Tochter 15 Monate lässt mich keinen Schritt machen zu HAUSE

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Tochter 15 Monate lässt mich keinen Schritt machen zu HAUSE

Beitragvon moniumdoris » 06.05.2010, 09:26

Liebe Kathrin

Ich habe eine Tochter und sie ist 15 Monate alt. Zurzeit lässt sie mich keinen Schritt machen. Entferne ich mich von Ihr beginnt sie zu weinen oder auch zu schreien. Krank oder so ist sie glaub ich nicht. Haushalt alles bleibt liegen. Im moment mache ich nur das nötigste und mache der Rest am Abend wenn ihr Vater da ist oder in der Zeit wenn sie in der Krippe ist. Dort geht sie 1 1/2 Tage. ich versuche auch mit Ihr fangen oder so zu spielen während dem Aufräumen das funkzioniert ganz gut aber Geschirr waschen oder so geht übergaupt nicht. Soll ich mich eher durchsetzen und mein Ding durchziehen oder ist es besser auf Ihr Bedürfniss einzugehen und Zeit mit Ihr zu verbringen? Kannst du mir helfen?

Noch eine Frage was stellt man mit Kinder in dem Alter an wenn es draussen nur Regnet? Normaler weise gehe ich mit Ihr Spazieren und auf den Spielplatz gibt es gute Spiele in dem Alter? grüsse Doris
moniumdoris
 
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Re: Tochter 15 Monate lässt mich keinen Schritt machen zu HAUSE

Beitragvon Kathrin Buholzer » 08.05.2010, 01:44


Hallo Doris
Ich kann dir mal ein paar grundsätzliche Tipps zum Thema Selbstständig werden geben:

Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist). Wenn dein Kind etwas nicht schafft, vielleicht deshalb auch wütend wird, nimm ihm nicht immer die Arbeit ab und präsentier ihm grad die Lösung. Versuch zusammen mit ihm eine Lösung zu finden. Frag ihn, was er tun wollte und was nicht geklappt hat und überlegt euch, wie er das jetzt anpacken könnte. Gib ihm Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für ihn. (Das natürlich erst, wenn das Kind das auch versteht)
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Sie sind fast pausenlos beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen. Trotzdem ist das Kind oft unzufrieden und quengelig. Überleg dir einmal wie du dich fühlen würdest, wenn du ein unselbstständiger Erwachsener wärst.
Genau so muss sich auch ein unselbstständiges Kind fühlen, so nach dem Motto: "ich kann das nicht allein, ich brauche ständig einen Erwachsenen um mich herum, ohne Erwachsene bin ich hilflos, ich kann es eh nicht allein, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Die Erwachsenen müssen immer für mich da sein, damit meine Wünsche erfüllt werden. Sie müssen sich pausenlos mit mir beschäftigen, sonst wirds mir Langweilig und ich mache Blödsinn."
Ein unselbstständiges Kind hat auch das Gefühl, dass es Dinge im Alltag gar nicht selber erledigen kann, weil sie ihm ja meistens von einem Erwachsenen abgenommen werden. Häufig unterstützen wir dieses Gefühl mit Aussagen wie: "Dafür bist du noch zu klein, warte ich helf dir, du kannst das noch nicht." Das Kind wird abhängig von den Erwachsenen und es lernt auch nicht Verantwortung zu übernehmen und auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Es wird bequem egoistisch und nützt andere aus. Ausserdem ist ihm oft Langweilig, weil es gar nie richtig gelernt hat sich selber zu beschäftigen. Ein unselbstständiges Kind hat oft wenig Selbstwertgefühl. Es ist oft unsicher, manchmal schüchtern, mutlos aber auf alle volle hat es ganz hohe Ansprüche an uns Eltern und wird zum Tyrannen. Das vor allem auch, weil es wenig Widerstand spürt und auch nicht gelernt hat mit unangenehmen Situationen fertig zu werden.

Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst nicht, ihm alles erlauben, alles durchgehen lassen. Es ist das Gegenteil von abhängig sein, angewiesen sein auf den anderen. Also möglichst früh, das selber zu tun, was möglich ist, ohne dass jemand hilft oder es für einen erledigt.
Was heisst das jetzt genau? Versuch immer wieder im Alltag deinem Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Doch wenn wir es tun, dann werden die Kinder auch weniger am eigenen "Rockzipfel" hängen.

Lass dein Kind die Dinge die es selbst tun kann auch selber tun. Beobachte dein Kind und wenn du merkst, dass es Hilfe braucht, dann sei ihm eine Stütze, zieh dich aber dann auch wieder zurück.

Versuch ihn mit kleinen Dingen zu unterstützen.
Sag ihm immer genau, was du von ihm erwartest. Wenn du merkst, dass er es noch nicht alleine schafft, dann frag ihn, was er als erstes tun muss: "z.B wenn du deine Schuhe anziehen willst, was musst du zuerst machen?" - "Den Verschluss aufmachen." - "Genau, und dann...?" Geh mit ihm das schön Schritt für Schritt durch, lobe und ermutige ihn.

Versuch möglichst viele Sachen zu erledigen, wenn er dabei ist. Auch grad im Haushalt. Suche interessante Beschäftigungen für ihn, lass ihn mithelfen. Versuch ihm konkrete Beschäftigungs-Vorschläge zu geben. Kinder in diesem Alter können oft noch nicht ohne Anregung selber spielen. Du kannst auch mal einen Wecker stellen, so dass sie z.B 5 Minuten, etwas alleine macht und du dann wieder zu ihm gehst. Gerade auch für dich, zur Kontrolle.

