Hilfeeeeeeeee

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Hilfeeeeeeeee

Beitragvon Claudia78 » 12.01.2013, 21:07

Ich dreh bald durch, komm mit meiner 3,5 jährigen Tochter nicht mehr zu recht! Alles muss nach ihrem Kopf geheb, wenn nicht kriegt sie wutanfälle, schlägt, wirft alles was sie findet um sich, wird rotzfrech. Ich rede gegen eine Wand, nix nützt, sage 10000 mal das selbe, ohne Erfolg. Beispiel: bitte lass die katzen in ruhe, reisse nicht am schwanz das tut weh und kaum drehe ich mich um hat sie eine katze am schwanz gepackt!! Wenn ich dann etwas energischer und lauter werde grinst sie mir rotzfrech ins gesicht!! :( was soll ich bloss tun??? Ich kann nicht mehr :( jeden Tag ein einziger Kampf!
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Re: Hilfeeeeeeeee

Beitragvon Kathrin Buholzer » 14.01.2013, 14:32

Ich dreh bald durch, komm mit meiner 3,5 jährigen Tochter nicht mehr zu recht! Alles muss nach ihrem Kopf geheb, wenn nicht kriegt sie wutanfälle, schlägt, wirft alles was sie findet um sich, wird rotzfrech.

Hallo Claudia
zuerst einmal kann ich dich beruhigen. Deine Tochter ist mitten in der Troztphase. So ab 2 Jahren (manchmal auch schon etwas früher) erwacht der eigene Wille des Kindes und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Kind in erster Linie gegen seine Eltern wendet, sondern vielmehr, dass das Kind leidet, dass es seine Wünsche nicht selber erfüllen kann.
D.h., es ist in dieser Phase nicht mehr in der Lage die Situation zu überblicken oder zu kontrollieren und gerät darum völlig aus den Fugen.
Deine Tochter versucht immer mehr ihre eigenen Wege zu gehen und stösst dabei natürlich und immer wieder an"natürliche" Grenzen. Und sie merkt auch, dass du nicht alles so machst und sagst, wie sie das gerne möchten.

(Hier noch ein paar Erläuterungen aus dem familienhandbuch.de)
>>Diese ersten Erfahrungen mit dem eigenen Willen und den damit verbundenen aggressiven Gefühlen und Konfliktsituationen bzw. der Umgang damit, werden zu Grunderfahrungen, die das weitere Leben des Kindes er- oder entmutigend prägen werden. Die Kinder erlernen im Idealfall, dass:

... es ist gut, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erproben, und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen.
... Konfliktsituationen nichts wirklich Bedrohliches sind und zum Leben dazugehören und Lösungen gefunden werden können.
... Konfliktsituationen innere und äußere Spannungen erzeugen. Diese Spannungen sind aber auszuhalten und müssen nicht durch andere Tätigkeiten (z.B. Essen) abreagiert oder sogar verdrängt werden.
... es seine Gefühle äußern und zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern halten das aus, bewerten sie nicht, sondern helfen ihm dabei, sie zunehmend in Worte zu fassen und auszudrücken. "Auch wenn ich um mich schlage, schreie und tobe, werde ich von meinen Eltern gemocht."
... bewältigte Konflikte Ereignisse sind, auf die man gemeinsam zurückblicken kann und welche die Beziehung vertiefen.
... es macht Spaß, eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn manchmal Schmerz und Enttäuschung mit dabei sind. Das Kind verzweifelt nicht, da es von seinen Eltern unterstützt wird, es immer wieder neu zu versuchen. >>

Verhindern kannst du solche Trotzanfälle nicht. Es gibt allerdings ein paar Sachen die du tun kannst, damit es vielleicht nicht gar so häufig vorkommt.
- Lass ihr genügend Freiraum, renn nicht ständig hinter ihr her und versuch sie nicht mit Anweisungen zu zu zutexten. Normalerweise geben wir immer viel zu viele Anweisungen. Stell Regeln auf, aber nicht zu viele und sei konsequent, wenn diese nicht beachtet werden. Achte darauf, dass du ihr nicht alles abnimmst und ihm dann deine Hilfe anbietest, wenn sie nicht weiterkommt. Ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun."

- Oft ist es auch möglich in gewissen Dingen zu verhandeln. D.h du kannst ihr eine Auswahl geben und sie kann selber entscheiden, was sie möchte. ("Soll ich dir die Hand geben, oder willst du alleine raufgehen?" " Möchtest du die blaue oder die grüne Hose anziehen." usw. Einen Kompromiss eingehen, verhandeln, aber nur dort wo es auch wirklich Sinn macht. z.B beim Anziehen ist es ja auch möglich, dass er das erst nach dem Essen macht. Oder vielleicht im Wohnzimmer oder in der Küche.

