Wie stärke ich mein Kind - GERN AUCH AN ALLE

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Wie stärke ich mein Kind - GERN AUCH AN ALLE

Beitragvon kfiatek » 19.05.2011, 14:27

Hallo!
ich weiss nicht, ob ich mir das Problem nicht selber mache. Ich habe einen ganz lieben Vierjährigen. Er ist glücklich und ausgeglichen, hat viele Freunde, Freude an Bewegung, klettert, fährt Rad und spielt Fussball.
Seit einiger Zeit beobachte ich aber, dass er immer das Kind ist, welches herumkommandiert wird. Seine Freunde und auch Freundinnen bestimmen, was gespielt wird. Wenn er mal einen Vorschlag macht, wird der nicht angenommen. Er lässt sich eigentlich immer umstimmen. Manchmal fragt er uns, was wir machen würden, wenn unsere Freunde nie das spielen wollten, was wir wollen. Mein Mann findet, er hätte wohl seinen friedfertigen und kompromissbereiten Charakter geerbt. Mir gefällt es aber nicht. Ich sage ihm, dass die Kinder auch mal das spielen sollen, was er sich wünscht, dass sie abwechseln sollen.
Ich fürchte auch, dass diese Eigenschaft ihn in brenzligen Situation noch mehr benachteiligt. Wo wir wohnen kommt es wohl öfter vor, dass grössere Kinder die kleineren plagen. Da müssen sich schon die Kleinsten wehren können. Wenn ihn jemand haut, gibt mein Bub nie zurück. Er schimpft oder geht weg, ist aber nie so bestimmend, dass sich das andere Kind einschüchtern lässt.
Ich will ihn nicht zu einem egoistischen Schläger erziehen. Aber ich möchte ihn stärken, dass er mehr für seine Bedürfnisse einsteht. Dass er sich nicht so leicht dominieren lässt.
Muss ich ihm zu Hause mehr Eingeständnisse machen? Er wächst mit klaren Regeln auf, wobei wir die Regeln eher grosszügig formulieren. Er darf alles in einem gewissen Rahmen: fernsehen, Süsses essen, Spielsachen selber aussuchen, Kleidung selber aussuchen. Wie kann ich ihm ein starkes Selbstbild vermitteln. (Selbstbewusst ist er eigentlich, er kann seine Bedürfnisse äussern, spricht fremde Kinder an, sagt grüezi und danke...)
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Re: Wie stärke ich mein Kind

Beitragvon Kathrin Buholzer » 24.05.2011, 11:39

Hallo!
ich weiss nicht, ob ich mir das Problem nicht selber mache. Ich habe einen ganz lieben Vierjährigen. Er ist glücklich und ausgeglichen, hat viele Freunde, Freude an Bewegung, klettert, fährt Rad und spielt Fussball.
Seit einiger Zeit beobachte ich aber, dass er immer das Kind ist, welches herumkommandiert wird. Seine Freunde und auch Freundinnen bestimmen, was gespielt wird. Wenn er mal einen Vorschlag macht, wird der nicht angenommen. Er lässt sich eigentlich immer umstimmen. Manchmal fragt er uns, was wir machen würden, wenn unsere Freunde nie das spielen wollten, was wir wollen. Mein Mann findet, er hätte wohl seinen friedfertigen und kompromissbereiten Charakter geerbt. Mir gefällt es aber nicht. Ich sage ihm, dass die Kinder auch mal das spielen sollen, was er sich wünscht, dass sie abwechseln sollen.

Ich kann dich insofern etwas beruhigen, dass dies in dem Alter ganz normal ist. Kinder empfinden das oft auch etwas weniger schlimm als wir Erwachsene.
Üben kann er das am Besten, wenn er nicht mit zu vielen Kindern aufs Mal zusammen ist. Also ab und zu mal nur ein Kind einladen und im eigenen zu Hause ist man dann oft auch selbstsicherer als auswärts.
So bald er dann im Kindergarten ist, wird sich das Ganze dann auch noch wieder etwas ändern.


Ich fürchte auch, dass diese Eigenschaft ihn in brenzligen Situation noch mehr benachteiligt. Wo wir wohnen kommt es wohl öfter vor, dass grössere Kinder die die kleineren plagen. Da müssen sich schon die Kleinsten wehren können. Wenn ihn jemand haut, gibt mein Bub nie zurück. Er schimpft oder geht weg, ist aber nie so bestimmend, dass sich das andere Kind einschüchtern lässt.