Dass er dich im Moment keinen Schritt alleine machen lässt, ist normal.
Fünf entwicklungsbedingte Angstformen begleiten Menschen ein Leben lang: die Körperkontaktverlustangst, die Achtmonatsangst und die Trennungsangst sind die Ängste, die bis zum dritten Lebensjahr, oder auch darüber hinaus vor allem auftauchen. Trennungsangst kommt bei so gut wie jedem Kind vor. Kinder fangen zu weinen an, wenn vertraute Menschen sich kurz aus der direkten Umgebung entfernen. Am stärksten ist diese Trennungsangst im Alter von 8 bis 18 Monaten.


Am Samstag geht er immer mit Papi ins Babyschwimmen. Dieses Mal bin ich wieder einmal mitgegangen. Es ging gar nicht. Er wollt die ganze Zeit zu mir und hat auch öfters geweint, was sonst mit Papi alleine super klappt. Einmal in der Woche, wenn ich arbeite, ist er bei meinen Eltern. Dort hängt er meiner Mutter am Hosenbein. Abends wenn Papi mit ihm spielt kommt er ca. alle 10-15min. schauen ob ich noch da bin und auch dann muss ich ihn hochnehmen.

Wichtig ist, dass ihr immer gut vorausplant. Sagt ihm immer was als nächstes passiert und was ihr von ihm möchtet. Ich sage dem immer "Laut denken". Lass ihn wissen, was du jetzt dann grad tust, damit er von der Situation nicht überrascht wird. Du kannst ihm auch sagen. mit wem er jetzt dann dies oder jenes machen muss. Lass den Papi ruhig etwas mit ihm alleine machen und freu dich über diese kurze Freizeit. Wenn ihr beide da seid, dann ist es wichtig, dass er weiss, wer jetzt was mit ihm tut. z.B am Abend kannst du einen Teil des "zu Bett geh Rituals", den anderen Teil deinem Mann ausführen lassen. z.B ziehst du ihm das Pischi an. Du kannst auch mit ihm Zähne putzen und dein Mann dann z.B mit ihm die Geschichte erzählen. Sag ihm vorher, den Ablauf, damit er weiss was auf ihn zukommt. Wenn er weint oder nicht mit dem Papa das Buch anschauen will, dann sag ihm einfach, dass es ok ist, dass er aber dann einfach ohne Geschichte ins Bett geht. Bleib standhaft und haltet euch an den Ablauf. Wenn das dann klappt, dass dein Mann wieder einzelne Teile im Ablauf übernimmt, dann achtet auch darauf, dass ihr mit dem "ins Bett bringen" abwechselt. Wenn immermöglich soll auch dein Mann ihn ins Bett bringen, auch wenn du zu Hause bist. Dann wird das zur Selbstverständlichkeit und nicht zur Ausnahme. Lass ihn dann wirklich von A-Z alles mit dem Papa machen. Du kannst dann am Schluss noch Gute Nacht sagen.

Wieviel Mittelpunkt du ihm zugestehst, das kannst du selber bestimmen. Es ist wichtig und schön, dass du ihm viel Zuwendung gibst, dass du für ihn da bist, dass du ihn lieb hast, aber lass dich nicht zu sehr von ihm "einspannen". Auch wenn er mal kurz einen Moment weinen muss, wenn du schnell was erledigst, ist das ok. Du kannst ja mit ihm reden oder ein Lied singen, auch von weit her, damit er deine Stimme hört und keine Angst haben muss.


Den Abendschoppen kann natürlich auch nur Mami geben. Von den Nächten möchte ich gar nicht sprechen. Obwohl er alleine in seinem Zimmer einschläft kommt er jede Nacht zu mir ins Bett.

Zum Thema Schlafen, hab ich schon mal ein Video gemacht. Schau doch mal hier, Clip 23 - Jetzt schlaf endlich:
http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... basar.html


Wenn ich andere Kinder in unserer Umgebung beobachte, die im gleichen Alter sind, ist mir noch nie aufgefallen, dass eines so anhänglich ist wie unser Sohn.

Das ist schwierig zu beurteilen, weil du diese Kinder ja nur einen kurzen Moment siehst, da gibt es sicherlich auch anhängliche Situationen... :-)

Die ganze Situation wird mir doch langsam zu viel. Er erdrückt mich mit seinem Bedürfnis nach Nähe fast. Ich habe manchmal das Gefühl fast keine Freiräume mehr zu haben. Ich weiss aber auch, dass man die Zeit der Nähe geniessen sollte. Die Zeit wo sie unsere Nähe nicht mehr wollen kommt ja noch früh genug.

]Er kann sich das natürlich auch ein Stück angewöhnt haben... Wichtig ist, dass du diese "Umklammerung" wieder etwas löst. Schau, dass ihr zusammen immer wieder schöne Momente habt, sei es während des Tages, nach dem Mittag am Nachmittag und dann auch am Abend, vor dem Einschlafen und er nicht zu einem kleinen "Tyrannen" wird... ;-)
Du darfst dich nicht selber aufgeben. Es ist wichtig, dass du selber auch zur Ruhe kommst und auch mal Zeit für dich hast. Ausserdem muss dein Sohn auch lernen, dass er auch mal alleine etwas machen kann.


Ich weiss wirklich nicht mehr weiter.

Vielleicht kannst du mir einen guten Rat geben.

Liebe Grüsse
corsin79

Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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