Seite 1 von 1

2-Jährige - wie soll ich es richtig machen?

BeitragVerfasst: 07.05.2010, 21:53
von mommy-1980
Hallo Kathrin,

ich freue mich, deine Seite gefunden zu haben. Eigentlich war ich auf der Suche nach einer Art Mütterberatung, doch dies hier ist viel besser.
Deine Videos hab ich soweit auch schon alle gesehen. Sie sind sehr hilfreich ! Das ist echt eine tolle Idee !

Doch ich werde meine Sorgen trotzdem nicht los. Zu uns:
Meine Tochter ist zwei Jahre. Ihr Papa ist nur WE zu Hause, da er auswärts arbeitet. Wir wohnen auf dem Lande, sie ist ein absolutes Wunschkind ! Seit einem Jahr geht sie in den Kindergarten, da ich auch berufstätig bin.
Sie kann so ein kleines Goldkind sein, lieb, lustig und verschmust. Aber oft ist sie das ganze Gegenteil. Dann geht sie nur auf Konfrontation ! Sie macht dann immer das Gegenteil und ignorriert bewußt meine Ansagen. Sie hat einen sehr starken Willen, den sie mit allen Mitteln durchsetzen will. Schon vor dem ersten Geburtstag hatte sie einen filmreifen Trotzanfall. Oft zieht es sich den ganzen Tag lang durch, oft auch mehrere Tage. Dann kommen Sätze wie: "Nein Mama, ich möchte nicht!" "Nein ! Lass mich!" Wenn sie ihren Willen nicht bekommt, dann folgt fürchterliches Weinen und Geschrei. Sie zieht sich dann nicht aus, nicht an. Irgenwann nehm ich sie und zieh sie unter Protest an. Bei jedem Satz widerspricht sie und weint und schreit. Dann hilft gar nichts mehr. Sie verfällt dann regelrecht in einen Jammerzustand. Es gibt einfach kein Einlenken ihrerseits. Oft tut ihr plötzlich irgendetwas weh und sie übertreibt fürchterlich. Sie ist sehr pfiffig, spricht schon gut und erfindet oft Gründe, um irgendetwas nicht tun zu können oder zu müssen. Wenn ich denke, ok, jetzt müsste mein Verhalten bei jedem anderen Kind Resonanz zeigen - bei ihr nicht ! Sie ist so hartnäckig ! Motivieren funktionierte bei ihr immer schon schlecht. Ignorieren bringt in diesen Extremsituationen auch nicht viel. Konsequenzen ärgern sie dann sehr, aber es tritt keine Besserung ein. Sie will einfach nicht hören.
Ich denke oft, sie fordert mich heraus. Ihr Verhalten tritt unabhängig von der Anwesendheit des Papas auf.

Zu mir:
Ich bin übergenau. Ich möchte immer alles richtig machen. Manchmal fehlt mir einfach mein Bauchgefühl. Ich möchte ruhig bleiben, doch es gelingt mir nicht. Es gibt oft Tage, an denen ich extrem genervt bin. Wenn alles funktioniert, dannn geht´s mir gut, doch wenn nicht, werde ich schnell ungehalten, laut und ungerecht. In Ausnahmefällen gibt es einen Klapps auf den Po von mir. Ich weiß, es ist nicht richtig, manchmal weine ich dann abends wenn sie schläft, weil ich so ungerecht zu ihr war. Aber sie treibt mich manchmal einfach an meine Grenzen. Schon als Säuglich. Ich wollte um jeden Preis Stillen, doch sie war anderer Meinung. Nach vier Monaten zufüttern musste ich aufgeben.
Mir ist aufgefallen, dass ich innerlich sehr unruhig bin, sobald sie bei mir ist. Eine Art Leistungsdruck?

Das Verhältnis zu meiner eigenen Mutter ist sehr gestört. Sie war alleinerziehend. Ich konnte es ihr als Kind nie recht machen, bis heute nicht (ich bin 30). Immer hat sie etwas zu nörgeln und zu meckern. Gerne schreibt sie mir heute noch Sachen vor. Ich bin nicht gerne in Ihrer Nähe. Ich werde ihr immer ähnlicher im Verhalten. Ich glaube mein schlechtes Verhältnis zu ihr, stört meine Beziehung zu meinem Kind. Ich möchte ihr gerne die Schuld geben... Sie sagt immer, wie viel sie mit mir zusammen gemacht hat, doch ich habe keine Bindung zu meiner Mutter?! Als Kind hab ich sie oft gehasst.