Das ist ja an und für sich eine schöne Eigenschaft. So lange er nicht wirklich darunter leidet, total eingeschüchtert ist, sich nix mehr getraut, würd ich das jetzt nicht so als tragisch anschauen.

Muss ich ihm zu Hause mehr Eingeständnisse machen? Er wächst mit klaren Regeln auf, wobei wir die Regeln eher grosszügig formulieren. Er darf alles in einem gewissen Rahmen: fernsehen, Süsses essen, Spielsachen selber aussuchen, Kleidung selber aussuchen. Wie kann ich ihm ein starkes Selbstbild vermitteln. (Selbstbewusst ist er eigentlich, er kann seine Bedürfnisse äussern, spricht fremde Kinder an, sagt grüezi und danke...)eren plagen.

Ich finde, damit kann er schon eine ganze Menge. :-) Und er ist ja auch erst 4 Jahre alt, vergiss das nicht.
Du kannst vielleicht gewisse Situationen mit ihm zusammen üben, gerade wenn er sich nicht so getraut.
Ein lustiges Buch zum Thema finde ich das vom Raben Socke: Alles verzankt.
Du findest es hier:
http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... inder.html
Unter Streit/Versöhnung


Behalte das einfach ein bisschen im Auge, so lange sich das nicht dramatisch verschlechtert, würd ich das mal so laufen lassen.
Melde dich bei Fragen einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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Re: Wie stärke ich mein Kind

Beitragvon kfiatek » 25.05.2011, 08:53

Danke für deine Antwort. :P
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Re: Wie stärke ich mein Kind

Beitragvon kfiatek » 30.06.2011, 07:53

Liebe Kathrin
Ganz ehrlich, ich leide.
Gestern liessen ihn seine Krippen-Freunde, eigentlich seine liebsten, nicht auf einen Baum klettern. Sie sassen so, dass er nicht hoch kam. mein Bub hat ewig lange versucht, mit ihnen zu reden, sie zu überzeugen. Sie liessen ihn nicht. Dann haben sie ihn mit kleinen Steinen beworfen. Er ging nicht weg. Ich ging hin und schimpfte, dass man nicht mit Steinen werfe, sagte ihm, er solle nächste Woche wieder versuchen, mit ihnen zu spielen, er solle sie in Ruhe lassen, weil sie jetzt nicht mit ihm spielen wollten. Aber er versuchte weiter.
Da sass gestern ein jüngerer Bub auf unserem Bagger. Den mag mein Bub nicht, er also hin, schimpft, sagt der solle weg. Der andere macht keinen Wank. Mein Bub schaut traurig und geht weg. Da gehe ich hin und frage den Jungen, ob mein Sohn ihm erlaubt habe, damit zu spielen.
Wir haben auch regelmässig seinen besten Freund bei uns zu Besuch. Sie hatten viel Spass, bis mein
Bub wechseln wollte. Der Junge sollte das machen, was mein Bub bisher tat. Der wollte nicht. Mein Bub war enttäuscht, kam zu mir, ich sagte, sie sollen abwechseln. Der Besucher wollte nicht. Dann hat mein Bub gesagt, dass sie dann wie bisher spielen könnten, da hat ihn der Besuch angebrüllt. Ich rein ins Kinderzimmer, verbiete das Brüllen, versuche zu vermitteln, das REsultat war, dass der Besuch nach Hause gehen wollte und mein Kind noch unglücklicher war.
Wo wir wohnen hat es unzählige Kinder. Immer wenn wir draussen sind, finden wir jemanden zum Spielen. Aber wenn dieses Kind jemand anderen findet, dann bleibt mein Bub zurück, auch wenn er sehr heftig versucht, sich zu integrieren. Also ich weiss ja gar nichts über Psychologie. Aber ich war auch mal Kind und weiss, dass es eigentlich auch anders geht. Und ich verstehe einfach nicht, wieso es meinem Bub nicht gelingt, er ist echt einfach nur freundlich und fröhlich. Und er leidet, ist traurig, will aber nicht mit mir darüber reden.
Und ich mag nicht immer nur mit fremden Kindern schimpfen, um meinem Sohn zu helfen, denn es hilft ihm nichts. Auf Dauer ist eine nervige Mutter ja auch ein Hindernis.
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Re: Wie stärke ich mein Kind

