Wutanfälle - Situationen nicht akzeptieren

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Wutanfälle - Situationen nicht akzeptieren

Beitragvon points » 03.09.2012, 22:17

Hallo,
Deine Videos find ich super hilfreicht, deshalb erhoff ich mir auch hier einen Tipp von dir, wie ich damit umgehen soll.

Ich bin jetzt seit fast zwei Monaten als AuPair in den USA. Die Familie ist an sich super, bestehend aus eine immer beschäftigten Mutter, mit der man aber trotzdem über alles reden kann, wenn was los ist; einem 3 jährigen süßen kleinen Mädchen (die (mittlerweile nur noch manchmal) ein „Ich will/ Ich will nicht“ Spiel spielt, aber das habe ich im Griff...) und einem 5 jährigen Jungen, der super goldig sein kann, wenn er einem was zeigt oder erklärt und schließlich einem jedes-2te- Wochenende- Vater, der allerdings super, sowohl mit der Mutter als auch mit den Kindern klar kommt und der auch weiß was bei uns unter der Woche so abgeht.

Also eigentlich alles super, wären da nicht die, ich nenne es mal „Anfälle“ des Jungen. Am Anfang hat er mich ab und zu getestet, was er so machen kann und was nicht, aber das ist es jetzt nicht mehr, denn das war aus heiterem Himmel ohne wirklichen Grund. So wie er jetzt ist, war er auch ab und zu immer wieder zu dem alten AuPair und ist er auch (zwar seltener, aber kommt auch vor) zu seiner Mutter. Immer wenn etwas nicht genau nach seiner Pfeife tanzt, dreht er durch. Das fängt an beim: „Ich will keinen großen durchgeschnittenen Pancake, ich will einen kleinen runden!“ und zieht sich durch alles was nicht nach seiner Nase läuft. Wenn man zum Beispiel etwas machen will, z.b. zum Spielplatz fahren und der Entschluss kommt von einem selbst und nicht von ihm, dann ist es egal, dass er morgens noch danach gefragt hat, dort hin zu fahren und es sonst liebt – er hat es nicht beschlossen. Was dann kommt, ist ein endloser Kampf. Es fängt an mit: „Ich bin zu müde, um das und das zu tun“ (bleibt man allerdings daheim rennt er rum, spielt draußen, alles normal). Dann folgt eine meist recht lang anhaltende Folge von Vorwürfen in der Art wie: „Du verschwendest nur meine Zeit. Wenn du das machen willst, dann mach das in deiner Zeit, nicht in meiner.“ Wenn er damit fertig ist und merkt, dass es nichts bringt, dann folgen Drohungen, wie z.b.: „Wenn du willst, dass ich das tue, dann schmeiß ich all meine Spielsachen weg!“; „Wenn du willst, dass ich das tue, dann bekommst du meinen Preis nicht/ dann spiel ich nie wieder mit dir!“ bis zu (was ich anfangs echt schockierend fand für einen 5jährigen: „Wenn ich das machen muss, werd ich mich später selbst verletzen / umbringen.“ - er macht es nie/meint es nicht ernst. Er versucht nur irgendwie die Kontrolle wieder zu kriegen. Alternativ zu den Drohungen gibt es manchmal auch die Situation, dass er dann einfach irgendwelche Regeln aufstellt. Sowas wie „Ok, dann gehen wir jetzt heim.“ „Ok, dann darf heute niemand Fernseh schauen“ usw. Wenn das ganze in Situationen geschieht, in denen ich es einfach „aussitzen“ kann, also z.b. „Desto schneller du deine Hausaufgaben machst, desto länger kannst du danach spielen.“ - dann ist das ganze für mich einfach nur nervig und ermüdend. In solchen Situationen bleibt das ganze meist auf dem Level: nörgeln, weinen, drohen, schreien. Wenn es passiert, während ich ihm irgendwie zu nahe kommen muss dabei, (z.b. beim baden) geht das ganze in: nassspritzen (nicht nur mich, sondern das ganze Bad), schlagen, treten, manchmal sogar spucken über. Das ist dann kein um sich schlagen, wie bei vielen Kleinkindern, sondern wirklich ein nach mir schlagen. Wenn er das tut, halt ich meist einfach seine Handgelenke fest, bis er aufhört und sich wieder auf schreien usw. beschränkt.

Dazu kommt, dass auch in einer nicht Streitsituation gerne mal einen Kommandoton an den Tag legt, der dann leicht zu so einer Situation wird, wenn man nach einem Bitte oder auch nur nach höflichem Fragen verlangt.

Ich weiß, dass das alles relativ viel ist, denn er hat nun mal seine Probleme. Er geht deshalb jede zweite Woche, in letzter Zeit wegen Sommerferien und so weiter auch eher seltener zu einer Psychologin zur Aggressionsbewältigung. Als ich dabei war, hat sie eine dreiviertel Stunde gefragt, wie sein Urlaub war und er hat dabei mit seinem Becher Wasser rumgespielt und sie hat die ganze Zeit über keine Antwort gekriegt. Am Ende sind wir in den Garten (weil er das so wollte) und er hat sich durch den Garten gegessen... also keine Ahnung, ob das so wirklich was bringt. (Das alte AuPair meinte, dass sie schon so einige Gefühlsausbrüche/Wutanfälle bei ihr miterlebt hat, auch schon, dass er danach total happy war – also wird das denke ich/ hoffe ich nicht immer so ablaufen, sondern nur die letzten Male). Ich glaube, dass er seit der Vater relativ plötzlich ausgezogen ist, einfach Angst hat die Kontrolle zu verlieren und deshalb dann droht/ Regeln aufstellt. Ich hab es damit versucht, ihm lang genug vorher zu sagen, was wir machen, damit er sich drauf einstellen kann. Das hat nur dazu geführt, dass ich mir noch länger sein Geheule etc. anhören durfte.

Ich erwarte keine Antwort, die meinen Jungen von heute auf morgen verwandelt, aber es wäre schön, wenn du einen Tipp für mich hättest, wie ich besser damit umgehen kann.

