Tochter (bald 6 Jahre) macht was sie will

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Tochter (bald 6 Jahre) macht was sie will

Beitragvon Vancouver » 08.05.2008, 20:16

Hallo Kathrin

Ein anderes aktuelles Problem bei uns daheim betrifft unsere älteste Tochter. Sie macht, was sie will. Sie war schon seit klein sehr stur und hatte ihre eigenen Ideen und diese setzt sie nun um egal was die anderen dabei denken. Man hat sie echt nicht in der Kontrolle, ausser wenn man ihr droht oder sie einfach an der Hand gewaltsam mitnimmt. Gerade nun wo es so schön ist, ist die Sache, dass sie um die Ecke bei uns ein gleichaltriges Gspänli kennt. Zu ihm geht sie ohne sich abzumelden und ohne zu fragen. Auch wenn ich ihr sage, dass sie heute daheim bleiben soll, weil man nicht jeden Tag zu Besuch gehen kann oder warum auch immer, ihre Ohren hören nichts...dazu kommt, dass dieser Knabe fast alles machen darf. Er darf bei schönstem Wetter am PC sitzen, er darf essen, wann und was er will. Bei uns gibt es das nicht und darum ist das für meine Tochter das Paradies. Was kann ich machen?
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 08.05.2008, 23:18

Hallo Kathrin

Ein anderes aktuelles Problem bei uns daheim betrifft unsere älteste Tochter. Sie macht, was sie will.

Da bräuchte ich noch ein paar Beispiele. Was macht sie genau? Wie reagierst du darauf?

Sie war schon seit klein sehr stur und hatte ihre eigenen Ideen und diese setzt sie nun um egal was die anderen dabei denken. Man hat sie echt nicht in der Kontrolle, ausser wenn man ihr droht oder sie einfach an der Hand gewaltsam mitnimmt. Gerade nun wo es so schön ist, ist die Sache, dass sie um die Ecke bei uns ein gleichaltriges Gspänli kennt. Zu ihm geht sie ohne sich abzumelden und ohne zu fragen. Auch wenn ich ihr sage, dass sie heute daheim bleiben soll, weil man nicht jeden Tag zu Besuch gehen kann oder warum auch immer, ihre Ohren hören nichts...dazu kommt, dass dieser Knabe fast alles machen darf. Er darf bei schönstem Wetter am PC sitzen, er darf essen, wann und was er will. Bei uns gibt es das nicht und darum ist das für meine Tochter das Paradies. Was kann ich machen?


Gegen eigene Ideen ist ja eigenlich nichts einzuwenden. Sag ihr, was dich stört und hilf ihr sie so einzusetzen, dass du dich nicht ärgern musst. Besprecht das miteinander und versucht zusammen eine Lösung zu finden.

Ganz wichtig ist, dass du gut vorausplanst. D.h dass du deiner Tochter immer sagst, was als nächstes passiert.
Versuch den Tag in kleinen Schritten zu erklären. Also am morgen z.B "So, ich räume jetzt die Küche auf, du kannst in der Zeit etwas ruhig für dich spielen. Wenn ich fertig bin, komme ich zu dir und dann können wir zusammen etwas machen." Erklär ihr immer was als nächstes passiert und was DU von ihr erwartest, was sie tun soll.

Für spezielle Situationen, wie z.B zum "Gspänli" zu gehen, würde ich dir folgendes empfehlen:

1. Gute Vorbereitung
Sag ihm genau wie lange sie rausgehen darf. Sag ihr nicht einfach so, dass sie heute daheim bleiben muss. Evt. könnt ihr das schon am morgen, od. Anfangs Woche miteinander absprechen.
(Überleg dir auch einmal, warum es dich stört, wenn sie zu Besuch geht. Vielleicht sprichst du mal mit der Mutter des Mädchens zu reden. Vielleicht ist es für sie ja kein Problem. Oder ihr könnt euch darauf einigen, dass sie deine Tochter einfach rüberschickt, wenn es grad nicht passt).

2. Regeln festlegen
Besprich mit ihm die Regeln. Sag ihm was du genau von ihr erwartest. Positiv formulieren "Ich möchte, dass du mir vorher sagst, wenn du zu jemandem reingehst. Ich habe sonst Angst, weil ich nicht weiss wo du bist.
(Sag ihr auch, was dich stört und dass du möchtest, dass sie bei schönem Wetter draussen ist und nicht drinnen vor dem Compi).

3. Belohnungen abmachen
Besprecht zusammen, was passiert, wenn sie sich gut an die Abmachungen hält. z.B dass sie am nächsten Tag auch wieder raus darf.

4. Konsequenzen einsetzen
Wenn es nicht klappt, sei bereit logische Konsequenzen einzusetzen. Ich würde sie dann einfach holen gehen und sie muss einen Moment drin bleiben.

5. Nachbesprechen
Sag ihm was gut war, lobe ihn dafür und sage ihm auch , was er evt. das nächste Mal noch besser machen könnte.


Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich es mit Namen an und sag ihm genau was es tun soll: „bitte geh jetzt deine Zähne putzen, sprich bitte in normalem Ton, versorge bitte deine Schuhe …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun sollen, was du von ihnen möchtest). Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte es. Wenn es tut was du gesagt hast, dann lobe es.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn es wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Die Kinder aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.).
Sag ihnen immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihnen immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihnen dann wieder.

Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:

Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.


Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!

Zu Ungenau! "Leon!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.

[color=darkred]Um dir noch etwas besser helfen zu können, brauche ich noch ein paar Beispiele mehr. Erzähl mir doch noch von ein paar Situationen und gib mir noch ein paar Infos.
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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