Entscheidungsschwierigkeiten

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Entscheidungsschwierigkeiten

Beitragvon TICG » 14.07.2010, 13:47

Liebe Kathrin

Unsere 5 1/2 Jährige Tochter braucht unsere Hilfe. Sie hat panische Angst vor Entscheidungen, egal welcher Art. Sie rastet sofort aus, fängt an zu quengeln, weinen und schreien. Ich leide mit ihr und weiss nicht mehr wie weiterhelfen.
Gerne möchte ich dir ein paar Beispiele aufschreiben:

Ich sage meiner Tochter sie und ich müssten noch duschen bevor wir ans Fest fahren. Der Papi ist draussen am Rasenmähen. Kaum war das gesagt, fing ihr Problem an, sie wollte mit Papi Rasenmähen und aber auch duschen, beides will sie machen und beides zur selben Zeit. Ich mache den Vorschlag, dass sie zuerst zu Papi geht, derweilen werde ich duschen, danach kommt sie rein und sie kann duschen. Wieder fängt sie an zu weinen und sagt, sie wisse nicht was sie wolle. Jetzt diskutieren wir darüber lautstark und ohne Ziel für gute 15 Minuten. Ich versuche meistens ruhig zu sein, bei ihr steigert es sich. Ich fordere sie auf zu Entscheiden oder dass ich ihr die Entscheidung abnehme. Dass will sie aber auch nicht. Wir drehen uns im Kreise ohne Ende. Am Schluss kommt sie dann weinend mit ins Bad (die Entscheidung hat sie getroffen), sie ist aber nicht glücklich damit.

Sie ging meistens gerne in den Kindergarten. Nun gabs aber auch dort Entscheidungsschwierigkeiten. Sie wollte nicht mehr gehen, weil sie nicht wusste was spielen. Sie konnte sich nicht entscheiden. Die Lehrerin hat dieses Problem auch beobachtet. Ich versuchte mit ihr bereits zu Hause mitzuhelfen was sie spielen könnte. Das klappte nicht, da sie ja nicht wusste welche Kinder was spielten. Die Lehrerin sagte mir dann, dass sie oft einfach Ziellos im Kindergarten umher lief und sich auch über die Situation nervte weil sie so unentschlossen ist.

Manchmal dürfen die Kinder beim z'Nacht aussuchen was sie essen wollen. Sie entscheidet sich nur sehr schwierig, obwohl ich genau weiss was sie lieber mag. Sie entscheidet sich meistens mit Geschrei für etwas. Am Tisch will sie dann oft genau das nicht mehr und fängt an zu quengeln, schreien und weinen. Ich erkläre ihr dann, dass sie sich selber dafür entschieden hat, und dass nun auch gegessen wird. Und sie beim zweiten mal das andere nehmen darf. Wenn es keine Auswahl gibt, wird zuerst gemotzt und dann wenn wir alle fertig sind mit essen, fängt sie auch an, weil ja der Hunger eigentlich schon da ist.

Wenn wir in ein Restaurant essen gehen, besprechen wir ihr zu liebe bereits zu Hause wer wo und wie sitzt, weil wir keine Ausraster im Restaurant wünschen. Zuhause gibts lange, unendliche Diskussionen, bis sie dann endlich zufrieden ist. Im Restaurant angekommen, gehts dann wieder von vorne los. Die Abmachungen werden nicht befolgt, alle Diskussionen waren umsonst. Mein Mann und ich sind mit unserem Latein am Ende.

Beim Kleider anziehen ist jeden Tag schwierig. Darüber habe ich mit dir bereits schon mal am Telefon gesprochen. Seitdem wir am Vorabend die Kleider bereitlegen gehts viel besser. Nun aber findet sie immer etwas an ihren Kleidern, dass sie juckt, einengt, ..... Genau dass was abgemacht wurde, will sie nun nicht anziehen. Das Geschrei, die Diskussion fängt an. Mittlerweile bleibe ich fest entschlossen, sie muss anziehen was abgemacht wurde. Ich gehe aus dem Zimmer und warte, manchmal ewig lange, bis sie dann endlich angezogen ist. Helfen darf ich nicht. Mit roten Augen und voll verschwitzt will sie sich dann von mir trösten lassen. Ich nehme sie in meine Arme bis sie sich beruhigt hat.