Danke
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Re: Wutanfälle - Situationen nicht akzeptieren

Beitragvon Kathrin Buholzer » 04.09.2012, 15:01

Hallo,
Deine Videos find ich super hilfreicht, deshalb erhoff ich mir auch hier einen Tipp von dir, wie ich damit umgehen soll.

Ich bin jetzt seit fast zwei Monaten als AuPair in den USA. Die Familie ist an sich super, bestehend aus eine immer beschäftigten Mutter, mit der man aber trotzdem über alles reden kann, wenn was los ist; einem 3 jährigen süßen kleinen Mädchen (die (mittlerweile nur noch manchmal) ein „Ich will/ Ich will nicht“ Spiel spielt, aber das habe ich im Griff...) und einem 5 jährigen Jungen, der super goldig sein kann, wenn er einem was zeigt oder erklärt und schließlich einem jedes-2te- Wochenende- Vater, der allerdings super, sowohl mit der Mutter als auch mit den Kindern klar kommt und der auch weiß was bei uns unter der Woche so abgeht.

Also eigentlich alles super, wären da nicht die, ich nenne es mal „Anfälle“ des Jungen.

War das immer schon so oder ist das plötzlich gekommen? Hat sich irgend etwas verändert bei euch/bei ihm?

Am Anfang hat er mich ab und zu getestet, was er so machen kann und was nicht, aber das ist es jetzt nicht mehr, denn das war aus heiterem Himmel ohne wirklichen Grund.

Hmm. Das scheint oft für uns Erwachsene ohne Grund zu sein. Für Kinder hat das sehr wohl einen. :-)

So wie er jetzt ist, war er auch ab und zu immer wieder zu dem alten AuPair und ist er auch (zwar seltener, aber kommt auch vor) zu seiner Mutter. Immer wenn etwas nicht genau nach seiner Pfeife tanzt, dreht er durch. Das fängt an beim: „Ich will keinen großen durchgeschnittenen Pancake, ich will einen kleinen runden!“ und zieht sich durch alles was nicht nach seiner Nase läuft.

Kinder brauchen ganz fest Rituale und hängen an Gewohnheiten. Deshalb ist es auch wichtig viele Dinge immer etwa gleich und zur gleichen Zeit zu machen. Wenn dann mal etwas anders ist als sonst, dann können viele nicht damit umgehen. Deshalb ist es immer gut, wenn du gut vorausplanst. "Laut denken". Stell dir das so vor, dass du einfach immer kurz sagst, was jetzt dann als nächstes passiert und was du von ihm möchtest.
Dann ist ganz wichtig, dass du ihn viele Dinge selbstständig tun lässt. Wenn du die Pancakes auf den Tisch stellst, lass ihn selber auswählen welchen er haben möchte. Auch zerschneiden kann er ihn selber, wenn nicht, dann zeig ihm wie es geht.
Wichtig ist, dass du sie zur Selbständigkeit erziehst. ch kann dir mal ein paar grundsätzliche Tipps zum Thema Selbstständig werden geben:

Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern und Erwachsene Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist). Wenn das Kind etwas nicht schafft, vielleicht deshalb auch wütend wird, nimm ihm nicht immer die Arbeit ab und präsentier ihm grad die Lösung. Versuch zusammen mit ihm eine Lösung zu finden. Frag ihn, was er tun wollte und was nicht geklappt hat und überlegt euch, wie er das jetzt anpacken könnte. Gib ihm Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für ihn.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern und Erwachsene räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Sie sind fast pausenlos beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen. Trotzdem ist das Kind oft unzufrieden und quengelig. Überleg dir einmal wie du dich fühlen würdest, wenn du ein unselbstständiger Erwachsener wärst.
Genau so muss sich auch ein unselbstständiges Kind fühlen, so nach dem Motto: "ich kann das nicht allein, ich brauche ständig einen Erwachsenen um mich herum, ohne Erwachsene bin ich hilflos, ich kann es eh nicht allein, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Die Erwachsenen müssen immer für mich da sein, damit meine Wünsche erfüllt werden. Sie müssen sich pausenlos mit mir beschäftigen, sonst wirds mir Langweilig und ich mache Blödsinn."
Ein unselbstständiges Kind hat auch das Gefühl, dass es Dinge im Alltag gar nicht selber erledigen kann, weil sie ihm ja meistens von einem Erwachsenen abgenommen werden. Häufig unterstützen wir dieses Gefühl mit Aussagen wie: "Dafür bist du noch zu klein, warte ich helf dir, du kannst das noch nicht." Das Kind wird abhängig von den Erwachsenen und es lernt auch nicht Verantwortung zu übernehmen und auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Es wird bequem egoistisch und nützt andere aus. Ausserdem ist ihm oft Langweilig, weil es gar nie richtig gelernt hat sich selber zu beschäftigen. Ein unselbstständiges Kind hat oft wenig Selbstwertgefühl. Es ist oft unsicher, manchmal schüchtern, mutlos aber auf alle volle hat es ganz hohe Ansprüche an uns Eltern und wird zum Tyrannen. Das vor allem auch, weil es wenig Widerstand spürt und auch nicht gelernt hat mit unangenehmen Situationen fertig zu werden.

Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst nicht, ihm alles erlauben, alles durchgehen lassen. Es ist das Gegenteil von abhängig sein, angewiesen sein auf den anderen. Also möglichst früh, das selber zu tun, was möglich ist, ohne dass jemand hilft oder es für einen erledigt.
Was heisst das jetzt genau? Versuch immer wieder im Alltag dem Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Doch wenn wir es tun, dann werden die Kinder auch weniger am eigenen "Rockzipfel" hängen.

Lass ihn die Dinge die er selbst tun kann auch selber tun. Beobachte ihn und wenn du merkst, dass er Hilfe braucht, dann sei ihm eine Stütze, zieh dich aber dann auch wieder zurück.