Ich möchte doch nur eine gute Mami sein.

Re: 2-Jährige - wie soll ich es richtig machen?

BeitragVerfasst: 10.05.2010, 00:30
von Kathrin Buholzer
Hallo Kathrin,

ich freue mich, deine Seite gefunden zu haben. Eigentlich war ich auf der Suche nach einer Art Mütterberatung, doch dies hier ist viel besser.
Hallo, schön, dass du hier bist und danke fürs Lob!

Deine Videos hab ich soweit auch schon alle gesehen. Sie sind sehr hilfreich ! Das ist echt eine tolle Idee !

Doch ich werde meine Sorgen trotzdem nicht los. Zu uns:
Meine Tochter ist zwei Jahre. Ihr Papa ist nur WE zu Hause, da er auswärts arbeitet. Wir wohnen auf dem Lande, sie ist ein absolutes Wunschkind ! Seit einem Jahr geht sie in den Kindergarten, da ich auch berufstätig bin.
Sie kann so ein kleines Goldkind sein, lieb, lustig und verschmust. Aber oft ist sie das ganze Gegenteil. Dann geht sie nur auf Konfrontation ! Sie macht dann immer das Gegenteil und ignorriert bewußt meine Ansagen.

Das ist völlig normal, wenn auch anstrengend, da sie mitten in der Trotzphase ist.

n der Trotzphase, so ab 2 Jahren erwacht der eigene Wille des Kindes und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. Das Wort "Nein" erhält eine ganz wichtige Bedeutung. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Kind in erster Linie gegen seine Eltern wendet, sondern vielmehr, dass das Kind leidet, dass es seine Wünsche nicht selber erfüllen kann.
D.h., es ist in dieser Phase nicht mehr in der Lage die Situation zu überblicken oder zu kontrollieren und gerät darum völlig aus den Fugen.
Deine Tochter versucht immer mehr ihre eigenen Wege zu gehen und stösst dabei natürlich und immer wieder an"natürliche" Grenzen. Und sie merkt auch, dass du nicht alles so machst und sagst, wie sie das gerne möchten.

(Hier noch ein paar Erläuterungen aus dem familienhandbuch.de)
>>Diese ersten Erfahrungen mit dem eigenen Willen und den damit verbundenen aggressiven Gefühlen und Konfliktsituationen bzw. der Umgang damit, werden zu Grunderfahrungen, die das weitere Leben des Kindes er- oder entmutigend prägen werden. Die Kinder erlernen im Idealfall, dass:

... es ist gut, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erproben, und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen.
... Konfliktsituationen nichts wirklich Bedrohliches sind und zum Leben dazugehören und Lösungen gefunden werden können.
... Konfliktsituationen innere und äußere Spannungen erzeugen. Diese Spannungen sind aber auszuhalten und müssen nicht durch andere Tätigkeiten (z.B. Essen) abreagiert oder sogar verdrängt werden.
... es seine Gefühle äußern und zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern halten das aus, bewerten sie nicht, sondern helfen ihm dabei, sie zunehmend in Worte zu fassen und auszudrücken. "Auch wenn ich um mich schlage, schreie und tobe, werde ich von meinen Eltern gemocht."
... bewältigte Konflikte Ereignisse sind, auf die man gemeinsam zurückblicken kann und welche die Beziehung vertiefen.
... es macht Spaß, eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn manchmal Schmerz und Enttäuschung mit dabei sind. Das Kind verzweifelt nicht, da es von seinen Eltern unterstützt wird, es immer wieder neu zu versuchen. >>

