Hallo Kathrin
Ich habe leider ein Problem, welches immer grösser wird und für mich sehr unangenehm ist. Mein Sohn (4jährig) gibt seinen Spielkameraden ständig eins auf den Deckel (wie er es selbst sagt), er bohrt mit den Fingern oder der Faust in den Rücken (bei den Kindern und auch bei den Erwachsenen) und er wirf gezielt mit dem Spielzeug auf die Gspänli.
Also ich versuchs nochmal. Hab alles schon mal beantwortet, aber irgendwie hat es ein Durcheinander gegeben.
Also: Sag ihm nicht einfach, dass er nicht schlagen darf, sondern WAS er denn tun soll. Zeig ihm Alternativen auf. Wie kann er denn in Kontakt treten? Er tut das nicht, weil er dem anderen Kind weh tun will, sondern weil er die Reaktion testen will. Was löst das Hauen aus, wie reagieren die andern? Kinder können in diesem Alter noch nicht abschätzen, was ihr Handeln für eine Konsequenz hat. In welchen Situationen tut er das? Achte dich einmal. Wenn er nicht genug Aufmerksamkeit hat, wenn es ihm zu viel wird, wenn er überfordert ist, wenn es zu viele Kinder hat, wenn es nicht nach seinem Willen geht...Er kann mir 100mal versprechen, dass er nicht haut, aber kaum sehen wir seine Gspänli hat er sein Versprechen schon vergessen.
Versprechen bringen ihn dem Alter ebenfalls noch nicht viel. Kinder wissen noch nicht genau, was Versprechungen eigentlich bedeuten und dass man sich dann auch an sie halten sollte....
Wichtig ist, dass du mit ihm mal ein paar Regeln aufstellst. Wie muss man sich denn Verhalten, damit sich alle wohl fühlen. Was ist wichtig? Warum sollte man dann nicht hauen? Was kann man tun, wenn man sich ärgert? Versuch das mal mit ihm zusammen zu besprechen. Versucht die Regeln dann positiv zu formulieren und auch so aufzuschreiben. Also dass er weiss, was du von ihm möchtest, welche Erwartungen zu hast. Lass ihn auch mitdiskutieren. Ihr könnt die Regeln dann auch noch etwas mit Bildern oder Zeichnungen verzieren.
Das Video zum Thema Regeln findest du hier, clip 19:
http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... basar.html
Wichtig ist immer, dass du gut vorausplanst. Sag ihm immer früh genug, was passiert. Wer kommt zu Besuch? Wie lange? Was macht ihr? usw. Du kannst mit ihm auch vorher abmachen, welche Spielsachen ihr wegräumen wollt, welche er nicht teilen möchte. Bei den andern erklärt er sich aber dann einverstanden, dass die anderen die auch brauchen dürfen.
Schau, dass du nicht zu viele Kinder aufs Mal einlädst und ihr vielleicht auch immer, entweder am Anfang oder dann einfach nach einer Weile noch etwas rausgeht.Und wenn ich ihn dann aus dem Spiel nehme wird er richtiggehend agressiv. Auch findet er es sehr lustig, wenn er es macht. Und wenn man ihn nach dem Grund sagt, kommt meistens... "ich weiss nid, es isch lustig".
Das bringt nicht viel ihn nach dem Grund zu fragen, da er ihn selber nicht weiss. Je mehr du ihn auch danach fragst, umso mehr Aufmerksamkeit schenkst du diesem negativen Verhalten.Wenn jemand ihm das Spielzeug aus der Hand reisst ist es mir wenigestens verständlich wenn er sich verteidigt, aber auch da, er kann doch reden und braucht nicht gleich dreinzuschlagen. Und entschuldigen für sein Verhalten will er sich auch nie. Er lacht nur.
Das ist ganz schwierig für ein kleines Kind. Das muss er erst noch lernen. Du musst ihm das immer und immer wieder zeigen, ihn anleiten, Hilfestellungen geben. Ablenken ist oft eine gute Taktik. Wenn du merkst, dass er sich grad etwas schwer tut, dann lenk ihn ab. Schlag etwas anderers zum Spielen vor, gib einen neuen Input, geh raus mit ihnen.
Wenn es wirklich heftig ist, dann würde ich ihm halt eine Auszeit verordnen.