Versuch ihn mit kleinen Dingen zu unterstützen.
Sag ihm immer genau, was du von ihm erwartest. Wenn du merkst, dass er es noch nicht alleine schafft, dann frag ihn, was er als erstes tun muss: "z.B wenn du deine Schuhe anziehen willst, was musst du zuerst machen?" - "Den Verschluss aufmachen." - "Genau, und dann...?" Geh mit ihr das schön Schritt für Schritt durch, lobe und ermutige ihn.


Wenn man zum Beispiel etwas machen will, z.b. zum Spielplatz fahren und der Entschluss kommt von einem selbst und nicht von ihm, dann ist es egal, dass er morgens noch danach gefragt hat, dort hin zu fahren und es sonst liebt – er hat es nicht beschlossen.

Deshalb ist es wichtig, dass du solche Aktiviäten früh genug ankündigst. Vielleicht schon am Abend vorher oder vor dem Frühstück. Lass dich da gar nicht gross auf Diskussionen ein. Du kannst z.B versuchen ihn abzulenken, so dass er gar nicht auf die Idee kommt, darüber zu schimpfen. Frag ihn z.B: Was findest du am Spielplatz am tollsten? Was könnten wir dort machen? Was nehmen wir mit? Bezieh ihn in die Vorbereitungen mit ein. Erzähl etwas von dir, wie sah der Spielplatz bei dir aus usw... Gut möglich, dass er dann ganz vergisst, dass es ihm ja eigentlich gar nicht passt.

Was dann kommt, ist ein endloser Kampf. Es fängt an mit: „Ich bin zu müde, um das und das zu tun“ (bleibt man allerdings daheim rennt er rum, spielt draußen, alles normal).

Du willst wahrscheinlich gehen, weil du IHM eine Freude machen willst, weil ER Spass haben will. Macht es ihm keinen und hat er keine Lust, dann musst du dir überlegen, ob das Sinn macht. Du kannst ihm z.B sagen: "Schau. Ich gehe gerne mit dir auf den Spielplatz, wir können eine tolle Zeit haben zusammen, vielleicht noch ein Pick Nic machen. Ich merke aber, dass du grad nicht so Freude hast und anscheinend keine Lust hast. Was schlägst du vor? Schau mal, was er dann sagt. Nicht, dass du jetzt ständig fragen musst, was er tun will, aber wenn er rum nörgelt, dann gib den Ball ab und zu zurück. "Ich merke grad, dass du sauer bist und dass es dir nicht passt. Was schlägst du vor?" Es ist aber auch ok, wenn du z.B sagst. "Ich merke, dass du gar keine Lust hast, also bleiben wir hier zu Hause."

Dann folgt eine meist recht lang anhaltende Folge von Vorwürfen in der Art wie: „Du verschwendest nur meine Zeit. Wenn du das machen willst, dann mach das in deiner Zeit, nicht in meiner.“ Wenn er damit fertig ist und merkt, dass es nichts bringt, dann folgen Drohungen, wie z.b.: „Wenn du willst, dass ich das tue, dann schmeiß ich all meine Spielsachen weg!“; „Wenn du willst, dass ich das tue, dann bekommst du meinen Preis nicht/ dann spiel ich nie wieder mit dir!“ bis zu (was ich anfangs echt schockierend fand für einen 5jährigen: „Wenn ich das machen muss, werd ich mich später selbst verletzen / umbringen.“ - er macht es nie/meint es nicht ernst.

Auch wenn es dir schwer fällt, ignoriere das einfach. Geh nicht darauf ein, diskutiere gar nicht darüber. Du kannst ihn einfach einen Moment schimpfen und drohen lassen, also ihn als Person ignorieren oder du ignorierst einfach sein Verhalten. Will heissen: Du sprichst noch mit ihm, aber gehst nicht auf sein Genörgel ein. Sprich von etwas anderem, erzähl ihm was, lenk ihn ab. Schau mal hier:
http://elternplanet.ch/2011/10/ist-ignorieren-sinnvoll/


Er versucht nur irgendwie die Kontrolle wieder zu kriegen. Alternativ zu den Drohungen gibt es manchmal auch die Situation, dass er dann einfach irgendwelche Regeln aufstellt. Sowas wie „Ok, dann gehen wir jetzt heim.“ „Ok, dann darf heute niemand Fernseh schauen“ usw. Wenn das ganze in Situationen geschieht, in denen ich es einfach „aussitzen“ kann, also z.b. „Desto schneller du deine Hausaufgaben machst, desto länger kannst du danach spielen.“ - dann ist das ganze für mich einfach nur nervig und ermüdend.

Kann ich sehr gut verstehen. Versuch da manchmal mit einem "Türöffner" zu arbeiten. Erfinde ein lustiges Gedicht, ein Lied, sprich mit einer lustigen Stimme, zaubert zusammen, sucht lustige Steine, hüpft auf einem Bein usw. Mit Fantasie und Humor lassen sich solche Situationen oft ganz gut entschärfen. Es gibt auch lustige Bilderbücher zum Thema. z.B die Motzkuh, der Nein-rich usw. Schau mal hier, z.B unter Wut und Trotz:
http://astore.amazon.de/httpastore.amaz ... _kinder-21


In solchen Situationen bleibt das ganze meist auf dem Level: nörgeln, weinen, drohen, schreien. Wenn es passiert, während ich ihm irgendwie zu nahe kommen muss dabei, (z.b. beim baden) geht das ganze in: nassspritzen (nicht nur mich, sondern das ganze Bad), schlagen, treten, manchmal sogar spucken über. Das ist dann kein um sich schlagen, wie bei vielen Kleinkindern, sondern wirklich ein nach mir schlagen. Wenn er das tut, halt ich meist einfach seine Handgelenke fest, bis er aufhört und sich wieder auf schreien usw. beschränkt.