Verhindern kannst du solche Trotzanfälle nicht. Es gibt allerdings ein paar Sachen die du tun kannst, damit es vielleicht nicht gar so häufig vorkommt.
- Lass ihr genügend Freiraum, renn nicht ständig hinter ihr her und versuch, sie nicht mit Anweisungen zu zutexten.
- Stell Regeln auf, aber nicht zu viele und sei konsequent, wenn diese nicht beachtet werden.
- Achte darauf, dass du ihr nicht alles abnimmst und ihr dann nur deine Hilfe anbietest, wenn sie nicht weiterkommt. Ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun."
- Plane immer gut voraus: Teile den Tag in kleine "Häppchen". Sag ihr, was du jetzt tust, was du von ihr erwartest. Ich sag dem immer "laut denken".
Sag ihr bevor ihr z.B bevor ihrweg geht, wo ihr hingeht, wie lange, was ihr dort tut. (Einfach nur etwas shoppen, etwas ganz bestimmtes kaufen, muss sie Kleider probieren...) Sprich mit ihr über Regeln, sag ihr was du von ihr erwartest, formuliere positiv. Bevor ihr dann ins Geschäft rein geht, sprich mit ihr nochmals über die Regeln und was ihr abgemacht habt. "Ich möchte, dass du in meiner Nähe bleibst, mich vorher fragst, wenn du etwas nehmen möchtest..."

- Oft ist es auch möglich in gewissen Dingen zu verhandeln. D.h du kannst ihr eine Auswahl geben und sie kann dann selber entscheiden, was sie möchte. ("Soll ich dir die Hand geben, oder willst du alleine raufgehen?" " Möchtest du die blaue oder die grüne Hose anziehen." usw. Einen Kompromiss eingehen, verhandeln, aber nur dort wo es auch wirklich Sinn macht.

- In Situationen in denen sie sich ärgert, nützt es oft auch, wenn du versuchst sie abzulenken. Manchmal merkst du auch schon vorher, dass es bald zu einem Trotzanfall kommt, dann kannst du mit dem Ablenkungsmanöver schon etwas früher anfangen.
Vorausplanen. Sag ihr immer früh genug, was als nächstes passiert, so dass sie sich schon frühzeitig darauf einstellen kann.
Versuche dem Wutanfall möglichst wenig Beachtung zu schenken.

Auch wenns stressig und oft auch nervig ist. Lass dich davon nicht beeindrucken. Wenns dich ärgert, verlass einen Moment den Raum. Oft nützt es auch, wenn man einfach einen Schritt zurück steht, sein Kind aus den Augenwinkeln beobachtet und denkt: "Alles ok, ich habe ein ganz normales Kind." Lass dich nicht erpressen, schimpfe auch nicht mit ihr. Bleib ruhig und standhaft und wenn der Anfall vor bei ist, dann geh wieder zu ihr und sage: "Schön, dass du dich wieder beruhigt hast, jetzt kannst du mir zeigen, was du genau tun wolltest, ich helfe dir."

Ganz wichtig ist auch, dass du den Fokus aufs Positive legst. Tut sie etwas, das dir gefällt, das du öfter von ihr sehen möchtest, dann lobe und ermutige sie und sag ihr genau, WAS dir gefallen hat. "Toll, dass du grad gemacht hast, was ich dir gesagt habe." Pass auf, dass du nicht ins Negative fällst. "Endlich bist du grad gekommen und hast nicht wieder so laut geschrien..."

Ich kann dir dazu das Trotzvideo empfehlen, schau es dir ruhig noch einmal an. Clip 32 (Wenn Engel, Bengel werden)
http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... basar.html


Sie hat einen sehr starken Willen, den sie mit allen Mitteln durchsetzen will. Schon vor dem ersten Geburtstag hatte sie einen filmreifen Trotzanfall. Oft zieht es sich den ganzen Tag lang durch, oft auch mehrere Tage. Dann kommen Sätze wie: "Nein Mama, ich möchte nicht!" "Nein ! Lass mich!" Wenn sie ihren Willen nicht bekommt, dann folgt fürchterliches Weinen und Geschrei.

Plane immer gut voraus. Sag ihr frühzeitig, was jetzt dann passiert und was du von ihr möchtest. Im Clip 41, hab ich auch noch ein paar nützliche Tipps zum Thema "Anweisungen" gegeben.
Wenn sie nicht will, oder weint, dann lass sie einfach einen Moment. Ignoriere sie, geh aus dem Zimmer und lass sie einfach einen Moment.


Sie zieht sich dann nicht aus, nicht an. Irgenwann nehm ich sie und zieh sie unter Protest an.

Genau das wird sie auch wissen. "Ich schrei jetzt einfach so lange, bis die Mama kommt und die zieht mich ja dann an..."

Bei jedem Satz widerspricht sie und weint und schreit. Dann hilft gar nichts mehr. Sie verfällt dann regelrecht in einen Jammerzustand. Es gibt einfach kein Einlenken ihrerseits.