Beitragvon Kathrin Buholzer » 30.06.2011, 22:24

Liebe Kathrin
Ganz ehrlich, ich leide.
Gestern liessen ihn seine Krippen-Freunde, eigentlich seine liebsten, nicht auf einen Baum klettern. Sie sassen so, dass er nicht hoch kam. mein Bub hat ewig lange versucht, mit ihnen zu reden, sie zu überzeugen. Sie liessen ihn nicht. Dann haben sie ihn mit kleinen Steinen beworfen. Er ging nicht weg. Ich ging hin und schimpfte, dass man nicht mit Steinen werfe, sagte ihm, er solle nächste Woche wieder versuchen, mit ihnen zu spielen, er solle sie in Ruhe lassen, weil sie jetzt nicht mit ihm spielen wollten. Aber er versuchte weiter.
Ich kann dich gut verstehen. Es tut einem im Herzen weh. In solchen Situationen würd ich auch eingreifen. Aber nicht unbedingt schimpfen. Versuch doch lieber die das so ein bisschen mit Humor zu nehmen. "Oh schau mal, die Löwen bewachen hier den Baum, die sind aber tapfer und wie die hier hoch geklettert sind. hey ihr Löwen, hier hats noch einen anderen Löwen, der auch auf den Baum will. Zeigt ihm doch mal, wie ihr hier hoch gekommen seid." usw. Vielleicht kannst du sie auch gleich zu einem Spiel anregen. Z.B balancieren oder vom Baum springen oder versch. Tiere nachmachen.

Da sass gestern ein jüngerer Bub auf unserem Bagger. Den mag mein Bub nicht, er also hin, schimpft, sagt der solle weg. Der andere macht keinen Wank. Mein Bub schaut traurig und geht weg. Da gehe ich hin und frage den Jungen, ob mein Sohn ihm erlaubt habe, damit zu spielen.

Auch hier kannst du durchaus beherzt eingreifen. Geh hin und sag dem Jungen: "Hey, du bist aber ein toller Baggerfahrer. Zeig mir mal, wie du mit dem Bagger umgehen kannst.... So und jetzt darfst du noch eine Runde fahren und dann kannst du den Bagger hier parkieren und Patrick darf nachher eine Runde fahren."

Wir haben auch regelmässig seinen besten Freund bei uns zu Besuch. Sie hatten viel Spass, bis mein
Bub wechseln wollte. Der Junge sollte das machen, was mein Bub bisher tat. Der wollte nicht. Mein Bub war enttäuscht, kam zu mir, ich sagte, sie sollen abwechseln. Der Besucher wollte nicht. Dann hat mein Bub gesagt, dass sie dann wie bisher spielen könnten, da hat ihn der Besuch angebrüllt. Ich rein ins Kinderzimmer, verbiete das Brüllen, versuche zu vermitteln, das REsultat war, dass der Besuch nach Hause gehen wollte und mein Kind noch unglücklicher war.

Versuch auch hier etwas spielerischer und fantasievoller einzugreifen. Vielleicht ein Zauberspruch, ein. dem anderen Jungen etwas anbieten, eine Uhr stellen...

Wo wir wohnen hat es unzählige Kinder. Immer wenn wir draussen sind, finden wir jemanden zum Spielen. Aber wenn dieses Kind jemand anderen findet, dann bleibt mein Bub zurück, auch wenn er sehr heftig versucht, sich zu integrieren.

Vielleicht können die zwei ja ab und zu bei euch im Garten spielen. Du kannst ja ab und zu auf dem Spielplatz vorbeischauen und wenn du eingreifen musst, dann versuch das nicht zu "erwachsen" zu machen. Etwas spielerisch mit Fantasie. Verstehst du was ich meine?

Also ich weiss ja gar nichts über Psychologie. Aber ich war auch mal Kind und weiss, dass es eigentlich auch anders geht. Und ich verstehe einfach nicht, wieso es meinem Bub nicht gelingt, er ist echt einfach nur freundlich und fröhlich. Und er leidet, ist traurig, will aber nicht mit mir darüber reden.