Bei all diesen Beispielen entschuldigt sie sich dann, und sagt sie werde sich bessern. Sie ist dann total erschöpft. Sie hat sich einfach nicht mehr unter Kontrolle. Ich merke wie sie leidet, weil sie sich nicht entscheiden kann. Ich möchte ihr gerne helfen, nur weiss ich nicht wie. Mit Bachblüten haben wir schon versucht, war nicht so wirkungsvoll.

Chiara hat auch noch eine kleine Schwester Giulia 2 1/2 jahre. Sie ist dann ganz süss und versucht sie zu trösten und zu helfen. Die ganze Familie leidet unter ihrem Problem und wir möchten ihr gerne helfen. Was können wir noch machen? Ansonsten ist Chiara ein sehr aufgewecktes, selbstsicheres Mädchen. Sie ist freundlich und hilfsbereit.

Vielen dank für deine Hilfe.

Tiziana
TICG
 
Beiträge: 1
Registriert: 17.02.2009, 15:18

Re: Entscheidungsschwierigkeiten

Beitragvon Kathrin Buholzer » 20.07.2010, 22:55

Liebe Kathrin

Unsere 5 1/2 Jährige Tochter braucht unsere Hilfe. Sie hat panische Angst vor Entscheidungen, egal welcher Art. Sie rastet sofort aus, fängt an zu quengeln, weinen und schreien. Ich leide mit ihr und weiss nicht mehr wie weiterhelfen.
Gerne möchte ich dir ein paar Beispiele aufschreiben:
Wenn du dich ein bisschen zurück erinnerst, habt ihr die Entscheidungen denn bis jetzt eher abgenommen. Das kann manchmal passieren, wenn man (oft auch ganz unbewusst) die Entscheidungen meistens selber getroffen hat. Einerseits um den Kindern zu helfen, andererseits aber auch, um kein Geschrei und Getobe zu riskieren...

Ich sage meiner Tochter sie und ich müssten noch duschen bevor wir ans Fest fahren. Der Papi ist draussen am Rasenmähen. Kaum war das gesagt, fing ihr Problem an, sie wollte mit Papi Rasenmähen und aber auch duschen, beides will sie machen und beides zur selben Zeit
.
Wichtig ist ganz allgemein, dass du immer gut vorausplanst. Sag ihr immer früh genug, was ihr für ein Programm ihr habt. Das kann schon am Abend vorher sein, oder auch ein paar Stunden vorher. Leg einen Fahrplan fest. Manchmal ist es hilfreich, das gleich aufzuschreiben, einen kleinen Plan zu machen, damit man sieht, was alles noch kommt.

Ich mache den Vorschlag, dass sie zuerst zu Papi geht, derweilen werde ich duschen, danach kommt sie rein und sie kann duschen. Wieder fängt sie an zu weinen und sagt, sie wisse nicht was sie wolle. Jetzt diskutieren wir darüber lautstark und ohne Ziel für gute 15 Minuten. Ich versuche meistens ruhig zu sein, bei ihr steigert es sich. Ich fordere sie auf zu Entscheiden oder dass ich ihr die Entscheidung abnehme. Dass will sie aber auch nicht. Wir drehen uns im Kreise ohne Ende. Am Schluss kommt sie dann weinend mit ins Bad (die Entscheidung hat sie getroffen), sie ist aber nicht glücklich damit.

Diskutiere nicht zu lange mit ihr. Das kann manchmal kontraproduktiv sein. Ihr könnt ja z.B eine Entscheidungsuhr stellen, (Eieruhr, Sanduhr). Auch wenn sie weint oder nicht ganz glücklich ist. Geh nicht zu gross darauf ein. Das wird sonst zu einem richtigen Spielchen. Auch wenn es dir vielleicht Leid tut. Ignoriere das halt dann einfach.

Sie ging meistens gerne in den Kindergarten. Nun gabs aber auch dort Entscheidungsschwierigkeiten. Sie wollte nicht mehr gehen, weil sie nicht wusste was spielen. Sie konnte sich nicht entscheiden. Die Lehrerin hat dieses Problem auch beobachtet. Ich versuchte mit ihr bereits zu Hause mitzuhelfen was sie spielen könnte. Das klappte nicht, da sie ja nicht wusste welche Kinder was spielten. Die Lehrerin sagte mir dann, dass sie oft einfach Ziellos im Kindergarten umher lief und sich auch über die Situation nervte weil sie so unentschlossen ist.

