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Schwieriges Verhalten

BeitragVerfasst: 28.06.2010, 19:58
von Rarawa
Hallo Kathrin,

mein 4 Jahre alter Sohn ist lieb, fantasievoll immer voller Energie und total Unternehmungslustig.
Wenn ich mit ihm zu Hause oder alleine (mit kleiner Schwester) unterwegs bin habe ich keine Probleme.
Gehen wir allerdings zu anderen auf Besuch (mit od. ohne Kinder), bekommen Besuch oder treffen uns mit Jemandem auf dem Spielplatz, fangen die Probleme an. Ich bin echt am Verzweifeln. Er hört mir überhaupt nicht zu und wird zu einem richtigen "Querolant" und "Zleidläbi". Wesshalb er dies tut kann er mir auch nicht erklären. Es macht mit ihm wirklich keinen Spass. Er hat auch nicht allzu gerne andere Kinder. Mit einem Jungen ist er gut befreundet und mit 2 geht es so. Aber auch dort treten die selben Probleme auf. Mit seiner kleinen Schwester spielt er total viel und gut und die liebt er auch über alles. In der Spielgruppe ist er zurückhaltend und schaut eher zu als aktiv mitzumachen.

Hier einige Beispiele:

Er nimmt dem anderen Jungen die Schaufel weg und wirft ihn ins Gebüsch.
Und macht dies nicht 1x od. 2x sondern 10/15x.

Alle Kinder wollen über einen Baumstamm laufen und am Ender " abegumpe". Es setzt sich extra darauf und weigert sich wegzugehen.

Sein Freund gräbt im Sandkasten ein Loch. Er schüttet absichtlich immer wieder Sand hinein.

Er "tschutet" den Ball absichtlich immer wieder den Abhang hinunter, obwohl das andere Kind mit ihm Fussbell spielen will.

Sein Freund baut mit den Legos einen Zoo, er findet allerding die Tiere müssen nun
mit dem Zirkus mitfahren und Packt sie alle auf den Anhänger.


Zureden hilft nichts (Er sagt dann ich solle ihn in Ruhe lassen und weggehen. Er will mir gar nicht zuhören), auch ihn schnell vom Geschehen wegnehmen hilft nicht.
Er macht es immer wieder auch wenn der andere schon längst weint oder wütend wird. Ich versuche ihm auch zu zeigen was er stattdessen zun kann. Das will er nicht! Er nimmt von mir gar keine Hilfe oder Anregung an.
Es liegt auch nicht daran das die anderen nicht mit ihm spielen wollen. Wenn er sich aber so schwierig verhält wird es den anderen Kindern irgendwann " z blöd". Was ich auch verstehen kann.

Das geht nun schon lange Zeit so, aber es wird nicht wirklich besser.
Wenn ich ihn am abend frage was er gut und was er nicht so gut gemacht hat weiss er es genau!

Kann ich etwas tun?

Ich habe es auch schon mit Belohnungskleberli versucht. Damit war es ganz kurze Zeit etwas besser.
Ich erwarte ja nicht dass mein Sohn ein Engel wird aber ein schöner, entspannter Tag gemeinsam mit Freunden wäre schon toll.

Lg
Rarawa

Re: Schwieriges Verhalten

BeitragVerfasst: 01.07.2010, 00:02
von Kathrin Buholzer
Hallo Kathrin,

mein 4 Jahre alter Sohn ist lieb, fantasievoll immer voller Energie und total Unternehmungslustig.
Wenn ich mit ihm zu Hause oder alleine (mit kleiner Schwester) unterwegs bin habe ich keine Probleme.
Gehen wir allerdings zu anderen auf Besuch (mit od. ohne Kinder), bekommen Besuch oder treffen uns mit Jemandem auf dem Spielplatz, fangen die Probleme an. Ich bin echt am Verzweifeln. Er hört mir überhaupt nicht zu und wird zu einem richtigen "Querolant" und "Zleidläbi".

Solche Situationen, die nicht der Norm entsprechend, vom Alltag abweichen sind für viele Kinder ganz ungewohnt und schwierig. Versuch deshalb immer gut vorauszuplanen. Sag ihm immer wo ihr hingeht, was ihr dort tut, wer dort sein wird, wie lange ihr bleibt. Sprich mit ihm auch über Regeln und versuch positiv zu formulieren. Also sag ihm, was du von ihm erwartest. Unmittelbar bevor ihr dann auf den Spielplatz, erinnere ihn an die Regeln.
Manchmal hilft es, den Kindern etwas ins Spiel zu helfen. Also ihm gewisse Aufgaben geben, dass er Sachen suchen soll, einen schönen Sandkuchen backen, Blätter holen usw.
Wichtig ist auch immer zu beobachten, in welchen Situationen er das tut. Ist er unsicher, hat ihn jemand geärgert, hat es ihm zu viele Kinder? Wenn man der Ursache auf den Grund geht, dann kann man auch etwas besser darauf reagieren und vor allem oft schon etwas vorbeugen.
Wenn Kinder sich so benehmen, ist das nicht weil sie jemanden ärgern wollen, sondern weil sie keinen andern Weg wissen.


Wesshalb er dies tut kann er mir auch nicht erklären. Es macht mit ihm wirklich keinen Spass. Er hat auch nicht allzu gerne andere Kinder. Mit einem Jungen ist er gut befreundet und mit 2 geht es so. Aber auch dort treten die selben Probleme auf. Mit seiner kleinen Schwester spielt er total viel und gut und die liebt er auch über alles. In der Spielgruppe ist er zurückhaltend und schaut eher zu als aktiv mitzumachen.