Wenn du ihn nicht ablenken kannst, wenn kein Spiel, kein Lied, keine Geschichte gar nix hilft, dann versuch einen Schritt zurück zu stehen. Festhalten bringt bei negativem Verhalten nicht viel. Körperkontakt lieber nur bei positivem Verhalten. Wenn er schreit und tobt, sag ihm, dass es im Moment für dich grad unmöglich ist mit ihm zu kommunizieren und dass du ihm gerne hilfst, wenn er sich beruhigt hat. So wie es scheint, kann er sehr schlecht mit Frustration, Ärger und Enttäuschung umgehen. Das ist in seinem Alter nicht aussergewöhnlich, du musst dir deshalb auch keine Sorgen machen. Du darfst das einfach nicht zu persönlich nehmen. Das tut er nicht gegen DICH, oder weil er dich nicht mag. Das ist einfach seine Art mit Frust umzugehen.
Schau auch hier, dass er viele Sachen alleine tun kann, auch beim Baden zum Beispiel. Dann brauchst du ihm auch gar nicht zu Nahe zu kommen.
Wenn es wirklich heftig oder gar gefährlich wird, dann kannst du ihm das ruhig aber bestimmt sagen. Dass er gerne noch im Bad bleiben kann, wenn er sich jetzt beruhigt. Wenn nicht, dann muss er halt raus kommen.


Dazu kommt, dass auch in einer nicht Streitsituation gerne mal einen Kommandoton an den Tag legt, der dann leicht zu so einer Situation wird, wenn man nach einem Bitte oder auch nur nach höflichem Fragen verlangt.

Vielleicht kannst du das mal mit ihm in Ruhe besprechen. Ihr könnt ja mal zusammen ein paar "Tonarten" ausprobieren, wie man etwas sagen kann. Ganz leise, wie ein Mäuschen, singend, laut, wie ein Soldat usw. und dann mal schauen, welches euch am liebsten ist. Vielleicht kannst du mit ihm auch ein Codewort oder ein Zeichen abmachen, das du ihm dann gibst, wenn er so mit dir spricht. Gut möglich, dass ihm das gar nicht so bewusst ist, wenn er es tut. Du kannst ihm z.B auch sagen, dass du ihm gerne hilfst, wenn er mit normaler Stimme spricht.

Ich weiß, dass das alles relativ viel ist, denn er hat nun mal seine Probleme. Er geht deshalb jede zweite Woche, in letzter Zeit wegen Sommerferien und so weiter auch eher seltener zu einer Psychologin zur Aggressionsbewältigung.

Ich kann das jetzt von weit her nicht beurteilen, ob so was wirklich nötig ist. So wie du erzählst, ist er ein normaler Junge, der halt recht viel Aufmerksamkeit bekommt und sich auch ein bisschen daran gewöhnt hat. Kriegt er sie mal einen kurzen Moment grad nicht, kann er nicht gut damit umgehen und fordert sie mit negativem Verhalten ein. Deshalb ist es immer ganz wichtig, dass du den Fokus wirklich aufs Positive legst. Sag ihm immer, wenn er etwas gut gemacht hat, WAS dir gefallen hat, lobe und ermutige ihn.

http://elternplanet.ch/2011/05/loben-und-ermutigen/


Als ich dabei war, hat sie eine dreiviertel Stunde gefragt, wie sein Urlaub war und er hat dabei mit seinem Becher Wasser rumgespielt und sie hat die ganze Zeit über keine Antwort gekriegt.

Hmm. Auch etwas merkwürdig.
Da hätte man doch z.B mit ihm etwas zeichnen können. Ratespiel, Dinge zeichnen die es in den Ferien gibt. usw. Oder ein Buch anschauen, vom Meer, mit Tieren usw.


Am Ende sind wir in den Garten (weil er das so wollte) und er hat sich durch den Garten gegessen... also keine Ahnung, ob das so wirklich was bringt. (Das alte AuPair meinte, dass sie schon so einige Gefühlsausbrüche/Wutanfälle bei ihr miterlebt hat, auch schon, dass er danach total happy war – also wird das denke ich/ hoffe ich nicht immer so ablaufen, sondern nur die letzten Male).

Ich glaube, dass er seit der Vater relativ plötzlich ausgezogen ist, einfach Angst hat die Kontrolle zu verlieren und deshalb dann droht/ Regeln aufstellt.

Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Verhalten auch ein bisschen damit zu tun hat. Vielleicht ist er auch einfach wütend, traurig, unsicher, ängstlich.

Ich hab es damit versucht, ihm lang genug vorher zu sagen, was wir machen, damit er sich drauf einstellen kann. Das hat nur dazu geführt, dass ich mir noch länger sein Geheule etc. anhören durfte.

Tu es trotzdem weiterhin. Sag ihm was ihr tut, vielleicht gibst du ihm auch ab und zu eine Auswahl, so dass er mitbestimmen kann. Wenn er heult, dann lass ihn halt ein bisschen heulen... :-)

Empfehlen kann ich dir noch diese beiden Videos, die Basics sozusagen:

http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... gehorchen/

http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... en-teil-2/


Ich erwarte keine Antwort, die meinen Jungen von heute auf morgen verwandelt, aber es wäre schön, wenn du einen Tipp für mich hättest, wie ich besser damit umgehen kann.

Schau mal, was du damit anfangen kannst und lass dich nicht unterkriegen. Du machst das ganz Toll und es ist mit Kindern in dem Alter wirklich oft sehr anstrengend. Melde dich einfach wieder mit Fragen, Feedback oder mehr Beispielen, ok?
Liebe Grüsse
Kathrin


Danke
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Re: Wutanfälle - Situationen nicht akzeptieren

Beitragvon points » 09.09.2012, 03:13

Hi,
Sorry, ich hätte schon früher geantwortet, aber kennt das jemand?: Man hat eine ellenlange Antwort geschrieben und es ist schon spät, wenn man endlich auf "Absenden" klickt.... - und genau in dem Moment registriert, dass man sich aus irgend einem Grund noch nicht angemeldet hat... grrrr :lol:
Na ja, viel lieben Dank für deine Antwort, das hilft echt sowas zu lesen. Ich probier jetzt das ganze einfach ein bisschen zu ergänzen.