Auch hier hilft nur ignorieren. Du kannst sie einfach einen Moment in diesem Zustand lassen und gar nicht mehr darauf eingehen, kannst sie aber auch ablenken. Gib ihr etwas zu tun, zeig ihr etwas, sprich mit ihr über etwas, das sie gerne hat, dann vergessen Kinder das Jammern oft von selber...

Oft tut ihr plötzlich irgendetwas weh und sie übertreibt fürchterlich.

Hier kannst du sie einfach ignorieren oder was manchmal mehr hilft ist, wirklich hinzugehen und zu sagen: "Oje, das scheint dir jetzt aber ganz furchtbar weh zu tun, komm ich puste mal ganz fest, oder hol dir etwas Salbe..." usw. Wenn sich Kinder ernst genommen fühlen und man sich kurz um ihr Wehwehchen kümmert, dann ist es oft auch schnell vergessen...

Sie ist sehr pfiffig, spricht schon gut und erfindet oft Gründe, um irgendetwas nicht tun zu können oder zu müssen. Wenn ich denke, ok, jetzt müsste mein Verhalten bei jedem anderen Kind Resonanz zeigen - bei ihr nicht ! Sie ist so hartnäckig !

Auch das ist in diesem Alter völlig normal!

Motivieren funktionierte bei ihr immer schon schlecht.
Kannst du mir da ein paar Beispiele geben? Welche Situationen und wie motivierst du sie?

Ignorieren bringt in diesen Extremsituationen auch nicht viel.

Hilft aber doch meistens mehr, als ständig auf sie einzureden. Es bringt ihr nicht viel und du wirst nur hässig. Also zieh dich lieber einen Moment zurück und geh dann wieder zu ihr, wenn sie sich beruhigt hat. Schreib mir doch auch hier ein paar Beispiele auf, ok?

Konsequenzen ärgern sie dann sehr, aber es tritt keine Besserung ein.

Welche Konsequenzen wählst du denn? Was erwartest du denn genau von ihr?

Sie will einfach nicht hören.
Das hat oft damit zu tun, dass wir Eltern es nicht richtig formulieren. Achte dich einmal auf deine Anweisungen. Dazu kann ich dir nochmals die beiden Videos zum Thema Erziehungsfallen empfehlen, Clip 26 und 27
http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... basar.html


Ich denke oft, sie fordert mich heraus. Ihr Verhalten tritt unabhängig von der Anwesendheit des Papas auf.

Zu mir:
Ich bin übergenau. Ich möchte immer alles richtig machen. Manchmal fehlt mir einfach mein Bauchgefühl. Ich möchte ruhig bleiben, doch es gelingt mir nicht. Es gibt oft Tage, an denen ich extrem genervt bin. Wenn alles funktioniert, dannn geht´s mir gut, doch wenn nicht, werde ich schnell ungehalten, laut und ungerecht.
Ich denke du hast sehr hohe Erwartungen an dich aber auch an deine Tochter. Viele Dinge, die du von ihr verlangst, kann sie von ihrer Entwicklung noch gar nicht.

Ich kopiere dir hier ein paar wichtige Infos zum Thema Entwicklungsstand eines 2-3 Jährigen aus dem Familenhandbuch rein. Damit du siehst, wo dein Kind steht und warum es gewisse Dinge einfach noch gar nicht anders kann:

>>>>>>>>>Je mehr sich Ihr Kind sein eigenes Bild von der Welt macht, umso stärker spürt es, wie es in Konflikt kommt mit sich selbst oder den Bildern und Wünschen anderer. Es ist daher typisch für Kinder in diesem Alter, dass sie unter der "Qual der Wahl" leiden. Sie erfahren, dass sie als eigenständige Persönlichkeit Entscheidungen treffen können. Oft können sie aber noch nicht überblicken, dass diese Entscheidungen auch Folgen haben. Der Entschluss, jetzt Dreirad zu fahren, schließt die Möglichkeit aus, gleichzeitig Ball zu spielen. Solche Situationen erlebt Ihr Kind nun oft und ist daher fast ständig angespannt, unruhig und unsicher. Diese Gefühle drückt Ihr Kind aus, indem es sich, von außen betrachtet, destruktiv und planlos verhält. Damit zeigt es jedoch nur, wie es mit der Entscheidung kämpft. Gefühlsmäßig fährt Ihr Kind in dieser Zeit Achterbahn: Es schwankt in seinen Empfindungen zwischen den Extremen. Mal fühlt es sich groß und mächtig, dann wieder klein und schwach. Durch all diese Turbulenzen ist das Kind in dieser Entwicklungsphase alles andere als flexibel. Es besteht mit fast zwanghafter Pedanz darauf, dass im Alltag alles seinen bestimmten Platz behält und bestimmte Reihenfolgen eingehalten werden. Es hat außerdem Schwierigkeiten, von einer Beschäftigung umzuschalten auf eine andere. Das führt vielleicht dazu, dass sich einfache Anforderungen, wie zum Beispiel der Aufbruch zum Einkaufen, durch zeitraubende Verzögerungstaktiken Ihres Kindes unendlich in die Länge ziehen. Deshalb ist es häufig ein Kampf, wenn Ihr Kind ins Bett gehen soll. Ihr Kind steht zwischen zwei Wünschen: Es möchte sowohl an der Welt der Erwachsenen teilnehmen als auch seinem Bedürfnis nach Ruhe und Schlaf nachgeben. Also verzögert es den Zeitpunkt der Entscheidung durch alle möglichen Ablenkungsmanöver.

Gewissen und moralische Grundsätze

Die Fähigkeit, sich in andere hineinversetzen zu können, ist die Voraussetzung für das Entstehen der "psychischen Instanz" Gewissen. Viele Eltern sind unsicher, wie stark sie regelnd eingreifen sollen, wenn Ihr Kind mit anderen Menschen umgeht. Gerade unter Gleichaltrigen herrschen oft Umgangsformen, die Sie als Erwachsener mit Ihren moralischen Grundsätzen nicht gutheißen können und wollen. Mutwillig zerstört ein Kind die Bauwerke des anderen und wendet alle Formen der körperlichen Gewalt an. Kratzen, Beißen und Schlagen sind (bis zu einer gewissen Grenze) altersgemäße Verhaltensweisen, mit denen Ihr Kind ausprobiert, wie sein Gegenüber reagiert. Wie fühlt sich der andere, wenn der gebaute Turm zerstört wird oder wie fühlt sich das Kind, wenn der eigene Turm umgestoßen wird? Diese Frage stellen sich Kinder in diesem Alter erst, wenn sie das Bauwerk bereits umgeworfen haben. Kleine Auseinandersetzungen nutzen allen beteiligten Kindern. Das eine lernt nach und nach, mit dem anderen mitzufühlen und ihn nicht mehr mutwillig zu ärgern. Das andere erfährt, wie man Frustrationen erträgt. Sie dürfen solche Situationen bis zu einer gewissen Grenze ruhig zulassen. Wenn Sie Ihr Kind für sein unsoziales Verhalten sofort bestrafen, unterlässt es in Zukunft dieses Verhalten nur aus Angst vor der Strafe. Es erhält nicht die Gelegenheit, ein auf ehrliches Mitgefühl begründetes Gewissen zu entwickeln. Natürlich sollten Sie körperliche Auseinandersetzungen im Auge behalten, damit sich die Kinder nicht verletzen. Auch wenn Ihr Kind pausenlos auf diese Art Kontakt aufnimmt, sollten Sie einschreiten.

Werden Sie oder die anderen Eltern bei einem Konflikt von den Kindern um Hilfe gerufen, sollten Sie auch Stellung dazu beziehen. Dann ist es wichtig, den Kindern zu sagen: Türme zu zerstören ist nicht in Ordnung!

Außerdem sollten Sie - gemeinsam mit anderen Eltern - darauf achten, dass Ihre Kinder nicht die "Gesetze des Dschungels" etablieren. Nur der setzt sich durch, der stärker draufhaut - zu dieser Erkenntnis dürfen Kinder nicht kommen.