Vergiss nicht, er ist erst 4 Jahre alt. Da sind wirkliche Freundschaften noch nicht möglich. Richtige Freundschaften können Kinder erst so ab 7 Jahren eingehen. Du kannst ihn unterstützen, immer mal wieder eingreifen, Möglichkeiten anbieten. Bei unsere Tochter hat die Pfadi ganz gut geholfen. Vielleicht gibt es bei euch auch so was oder eine andere Freizeitmöglichkeit.

Schau mal was du damit anfangen kannst ok?
liebe Grüsse
Kathrin


Und ich mag nicht immer nur mit fremden Kindern schimpfen, um meinem Sohn zu helfen, denn es hilft ihm nichts. Auf Dauer ist eine nervige Mutter ja auch ein Hindernis.
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Re: Wie stärke ich mein Kind

Beitragvon kfiatek » 01.07.2011, 09:24

Liebe Kathrin
Vielen Dank für deine sehr konkreten Anregungen. Bei den beiden Episoden mit dem Baum und dem Bagger, da hätte ich wirklich etwas humorvoller sein können. Geschimpft habe ich beide male nicht wirklich böse, einfach mit den Jungs geredet. Den Streit zwischen seinem besten Freund und ihm habe ich auch mit Zauberkirschen schlichten können, die sie einander an die Ohren hängen konnten. Und diese Verlangsamung des Konfliktes, dieses Nacherzählen, was gerade passiert ist und weshalb sie unzufrieden sind, das mache ich auch.
Ich versuche mich jetzt einfach immer mehr auszuklinken, ihn seine Konflikte selber lösen zu lassen. Mein Sohn versucht es auch immer, er ist ganz tapfer und ich habe ihn auch dafür gelobt, dass den Jungen vom Bagger vertreiben wollte. Weil den mag er zurecht nicht. Es ist einfach so, dass er mit seiner freundlichen und pazifistischen Art kaum Erfolg hat. Manche Kinder sehen es ein und reagieren auf seine Einwände, aber gerade Jungs in seinem Alter denken sich wohl "vor dem habe ich keine Angst, der kann reden wie er will".
Ich frage mich, ob es etwas gibt, das ich meinem Jungen vorzeigen könnte, ihn lehren könnte, damit er selbständiger wird in der Konfliktbewältigung. Wir haben mal an einem Nachmittag das Neinsagen mit lauter gefährlicher Stimme geübt, und das sich gross machen. Aber er mag dieses Spiel nicht wirklich. Soll ich ihn einfach sein lassen, wie er ist?
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Re: Wie stärke ich mein Kind

Beitragvon Kathrin Buholzer » 05.07.2011, 23:49

Du kannst ihn sicher immer mal wieder drauf aufmerksam machen, oder wenn ihr am Tisch seid und er etwas erzählt, ihn auch immer mal wieder danach fragen: Was hättest du da jetzt auch noch tun können? Wie reagiert man am besten, wenn dies oder jenes passiert?"
Trotz allem aufpassen, dass du es nicht zu einem übergrossen Thema werden lässt. Also nur noch davon reden, das stresst nur. Er wird noch ganz viele Erfahrungen machen und auch noch viel lernen. Was natürlich sein Selbstbewusstsein stärkt, wenn er auch immer mal wieder mit Gleichgesinnten in einer Gruppe zusammen ist. Kinder, die ähnliche Interessen haben, wo er sich auch mal beweisen kann und vielleicht auch mal etwas besser kann als die andern.
Sonst melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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Re: Wie stärke ich mein Kind

Beitragvon kfiatek » 12.07.2011, 10:10

Hallo
Danke liebe Kathrin. Momentan versuche ich das Thema zu meiden. Er merkt es, wenn ich mich sorge. Er lächelt sogar extra für mich tapfer, auch wenn er traurig ist darüber, dass er kein Gspänli auf dem Spielplatz findet. Er mag es nicht, wenn ich mich sorge. Jetzt lass ich ihn mal. Bald ist ja Kindergarten und Hort. Dort wird er vieles lernen. Nächstes Jahr dann vielleicht ein Sport, Kung Fu oder Basketball, wenn ihn ein Club nimmt mit 5 Jahren.
Mich würde interessieren, wenn andere Mamis ihre Kommentare abgeben würden. Ich habe keine Angst vor "gut gemeinten Tipps". Im Gegenteil, ich finde, man kann voneinander lernen.
Liebe Grüsse
kfiatek
 
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