Hier ein paar wichtige Dinge zum Thema Auszeit:
Die Auszeit sollte als letzte Möglichkeit eingesetzt werden, bei schwerwiegenderem Problemverhalten. Wenn du merkst, dass er wirklich heftig reagiert, schlägt, beisst, haut dann musst du ganz klar ein Zeichen setzen. Nur zu sagen, das tut man nicht, das macht weh reicht nicht. Wenn er es tut, geh zu ihm, sag ihm dass er aufhören soll. Als Auszeitraum wählst du am besten nicht das Kinderzimmer. Der Raum sollte uninteressant sein, also z.B das Schlafzimmer oder ein Gästezimmer. Das Kinderzimmer sollte auch nicht der Ort sein, wo man hingeschickt wird, sondern dort sollte man sich gerne und freiwillig aufhalten.
Bei der Auszeit gehst du folgendermassen vor. Du gehst zu ihm und sagst, was er falsch gemacht hat:„Sarah, du hast mich jetzt grad ganz fest gehauen, deshalb musst du jetzt für 1-2 Min. in die Auszeit.“
Du nimmst ihn ganz ruhig und bestimmt, und bringst ihn in den Auszeitraum. Wenn er die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber er muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihm und sagst: „du warst jetzt schön ruhig, jetzt darfst du wieder rauskommen.“
Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch ihn wieder in eine Aktivität zu verwickeln.
Die Auszeit zeigt ihm, dass er ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihm aber auch dir die Möglichkeit euch beide zu beruhigen.
Drohe nicht mit der Auszeit, er wird sonst lernen, dass er erst hören muss, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen.
Dein Kind lernt nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Versuch anstatt zu drohen, das Kind zu motivieren. „Hey, wenn du dich jetzt schnell anziehst, dann haben wir nachher noch genug Zeit zusammen ein Buch zu schauen.“ Oder „Zieh dich jetzt an und wenn du fertig bist, dann kannst du zum Essen kommen." (Nicht: "Wenn du dich nicht anziehst, kannst du nicht zum Essen kommen.")
Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du ihn wieder von der Auszeit zurückholst. Die Auszeit solltest du nur anwenden, wenn es wirklich um ein grosses Problemverhalten geht.
Versuch mal ganz stark den Fokus aufs Positive zu legen. Tut er etwas, dass er gut kann, dann lobe und ermutige ihn und sag ihm genau, WAS dir gefallen hat. Versuch mehrmals am Tag ihn zu loben. Auch wenn er mal einen Moment niemanden gehauen hat, dann sag ihm, dass du stolz auf ihn bist. Manchmal ist es schwierig, wenn man schon so ein bisschen in einer "Negativspirale" drin ist, dann achtet man sich oft viel mehr auf dieses negative Verhalten und gibt dem Kind dann meistens nur dann Feedback, wenn es sich daneben verhält. Dein Sohn ist noch klein. Ganz viele Dinge tut er, weil er es noch nicht besser kann, weil er die Gefahren und die Auswirkungen seines Tuns noch nicht abschätzen kann. Schenk ihm also vor allem Aufmerksamkeit fürs gute Verhalten. Inzwischen ist mir das Verhalten meines Sohnes regelrecht unangenehm und oft sogar peinlich, weil er sich überhaupt nicht ändert.
Mir fällt einfach auf, dass wenn wir drinnen mit den Gspänli sind, es viel extremer ist, als wenn die Kinder draussen spielen können. Aber jetzt kommen dann immer mehr die kalten Tage und die Spielplatzzeit geht vorüber. Und ich möchte es meinem Sohn doch weiterhin ermöglichen, dass er seine Gspänli sieht.
Ich weiss mir keinen Rat mehr. Ich habe schon ein Buch gekauft, worin es um Versprechen halten geht (weil er es mir ja immer so schön verspricht, aber es dann gleich wieder bricht).
Kleine Kinder haben noch keine Vorstellung, was Versprechen sind und schon gar nicht, wozu diese denn überhaupt gut sind.
Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
KathrinIch habe Angst, dass wenn er sich in der Spielgruppe so verhält, zum Aussenseiter wird und wenn er dann nächstes Jahr in den Kindergarten kommt, dass es dann noch schlimmer wird.
Danke für deinen Rat.
Nettermensch