War das immer schon so oder ist das plötzlich gekommen? Hat sich irgend etwas verändert bei euch/bei ihm?
So ist es anscheinend erst, seit der Vater vor etwas mehr als einem Jahr ausgezogen ist.

Hmm. Das scheint oft für uns Erwachsene ohne Grund zu sein. Für Kinder hat das sehr wohl einen. :-)
Mit dem "ohne Grund" meinte ich das Austesten am Anfang. Das was er jetzt tut hat schon immer n Grund für ihn, ja.

Kinder brauchen ganz fest Rituale und hängen an Gewohnheiten. Deshalb ist es auch wichtig viele Dinge immer etwa gleich und zur gleichen Zeit zu machen. Wenn dann mal etwas anders ist als sonst, dann können viele nicht damit umgehen. Deshalb ist es immer gut, wenn du gut vorausplanst. "Laut denken". Stell dir das so vor, dass du einfach immer kurz sagst, was jetzt dann als nächstes passiert und was du von ihm möchtest.
Dann ist ganz wichtig, dass du ihn viele Dinge selbstständig tun lässt. Wenn du die Pancakes auf den Tisch stellst, lass ihn selber auswählen welchen er haben möchte. Auch zerschneiden kann er ihn selber, wenn nicht, dann zeig ihm wie es geht.
Wichtig ist, dass du sie zur Selbständigkeit erziehst. ch kann dir mal ein paar grundsätzliche Tipps zum Thema Selbstständig werden geben:

Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern und Erwachsene Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist). Wenn das Kind etwas nicht schafft, vielleicht deshalb auch wütend wird, nimm ihm nicht immer die Arbeit ab und präsentier ihm grad die Lösung. Versuch zusammen mit ihm eine Lösung zu finden. Frag ihn, was er tun wollte und was nicht geklappt hat und überlegt euch, wie er das jetzt anpacken könnte. Gib ihm Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für ihn.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern und Erwachsene räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Sie sind fast pausenlos beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen. Trotzdem ist das Kind oft unzufrieden und quengelig. Überleg dir einmal wie du dich fühlen würdest, wenn du ein unselbstständiger Erwachsener wärst.
Genau so muss sich auch ein unselbstständiges Kind fühlen, so nach dem Motto: "ich kann das nicht allein, ich brauche ständig einen Erwachsenen um mich herum, ohne Erwachsene bin ich hilflos, ich kann es eh nicht allein, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Die Erwachsenen müssen immer für mich da sein, damit meine Wünsche erfüllt werden. Sie müssen sich pausenlos mit mir beschäftigen, sonst wirds mir Langweilig und ich mache Blödsinn."
Ein unselbstständiges Kind hat auch das Gefühl, dass es Dinge im Alltag gar nicht selber erledigen kann, weil sie ihm ja meistens von einem Erwachsenen abgenommen werden. Häufig unterstützen wir dieses Gefühl mit Aussagen wie: "Dafür bist du noch zu klein, warte ich helf dir, du kannst das noch nicht." Das Kind wird abhängig von den Erwachsenen und es lernt auch nicht Verantwortung zu übernehmen und auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Es wird bequem egoistisch und nützt andere aus. Ausserdem ist ihm oft Langweilig, weil es gar nie richtig gelernt hat sich selber zu beschäftigen. Ein unselbstständiges Kind hat oft wenig Selbstwertgefühl. Es ist oft unsicher, manchmal schüchtern, mutlos aber auf alle volle hat es ganz hohe Ansprüche an uns Eltern und wird zum Tyrannen. Das vor allem auch, weil es wenig Widerstand spürt und auch nicht gelernt hat mit unangenehmen Situationen fertig zu werden.

Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst nicht, ihm alles erlauben, alles durchgehen lassen. Es ist das Gegenteil von abhängig sein, angewiesen sein auf den anderen. Also möglichst früh, das selber zu tun, was möglich ist, ohne dass jemand hilft oder es für einen erledigt.
Was heisst das jetzt genau? Versuch immer wieder im Alltag dem Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Doch wenn wir es tun, dann werden die Kinder auch weniger am eigenen "Rockzipfel" hängen.

Lass ihn die Dinge die er selbst tun kann auch selber tun. Beobachte ihn und wenn du merkst, dass er Hilfe braucht, dann sei ihm eine Stütze, zieh dich aber dann auch wieder zurück.

Versuch ihn mit kleinen Dingen zu unterstützen.
Sag ihm immer genau, was du von ihm erwartest. Wenn du merkst, dass er es noch nicht alleine schafft, dann frag ihn, was er als erstes tun muss: "z.B wenn du deine Schuhe anziehen willst, was musst du zuerst machen?" - "Den Verschluss aufmachen." - "Genau, und dann...?" Geh mit ihr das schön Schritt für Schritt durch, lobe und ermutige ihn.

Dinge selber tun, klappt bei der kleinen hervorragend, weil sie Interesse daran hat und wenn sie s dann schafft, vergisst sie, dass sie s eigentlich nicht wollte. Bei ihm brauch ich nur zu sagen: "Schau mal, wir haben keine kleinen mehr, wir haben nur noch große Pancakes." Dann geht das ganze Spielchen schon los, das ganze lässt sich von Pancakes beliebig auf alles mögliche übertragen. Ich komme gar nicht dazu ihn zu bitten, sie selber durchzuschneiden oder etwas in der Art. Auch in ganz normalen Situationen zeigt er überhaupt kein Interesse irgendetwas selbst zu tun, so Sachen wie: Schuhe selbst anziehen/Papiertuch holen/Wasser selbst eingießen.... Und das liegt nicht daran, dass er diese Dinge nicht tun kann, er kann es nämlich (schon gesehen). Wenn ich ihn bitte diese Dinge selbst zu tun, dann bekomm ich als erstes zu hören: "Du behandelst mich immer wie einen Sklaven." Und je nach dem geht dann der ganze Rest los oder er lenkt irgendwann ein, vorrausgesetzt er will grade wirklich was haben, was er anders nicht bekommt. Also wenn du mir n Tipp geben kannst, wie er von sich aus selber Dinge tun will: gerne.


