beispiel ein Buch anschauen, Puzzle oder mit Lego etwas bauen.
Das klappt dann nur solange ich dabei bin, sobald ich den Raum verlasse ist es schon vorbei, dann lässt er alles stehen und liegen und rennt mir hinterher, auch auf die Toilette wenn´s sein muss.
Ich beschäftige mich wirklich gerne mit ihm, aber dann endet das so, das ich baue oder das Puzzle mache und er ist nur am reden, denn er redet sehr viel...
In sein Zimmer geht er schon gar nicht, was ich ja noch verstehen kann, dann holen wir die Sachen ins Wohnzimmer, aber das bringt auch nicht viel.
Wenn ihm langweilig ist, lasse ich ihn einfach mal lungern, in der Hoffnung das er dann selbst auf eine Idee kommt, dies geschieht aber nicht.
Dann will er lieber jemanden in der Nachbarschaft besuchen, zur Oma oder TV schauen.
Am malen hat er keine Interesse, nur am liebsten den ganzen Tag Fahrrad fahren oder mir hinterherlaufen.
Auch wenn wir auf dem Spielplatz sind, hängt er nur an mir. Mama schau hier, Mama schau da, usw.. Oder er schwätzt die Eltern anderer Kinder voll.

Ich weiss nicht mehr was ich machen soll, er geht auch zum Fussball, aber das sind 2 Stunden in der Woche, will ihn ja auch nicht in Vereine oder so abschieben.
Am schlimmsten ist das viele reden, immer und überall und mit jedem, die klappe steht nie still.
Das ist auch das Problem wenn er mit anderen Kindern zusammen ist, die wollen spielen und er redet nur, da haben die Kinder keine lust drauf.
Ansonsten ist er eigentlich ein ganz pfiffiger, weiss viel und merkt sich auch viel. Von Baustellen und alles was dazugehört weiss er alles, aber man kann sich ja nicht nur auf Baustellen fixieren.

Ich hoffe ihr versteht mich ein bisschen...

Freue mich auf tipps!
claudia25071982
 
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Re: Junge fast 5 Jahre weiss nichts mit sich anzufangen

Beitragvon Kathrin Buholzer » 23.08.2013, 22:45

Hallo,
wir haben einen Jungen, wird im September 5 Jahre.
Eigentlich ist er ein normales Kind für sein Alter, aber wahrscheinlich nur im Kindergarten.
Sobald er zu Hause ist, oder Wochenende ist, weiss er nichts mit sich anzufangen.
Er brauch immer ein Rahmenprogramm. Wir unternehmen ja sehr viel mit ihm, weil er das auch brauch.
Da stellt sich natürlich sofort die Frage: Braucht er das, weil ihr das immer tut. Oder tut ihr das, weil er das immer braucht? ;-)

Das merkt man daran, dass wir zum Beispiel am WE ca. 25km Fahrrad fahren, und wenn wir zu Hause ankommen wird gleich gefragt was wir jetzt machen. So ist das auch wenn ich ihn vom Kindergarten abhole, die erste Frage ist: Was machen wir heute.

Versuch immer gut vorauszuplanen. Sag ihm immer so ein bisschen, was als nächstes passiert. Es ist ein bisschen wie "laut denken". Sag ihm die nächsten Schritte, damit er weiss was kommt. z.B wenn du ihn abholst: "So, jetzt fahren wir nach Hause und wenn wir zu Hause sind, dann muss ich noch eine Wäsche machen. Du kannst mir dann schnell helfen wenn du willst, oder in deinem Zimmer noch etwas machen. Nachher muss ich mit kochen anfangen." Versuch das, während des Tages immer zu machen. Die paar nächsten Schritte kurz aufzählen und auch, was du von ihm erwartest.

Man kann nicht jeden Tag auf den Spielplatz, oder etwas unternehmen, es gibt auch mal Dinge zu erledigen, oder es regnet mal.
Wenn wir dann zu Hause ankommen, habe ich keine freie Minute, es wird ständig gefragt was ich jetzt mache, wann ich etwas mit ihm mache, oder was er machen kann.