- In Situationen in denen sie sich ärgert, nützt es oft auch, wenn du versuchst sie abzulenken. Manchmal merkst du auch schon vorher, dass es bald zu einem Trotzanfall kommt, dann kannst du mit dem Ablenkungsmanöver schon etwas früher anfangen.
Vorausplanen. Sag ihr immer früh genug, was als nächstes passiert, so dass sie sich schon frühzeitig darauf einstellen kann.
Versuche dem Wutanfall möglichst wenig Beachtung zu schenken.
Hab auch schon mal ein Video zum Thema "Trotzphase" gemacht. Schau doch mal hier:

http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... otzphasen/


Ich rede gegen eine Wand, nix nützt, sage 10000 mal das selbe, ohne Erfolg.

Genau das ist das Problem. Wenn du so viel redest, dann mag deine Tochter irgendwann mal gar nicht mehr zu hören. Stell dir vor, dein Mann oder dein Chef, würde dir ständig irgend welche Anweisungen geben, dich ständig zutexten, irgendwann denkt man so: "Blablabla, red du nur..."
Gerade ein "NEIN" erzeugt immer eine Gegenhaltung, macht wütend und für Kinder in der Trotzphase bedeutet das zudem: "Aha, jetzt wollen wir doch einmal schauen, was ich aus diesem "Nein" noch alles rausholen kann..."
Schau, dass du immer gut vorausplanst. (Siehe auch das Video dazu). Sag ihm nicht einfach nur "Nein", sondern versuch ihm immer eine Alternative anzubieten. "Hier kannst du nicht mit dem Auto spielen. Wenn du spielen willst, dann komm, schau mal. Hier ist es ganz toll und ich hab dir noch ein paar Kartonschachteln, damit kannst du ein Tunnel bauen..." usw.
Du musst ihm die Alternative gut verkaufen, damit vergessen Kinder ganz oft, dass sie eigentlich etwas ganz anderes wollten.

Wenn du Situationen hast, die immer wieder Probleme bereiten, dann überleg dir einmal, was dir wichtig ist, was du gerne ändern möchtest. Besprich das dann mit deiner Tochter und schreibt dazu ein paar Regeln auf. Schau mal hier:
http://elternplanet.ch/2011/05/jetzt-sa ... einfuhren/


Beispiel: bitte lass die katzen in ruhe, reisse nicht am schwanz das tut weh und kaum drehe ich mich um hat sie eine katze am schwanz gepackt!!

Besprich das mal in Ruhe mit ihr. Was immer ganz wichtig ist, dass du es ihr nicht einfach verbietest, sondern sie danach fragst: "Was denkst du, warum sollte man die Katze nicht am Schwanz packen? Warum hat sie das wohl nicht so gern? Was hat sie denn gern? Was magst du nicht? usw. Sie muss verstehen und es mit eigenen Worten sagen, dann bringt das viel mehr. Ihr könnt dann z.B zusammen Regeln aufstellen. Was ist wichtig? Lobe sie, wenn das klappt. Wenn sie sich nicht daran hält, dann erinnere sie an die Regeln. Wenn es immer noch passiert, dann überleg dir eine logische Konsequenz. Die Katze einen Moment ins Zimmer stellen, damit sie nicht mit ihr spielen kann.Es ist immer wichtig, dass du versuchst, motivierend, loben und bestärkend zu sein. Trotzdem kann es sein, dass es vielleicht mal eine Auszeit braucht. Schau mal hier:
http://elternplanet.ch/2012/01/wie-funk ... e-auszeit/


Wenn ich dann etwas energischer und lauter werde grinst sie mir rotzfrech ins gesicht!! was soll ich bloss tun??? Ich kann nicht mehr jeden Tag ein einziger Kampf!

Weisst du manchmal steckt man so ein bisschen in einer Negativspirale und dann schenkt man den Kindern nur noch Aufmerksamkeit fürs negative Verhalten. Es ist deshalb wichtig, dass du versuchst den Fokus aufs Positive zu richten.
Schau mal hier.

http://elternplanet.ch/2011/05/loben-und-ermutigen/

Dann kann ich dir grundsätzlich noch diese beiden Videos empfehlen:
http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... gehorchen/

http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... en-teil-2/

Da hat es ganz viele, wichtige Tipps dabei.
Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder. Mit Fragen, Feedback oder mehr Beispielen, ok?
Liebe Grüsse
Kathrin
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