wie bestraft man richtig?

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

wie bestraft man richtig?

Beitragvon Mondfahrt » 26.05.2013, 22:32

Hallo, ich hätte da mal eine Frage:
wie sollte man einen knapp 3jährigen bestrafen, der mit Absicht und im Zuge eines Wutanfalls sein Zimmer zerlegt? Weil er absolut nicht hört, was ich ihm sage und dann eigentlich noch extra das Verbotene tut, bevor ich einschreiten kann, habe ich ihn in sein Zimmer geschickt. Daraufhin hat er heulend alles zerlegt, aus den Regalen und seine Kleidung aus dem Schrank gerissen und Spielsachenkisten ausgeschüttet. Ich habe ihn zwar wüten hören, aber habe ihn erst mal "dampfablassen" lassen, aber dann hab ich die Zimmertür kaum aufbekommen, weil alles überall verteilt war. Wie reagiert man in so einem Fall richtig, welches sind Konsequenzen, die er versteht - und nun kommt mir bitte nicht mit "ruhig darüber sprechen" - das klappt nicht, ist ihm völlig schnurz.
Danke für einen guten Rat
Mondfahrt
 
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Re: wie bestraft man richtig?

Beitragvon Kathrin Buholzer » 30.05.2013, 23:22

Hallo
Zuerst einmal geht darum zu schauen, in welchen Situationen das denn genau passiert? Was ging denn diesem Wutanfall voraus? Warum war er so wütend? Das hat oft damit zu tun, dass wir unsere Kinder mit unseren Anweisungen überraschen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass du immer gut vorausplanst:

http://elternplanet.ch/2011/05/vorauspl ... auberwort/

Dann schau auch immer, dass du nicht einfach nur "nein" sagst, sondern versucht, wenn immer möglich eine Alternative anzubieten. Gerade in der Trotzphase löst ein "Nein" immer eine heftige Reaktion aus.

http://elternplanet.ch/2012/09/eltern-d ... neinsager/

Denk daran, dein Sohn ist in der Trotzphase. In der Trotzphase, so ab 2 Jahren (manchmal auch schon etwas früher) erwacht der eigene Wille des Kindes und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Kind in erster Linie gegen seine Eltern wendet, sondern vielmehr, dass das Kind leidet, dass es seine Wünsche nicht selber erfüllen kann.
D.h., es ist in dieser Phase nicht mehr in der Lage die Situation zu überblicken oder zu kontrollieren und gerät darum völlig aus den Fugen.
Euer Sohn versucht immer mehr seine eigenen Wege zu gehen und stösst dabei natürlich und immer wieder an"natürliche" Grenzen. Und er merkt auch, dass du nicht alles so machst und sagst, wie er das gerne möchten.

(Hier noch ein paar Erläuterungen aus dem familienhandbuch.de)
>>Diese ersten Erfahrungen mit dem eigenen Willen und den damit verbundenen aggressiven Gefühlen und Konfliktsituationen bzw. der Umgang damit, werden zu Grunderfahrungen, die das weitere Leben des Kindes er- oder entmutigend prägen werden. Die Kinder erlernen im Idealfall, dass:

... es ist gut, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erproben, und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen.
... Konfliktsituationen nichts wirklich Bedrohliches sind und zum Leben dazugehören und Lösungen gefunden werden können.
... Konfliktsituationen innere und äußere Spannungen erzeugen. Diese Spannungen sind aber auszuhalten und müssen nicht durch andere Tätigkeiten (z.B. Essen) abreagiert oder sogar verdrängt werden.
... es seine Gefühle äußern und zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern halten das aus, bewerten sie nicht, sondern helfen ihm dabei, sie zunehmend in Worte zu fassen und auszudrücken. "Auch wenn ich um mich schlage, schreie und tobe, werde ich von meinen Eltern gemocht."
... bewältigte Konflikte Ereignisse sind, auf die man gemeinsam zurückblicken kann und welche die Beziehung vertiefen.
... es macht Spaß, eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn manchmal Schmerz und Enttäuschung mit dabei sind. Das Kind verzweifelt nicht, da es von seinen Eltern unterstützt wird, es immer wieder neu zu versuchen. >>

Verhindern kannst du solche Trotzanfälle nicht. Es gibt allerdings ein paar Sachen die du tun kannst, damit es vielleicht nicht gar so häufig vorkommt.
- Lass ihm genügend Freiraum, renn nicht ständig hinter ihm her und versuch nicht, ihn mit Anweisungen zu zutexten. Normalerweise geben wir immer viel zu viele Anweisungen. Stell Regeln auf, aber nicht zu viele und sei konsequent, wenn diese nicht beachtet werden. Achte darauf, dass du ihm nicht alles abnimmst und ihm dann deine Hilfe anbietest, wenn er nicht weiterkommt. Ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun."

- Oft ist es auch möglich in gewissen Dingen zu verhandeln. D.h du kannst ihm eine Auswahl geben und er kann selber entscheiden, was er möchte. ("Soll ich dir die Hand geben, oder willst du alleine raufgehen?" " Möchtest du die blaue oder die grüne Hose anziehen." usw. Einen Kompromiss eingehen, verhandeln, aber nur dort wo es auch wirklich Sinn macht.

- In Situationen in denen er sich ärgert, nützt es oft auch, wenn du versuchst ihn abzulenken. Manchmal merkst du auch schon vorher, dass es bald zu einem Trotzanfall kommt, dann kannst du mit dem Ablenkungsmanöver schon etwas früher anfangen.
Vorausplanen. Sag ihm immer früh genug, was als nächstes passiert, so dass er sich schon frühzeitig darauf einstellen kann.
Versuche dem Wutanfall möglichst wenig Beachtung zu schenken.

Zum Thema trotzen hab ich schon mal ein Video gemacht. Schau mal hier;
http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... otzphasen/

Diese beiden Videos kann ich dir ebenfalls empfehlen:
http://http://elternplanet.ch/2011/05/e ... gehorchen/

http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... en-teil-2/

Und mehr zu den Erziehungsfallen findest du auch hier:
http://elternplanet.ch/2013/01/erziehun ... weisungen/

Versuch ihm viel positive Aufmerksamkeit zu geben. Lobe und ermutige immer wieder während des Tages. Wenn er wirklich mal einen "Anfall" hat und er einen Moment in die Auszeit geht, dann gibt es ein paar Tipps dazu, schau hier:

http://elternplanet.ch/2012/01/wie-funk ... e-auszeit/

Wie im Video beschrieben, wenn er sich beruhigt hat und die festgesetzte Zeit ruhig war, dann geh zu ihm, sag: "Toll, dass du dich beruhigt hast. Komm ich helf dir rasch ein bisschen beim Aufräumen und dann kannst du wieder runterkommen."
Schau mal, was du damit anfangen kannst. Melde dich einfach wieder mit Fragen, Feedback oder mehr Beispielen, ok?
Liebe Grüsse
Kathrin
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