Liebe Kathrin
Unser Sohn, 3j ährig, hat seit ca. 4 Wochen Wutanfälle.
Hat sich etwas bei euch verändert? Hast du etwas beobachtet? Gab es einen Auslöser?Aus geringstem Anlass (z. Bsp. Joghurt durch mich geöffnet, obwohl er dies tun wollte...) bricht er aus.
Oh! Das ist ganz und gar kein geringer Anlass. Weisst du, in dem Alter wollen Kinder möglichst alles selbstständig tun. Aus lauter Gewohnheit und oft auch, weil es halt schneller und einfacher geht, übernehmen wir Eltern immer noch viel zu viele Handlungen.
Er ist sauer, er ärgert sich, er ist unzufrieden. Versuch das einfach ein bisschen zu verstehen und nicht allzu persönlich zu nehmen. Was oft hilft ist, wenn man das einfach mal so anerkennt und sagt: "Ui, du ärgerst dich jetzt grad, das seh ich. Du hättest das Joghurt jetzt grad selber aufmachen wollen. Das war jetzt grad blöd von mir, du kannst mein Joghurt dafür aufmachen." Versuch da einfach kurz rückzumelden, was du grad gesehen oder gemerkt hast.
Ganz wichtig ist, dass du versuchst immer gut vorauszuplanen. Sag ihm immer früh genug, was jetzt dann passiert, wo ihr hingeht, wie lange, mit wem und was du von ihm erwartest. Überrumple ihn nicht mit deinen Anweisungen. Schau mal hier:
http://www.elternplanet.ch/2011/05/vora ... auberwort/
Er lässt sich dann kaum/nicht mehr beruhigen. Ansprechen ist nicht möglich, ohne dass er noch mehr in Rage gerät. Er schimpft, schreit uns an, schlägt um sich. Dies kann dann locker 10 - 15 Minuten dauern, ohne dass er sich beruhigt. Er schreit dann - wie soll ich dies beschreiben - wie ein Besessener aus voller Kehle !
Weisst du, das kann ich sooo gut verstehen. Trotzdem: Lass dich davon nicht provozieren. Für Kinder sind solche Sachen wirklich manchmal furchtbar schlimm, aber sie meinen es dann nicht gegen uns persönlich. Du kannst ihn fragen, ob du etwas für ihn tun kannst, ob er Hilfe braucht, was du tun sollst. Will er nicht, oder heult er einfach vor sich hin, dann lass ihn einfach. Ignoriere ihn einfach einen Moment.
http://www.elternplanet.ch/2011/10/ist- ... -sinnvoll/
Manchmal ist das nämlich auch so ein kleines Spielchen. "Mal schauen, wann die Mama dann kommt, wenn ich hier einfach ein bisschen rumheule." Bleib ruhig, wenn du es fast nicht aushalten kann, dann verlass einen Moment den Raum. Rede nicht ständig auf ihn ein oder predige ihm irgendwas, das bringt nix.
Manchmal kann auch ein "Stellvertreter" helfen. z.B ein Plüschtier, das kommt und fragt was los ist. (Aber das ist halt von Kind zu Kind verschieden).
Wichtig ist, dass du ihn zur Selbständigkeit erziehst. Ich kann dir mal ein paar grundsätzliche Tipps zum Thema Selbstständig werden geben:
Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist). Wenn dein Kind etwas nicht schafft, vielleicht deshalb auch wütend wird, nimm ihm nicht immer die Arbeit ab und präsentier ihm grad die Lösung. Versuch zusammen mit ihm eine Lösung zu finden. Frag ihn, was er tun wollte und was nicht geklappt hat und überlegt euch, wie er das jetzt anpacken könnte. Gib ihm Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für ihn. Ist die Milch zu heiss? Frag ihn: "Ja, was könntest du jetzt tun?" Entweder ein bisschen pusten, etwas kalte Milch reinschütten, einen Eiswürfel holen... usw. Frag ihn danach, aber erledige es nicht einfach für ihn. Beisst das Zetteli am Rücken? "Hmm, was könntest du jetzt machen? Abschneiden genau. Bevor wir es abschneiden können, was musst du machen? Genau, den Pulli ausziehen." Er kann den Zettel entweder selber abschneiden, oder du hilfst ihm dabei. Ist der eine Schuh enger als der andere? "So, was kann man da dagegen machen?" z.B die Mama fragen, ob sie ihn etwas weniger eng machen kann. Zeig ihm, wie er selber die Skischuhe zu machen kann. Dann ist er auch selber dafür verantwortlich.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Sie sind fast pausenlos beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen. Trotzdem ist das Kind oft unzufrieden und quengelig. Überleg dir einmal wie du dich fühlen würdest, wenn du ein unselbstständiger Erwachsener wärst.