Deshalb ist es wichtig, dass du solche Aktiviäten früh genug ankündigst. Vielleicht schon am Abend vorher oder vor dem Frühstück. Lass dich da gar nicht gross auf Diskussionen ein. Du kannst z.B versuchen ihn abzulenken, so dass er gar nicht auf die Idee kommt, darüber zu schimpfen. Frag ihn z.B: Was findest du am Spielplatz am tollsten? Was könnten wir dort machen? Was nehmen wir mit? Bezieh ihn in die Vorbereitungen mit ein. Erzähl etwas von dir, wie sah der Spielplatz bei dir aus usw... Gut möglich, dass er dann ganz vergisst, dass es ihm ja eigentlich gar nicht passt.
Das hab ich eine Zeit lang getan, es ging nur noch früher los mit der Diskussion. Ablenken funktioniert gar nicht, weil er dann ununterbrochen schreit/droht/weint etc. sobald man nach "Wir fahren dann und dann auf den Spielplatz" noch etwas sagt.

Du willst wahrscheinlich gehen, weil du IHM eine Freude machen willst, weil ER Spass haben will. Macht es ihm keinen und hat er keine Lust, dann musst du dir überlegen, ob das Sinn macht. Du kannst ihm z.B sagen: "Schau. Ich gehe gerne mit dir auf den Spielplatz, wir können eine tolle Zeit haben zusammen, vielleicht noch ein Pick Nic machen. Ich merke aber, dass du grad nicht so Freude hast und anscheinend keine Lust hast. Was schlägst du vor? Schau mal, was er dann sagt. Nicht, dass du jetzt ständig fragen musst, was er tun will, aber wenn er rum nörgelt, dann gib den Ball ab und zu zurück. "Ich merke grad, dass du sauer bist und dass es dir nicht passt. Was schlägst du vor?" Es ist aber auch ok, wenn du z.B sagst. "Ich merke, dass du gar keine Lust hast, also bleiben wir hier zu Hause."
Wenn ich das machen würde, würden wir nie dort hingehen und auch sonst nirgends. Und es geht ja nicht nur um sowas wie den Spielplatz. Ab und zu muss man halt noch was einkaufen gehen, wenn er daheim ist (fehlende Dinnerzutaten werden nämlich bevorzugt 2 Stunden vorher per SMS von seiner Mum mitgeteilt - nicht oft, aber manchmal.) Außerdem ist es nicht so, dass er nicht gerne auf dem Spielplatz ist. Habe ich es nämlich geschafft ihn dorthin zu bekommen und auch dort aus dem Auto rauszukriegen, dann spielt er sofort, liebt es, und will auch gar nicht mehr weg (wobei ich hier einen drohenden Aufstand mittlerweile gut mit: "Wir können morgen wieder kommen, wenn du magst." aufhalten kann ;-) ). Wahlweise zu Spielplatz kann man jegliche andere Aktivität einsetzen. Sogar Einkaufen findet er nicht unbedingt ätzend, sondern eher spaßig, wenn er in dem Plastikauto vor dem Wagen sitzen darf... Und es ist halt wirklich auch bei Dingen, die er machen wollte: beispielsweise will er unbedingt ins Aquarium und wenn man ihn daran erinnert, dass wir z.b Samstag ja da hin wollen, wenn er sich gut benimmt, dann macht er s auch meistens. Samstag morgens dann geht ein Geheul los, dass er nicht hinwill etc.


Auch wenn es dir schwer fällt, ignoriere das einfach. Geh nicht darauf ein, diskutiere gar nicht darüber. Du kannst ihn einfach einen Moment schimpfen und drohen lassen, also ihn als Person ignorieren oder du ignorierst einfach sein Verhalten. Will heissen: Du sprichst noch mit ihm, aber gehst nicht auf sein Genörgel ein. Sprich von etwas anderem, erzähl ihm was, lenk ihn ab. Schau mal hier:
http://elternplanet.ch/2011/10/ist-ignorieren-sinnvoll/

Das tue ich. Ich stehe dann einfach daneben und warte - nur gibt es irgenwie einen Weg diesen "Moment" ein wenig zu verkürzen? Denn er beruhigt sich praktisch nie von selbst. Selbst wenn er etwas dann tut, zieht sich das ganze bis zum Abend durch jede Situation die folgt. Was anderes erzählen funktioniert nicht, da ist er dann sauer, dass man ihn nicht aussprechen lässt, kann ich auch verstehen, ich will ja auch nicht, dass er mich unterbricht. Also warte ich s einfach ab in den Situationen wo es geht. Nur manchmal muss man eben zu ner gewissen Zeit wo sein (z.b. im Laden, bevor seine Mutter heimkommt und immer noch nicht alles zum Kochen hat) und dann wird es schwierig für mich, weil ich es dann nicht einfach aussitzen kann. Gibts da irgendwie ne Möglichkeit außer drohen? Weil ich das eigentlich nicht gerne mache, nur manchmal hab ich das Gefühl er lässt mir keine andere Wahl. Das Drohen an sich bewirkt dann auch noch nichts, erst wenn ich dann sage: "Ok, dann darfst du heute Abend das und das eben nicht tun." Dann schreit er zwar noch mehr etc, aber er tuts dann (z.b. ins Auto steigen).


Kann ich sehr gut verstehen. Versuch da manchmal mit einem "Türöffner" zu arbeiten. Erfinde ein lustiges Gedicht, ein Lied, sprich mit einer lustigen Stimme, zaubert zusammen, sucht lustige Steine, hüpft auf einem Bein usw. Mit Fantasie und Humor lassen sich solche Situationen oft ganz gut entschärfen. Es gibt auch lustige Bilderbücher zum Thema. z.B die Motzkuh, der Nein-rich usw. Schau mal hier, z.B unter Wut und Trotz:
http://astore.amazon.de/httpastore.amaz ... _kinder-21

Ich werds nochmal versuchen, bis jetzt hab ich es immer wieder schnell aufgegeben, weil er dann sagt/denkt ich mache mich lustig über ihn. Höre ich nicht gleich wieder auf, schlägt er mich. Allerdings geht er auch beim Spielen nie darauf ein, wenn ich sowas versuche, also irgendwie zaubern oder Stofftiere/Socken als sprechende Puppen benutzen,....