Versuch das schon vorher mit ihm zu besprechen. Bezieh ihn am besten in die Hausarbeit mit ein. Lass ihn dir helfen oder biete ihm einfach 2 Dinge zur Auswahl an. z.B Du kannst mir helfen beim Socken zusammen legen oder bei mir unten ein Buch schauen. Wenn er nicht so gut alleine kann, dann lass ihn das bei dir machen.

Ich mach ihm dann Vorschläge, zum Beispiel ein Buch anschauen, Puzzle oder mit Lego etwas bauen.
Das klappt dann nur solange ich dabei bin, sobald ich den Raum verlasse ist es schon vorbei, dann lässt er alles stehen und liegen und rennt mir hinterher, auch auf die Toilette wenn´s sein muss.
Ich beschäftige mich wirklich gerne mit ihm, aber dann endet das so, das ich baue oder das Puzzle mache und er ist nur am reden, denn er redet sehr viel...

Wichtig ist, dass du ihn zur Selbständigkeit erziehst. Ich kann dir mal ein paar grundsätzliche Tipps zum Thema Selbstständig werden geben:

Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern und Erwachsene Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist). Wenn das Kind etwas nicht schafft, vielleicht deshalb auch wütend wird, nimm ihm nicht immer die Arbeit ab und präsentier ihm grad die Lösung. Versuch zusammen mit ihm eine Lösung zu finden. Frag ihn, was er tun wollte und was nicht geklappt hat und überlegt euch, wie er das jetzt anpacken könnte. Gib ihm Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für ihn.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern und Erwachsene räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Sie sind fast pausenlos beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen. Trotzdem ist das Kind oft unzufrieden und quengelig. Überleg dir einmal wie du dich fühlen würdest, wenn du ein unselbstständiger Erwachsener wärst.
Genau so muss sich auch ein unselbstständiges Kind fühlen, so nach dem Motto: "ich kann das nicht allein, ich brauche ständig einen Erwachsenen um mich herum, ohne Erwachsene bin ich hilflos, ich kann es eh nicht allein, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Die Erwachsenen müssen immer für mich da sein, damit meine Wünsche erfüllt werden. Sie müssen sich pausenlos mit mir beschäftigen, sonst wirds mir Langweilig und ich mache Blödsinn."
Ein unselbstständiges Kind hat auch das Gefühl, dass es Dinge im Alltag gar nicht selber erledigen kann, weil sie ihm ja meistens von einem Erwachsenen abgenommen werden. Häufig unterstützen wir dieses Gefühl mit Aussagen wie: "Dafür bist du noch zu klein, warte ich helf dir, du kannst das noch nicht." Das Kind wird abhängig von den Erwachsenen und es lernt auch nicht Verantwortung zu übernehmen und auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Es wird bequem egoistisch und nützt andere aus. Ausserdem ist ihm oft Langweilig, weil es gar nie richtig gelernt hat sich selber zu beschäftigen. Ein unselbstständiges Kind hat oft wenig Selbstwertgefühl. Es ist oft unsicher, manchmal schüchtern, mutlos aber auf alle volle hat es ganz hohe Ansprüche an uns Eltern und wird zum Tyrannen. Das vor allem auch, weil es wenig Widerstand spürt und auch nicht gelernt hat mit unangenehmen Situationen fertig zu werden.

Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst nicht, ihm alles erlauben, alles durchgehen lassen. Es ist das Gegenteil von abhängig sein, angewiesen sein auf den anderen. Also möglichst früh, das selber zu tun, was möglich ist, ohne dass jemand hilft oder es für einen erledigt.
Was heisst das jetzt genau? Versuch immer wieder im Alltag dem Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Doch wenn wir es tun, dann werden die Kinder auch weniger am eigenen "Rockzipfel" hängen.

Lass ihn die Dinge die er selbst tun kann auch selber tun. Beobachte ihn und wenn du merkst, dass er Hilfe braucht, dann sei ihm eine Stütze, zieh dich aber dann auch wieder zurück.