Genau so muss sich auch ein unselbstständiges Kind fühlen, so nach dem Motto: "ich kann das nicht allein, ich brauche ständig einen Erwachsenen um mich herum, ohne Erwachsene bin ich hilflos, ich kann es eh nicht allein, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Die Erwachsenen müssen immer für mich da sein, damit meine Wünsche erfüllt werden. Sie müssen sich pausenlos mit mir beschäftigen, sonst wirds mir Langweilig und ich mache Blödsinn."
Ein unselbstständiges Kind hat auch das Gefühl, dass es Dinge im Alltag gar nicht selber erledigen kann, weil sie ihm ja meistens von einem Erwachsenen abgenommen werden. Häufig unterstützen wir dieses Gefühl mit Aussagen wie: "Dafür bist du noch zu klein, warte ich helf dir, du kannst das noch nicht." Das Kind wird abhängig von den Erwachsenen und es lernt auch nicht Verantwortung zu übernehmen und auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Es wird bequem egoistisch und nützt andere aus. Ausserdem ist ihm oft Langweilig, weil es gar nie richtig gelernt hat sich selber zu beschäftigen. Ein unselbstständiges Kind hat oft wenig Selbstwertgefühl. Es ist oft unsicher, manchmal schüchtern, mutlos aber auf alle volle hat es ganz hohe Ansprüche an uns Eltern und wird zum Tyrannen. Das vor allem auch, weil es wenig Widerstand spürt und auch nicht gelernt hat mit unangenehmen Situationen fertig zu werden.
Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst nicht, ihm alles erlauben, alles durchgehen lassen. Es ist das Gegenteil von abhängig sein, angewiesen sein auf den anderen. Also möglichst früh, das selber zu tun, was möglich ist, ohne dass jemand hilft oder es für einen erledigt.
Was heisst das jetzt genau? Versuch immer wieder im Alltag deinem Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Doch wenn wir es tun, dann werden die Kinder auch weniger am eigenen "Rockzipfel" hängen.
Lass dein Kind die Dinge die es selbst tun kann auch selber tun. Beobachte dein Kind und wenn du merkst, dass es Hilfe braucht, dann sei ihm eine Stütze, zieh dich aber dann auch wieder zurück.
Verstehst du was ich meine? Das braucht am Anfang immer ein bisschen mehr Energie und Aufwand, als wenn man es einfach schnell selber erledigt. Aber auf die Dauer lohnt es sich.
Lobe und ermutig ihn dann auch immer wieder. Setz den Fokus aufs Positive und gib ihm immer ein positives Feedback, wenn etwas gut geklappt hat.Zu Hause ist dies, ausser dass es uns natürlich leid tut und auch an die Nerven geht, nicht so schlimm, geht er doch meist in sein Zimmer oder in eine Ecke und ist für sich; mal weiter schreiend, mal in sich versunken. Schwierig ist es auswärts: Er lässt sich nämlich von uns in dieser Situation nicht halten. Bei Berührung wird der Wutanfall noch schlimmer und er rennt weg. Und dies ist meistens dann halt gefährlich (Strasse, Schwimmbad, viele Leute, usw.). Wir wissen nicht, wie wir uns am besten verhalten sollen. Wie gesagt, ein Ansprechen ist nicht möglich, bzw. verschlimmert die Situation noch, ebenso ein Halten, Trösten, Ablenken. Was also tun? Vielleicht hast Du uns ja ein Tip.
Also, wenn du gut vorausplanst, dann solltest du die Wutanfälle schon mal etwas reduzieren können. Eigentlich ist es so, dass man versuchen sollte den Fokus aufs positive Verhalten zu legen und negatives nicht mit Aufmerksamkeit zu belohnen. Wenn er also einen Wutanfall hat, dann nicht unbedingt halten oder trösten. Am besten ist es, wenn du ihn einfach einen Moment in Ruhe lässt. Natürlich geht das nicht immer und überall, das ist klar. Aber wenn es nicht gefährlich ist und du ihn im Auge behalten kannst ist das ok.
Achte dich doch auch einmal in welchen Situationen ein solcher Wutanfall passiert. Bei unserer Tochter war das z.B schon von ganz Klein auf so, dass sie total ausgeflippt ist und nicht mehr ansprechbar war, wenn sie Hunger hatte. Sprich, wenn der Blutzuckerspiegel tief gesunken war. Da half nur schon ein bisschen zu Essen oder was Süsses und sie wurde wieder "normal"
Unser Sohn ist sonst ein lieber, aktiver, neugieriger, verschmuster Bub. Er möchte natürlich - auch wegen seiner fast 2 Jahre älterer Schwester, auch schon alles alleine können, was dann halt nicht immer klappt. Auch dies kann ein Auslöser für einen "Anfall" sein.
Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder. Mit Fragen, Feedback oder mehr Beispielen, ok?
Liebe Grüsse
KathrinDanke schon jetzt für deine Antwort.
Liebe Grüsse
Sandra u. Lars
Sox
Beiträge: 17
Registriert: 15.05.2009, 14:20