Trotzphase - die "kleine Pubertät"

Irgendwann im dritten Lebensjahr sind viele Eltern der Verzweiflung nahe und erkennen ihr Kind nicht wieder. Vielleicht weigert sich auch Ihr Kind, den einfachsten Aufforderungen und Wünschen nachzukommen, reagiert nicht mehr auf Rufen und gerät aus geringstem Anlass in ausufernde und zerstörerische Wut. Es ist dann in seinen Handlungen nicht mehr berechenbar, da es innerhalb kurzer Zeit völlig gegensätzliches Verhalten zeigt. Es will beispielsweise getröstet werden, gerät dann aber in Wut, wenn Sie sich seiner annehmen. An diesen Stellen wird der innere Konflikt Ihres Kindes sichtbar. Diese entwicklungspsychologische Übergangsphase ähnelt in gewisser Weise der Pubertät im Jugendlichenalter - es geht um Abgrenzung von den Eltern und Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Bisher hat sich Ihr Kind in seinen Handlungen und Einstellungen an seinen Eltern orientiert. Es hat sie sogar für einen Teil seiner eigenen Person gehalten. Plötzlich wird ihm klar, dass es eine eigenständige Persönlichkeit ist und sein Handeln selbst verursacht. Es beginnt daher, mit dieser neu gewonnenen Erkenntnis zu experimentieren. Dadurch lernt Ihr Kind, die Folgen des eigenen Handelns einzuschätzen und verantwortungsvoll damit umzugehen. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg - jetzt fühlt es sich noch an vielen Stellen überfordert.

Widerstände und trotzige Reaktionen beinhalten in diesem Alter immer die Botschaft: "Ich bin ich, und du bist du, deshalb will ich etwas anderes als du!"

Ihr Kind verweigert trotzig fast alles und bestimmt damit zunehmend den Alltag. Immer öfter gipfelt sein Verhalten in Wutausbrüchen, in denen Sie Ihr Kind nicht mehr erreichen - so sehr hat es sich in seine Wut "eingehüllt". Zu diesen Szenen führt, dass Ihr Kind nicht flexibel ist und Situationen nicht planen kann. Ihr Kind ist mit etwas beschäftigt und versucht, ein gedachtes Ziel zu erreichen. Wird es durch die Umstände oder durch Ihr Einschreiten daran gehindert, dann ist es nicht in der Lage, sich einen anderen Weg als den gedachten vorzustellen. Es kann auch keine Alternativvorschläge annehmen. Der Wutanfall ist, wie bereits beim "Fremdeln" beschrieben, ein Systemzusammenbruch - Ihr Kind weiß absolut nicht mehr, wie es sich jetzt verhalten könnte. Je mehr es sich in seiner neuen Situation ausprobiert hat, umso unwichtiger wird das Trotzen. Auch die Sprachentwicklung trägt zu einem stabileren Gleichgewicht Ihres Kindes bei: Je besser es sich ausdrücken kann, desto genauer kann es seine Bedürfnisse vermitteln. Gleichzeitig bedeutet ein höheres Sprachniveau, dass das Denken Ihres Kindes differenzierter wird. Das ermöglicht ihm mehr Flexibilität.>>>>>>>>>


In Ausnahmefällen gibt es einen Klapps auf den Po von mir. Ich weiß, es ist nicht richtig, manchmal weine ich dann abends wenn sie schläft, weil ich so ungerecht zu ihr war. Aber sie treibt mich manchmal einfach an meine Grenzen. Schon als Säuglich. Ich wollte um jeden Preis Stillen, doch sie war anderer Meinung. Nach vier Monaten zufüttern musste ich aufgeben.

Versuch dich vielleicht etwas mehr von den Idealvorstellungen zu lösen. Jedes Kind ist anders, und jedes entwickelt sich unterschiedlich schnell. Versuch deinen eigenen Weg zu finden und dich nicht von "so sollte es doch aber in diesem Alter sein" Meinungen zu beeinflussen.
Wenn du merkst, dass es dich ärgert oder sie dich zur Weissglut bringt, steh einen Schritt zurück, wenn nötig verlass einen Moment den Raum. Zähle langsam auf 10, atme tief durch, geh auf den Balkon, trink einen Kaffee... Schau, dass du nicht zu nah an ihr dran bist und begib dich nicht auf die kindliche Ebene. Einen Klaps auf den Po, gibt man immer dann, wenn man hilflos ist und sich nicht anders zu helfen wusste. Wenn es dir mal passiert, sag ihr, dass es nicht ok war und überleg dir auch, was genau passiert ist und was du das nächste Mal anders machen könntest.


Mir ist aufgefallen, dass ich innerlich sehr unruhig bin, sobald sie bei mir ist. Eine Art Leistungsdruck?

So wie du es beschreibst, denke ich schon. Du hast sehr hohe Erwartungen, die du aber auch deine Tochter fast nicht erfüllen können.