Wenn du ihn nicht ablenken kannst, wenn kein Spiel, kein Lied, keine Geschichte gar nix hilft, dann versuch einen Schritt zurück zu stehen. Festhalten bringt bei negativem Verhalten nicht viel. Körperkontakt lieber nur bei positivem Verhalten. Wenn er schreit und tobt, sag ihm, dass es im Moment für dich grad unmöglich ist mit ihm zu kommunizieren und dass du ihm gerne hilfst, wenn er sich beruhigt hat. So wie es scheint, kann er sehr schlecht mit Frustration, Ärger und Enttäuschung umgehen. Das ist in seinem Alter nicht aussergewöhnlich, du musst dir deshalb auch keine Sorgen machen. Du darfst das einfach nicht zu persönlich nehmen. Das tut er nicht gegen DICH, oder weil er dich nicht mag. Das ist einfach seine Art mit Frust umzugehen.
Schau auch hier, dass er viele Sachen alleine tun kann, auch beim Baden zum Beispiel. Dann brauchst du ihm auch gar nicht zu Nahe zu kommen.
Wenn es wirklich heftig oder gar gefährlich wird, dann kannst du ihm das ruhig aber bestimmt sagen. Dass er gerne noch im Bad bleiben kann, wenn er sich jetzt beruhigt. Wenn nicht, dann muss er halt raus kommen.

Und wie bekomm ich ihn dann raus? Das ist nämlich dann irgendwann die Situation in der ich ihm "zu Nahe komme", also einfach aus der Badewanne hebe. Das Baden an sich also Haare waschen oder so macht ihm nichts aus. Er kann es selber tun, hat aber meist keine Lust dazu und sagt, dass ich es machen soll. Auch hier ist es wieder so: wenn ich ihn sitzen lassen kann, bis er von alleine rauskommt, weil er friert oder Hunger kriegt, dann ist die Situation für ihn und mich zwar unangenehm, aber ich kann halt daneben sitzen und warten. Wenn er aber grade richtig in Fahrt ist (oder man irgendwann mal fertig werden muss), dann geht das nicht, weil er dann das komplette Badezimmer unter Wasser setzt, wenn ich nicht eingreife. Wenn ich ihn ganz ignoriere oder sogar aus dem Zimmer gehe, dann hatten wir nämlich schon unter anderem: alle Spielzeuge aus den Kisten geleert (und amerikanische Kinder haben VIEL Spielzeug :roll: ), Schränke in die Mitte vom Zimmer geschoben, Wachsmalstifbox überm Teppich ausgelehrt und drauf rum getrampelt, Badezimmer komplett unter Wasser und überall Seife oder wahlweise so Farbtabletten für ins Wasser verteilt, drei Rollen Klopapier abgerollt und in der Küche verteilt/ in der Badewanne aufgelöst... er ist da erfinderisch. Also: wie krieg ich ihn da raus? Denn manchmal hilft auch Drohen/Strafen nix mehr und das ist halt der Moment in dem ihn rausnehme. Bei Babyöl/Creme auftragen ist es so, dass wenn er nicht will, dass ich es mache, er mich halt schlägt, aber selber machen will er es auch nicht bzw, wenn ich ihm sage er solls machen und warte, dann schmiert er sichs in die Haare/ auf die Badvorläger etc., deshalb hab ich auch hier immer das Gefühl keine andere Wahl zu haben als ihn kurz festzuhalten, damit er aufhört mich zu schlagen. Wie geht das anders?


Vielleicht kannst du das mal mit ihm in Ruhe besprechen. Ihr könnt ja mal zusammen ein paar "Tonarten" ausprobieren, wie man etwas sagen kann. Ganz leise, wie ein Mäuschen, singend, laut, wie ein Soldat usw. und dann mal schauen, welches euch am liebsten ist. Vielleicht kannst du mit ihm auch ein Codewort oder ein Zeichen abmachen, das du ihm dann gibst, wenn er so mit dir spricht. Gut möglich, dass ihm das gar nicht so bewusst ist, wenn er es tut. Du kannst ihm z.B auch sagen, dass du ihm gerne hilfst, wenn er mit normaler Stimme spricht.
Das mit den Tonarten ausprobieren haben wir gemacht und er fands echt witzig und hats glaub ich auch verstanden. Ich muss ihn zwar immernoch wirklich jedes Mal daran erinnern, und das wird für ihn und mich manchmal echt nervig, wenn das alle 2 Minuten ist, aber er machts dann. Das mit den Zeichen haben wir schnell wieder verworfen, weil es ihm peinlich war.


Ich kann das jetzt von weit her nicht beurteilen, ob so was wirklich nötig ist. So wie du erzählst, ist er ein normaler Junge, der halt recht viel Aufmerksamkeit bekommt und sich auch ein bisschen daran gewöhnt hat. Kriegt er sie mal einen kurzen Moment grad nicht, kann er nicht gut damit umgehen und fordert sie mit negativem Verhalten ein. Deshalb ist es immer ganz wichtig, dass du den Fokus wirklich aufs Positive legst. Sag ihm immer, wenn er etwas gut gemacht hat, WAS dir gefallen hat, lobe und ermutige ihn.

http://elternplanet.ch/2011/05/loben-und-ermutigen/

Tu ich. Das ist nämlich unmöglich zu vermeiden hier - wenn man s so ausdrücken will - Ne, ernsthaft, hier wird jedes Kind (auch er) für alles (und damit mein ich alles) total überschwänglich gelobt, auch von mir. Man siehts den Kindern fömlich an, wenn sie ein Lob erwarten. Aber er kriegt echt eins für alles was er gut macht.


