Mein Sohn (1 1/2 Jahre) tut andern Kindern weh

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Mein Sohn (1 1/2 Jahre) tut andern Kindern weh

Beitragvon Samira » 20.05.2008, 20:52

Guten Abend!

Ich habe ein Problem, dass das Verhalten meines Sohnes betrifft. Praktisch in jeder Situation, in der mein 19-monatiger Sohn auf andere Kinder oder Babies, fremde als auch "Gschpändli", trifft, tut er ihnen weh. Das zwar erst seit ein paar Wochen, aber permanent. Er greift ihnen sehr grob ins Gesicht oder drückt ihnen ganz doll an den Armen rum, wirft ihnen Gegenstände an den Kopf oder übergiesst sie im Sandkasten mit Sand. Wenn ich das Baby meiner Freundin in den Händen trage, kommt er sofort und möchte auch diesem weh tun. Mit "teilen" ist das auch so ne Sache...
Da er keine Geschwister hat, bin ich eigentlich stets bemüht, dass er sich öfters mit andern Kindern abgeben kann, was heisst, dass er etwa jeden 2. -3. Tag für ein paar Stunden mit Kindern zusammen ist. Bis anhin bekundete er viel Freude an andern Kindern, Erwachsenen und Tieren, aber wie schon gesagt, verhält er sich seit kürzerer Zeit merkwürdig.
Wenn es dazu kommt, dass er andern Kindern weh tut, greife ich meistens gerade ein (, denn es ist manchmal ganz schön gefährlich) und probiere ihm zu erklären, dass man das nicht machen soll, weil es weh tue. Ich denke aber auch, dass er es selber merkt, denn meistens beginnen die "Betroffenen" natürlich zu weinen. Irgendwie fruchten meine Erklärungsversuche aber nicht und ich bin überfragt, wie ich ihm das abgewöhnen könnte. Kann er meinen Worten mit seinen 1 1/2 Jahren überhaupt schon folgen? Wie kann ich es ihm besser erklären? Oder gibt es andere Tipps, wie ich ihn dazu bringe, dass er seinen "Gspändli" nicht mehr weh tut? Kann es sein, dass er eifersüchtig ist auf diese Kinder? Hat er im Moment einfach kein Interesse an andern Kindern (und sind ihm die Besuche vielleicht zu viel)?

Ich wäre über Inputs und Antworten sehr froh, nicht zuletzt, weil diese Situationen auch für mich sehr unangenehm sind und ich ihn nur durch gezieltes Ablenken in diesen Situationen beruhigen kann, wenn überhaupt. :?

Liebe Grüsse,

Samira
Samira
 
Beiträge: 1
Registriert: 20.05.2008, 19:48

Beitragvon Kathrin Buholzer » 21.05.2008, 00:55

Guten Abend!

Hallo Samira, schön dass du hier dabei bist!

Ich habe ein Problem, dass das Verhalten meines Sohnes betrifft. Praktisch in jeder Situation, in der mein 19-monatiger Sohn auf andere Kinder oder Babies, fremde als auch "Gschpändli", trifft, tut er ihnen weh. Das zwar erst seit ein paar Wochen, aber permanent. Er greift ihnen sehr grob ins Gesicht oder drückt ihnen ganz doll an den Armen rum, wirft ihnen Gegenstände an den Kopf oder übergiesst sie im Sandkasten mit Sand. Wenn ich das Baby meiner Freundin in den Händen trage, kommt er sofort und möchte auch diesem weh tun. Mit "teilen" ist das auch so ne Sache...

Überleg dir einmal, ob in letzter Zeit irgendetwas spezielles vorgefallen ist. Warst du eine Zeit lang weg, hat sich etwas bei euch zu Hause verändert. War er mit einem bestimmten Kind zusammen... Manchmal ist es auch nur etwas ganz Kleines, was dir vielleicht gar nicht aufgefallen ist und sein Verhalten geprägt hat.
Versuch einmal zu beobachten, wann es Schwierigkeiten gibt. Führe ein „Verhaltenstagebuch“. Was ist das Problem, Wann und wo ist es aufgetreten, Was passierte vorher, Was nachher. Evt. wirst du feststellen, dass es ein Verhaltensmuster gibt. Vielleicht tut er es, weil er dich für sich alleine haben will. Vielleicht macht er es, wenn es ihm Langweilig ist, evt. sucht er einfach auch nur Aufmerksamkeit. Vielleicht wirst du auch feststellen, dass es gar nicht so häufig vorkommt, wie du vielleicht im Moment meinst.


Schon kleine Kinder merken schnell, dass sie ihre Körperteile als "Waffen" gebrauchen können. Anhand der Reaktionen merken sie, dass man mit beissen oder schlagen Aufmerksamkeit und Zuwendung erhält, auch wenn es negative ist. Er versucht nun, dieses Verhalten immer wieder zu zeigen.
Dein Sohn hat sicher auch gemerkt, dass er mit diesem Verhalten die Kinder z.T auch beherrscht.
Wichtig ist, dass du ihm klar machst, dass du das nicht tolerierst. Sag ihm, dass du von ihm möchtest, dass er lieb und sorgfältig mit den anderen umgehen soll. (Formuliere positiv: also nicht: NICHT schlagen, sondern lieb und anständig umgehen).
Sag ihm das jeweils auch schon vorher. Also bevor ihr auf den Spielplatz geht, bevor er das Baby streichelt.
Versuche auch den Fokus vermehrt auf das Positive zu setzen. Also tut er etwas, dass dir gefällt, dann schenke ihm Aufmerksamkeit und lobe ihn. "Hey, das hat mich gefreut, dass du das Baby so lieb gestreichelt hast."

Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich ihn mit Namen an und sag ihm genau was er tun soll: „bitte häb dini Füess abe, gang bitte ga Zähnputze, due bitte normal rede, …“ (auch hier, immer sagen, was er tun soll, was du von ihm möchtest). warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen. Bleib in der Nähe und beobachte ihn. Wenn er macht, was du gesagt hast, dann lobe ihn. Wenn nicht dann gib ihm die Anweisung noch einmal. Wenn er wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Ihn aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihm immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihm immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib sie ihm dann wieder. Wenn es keine Konsequenz gibt, dann setze ihn für eine bis 2 Minuten auf den stillen Stuhl. Er muss dann kurz auf einen Stuhl, Treppe, Boden sitzen, sich beruhigen, kurz nachdenken und du holst ihn dann wieder. (Wie bei der Auszeit). Wenn er nicht still ist, dann bring ihn in die Auszeit. Sag ihm warum: „du bisch nid still gsi, drum muesch itze e moment id uszyt/timeout ids zimmer.
Die Auszeit ist die letzte Möglichkeit und steht am Ende einer langen Kette von Erziehungsfertigkeiten. (Fam. Regeln, direktes ansprechen, klare ruhige Anweisungen, Log. Konsequenzen, Stiller Stuhl und Auszeit. Die Auszeit funktioniert nur, wenn du vor allem auch die anderen Erziehungsstrategien (beschreibend loben, Aufmerksamkeit schenken, Zuneigung zeiten bei positivem Verhalten, beiläufiges lernen usw.) regelmässig anwendest.

Wichtig bei der Auszeit:
einen uninteressanten Raum wählen (wenn möglich nicht das Kinderzimmer, das Schlafzimmer, Gästezimmer oder auch das WC). Erklär ihm in einer ruhigen Situation, wie die Auszeit abläuft. Sag ihm dann, was du von ihm erwartest. "Ich möchte, dass du dich jetzt beruhigst." Lass ihn dann einfach und verlasse evt. auch den Raum. Bei einem Wutanfall hat es keinen Sinn auf ihn einzureden. Wenn er dich dann haut oder der Wutanfall wirklich ganz heftig ist, dann schick ihn in die Auszeit. Sag ihm warum du es tust.

Die Auszeit würde ich immer dann anwenden, wenn einfach drauflos haut. Da hat es keinen Sinn ihm lange zu erklären. Nimm ihn einen Moment aus der Situation raus, damit er merkt, dass sein Verhalten nicht toleriert wird.


Da er keine Geschwister hat, bin ich eigentlich stets bemüht, dass er sich öfters mit andern Kindern abgeben kann, was heisst, dass er etwa jeden 2. -3. Tag für ein paar Stunden mit Kindern zusammen ist. Bis anhin bekundete er viel Freude an andern Kindern, Erwachsenen und Tieren, aber wie schon gesagt, verhält er sich seit kürzerer Zeit merkwürdig.
Wenn es dazu kommt, dass er andern Kindern weh tut, greife ich meistens gerade ein (, denn es ist manchmal ganz schön gefährlich) und probiere ihm zu erklären, dass man das nicht machen soll, weil es weh tue. Ich denke aber auch, dass er es selber merkt, denn meistens beginnen die "Betroffenen" natürlich zu weinen. Irgendwie fruchten meine Erklärungsversuche aber nicht und ich bin überfragt, wie ich ihm das abgewöhnen könnte. Kann er meinen Worten mit seinen 1 1/2 Jahren überhaupt schon folgen? Wie kann ich es ihm besser erklären? Oder gibt es andere Tipps, wie ich ihn dazu bringe, dass er seinen "Gspändli" nicht mehr weh tut? Kann es sein, dass er eifersüchtig ist auf diese Kinder? Hat er im Moment einfach kein Interesse an andern Kindern (und sind ihm die Besuche vielleicht zu viel)?

Ich wäre über Inputs und Antworten sehr froh, nicht zuletzt, weil diese Situationen auch für mich sehr unangenehm sind und ich ihn nur durch gezieltes Ablenken in diesen Situationen beruhigen kann, wenn überhaupt.

Liebe Grüsse,

Samira

Wenn es im Moment anstrengend ist, für dich wie auch für ihn, würde ich diese regelmässigen Besuche im Moment grad etwas zurückstellen. Soll nicht heissen, dass du jetzt nicht mehr zu Besuch gehen sollst. Im Gegenteil. Gib ihm immer wieder die Möglichkeit das zu üben, aber im Moment vielleicht grad nicht jeden 2. Tag.
Melde dich einfach wieder bei Fragen oder Feedback.
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
Site Admin
 
Beiträge: 2022
Registriert: 04.06.2007, 00:33
Wohnort: Münsingen


Zurück zu Kinder 0-6 Jahre

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 25 Gäste