Das Verhältnis zu meiner eigenen Mutter ist sehr gestört. Sie war alleinerziehend. Ich konnte es ihr als Kind nie recht machen, bis heute nicht (ich bin 30). Immer hat sie etwas zu nörgeln und zu meckern.

Vielleicht hast du da auch schon etwas davon übernommen, bei deiner Tochter? ;-)

Gerne schreibt sie mir heute noch Sachen vor. Ich bin nicht gerne in Ihrer Nähe. Ich werde ihr immer ähnlicher im Verhalten. Ich glaube mein schlechtes Verhältnis zu ihr, stört meine Beziehung zu meinem Kind. Ich möchte ihr gerne die Schuld geben... Sie sagt immer, wie viel sie mit mir zusammen gemacht hat, doch ich habe keine Bindung zu meiner Mutter?! Als Kind hab ich sie oft gehasst.

Ich kann dich gut verstehen, auch dass dich das immer noch begleitet. Trotzdem solltest du versuchen, das so gut es geht abzuschütteln. DU bist jetzt die Mama und DU hast jetzt die Möglichkeit, es mit deiner Tochter anders zu machen. Wichtig ist, dass du den Fokus aufs Positive legst, deiner Tochter dann ein Feedback gibst, wenn etwas gut geklappt hat.

Ich möchte doch nur eine gute Mami sein.
Das bist du auch! Und trotzdem nicht perfekt. Bin ich auch nicht... :-)
Es ist toll, wenn wir gute Eltern sein wollen, doch der Anspruch perfekt zu sein, bringt nur Ärger und Stress.

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin

Re: 2-Jährige - wie soll ich es richtig machen?

BeitragVerfasst: 13.06.2010, 12:55
von imwebersteg
Liebe Mami1980
Auch ich verzweifle manchmal, weil ich ein so wildes und extrem hartnäckiges Kind habe. Mein Sohn wird nun bald 3 Jahre alt und zeigt ganz ähnliches Verhalten wie deine Tochter. Er ist wirklich wilder als andere Kinder in diesem alter. Es geht schon so weit, dass zwei Kolleginnen mit Kindern den Kontakt zu mir abgebrochen haben... mein Sohn war bei Besuchen zeitweise dermassen "ausgeflippt", ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Eine Verwandte hat mir bereits jetzt Material über ADS gegeben, von meinen Eltern höre ich auch nur, dass ich halt härter zu diesem Kind sein müsse. Er müsse jetzt endlich "folgen" lernen... , jemand meinte sogar, ich soll ihm halt Beruhigungsmittel geben, wenn ich fort gehe!! :-(( Ja ich habe manche schlaflose Nacht hinter mir, etliche Ratgeber gelesen, mit Leuten gesprochen... und ich habe dabei in den letzten Monaten selber einen grossen Prozess durchgemacht durch die ganzen Vorfälle. Ich bin nun soweit, dass ich ganz fest zu mir selber stehen kann. Und auch zu meinem Kind. Ich muss mir immer wieder innerlich sagen: dein Kind ist nun mal so wie er ist und das ist gut so. Sei froh, hast du nicht ein 08/15-Kind. Stell dir vor, wenn es erwachsen ist, dann wird dein Kind einen starken Willen haben und sich durchsetzen können. Es wird nein sagen können und nicht gleich aufgeben. Mach dir gewiss, dass dies positive Eigenschaften sind, die ihm später im Leben von Nutzen sind. Für uns als Mütter sind diese Kinder eine Herausforderung, wir haben es in der Hand, sie zu fördern und ihre Energie positiv zu lenken. Lass dein Kind wild und sich selber sein! Versuch, zu ihm und zu dir zu stehen, sei du selber und ignoriere die sogenannt gut gemeinten Ratschläge von Leuten, die die Situation eh nicht beurteilen können. Verlass dich auf dich selber, dann kommt es gut. Mir hat dies enorm geholfen. Ich habe immer noch Tage des Zweifels, weine abends, wenn es wieder mal ausgeufert war, suche oft die Elternplanetseite auf. Doch ich habe irgendwie eine innere Sicherheit gewonnen. Ich sehe einen starken erwachsenen Mann vor mir. Das gibt mir Mut.

Ich hoffe, dass es dich aufmuntert zu lesen, dass es auch andere Mütter gibt, denen es geht wie dir.
Liebe Grüsse imwebersteg