Hmm. Auch etwas merkwürdig.
Da hätte man doch z.B mit ihm etwas zeichnen können. Ratespiel, Dinge zeichnen die es in den Ferien gibt. usw. Oder ein Buch anschauen, vom Meer, mit Tieren usw.

Waren wieder da, es hatte sich zumindest mal nach Gespräch angehört. Weiß immer noch nicht was ich von ihr halten soll, aber gut.

Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Verhalten auch ein bisschen damit zu tun hat. Vielleicht ist er auch einfach wütend, traurig, unsicher, ängstlich.

Tu es trotzdem weiterhin. Sag ihm was ihr tut, vielleicht gibst du ihm auch ab und zu eine Auswahl, so dass er mitbestimmen kann. Wenn er heult, dann lass ihn halt ein bisschen heulen... :-)

Empfehlen kann ich dir noch diese beiden Videos, die Basics sozusagen:

http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... gehorchen/

http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... en-teil-2/

Manchmal funktioniert das mit dem auswählen lassen, manchmal geht er aber auch gar nicht drauf ein, sondern stellt dann seine eigenen Wahlmöglichkeiten auf. Wenn es immer ein bisschen heulen wäre, wäre es ja voll ok für mich, er muss nicht alles toll finden was wir machen, aber dass es wirklich jedes Mal so ausartet (oder auch mal heftiger) ärgert mich ungemein und macht das ganze so anstrengend.

Schau mal, was du damit anfangen kannst und lass dich nicht unterkriegen. Du machst das ganz Toll und es ist mit Kindern in dem Alter wirklich oft sehr anstrengend. Melde dich einfach wieder mit Fragen, Feedback oder mehr Beispielen, ok?
Liebe Grüsse
Kathrin


Vielen Dank für deine Antwort, es macht echt Mut so viele Tips zu kriegen.
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Re: Wutanfälle - Situationen nicht akzeptieren

Beitragvon points » 08.03.2013, 06:05

Hier mal ein kleines Update:
Ich hab das ganze ignorieren etc., wenn er ausrastet echt lange durch gezogen. Hat nur leider nichts geholfen. Irgendwann bin ich dazu uebergegangen ihn tatsaechlich einfach z.b ins Auto/ an den Schreibtisch etc zu tragen, wenn er was machen sollte und nicht wollte. Wenn er seine Wutanfaelle hatte, hab ich ihn irgendwann einfach auf sein bett gesetzt (weil das der ort ist an dem er am wenigsten kaputt machen konnte) und bin dann auch vorm Zimmer gestanden und hab ihn jedes mal zurueck gesetzt, wenn ich gehoert hab, dass er aus seinem Bett raus ist. Das ganze ist bestimmt alles andere als phantasiereich und humorvoll gewesen, aber um ehrlich zu sein war ich irgendwann an einem Punkt angelangt, an dem ich mir gesagt hab: Wenn er irgendwann erwachsen ist und um sich rum alles kleinschlaegt, nur weil ihm was nicht passt, dann reagiert auch niemand humorvoll oder ignoriert es. Dazu hab ich drohen komplett weggelassen. Er hat zu der Zeit ein leappad, das ist so ne art ipad fuer kinder bekommen. Da habe ich mir dann eine Liste ueberlegt, was er am Tag alles machen muss und fuer jede Sache hat er 5 Minuten Spielzeit verdienen koennen. Ist zwar im Endefekt auch nichts anders als: lieb sein= spielen; nerven=nicht spielen, aber halt in positiv formuliert. Das hat echt gut geholfen, auch wenn es am Anfang oefter mal vorgekommen ist, dass er nur 5 Min insgesamt spielen durfte (erreichbar ist insgesamt eine ganze Stunde). Dadurch, dass ich abends die Liste immer mit ihm durchgegangen bin und ihn gefragt hab, ob er es verdient, hat er gelernt sich echt ziemlich gut selbst einzuschaetzen. Das ganze hab ich dann konsequent durchgezogen, vor allem das mit dem aufs Bett setzen und damit seinen Bewegungsraum einschraenken. Relativ schnell hatte er dann weniger Wutanfaelle, bzw. sie haben sich nicht mehr durch den ganzen Tag gezogen (vllt. weil er wusste "ok, jetzt hab ich schon die min fuer die haushaufgaben nicht, aber die fuers baden, kann ich immernoch kriegen, obwohl ich grade meine hausaufgaben zerrissen hab", so auf die Art hat er vllt. gedacht, keine Ahnung). Mittlerweile kommt es nur noch ganz selten vor, dass er so n Wutanfall hat, ab und zu wird der zwar dann auch noch heftig (Sachen umschmeissen oder so, aber nicht mehr ganz so schlimm) und die Sache ist dann generell unter 15 Min erledigt und der Rest des Tages kann normal weiter gehen. Ihn dazu bewegen irgendwo hinzugehen ist auch einfacher geworden und klappt eigentlich immer gut. Ich glaube er hat einfach akzeptiert, dass wenn ich sage, wir gehen da hin, dann gehen wir halt da hin und er darf irgendwann anders entscheiden, wo wir hingehen. Vor allem wenn er selbst vorher gesagt hat, wo wir den Tag drauf hinwollen, dann ist es nie eine Diskusion mehr. Zur Psychologin geht er seit November oder so auch nicht mehr, was echt gut ist, weil dann hab ich den Freitagnachmittag um was mit denen zu machen (meistens Schwimmen gehen, zur Buecherei, Spielplatz oder zu Freunden - das darf er sich dann meistens ein zwei Tage vorher aussuchen). Das einzige Problem was ich jetzt noch mit ihm habe ist, dass ich alles immer 5 mal sagen muss, bevor er reagiert. Nachdem ich mir allerdings gerade nochmal durchgelesen habe, was ich vor ein paar Monaten hier geschrieben hatte, dann vergesse ich dieses "Problem" ganz schnell wieder...
Vielen Dank fuer deinen Rat, auch wenn ich ihn am Ende nicht mehr befolgt habe (was das mit dem Tonfall anging, war er allerdings super hilfreich)
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