Meine Tochter (1 Jahr) haut und kratzt ständig

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Meine Tochter (1 Jahr) haut und kratzt ständig

Beitragvon julez83 » 30.07.2013, 10:17

Hallo

ich bin ein wenig verzweifelt im Moment. Meine Tochter ( 1 Jahr ) war schon immer ein kleiner Rabauke,aber im gerade ist es wieder ganz schlimm.
Sobald irgendetwas nicht so läuft,wie sie es sich in ihrem kleinen Kopf zurecht gelegt hat, haut und kratzt sie mich. Sie hat mir mittlerweile zweimal die Brille kaputt gemacht und das kratzen tut auch echt weh.

Sobald sie damit anfängt,sage ich ganz klar und deutlich "Nein" und dass es mir weh tut. Aber genau damit scheine ich sie irgendwie zu ermutigen.Sie macht immer weiter,schaut mich dabei noch sehr provozierend an so nach dem Motto "jetzt erst recht".
Ich entziehe mich dann der Situation,dann hört sie entweder auf oder aber das ganze endet in einem hysterischen Schreianfall.
Sie hatte das vor eineigen Woche schonmal, da habe ich es einfach ignoriert,aber ich denke, dass ist nicht der richtige Weg.
Ich bin echt mit meinem Latein am Ende und vor allem bin ich tierisch genervt. Beim Essen schlägt sie mir den Löffel aus der Hand oder haut auf die Schale.
Wieso macht sie das? Ich muss mich manchmal echt zusammenreißen, dass ich nicht unfreundlich zu ihr werde.
Eine Auszeit ist bei uns sehr schwer, da ich sie nicht alleine im Zimmer lassen will und wir keinen Laufstall haben.

Wie bekomme ich dieses Problem in den Griff.
Liebe Grüße
Julia
julez83
 
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Re: Meine Tochter (1 Jahr) haut und kratzt ständig

Beitragvon Kathrin Buholzer » 06.08.2013, 00:21

Hallo

ich bin ein wenig verzweifelt im Moment. Meine Tochter ( 1 Jahr ) war schon immer ein kleiner Rabauke,aber im gerade ist es wieder ganz schlimm.
Sobald irgendetwas nicht so läuft,wie sie es sich in ihrem kleinen Kopf zurecht gelegt hat, haut und kratzt sie mich. Sie hat mir mittlerweile zweimal die Brille kaputt gemacht und das kratzen tut auch echt weh.

Achte dich doch einmal in welchen Situationen das genau passiert. Du kannst mir auch gerne mal ein paar Beispiele dazu aufschreiben. Dann versuch auch mal ein paar Tage zu zählen, wie oft am Tag das denn passiert. Oft ist es nämlich viel weniger als wir das Gefühl haben. :-) Also eigentlich ganz normal für dieses Alter.

Zum Thema "Mein Kind haut mich", habe ich auch schon mal ein Video gemacht. Schau mal hier.

http://elternplanet.ch/2013/03/erziehun ... haut-mich/

Denk auch daran, deine Tochter ist in der Trotzphase. In der Trotzphase, so ab 2 Jahren (manchmal auch schon etwas früher) erwacht der eigene Wille des Kindes und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Kind in erster Linie gegen seine Eltern wendet, sondern vielmehr, dass das Kind leidet, dass es seine Wünsche nicht selber erfüllen kann.
D.h., es ist in dieser Phase nicht mehr in der Lage die Situation zu überblicken oder zu kontrollieren und gerät darum völlig aus den Fugen.
Deine Tochter versucht jetzt immer mehr seine eigenen Wege zu gehen und stösst dabei natürlich und immer wieder an"natürliche" Grenzen. Und sie merkt auch, dass du nicht alles so machst und sagst, wie sie das gerne möchten.

(Hier noch ein paar Erläuterungen aus dem familienhandbuch.de)
>>Diese ersten Erfahrungen mit dem eigenen Willen und den damit verbundenen aggressiven Gefühlen und Konfliktsituationen bzw. der Umgang damit, werden zu Grunderfahrungen, die das weitere Leben des Kindes er- oder entmutigend prägen werden. Die Kinder erlernen im Idealfall, dass:

... es ist gut, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erproben, und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen.
... Konfliktsituationen nichts wirklich Bedrohliches sind und zum Leben dazugehören und Lösungen gefunden werden können.
... Konfliktsituationen innere und äußere Spannungen erzeugen. Diese Spannungen sind aber auszuhalten und müssen nicht durch andere Tätigkeiten (z.B. Essen) abreagiert oder sogar verdrängt werden.
... es seine Gefühle äußern und zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern halten das aus, bewerten sie nicht, sondern helfen ihm dabei, sie zunehmend in Worte zu fassen und auszudrücken. "Auch wenn ich um mich schlage, schreie und tobe, werde ich von meinen Eltern gemocht."
... bewältigte Konflikte Ereignisse sind, auf die man gemeinsam zurückblicken kann und welche die Beziehung vertiefen.
... es macht Spaß, eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn manchmal Schmerz und Enttäuschung mit dabei sind. Das Kind verzweifelt nicht, da es von seinen Eltern unterstützt wird, es immer wieder neu zu versuchen. >>

Verhindern kannst du solche Trotzanfälle nicht. Es gibt allerdings ein paar Sachen die du tun kannst, damit es vielleicht nicht gar so häufig vorkommt.
- Lass ihr genügend Freiraum, renn nicht ständig hinter ihr her und versuch nicht, sie mit Anweisungen zu zutexten. Normalerweise geben wir immer viel zu viele Anweisungen. Stell Regeln auf, aber nicht zu viele und sei konsequent, wenn diese nicht beachtet werden. Achte darauf, dass du ihr nicht alles abnimmst und ihm dann deine Hilfe anbietest, wenn sie nicht weiterkommt. Ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun."

- Oft ist es auch möglich in gewissen Dingen zu verhandeln. D.h du kannst ihr eine Auswahl geben und sie kann selber entscheiden, was sie möchte. ("Soll ich dir die Hand geben, oder willst du alleine raufgehen?" " Möchtest du die blaue oder die grüne Hose anziehen." usw. Einen Kompromiss eingehen, verhandeln, aber nur dort wo es auch wirklich Sinn macht.

- In Situationen in denen sie sich ärgert, nützt es oft auch, wenn du versuchst sie abzulenken. Manchmal merkst du auch schon vorher, dass es bald zu einem Trotzanfall kommt, dann kannst du mit dem Ablenkungsmanöver schon etwas früher anfangen.
Vorausplanen. Sag ihr immer früh genug, was als nächstes passiert, so dass er sich schon frühzeitig darauf einstellen kann.
Versuche dem Wutanfall möglichst wenig Beachtung zu schenken.

Zum Thema trotzen hab ich schon mal ein Video gemacht. Schau mal hier;
http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... otzphasen/

Diese beiden Videos kann ich dir ebenfalls empfehlen:
http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... gehorchen/

http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... en-teil-2/

Und mehr zu den Erziehungsfallen findest du auch hier:
http://elternplanet.ch/2013/01/erziehun ... weisungen/


Sobald sie damit anfängt,sage ich ganz klar und deutlich "Nein" und dass es mir weh tut. Aber genau damit scheine ich sie irgendwie zu ermutigen.Sie macht immer weiter,schaut mich dabei noch sehr provozierend an so nach dem Motto "jetzt erst recht".

Am besten versuchst du das nicht allzu gross zu thematisieren. Du kannst stopp sagen, oder es tut mir weh und dann lass sie einfach. Stell sie auf den Boden, geh einen Moment weg, tu etwas anderes. Wenn du das Gefühl hast, dass es eher so ein bisschen wie ein Spiel ist, dann kannst du auch versuchen sie abzulenken, so dass sie ganz vergisst, dass sie dich eigentlich hauen wollte.

Ich entziehe mich dann der Situation,dann hört sie entweder auf oder aber das ganze endet in einem hysterischen Schreianfall.

Dann lass sie einfach einen Moment schreien und ignoriere sie.

Sie hatte das vor eineigen Woche schonmal, da habe ich es einfach ignoriert,aber ich denke, dass ist nicht der richtige Weg.

Wenn du das Gefühl hast, dass es eher so ein Spiel ist, dann ist ignorieren der beste Weg.

Ich bin echt mit meinem Latein am Ende und vor allem bin ich tierisch genervt. Beim Essen schlägt sie mir den Löffel aus der Hand oder haut auf die Schale.

Lass sie einfach ganz viele Dinge selber tun. Zeig ihr wie, unterstütze sie, aber lass sie es selber machen.Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
Liebe Grüsse
Kathrin


Wieso macht sie das? Ich muss mich manchmal echt zusammenreißen, dass ich nicht unfreundlich zu ihr werde.
Eine Auszeit ist bei uns sehr schwer, da ich sie nicht alleine im Zimmer lassen will und wir keinen Laufstall haben.

Wie bekomme ich dieses Problem in den Griff.
Liebe Grüße
Julia
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