Manchmal dürfen die Kinder beim z'Nacht aussuchen was sie essen wollen. Sie entscheidet sich nur sehr schwierig, obwohl ich genau weiss was sie lieber mag. Sie entscheidet sich meistens mit Geschrei für etwas. Am Tisch will sie dann oft genau das nicht mehr und fängt an zu quengeln, schreien und weinen. Ich erkläre ihr dann, dass sie sich selber dafür entschieden hat, und dass nun auch gegessen wird. Und sie beim zweiten mal das andere nehmen darf. Wenn es keine Auswahl gibt, wird zuerst gemotzt und dann wenn wir alle fertig sind mit essen, fängt sie auch an, weil ja der Hunger eigentlich schon da ist.

Auch hier würde ich, ein bisschen "strenger" sein mit ihr. Auswählen ist ok, einfach wenn es ohne Geschrei und Gemotze geht. Wenn das klappt, darf sie das nächste Mal auch wieder auswählen, wenn nicht, fällt das Auswählen fürs nächste Mal weg.


Wenn wir in ein Restaurant essen gehen, besprechen wir ihr zu liebe bereits zu Hause wer wo und wie sitzt, weil wir keine Ausraster im Restaurant wünschen. Zuhause gibts lange, unendliche Diskussionen, bis sie dann endlich zufrieden ist. Im Restaurant angekommen, gehts dann wieder von vorne los. Die Abmachungen werden nicht befolgt, alle Diskussionen waren umsonst. Mein Mann und ich sind mit unserem Latein am Ende.

Dann lasst hier logische Konsequenzen folgen. Geht z.B einen Moment mit ihr aus dem Restaurant, bis sie sich beruhigt hat. Oder es gibt dann halt kein Dessert.[/color]

Beim Kleider anziehen ist jeden Tag schwierig. Darüber habe ich mit dir bereits schon mal am Telefon gesprochen. Seitdem wir am Vorabend die Kleider bereitlegen gehts viel besser. Nun aber findet sie immer etwas an ihren Kleidern, dass sie juckt, einengt, ..... Genau dass was abgemacht wurde, will sie nun nicht anziehen. Das Geschrei, die Diskussion fängt an. Mittlerweile bleibe ich fest entschlossen, sie muss anziehen was abgemacht wurde. Ich gehe aus dem Zimmer und warte, manchmal ewig lange, bis sie dann endlich angezogen ist. Helfen darf ich nicht. Mit roten Augen und voll verschwitzt will sie sich dann von mir trösten lassen. Ich nehme sie in meine Arme bis sie sich beruhigt hat.

Genau so muss es sein. Das ist zwar schwierig mit anzuschauen, ist aber wichtig. Sie muss lernen, dass es halt manchmal Entscheidungen braucht und dass man diese auch nicht immer ewig lange ausdiskutieren kann. Lass ihr dabei vielleicht auch etwas weniger Spielraum.

Bei all diesen Beispielen entschuldigt sie sich dann, und sagt sie werde sich bessern. Sie ist dann total erschöpft. Sie hat sich einfach nicht mehr unter Kontrolle. Ich merke wie sie leidet, weil sie sich nicht entscheiden kann. Ich möchte ihr gerne helfen, nur weiss ich nicht wie. Mit Bachblüten haben wir schon versucht, war nicht so wirkungsvoll.

Ich hab mit meiner Tochter (wegen einem anderen Thema) mit Kinesiologie angefangen. Google das doch mal. Das hat sehr gut angeschlagen bei uns und ich bin sehr begeistert davon. Vielleicht könnte das unterstützend auch noch etwas helfen.


Chiara hat auch noch eine kleine Schwester Giulia 2 1/2 jahre. Sie ist dann ganz süss und versucht sie zu trösten und zu helfen. Die ganze Familie leidet unter ihrem Problem und wir möchten ihr gerne helfen. Was können wir noch machen? Ansonsten ist Chiara ein sehr aufgewecktes, selbstsicheres Mädchen. Sie ist freundlich und hilfsbereit.

Lobe und ermutige sie immer wieder und zeig ihr, wie stolz du auf sie bist. Bei unserer Tochter hat die Pfadi auch ganz gut geholfen und hat ihr gesamtes soziales Verhalten sehr zum positiven verändert.
Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin







Vielen dank für deine Hilfe.

Tiziana
Kathrin Buholzer
Site Admin
 
Beiträge: 2022
Registriert: 04.06.2007, 00:33
Wohnort: Münsingen


Zurück zu Kinder 0-6 Jahre

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 7 Gäste