Versuch ihn mit kleinen Dingen zu unterstützen.
Sag ihm immer genau, was du von ihm erwartest. Wenn du merkst, dass er es noch nicht alleine schafft, dann frag ihn, was er als erstes tun muss: "z.B wenn du deine Schuhe anziehen willst, was musst du zuerst machen?" - "Den Verschluss aufmachen." - "Genau, und dann...?" Geh mit ihr das schön Schritt für Schritt durch, lobe und ermutige ihn.


In sein Zimmer geht er schon gar nicht, was ich ja noch verstehen kann, dann holen wir die Sachen ins Wohnzimmer, aber das bringt auch nicht viel.

Es ist immer die Frage, wie fest lässt du dich denn davon stressen und welche Forderungen lässt du dein Kinder stellen? Du kannst das selber nämlich steuern, was du zu lassen willst und was nicht. :-)

Wenn ihm langweilig ist, lasse ich ihn einfach mal lungern, in der Hoffnung das er dann selbst auf eine Idee kommt, dies geschieht aber nicht.

Schau dass er viele interessante Dinge zu tun hat. Das kann auch etwas anderes als normale Spielsachen sein. Eine Krimskramskiste mit Bastelsachen, wertlosem Material, Decken, Tücher, Stühle um ein Haus zu bauen, Knete usw.
Schau mal hier:

http://elternplanet.ch/2012/01/spiel-und-spass/

http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... rillafuss/


Dann will er lieber jemanden in der Nachbarschaft besuchen, zur Oma oder TV schauen.
Am malen hat er keine Interesse, nur am liebsten den ganzen Tag Fahrrad fahren oder mir hinterherlaufen.
Auch wenn wir auf dem Spielplatz sind, hängt er nur an mir. Mama schau hier, Mama schau da, usw.. Oder er schwätzt die Eltern anderer Kinder voll.

Gerade in dem Alter sind Kinder sehr wissbegierig, offen, sie wollen entdecken, alles sehen, alles kommentieren, zeigen.
Auch auf dem Spielplatz ist es wichtig, dass du kurz mit ihm anschaust, wie das dort läuft. Sag ihm vorher, was dich stört und was du von ihm möchtest: "Wir gehen jetzt auf den Spielplatz. Ich schaue dir gerne zu, helfe dir auch ab und zu ein bisschen beim Bauen oder so, aber ich werde nachher auf eine Bank sitzen und dir auch mal ein paar Minuten einfach zu schauen. Ich sage dir dann vorher, wann es soweit ist."


Ich weiss nicht mehr was ich machen soll, er geht auch zum Fussball, aber das sind 2 Stunden in der Woche, will ihn ja auch nicht in Vereine oder so abschieben.
Am schlimmsten ist das viele reden, immer und überall und mit jedem, die klappe steht nie still.

Vielleicht auch weil er ein bisschen merkt, dass es dir manchmal ein bisschen zu viel ist. Mit diesem Reden, will er die Aufmerksamkeit aufrecht erhalten. Deshalb ist es wichtig, dass du ihm SAGST, was DU von ihm möchtest, was dich stört und was er tun soll. Du kannst ihm auch mal sagen: "Hör mal, jetzt erzählst du mir noch das und das fertig und dann machst du mal ein bisschen "Plapper-Pause".

Das ist auch das Problem wenn er mit anderen Kindern zusammen ist, die wollen spielen und er redet nur, da haben die Kinder keine lust drauf.
Ansonsten ist er eigentlich ein ganz pfiffiger, weiss viel und merkt sich auch viel. Von Baustellen und alles was dazugehört weiss er alles, aber man kann sich ja nicht nur auf Baustellen fixieren.

Vielleicht ist das ja grad ein Thema, welches du aufgreifen kannst. Schau mal, ob du von irgendwoher Kataloge mit Bausachen herbekommst. Bagger und Schaufeln und Signalzeichen und und und. Er kann dann z.B Sachen ausschneiden und auf ein Blatt kleben. Oder du holst dir mit ihm zusammen tolle Bücher zum Thema aus der Bibliothek. Vielleicht gibt's auch ein tolles Computerspiel zum Thema "Bauen/Baustellen". Lass dir da etwas einfallen.

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder. Mit Fragen, Feedback oder mehr Beispielen, ok?
Liebe Grüsse
Kathrin
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