Hier einige Beispiele:

Er nimmt dem anderen Jungen die Schaufel weg und wirft ihn ins Gebüsch.
Und macht dies nicht 1x od. 2x sondern 10/15x.

Lass ihn das nicht 10-15 Mal machen. Geh zu ihm, sag ihm, dass er damit aufhören soll und was er stattdessen tun soll. Gib ihm allenfalls eine Alternative. Vielleicht möchte er ja auch gerne eine Schaufel haben, vielleicht will er aber auch nur mit dem Jungen in Kontakt treten. Wenn er es wieder tut, dann geh zu ihm sag ihm: Du hast jetzt wieder die Schaufel weggeschmissen, jetzt kommst du einen Moment aus dem Sandkasten raus. Lass ihn dann bei dir auf die Bank sitzen oder verlass auch kurz einen Moment den Spielplatz mit ihm. Gib ihm dann die Chance das "richtige" Verhalten wieder zu üben. Also sag ihm dann: Wir gehen jetzt wieder rein und ich möchte, dass du dem Jungen die Schaufel lässt.

Alle Kinder wollen über einen Baumstamm laufen und am Ender " abegumpe". Es setzt sich extra darauf und weigert sich wegzugehen.

Auch hier das gleiche Spiel. Sag ihm was du von ihm möchtest. Biete ihm evt. eine Alternative an. "Ach so, du möchtest gerne ein Reiter sein und der Baum ist dein Pferd. Komm wir suchen ein anderes Pferd (Baum) für dich." Wenn er nicht weggehen will, dann nimm ihn einen Moment aus der Situation raus und lass ihn dann wieder zurück gehen.

Sein Freund gräbt im Sandkasten ein Loch. Er schüttet absichtlich immer wieder Sand hinein.

Zeig ihm, wie und wo er selber ein Loch graben und es wieder zuschütten kann. Zu dieser Situation gibt es übrigens ein lustiges Bilderbuch. Weiss nicht, ob du es kennst. Du findest es hier im Shop, unter Streit und Versöhnung. Es heisst: Timo und Matteo wollen nicht das Gleiche : http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... inder.html

Er "tschutet" den Ball absichtlich immer wieder den Abhang hinunter, obwohl das andere Kind mit ihm Fussbell spielen will.

Gib ihm auch hier einen Auftrag. Vielleicht könnt ihr mit 2 Stöcken ein Tor machen. Oder versuchen mit dem Ball einen Baum zu treffen.. usw.


Sein Freund baut mit den Legos einen Zoo, er findet allerding die Tiere müssen nun
mit dem Zirkus mitfahren und Packt sie alle auf den Anhänger.

Zureden hilft nichts (Er sagt dann ich solle ihn in Ruhe lassen und weggehen. Er will mir gar nicht zuhören), auch ihn schnell vom Geschehen wegnehmen hilft nicht.

Es bleibt dir aber nix anderes übrig. Er muss merken, dass es dir ernst ist, auch wenn ihm das vielleicht nicht passt.

Er macht es immer wieder auch wenn der andere schon längst weint oder wütend wird. Ich versuche ihm auch zu zeigen was er stattdessen zun kann. Das will er nicht! Er nimmt von mir gar keine Hilfe oder Anregung an.
Es liegt auch nicht daran das die anderen nicht mit ihm spielen wollen. Wenn er sich aber so schwierig verhält wird es den anderen Kindern irgendwann " z blöd". Was ich auch verstehen kann.

Gerade deshalb scheint er mir wichtig mal genau hinzuschauen, warum und in welchen Situationen er denn das tut.
Versuch dich auch mal darauf zu achten, dass du immer, wenn er was gut macht (gerade im Zusammenhang mit diesen Situationen) du ihn wirklich lobst und ihm genau sagst, WAS dir gefallen hat. Pass auf, dass du nicht ins Negative fällst, also nicht: "Endlich, hast du mal nicht so blöd getan."
Kinder können sich nämlich auch angewöhnen sich schlecht zu benehmen, weil wir sie manchmal nicht genügend beachten, wenn sie sich gut verhalten...


Das geht nun schon lange Zeit so, aber es wird nicht wirklich besser.

Wenn ich ihn am abend frage was er gut und was er nicht so gut gemacht hat weiss er es genau!
Das ist eine schwierige Frage für ein Kind. Versuch wenn möglich den Tag positiv abzuschliessen. Zähle vor allem die Dinge auf, die gut gelaufen sind. Lobe und ermutige ihn.


Kann ich etwas tun?

Ich habe es auch schon mit Belohnungskleberli versucht. Damit war es ganz kurze Zeit etwas besser.
Ich erwarte ja nicht dass mein Sohn ein Engel wird aber ein schöner, entspannter Tag gemeinsam mit Freunden wäre schon toll.

Kleberli sind da gar nicht nötig. Es ist ja auch etwas schwierig zu entscheiden, war das jetzt noch ein "gutes" Verhalten oder schon nicht mehr so. Versuch viel mehr, ihn zu loben und ihm positives Feedback zu geben, wenn etwas gut geklappt hat oder auch wenn er sich Mühe gegeben hat.

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder mit Fragen, Feedback oder mehr Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin



Lg
Rarawa